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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Gegenseits wuchs dem Johannes der Mut/ als der König in Frankreich/ durch eine ansehnliche Legation/ ihm/ zu Ungarischen Kron/ gratuliren ließ. Welcher nachmals auch ihm/ deß Jahrs/ 30000. Ducaten/ an Subsidien/ gereicht haben soll.

Indessen rüstete sich Ferdinandus zu einem Feldzuge/ aus Teutschland nach Ungarn / nachdem er versichert genug war/ daß es ihm daselbst/ an einem starken Anhange und Zulauffe/ nicht fehlen würde. Dann/ wie gedacht/ so hatten ihn nicht allein der Palatin / sondern auch nunmehr fast alle (oder die meisten) Stände/ für ihren König (im Jahr 1527.) erkannt; hingegen die Wahl deß Johannis für ungültig erachtet/ um so viel mehr / weil selbiger Reichstag/ wider die Reichs-Gewonheit/ nicht/ durch den Palatin / angesetzt wäre. Hiebey warffen die Verständigsten auch darauf kein geringes Absehen/ daß Ferdinandus nicht allein ein grosser Fürst aus dem mächtigen Hause/ von Oestereich / sondern auch allbereit König im Böhmen/ und deß großmächtigsten Käisers Carls Bruder war.

Da er nun Ungarn erreichte/ sattelten auch meist alle die/ so vorhin auf Johannis Seiten gestanden/ um/ und fielen zum Könige Ferdinand. Darunter auch der Bann von Croatien/ Franciscus Battiani/ war: welcher den Kroaten und Sclavoniern einen Landtag ansetzte/ und sie allesämtlich dem Ferdinand zuneigte; ausgenommen den einigen Johann Banfy. Welchem Mann eine bessere Sache wäre zu wünschen gewest/ darinn er seine verwunderliche Standhafftigkeit hätte leuchten lassen. Weder mit Verheiß- noch Drohungen / noch Verbrennung seiner Güter/ noch durch Bitte seiner guten Freunde und Blutsverwandten / wolte er sich bewegen lassen/ von dem Könige Johann abzusetzen. Seine Frau fiel ihm zu Fruß/ und bat/ mit vielen Thränen/ er solte sich doch bequemen/ zu einer andren Resolution. Er antwortete ihr aber: Liebstes Weib! aller meiner andren Güter Verlust kan ich ertragen: es sind vielmehr Gaben deß Glücks/ als meine Eigenthümer: allein der Verlust meiner Treu fällt mir unerträglich. Dann diese hafftet nicht am Glück/ sondern ganz an mir: darum lasse ich lieber das Leben fahren/ dann sie. So bald ein Mensch Treu / Standhafftigkeit/ und den Ruhm seiner redlichen Amts-Leistung einbüsset/ soll man ihn für keinen Menschen mehr; sondern nur für einen Schatten vom Menschen/ achten.

Nachdem Johannes erfahren/ daß Ferdinandus/ in vollem Anzuge gegen Ofen/ begriffen; sammlete er/ bey Hattwan/ ein Lager/ und beorderte seine Generalen/ den Bodo/ und Bakitz/ den Donau-Strand zu besetzen: damit Ferdinand gehindert würde/ Ofen einzunehmen. Aber diese wurden/ von den gegen über stehenden Teutschen/ mit dem Geschütze/ bald unterrichtet/ daß da keine bleibende Stätte für sie wäre: also kehrten sie wieder um zum Johannes/ ins Lager. Weil dannoch hiedurch Johannes indessen die Beschaffenheit und Stärke deß Teutschen

De Raewa fol. 70.

Gegenseits wuchs dem Johannes der Mut/ als der König in Frankreich/ durch eine ansehnliche Legation/ ihm/ zu Ungarischen Kron/ gratuliren ließ. Welcher nachmals auch ihm/ deß Jahrs/ 30000. Ducaten/ an Subsidien/ gereicht haben soll.

