derkehren und sich dauernd in Reckenburg niederlassen. Ein fixer Gehalt für den Dienst im Schlosse wurde bewilligt, und zu freierer Bewegung in ihrer Kunst -- den im Dorfe erledigten Posten einer Wehmutter eingeschlossen -- das Waldhäuschen eingeräumt, das ursprünglich für den fürstlichen Hundewärter errichtet worden war, da aber der Fürst mit seiner Meute ausgeblieben, nicht als unveränderliches Erhaltungs¬ inventar betrachtet zu werden brauchte. Ein Gärt¬ chen, ein Stück Ackerland, freier Holzbedarf boten nicht minder lockenden Vortheil, und so sehen wir denn im folgenden Herbst Muhme Justine zur Zufrieden¬ heit eingerichtet, und als Helferin bei jeglicher Leibes¬ noth in Schloß und Umgegend hochgeehrt. Die Tränke, welche sie aus selbstgesammelten Kräutern zu brauen verstand, halfen für Fieber und Verschlag, und hal¬ fen sie einmal nicht, so hatte der liebe Himmel es eben anders bescheert, und die des Doctors würden noch weniger geholfen haben. Mit den Apothekern der Umgegend wurde ein lebhaftes Droguengeschäft unterhalten; so fleißig die Hände sich rührten, sie lang¬ ten kaum aus, den vielseitigen Ansprüchen zu genü¬ gen. Die Alte im Grafenschloß und die Alte im "Hundehaus" wetteiferten in jener Zeit in der Kunst
derkehren und ſich dauernd in Reckenburg niederlaſſen. Ein fixer Gehalt für den Dienſt im Schloſſe wurde bewilligt, und zu freierer Bewegung in ihrer Kunſt — den im Dorfe erledigten Poſten einer Wehmutter eingeſchloſſen — das Waldhäuschen eingeräumt, das urſprünglich für den fürſtlichen Hundewärter errichtet worden war, da aber der Fürſt mit ſeiner Meute ausgeblieben, nicht als unveränderliches Erhaltungs¬ inventar betrachtet zu werden brauchte. Ein Gärt¬ chen, ein Stück Ackerland, freier Holzbedarf boten nicht minder lockenden Vortheil, und ſo ſehen wir denn im folgenden Herbſt Muhme Juſtine zur Zufrieden¬ heit eingerichtet, und als Helferin bei jeglicher Leibes¬ noth in Schloß und Umgegend hochgeehrt. Die Tränke, welche ſie aus ſelbſtgeſammelten Kräutern zu brauen verſtand, halfen für Fieber und Verſchlag, und hal¬ fen ſie einmal nicht, ſo hatte der liebe Himmel es eben anders beſcheert, und die des Doctors würden noch weniger geholfen haben. Mit den Apothekern der Umgegend wurde ein lebhaftes Droguengeſchäft unterhalten; ſo fleißig die Hände ſich rührten, ſie lang¬ ten kaum aus, den vielſeitigen Anſprüchen zu genü¬ gen. Die Alte im Grafenſchloß und die Alte im „Hundehaus“ wetteiferten in jener Zeit in der Kunſt
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[202/0209]
derkehren und ſich dauernd in Reckenburg niederlaſſen.
Ein fixer Gehalt für den Dienſt im Schloſſe wurde
bewilligt, und zu freierer Bewegung in ihrer Kunſt
— den im Dorfe erledigten Poſten einer Wehmutter
eingeſchloſſen — das Waldhäuschen eingeräumt, das
urſprünglich für den fürſtlichen Hundewärter errichtet
worden war, da aber der Fürſt mit ſeiner Meute
ausgeblieben, nicht als unveränderliches Erhaltungs¬
inventar betrachtet zu werden brauchte. Ein Gärt¬
chen, ein Stück Ackerland, freier Holzbedarf boten
nicht minder lockenden Vortheil, und ſo ſehen wir denn
im folgenden Herbſt Muhme Juſtine zur Zufrieden¬
heit eingerichtet, und als Helferin bei jeglicher Leibes¬
noth in Schloß und Umgegend hochgeehrt. Die Tränke,
welche ſie aus ſelbſtgeſammelten Kräutern zu brauen
verſtand, halfen für Fieber und Verſchlag, und hal¬
fen ſie einmal nicht, ſo hatte der liebe Himmel es
eben anders beſcheert, und die des Doctors würden
noch weniger geholfen haben. Mit den Apothekern
der Umgegend wurde ein lebhaftes Droguengeſchäft
unterhalten; ſo fleißig die Hände ſich rührten, ſie lang¬
ten kaum aus, den vielſeitigen Anſprüchen zu genü¬
gen. Die Alte im Grafenſchloß und die Alte im
„Hundehaus“ wetteiferten in jener Zeit in der Kunſt
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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/209>, abgerufen am 22.11.2024.
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