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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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selber in der Heimath, sondern daß er auf der Land¬
straße enden werde. Auch gingen Monate dahin, be¬
vor er seinem Ziele näher rückte. Aber es war Som¬
merszeit, die Straße führte durch reiche vaterländische
Gauen und das Ehrenkreuz, der pulvergeschwärzte,
kugeldurchlöcherte Mantel, der verstümmelte Arm von
Waterloo waren warme Fürsprecher des armen In¬
validen und seines blassen Kindes. Es fand sich so
mancher Fuhrmann oder Schiffer, der die Beiden
für einen Gotteslohn eine Strecke beförderte, mancher
Wirth, der die Herberge nicht anrechnete, und manche
Hand, die ungebeten einen Zehrpfennig oder Wander¬
bissen reichte. Mußte dann auch wohl einmal unter
freiem Himmel genächtigt werden, so war das eine
alte Gewohnheit für den Soldaten der Legion; die
Nacht war kurz und er erwachte kräftiger als seit Jah¬
ren in der dumpfen Kammer nach einem wüsten Zech¬
gelag.

Alles in Allem: die Zeit dieser Wanderung war
nicht die böseste in August Müllers Leben. Er hätte
länger, ja er hätte sein Lebtag wandern mögen, wenn
nicht der Zug gegen den Türken ihn doch noch mäch¬
tiger gelockt. Für seine kleine Begleiterin aber, so
oft sie in ihren Lumpen unter einem Regenguß zu¬

ſelber in der Heimath, ſondern daß er auf der Land¬
ſtraße enden werde. Auch gingen Monate dahin, be¬
vor er ſeinem Ziele näher rückte. Aber es war Som¬
merszeit, die Straße führte durch reiche vaterländiſche
Gauen und das Ehrenkreuz, der pulvergeſchwärzte,
kugeldurchlöcherte Mantel, der verſtümmelte Arm von
Waterloo waren warme Fürſprecher des armen In¬
validen und ſeines blaſſen Kindes. Es fand ſich ſo
mancher Fuhrmann oder Schiffer, der die Beiden
für einen Gotteslohn eine Strecke beförderte, mancher
Wirth, der die Herberge nicht anrechnete, und manche
Hand, die ungebeten einen Zehrpfennig oder Wander¬
biſſen reichte. Mußte dann auch wohl einmal unter
freiem Himmel genächtigt werden, ſo war das eine
alte Gewohnheit für den Soldaten der Legion; die
Nacht war kurz und er erwachte kräftiger als ſeit Jah¬
ren in der dumpfen Kammer nach einem wüſten Zech¬
gelag.

Alles in Allem: die Zeit dieſer Wanderung war
nicht die böſeſte in Auguſt Müllers Leben. Er hätte
länger, ja er hätte ſein Lebtag wandern mögen, wenn
nicht der Zug gegen den Türken ihn doch noch mäch¬
tiger gelockt. Für ſeine kleine Begleiterin aber, ſo
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[42/0049] ſelber in der Heimath, ſondern daß er auf der Land¬ ſtraße enden werde. Auch gingen Monate dahin, be¬ vor er ſeinem Ziele näher rückte. Aber es war Som¬ merszeit, die Straße führte durch reiche vaterländiſche Gauen und das Ehrenkreuz, der pulvergeſchwärzte, kugeldurchlöcherte Mantel, der verſtümmelte Arm von Waterloo waren warme Fürſprecher des armen In¬ validen und ſeines blaſſen Kindes. Es fand ſich ſo mancher Fuhrmann oder Schiffer, der die Beiden für einen Gotteslohn eine Strecke beförderte, mancher Wirth, der die Herberge nicht anrechnete, und manche Hand, die ungebeten einen Zehrpfennig oder Wander¬ biſſen reichte. Mußte dann auch wohl einmal unter freiem Himmel genächtigt werden, ſo war das eine alte Gewohnheit für den Soldaten der Legion; die Nacht war kurz und er erwachte kräftiger als ſeit Jah¬ ren in der dumpfen Kammer nach einem wüſten Zech¬ gelag. Alles in Allem: die Zeit dieſer Wanderung war nicht die böſeſte in Auguſt Müllers Leben. Er hätte länger, ja er hätte ſein Lebtag wandern mögen, wenn nicht der Zug gegen den Türken ihn doch noch mäch¬ tiger gelockt. Für ſeine kleine Begleiterin aber, ſo oft ſie in ihren Lumpen unter einem Regenguß zu¬

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/49>, abgerufen am 22.11.2024.