Indessen rüstete sich Ferdinandus zu einem Feldzuge/ aus Teutschland nach Ungarn / nachdem er versichert genug war/ daß es ihm daselbst/ an einem starken Anhange und Zulauffe/ nicht fehlen würde. Dann/ wie gedacht/ so hatten ihn nicht allein der Palatin / sondern auch nunmehr fast alle (oder die meisten) Stände/ für ihren König (im Jahr 1527.) erkannt; hingegen die Wahl deß Johannis für ungültig erachtet/ um so viel mehr / weil selbiger Reichstag/ wider die Reichs-Gewonheit/ nicht/ durch den Palatin / angesetzt wäre. Hiebey warffen die Verständigsten auch darauf kein geringes Absehen/ daß Ferdinandus nicht allein ein grosser Fürst aus dem mächtigen Hause/ von Oestereich / sondern auch allbereit König im Böhmen/ und deß großmächtigsten Käisers Carls Bruder war.

Da er nun Ungarn erreichte/ sattelten auch meist alle die/ so vorhin auf Johannis Seiten gestanden/ um/ und fielen zum Könige Ferdinand. Darunter auch der Bann von Croatien/ Franciscus Battiani/ war: welcher den Kroaten und Sclavoniern einen Landtag ansetzte/ und sie allesämtlich dem Ferdinand zuneigte; ausgenommen den einigen Johann Banfy. Welchem Mann eine bessere Sache wäre zu wünschen gewest/ darinn er seine verwunderliche Standhafftigkeit hätte leuchten lassen. Weder mit Verheiß- noch Drohungen / noch Verbrennung seiner Güter/ noch durch Bitte seiner guten Freunde und Blutsverwandten / wolte er sich bewegen lassen/ von dem Könige Johann abzusetzen. Seine Frau fiel ihm zu Fruß/ und bat/ mit vielen Thränen/ er solte sich doch bequemen/ zu einer andren Resolution. Er antwortete ihr aber: Liebstes Weib! aller meiner andren Güter Verlust kan ich ertragen: es sind vielmehr Gaben deß Glücks/ als meine Eigenthümer: allein der Verlust meiner Treu fällt mir unerträglich. Dann diese hafftet nicht am Glück/ sondern ganz an mir: darum lasse ich lieber das Leben fahren/ dann sie. So bald ein Mensch Treu / Standhafftigkeit/ und den Ruhm seiner redlichen Amts-Leistung einbüsset/ soll man ihn für keinen Menschen mehr; sondern nur für einen Schatten vom Menschen/ achten.

Nachdem Johannes erfahren/ daß Ferdinandus/ in vollem Anzuge gegen Ofen/ begriffen; sammlete er/ bey Hattwan/ ein Lager/ und beorderte seine Generalen/ den Bodo/ und Bakitz/ den Donau-Strand zu besetzen: damit Ferdinand gehindert würde/ Ofen einzunehmen. Aber diese wurden/ von den gegen über stehenden Teutschen/ mit dem Geschütze/ bald unterrichtet/ daß da keine bleibende Stätte für sie wäre: also kehrten sie wieder um zum Johannes/ ins Lager. Weil dannoch hiedurch Johannes indessen die Beschaffenheit und Stärke deß Teutschen

