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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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gesprochen werden würde, als dieser endlich zu der
Ueberzeugung gelangt war, daß er nichts mehr konnte.
Während dieses Interims starb Vater Faber; sein
Sohn war volljährig, das heißt einundzwanzig Jahre,
ein vermögender, unabhängiger Mann. Und das war
der Zeitpunkt, in welchem meine Eltern die Rettung
der kleinen Dorl von ihm erwarteten.

Denn in solchen Widersprüchen, -- oder Aus¬
gleichungen? -- gefällt sich die Natur: dieser Mensch,
der keinen Sinn zu haben schien, als für die leibli¬
chen Verirrungen der Creatur; kein Bedürfniß, als
deren Herstellung, keine Leidenschaft, als den Ehrgeiz
des Meisterwerdens in seiner Kunst, derselbe Mensch,
als ob seine Organe der Erholung bedürften, fühlte
sich mit einem eben so frühen, ausschließlichen Ver¬
langen einem Wesen zugetrieben, dem heilsten und
schönsten, das sich in seinem Gesichtskreise erspähen
ließ. Dieses Wesen war seine kleine Nachbarin Do¬
rothee.

Schon als Wiegenkind soll er sie mit Entzücken
betrachtet, er, der Ruhelose, oft stundenlang in ihrem
Anblick verweilt haben; späterhin wurde sie nicht seine
Gespielin, aber das einzige Spielwerk, das er jemals
gehegt. Er brachte ihr Näschereien, Blumen, allerlei

geſprochen werden würde, als dieſer endlich zu der
Ueberzeugung gelangt war, daß er nichts mehr konnte.
Während dieſes Interims ſtarb Vater Faber; ſein
Sohn war volljährig, das heißt einundzwanzig Jahre,
ein vermögender, unabhängiger Mann. Und das war
der Zeitpunkt, in welchem meine Eltern die Rettung
der kleinen Dorl von ihm erwarteten.

Denn in ſolchen Widerſprüchen, — oder Aus¬
gleichungen? — gefällt ſich die Natur: dieſer Menſch,
der keinen Sinn zu haben ſchien, als für die leibli¬
chen Verirrungen der Creatur; kein Bedürfniß, als
deren Herſtellung, keine Leidenſchaft, als den Ehrgeiz
des Meiſterwerdens in ſeiner Kunſt, derſelbe Menſch,
als ob ſeine Organe der Erholung bedürften, fühlte
ſich mit einem eben ſo frühen, ausſchließlichen Ver¬
langen einem Weſen zugetrieben, dem heilſten und
ſchönſten, das ſich in ſeinem Geſichtskreiſe erſpähen
ließ. Dieſes Weſen war ſeine kleine Nachbarin Do¬
rothee.

Schon als Wiegenkind ſoll er ſie mit Entzücken
betrachtet, er, der Ruheloſe, oft ſtundenlang in ihrem
Anblick verweilt haben; ſpäterhin wurde ſie nicht ſeine
Geſpielin, aber das einzige Spielwerk, das er jemals
gehegt. Er brachte ihr Näſchereien, Blumen, allerlei

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[123/0130] geſprochen werden würde, als dieſer endlich zu der Ueberzeugung gelangt war, daß er nichts mehr konnte. Während dieſes Interims ſtarb Vater Faber; ſein Sohn war volljährig, das heißt einundzwanzig Jahre, ein vermögender, unabhängiger Mann. Und das war der Zeitpunkt, in welchem meine Eltern die Rettung der kleinen Dorl von ihm erwarteten. Denn in ſolchen Widerſprüchen, — oder Aus¬ gleichungen? — gefällt ſich die Natur: dieſer Menſch, der keinen Sinn zu haben ſchien, als für die leibli¬ chen Verirrungen der Creatur; kein Bedürfniß, als deren Herſtellung, keine Leidenſchaft, als den Ehrgeiz des Meiſterwerdens in ſeiner Kunſt, derſelbe Menſch, als ob ſeine Organe der Erholung bedürften, fühlte ſich mit einem eben ſo frühen, ausſchließlichen Ver¬ langen einem Weſen zugetrieben, dem heilſten und ſchönſten, das ſich in ſeinem Geſichtskreiſe erſpähen ließ. Dieſes Weſen war ſeine kleine Nachbarin Do¬ rothee. Schon als Wiegenkind ſoll er ſie mit Entzücken betrachtet, er, der Ruheloſe, oft ſtundenlang in ihrem Anblick verweilt haben; ſpäterhin wurde ſie nicht ſeine Geſpielin, aber das einzige Spielwerk, das er jemals gehegt. Er brachte ihr Näſchereien, Blumen, allerlei

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/130>, abgerufen am 22.11.2024.