De Raewa fol. 70.
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        <p>Da er nun Ungarn erreichte/ sattelten auch meist alle die/ so vorhin auf Johannis            Seiten gestanden/ um/ und fielen zum Könige Ferdinand. Darunter auch der Bann von            Croatien/ Franciscus Battiani/ war: welcher den Kroaten und Sclavoniern einen Landtag            ansetzte/ und sie allesämtlich dem Ferdinand zuneigte; ausgenommen den einigen Johann            Banfy. Welchem Mann eine bessere Sache wäre zu wünschen gewest/ darinn er seine            verwunderliche Standhafftigkeit hätte leuchten lassen. Weder mit Verheiß- noch Drohungen /            noch Verbrennung seiner Güter/ noch durch Bitte seiner guten Freunde und Blutsverwandten           / wolte er sich bewegen lassen/ von dem Könige Johann abzusetzen. Seine Frau fiel ihm zu            Fruß/ und bat/ mit vielen Thränen/ er solte sich doch bequemen/ zu einer andren            Resolution. Er antwortete ihr aber: Liebstes Weib! aller meiner andren Güter Verlust kan            ich ertragen: es sind vielmehr Gaben deß Glücks/ als meine Eigenthümer: allein der            Verlust meiner Treu fällt mir unerträglich. Dann diese hafftet nicht am Glück/ sondern            ganz an mir: darum lasse ich lieber das Leben fahren/ dann sie. So bald ein Mensch Treu /            Standhafftigkeit/ und den Ruhm seiner redlichen Amts-Leistung einbüsset/ soll man ihn            für keinen Menschen mehr; sondern nur für einen Schatten vom Menschen/ achten. <note place="foot">De Raewa fol. 70.</note></p>
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[78/0086] Gegenseits wuchs dem Johannes der Mut/ als der König in Frankreich/ durch eine ansehnliche Legation/ ihm/ zu Ungarischen Kron/ gratuliren ließ. Welcher nachmals auch ihm/ deß Jahrs/ 30000. Ducaten/ an Subsidien/ gereicht haben soll. Indessen rüstete sich Ferdinandus zu einem Feldzuge/ aus Teutschland nach Ungarn / nachdem er versichert genug war/ daß es ihm daselbst/ an einem starken Anhange und Zulauffe/ nicht fehlen würde. Dann/ wie gedacht/ so hatten ihn nicht allein der Palatin / sondern auch nunmehr fast alle (oder die meisten) Stände/ für ihren König (im Jahr 1527.) erkannt; hingegen die Wahl deß Johannis für ungültig erachtet/ um so viel mehr / weil selbiger Reichstag/ wider die Reichs-Gewonheit/ nicht/ durch den Palatin / angesetzt wäre. Hiebey warffen die Verständigsten auch darauf kein geringes Absehen/ daß Ferdinandus nicht allein ein grosser Fürst aus dem mächtigen Hause/ von Oestereich / sondern auch allbereit König im Böhmen/ und deß großmächtigsten Käisers Carls Bruder war. Da er nun Ungarn erreichte/ sattelten auch meist alle die/ so vorhin auf Johannis Seiten gestanden/ um/ und fielen zum Könige Ferdinand. Darunter auch der Bann von Croatien/ Franciscus Battiani/ war: welcher den Kroaten und Sclavoniern einen Landtag ansetzte/ und sie allesämtlich dem Ferdinand zuneigte; ausgenommen den einigen Johann Banfy. Welchem Mann eine bessere Sache wäre zu wünschen gewest/ darinn er seine verwunderliche Standhafftigkeit hätte leuchten lassen. Weder mit Verheiß- noch Drohungen / noch Verbrennung seiner Güter/ noch durch Bitte seiner guten Freunde und Blutsverwandten / wolte er sich bewegen lassen/ von dem Könige Johann abzusetzen. Seine Frau fiel ihm zu Fruß/ und bat/ mit vielen Thränen/ er solte sich doch bequemen/ zu einer andren Resolution. Er antwortete ihr aber: Liebstes Weib! aller meiner andren Güter Verlust kan ich ertragen: es sind vielmehr Gaben deß Glücks/ als meine Eigenthümer: allein der Verlust meiner Treu fällt mir unerträglich. Dann diese hafftet nicht am Glück/ sondern ganz an mir: darum lasse ich lieber das Leben fahren/ dann sie. So bald ein Mensch Treu / Standhafftigkeit/ und den Ruhm seiner redlichen Amts-Leistung einbüsset/ soll man ihn für keinen Menschen mehr; sondern nur für einen Schatten vom Menschen/ achten. Nachdem Johannes erfahren/ daß Ferdinandus/ in vollem Anzuge gegen Ofen/ begriffen; sammlete er/ bey Hattwan/ ein Lager/ und beorderte seine Generalen/ den Bodo/ und Bakitz/ den Donau-Strand zu besetzen: damit Ferdinand gehindert würde/ Ofen einzunehmen. Aber diese wurden/ von den gegen über stehenden Teutschen/ mit dem Geschütze/ bald unterrichtet/ daß da keine bleibende Stätte für sie wäre: also kehrten sie wieder um zum Johannes/ ins Lager. Weil dannoch hiedurch Johannes indessen die Beschaffenheit und Stärke deß Teutschen De Raewa fol. 70.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/86>, abgerufen am 10.05.2024.