Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.und auf Margreten-Tag eine Friedens-Handlung ansetzten. Gegen solche Zeit/ schickte dieser leutselige Friedens-Engel / die Königinn/ ihre eigene Leib-Carosse/ welche sie voll Melonen hatte laden lassen / nach Wien: weil ihr nicht unbewust/ daß der Käiser ein sonderlicher Liebhaber dieser Frucht wäre. Bey Präsentirung derselben/ ließ sie bitten/ er möchte belieben/ seine Gesandten auf diesen Wagen sitzen zu lassen/ und mit annehmlichen Friedens-Vorschlägen / nach Preßburg abfertigen. Melonen machen doch besser Geblüt/ als Canonen/ oder eiserne Stück-Aepffel. Dem Käiser gefiel die Botschafft nicht übel; ließ ihm die Melonen wol schmecken/ theilte auch etliche derselben aus/ unter seine Herren/ die/ vor Andren/ wol bey ihm stunden; und befahl seinen Gesandten/ mit der Königinn Leib-Gutschen/ auf Preßburg zu fahren. Da man dann so lang miteinander handelte/ bis ein Vertrag darauf erfolgte; dabey bedungen worden / der König solte alles/ was er/ in diesem Kriege/ dem Käiser/ an Städten/ Schlössern / und andren Oertern/ abgezwungen/ wieder räumen; hingegen der Käiser den Ruckstand der funffzig tausend Gulden/ wo nicht in Baarschafft/ doch aufs wenigst an Kleinodien / erlegen; der gewesene Erz-Bischoff aber von Gran/ von diesem Frieden/ ausgesondert seyn. Zwischen hohen Häuptern/ seynd die Friedens-Schlüsse mehrmalen dem Venedischen Glas nicht ungleich/ welches/ von dem geringsten Anstoß/ in Stücken springt. Solche Gebrechlichkeit fand sich auch/ bey diesem neuen Frieden: und daß derselbe/ wie Glas / zersprang/ verursachte eben der ausgeschlossene neue Erz-Bischoff zu Salzburg. Welcher / weil seine Ländereyen noch/ in deß Königs Gewalt/ waren/ bey dem Käiser so viel auswirkte/ daß er/ mit höchster Ruin seines Landes/ diesem Flüchtlingen den versprochenen Schutz zu leisten/ den Vertrag aufhub/ und den Feindseligkeiten wiederum einen Anfang machte. Aber er hatte schlechtes Glück dabey. Seine Völker wurden/ vor dem belägertem Steyermärkischem Schloß/ weggeschlagen. Nachmals gab der Käiserliche General/ nebst etlichen Reichs-Hauptleuten/ den Ungarn zwar eine ziemliche Schlappen/ und eroberten / bey Bruck/ an der Leyta/ eine Feldschlacht: (im Jahr 1582.) aber König Matthias ersetzte diesen Verlust/ im folgenden 1483 sten Jahr/ durch Einnahme der Städte Haimburg / Seldenheim/ und Dieterichstein. Das Jahr 1484. fiel dem Käiser hart/ und dem Könige sehr günstig. Erstlich erlitten die Käiserlichen eine Niederlage/ auf der Donau; bald darauf/ verlohren sie ein Treffen / bey Korneuburg. Welches hierauf belägert/ und allererst im siebenden Monat/ durch Accord / eingenommen ward. Und dem folgten/ in gleichem Glück/ alle Plätze und Städte um Wien herum. Das bewegte den Käiser/ sich aus Oesterreich hinweg/ nach Grätz/ zu begeben; und zwar/ in seinem ziemlichhohen Alter. Und also stund die Hauptstadt Wien/ nunmehr/ für einen feindlichen Angriff/ unbedeckt. Es schickten zwar die zween Reichs-Augäpfel / Nürnberg und Augspurg/ auf Käiserliches Ersuchen/ jedwede zweenhundert Büchsen- und auf Margreten-Tag eine Friedens-Handlung ansetzten. Gegen solche Zeit/ schickte dieser leutselige Friedens-Engel / die Königinn/ ihre eigene Leib-Carosse/ welche sie voll Melonen hatte laden lassen / nach Wien: weil ihr nicht unbewust/ daß der Käiser ein sonderlicher Liebhaber dieser Frucht wäre. Bey Präsentirung derselben/ ließ sie bitten/ er möchte belieben/ seine Gesandten auf diesen Wagen sitzen zu lassen/ und mit annehmlichen Friedens-Vorschlägen / nach Preßburg abfertigen. Melonen machen doch besser Geblüt/ als Canonen/ oder eiserne Stück-Aepffel. Dem Käiser gefiel die Botschafft nicht übel; ließ ihm die Melonen wol schmecken/ theilte auch etliche derselben aus/ unter seine Herren/ die/ vor Andren/ wol bey ihm stunden; und befahl seinen Gesandten/ mit der Königinn Leib-Gutschen/ auf Preßburg zu fahren. Da man dann so lang miteinander handelte/ bis ein Vertrag darauf erfolgte; dabey bedungen worden / der König solte alles/ was er/ in diesem Kriege/ dem Käiser/ an Städten/ Schlössern / und andren Oertern/ abgezwungen/ wieder räumen; hingegen der Käiser den Ruckstand der funffzig tausend Gulden/ wo nicht in Baarschafft/ doch aufs wenigst an Kleinodien / erlegen; der gewesene Erz-Bischoff aber von Gran/ von diesem Frieden/ ausgesondert seyn. Zwischen hohen Häuptern/ seynd die Friedens-Schlüsse mehrmalen dem Venedischen Glas nicht ungleich/ welches/ von dem geringsten Anstoß/ in Stücken springt. Solche Gebrechlichkeit fand sich auch/ bey diesem neuen Frieden: und daß derselbe/ wie Glas / zersprang/ verursachte eben der ausgeschlossene neue Erz-Bischoff zu Salzburg. Welcher / weil seine Ländereyen noch/ in deß Königs Gewalt/ waren/ bey dem Käiser so viel auswirkte/ daß er/ mit höchster Ruin seines Landes/ diesem Flüchtlingen den versprochenen Schutz zu leisten/ den Vertrag aufhub/ und den Feindseligkeiten wiederum einen Anfang machte. Aber er hatte schlechtes Glück dabey. Seine Völker wurden/ vor dem belägertem Steyermärkischem Schloß/ weggeschlagen. Nachmals gab der Käiserliche General/ nebst etlichen Reichs-Hauptleuten/ den Ungarn zwar eine ziemliche Schlappen/ und eroberten / bey Bruck/ an der Leyta/ eine Feldschlacht: (im Jahr 1582.) aber König Matthias ersetzte diesen Verlust/ im folgenden 1483 sten Jahr/ durch Einnahme der Städte Haimburg / Seldenheim/ und Dieterichstein. Das Jahr 1484. fiel dem Käiser hart/ und dem Könige sehr günstig. Erstlich erlitten die Käiserlichen eine Niederlage/ auf der Donau; bald darauf/ verlohren sie ein Treffen / bey Korneuburg. Welches hierauf belägert/ und allererst im siebenden Monat/ durch Accord / eingenommen ward. Und dem folgten/ in gleichem Glück/ alle Plätze und Städte um Wien herum. Das bewegte den Käiser/ sich aus Oesterreich hinweg/ nach Grätz/ zu begeben; und zwar/ in seinem ziemlichhohen Alter. Und also stund die Hauptstadt Wien/ nunmehr/ für einen feindlichen Angriff/ unbedeckt. Es schickten zwar die zween Reichs-Augäpfel / Nürnberg und Augspurg/ auf Käiserliches Ersuchen/ jedwede zweenhundert Büchsen- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0072" n="64"/> und auf Margreten-Tag eine Friedens-Handlung ansetzten. Gegen solche Zeit/ schickte dieser leutselige Friedens-Engel / die Königinn/ ihre eigene Leib-Carosse/ welche sie voll Melonen hatte laden lassen / nach Wien: weil ihr nicht unbewust/ daß der Käiser ein sonderlicher Liebhaber dieser Frucht wäre. Bey Präsentirung derselben/ ließ sie bitten/ er möchte belieben/ seine Gesandten auf diesen Wagen sitzen zu lassen/ und mit annehmlichen Friedens-Vorschlägen / nach Preßburg abfertigen.</p> <p>Melonen machen doch besser Geblüt/ als Canonen/ oder eiserne Stück-Aepffel. Dem Käiser gefiel die Botschafft nicht übel; ließ ihm die Melonen wol schmecken/ theilte auch etliche derselben aus/ unter seine Herren/ die/ vor Andren/ wol bey ihm stunden; und befahl seinen Gesandten/ mit der Königinn Leib-Gutschen/ auf Preßburg zu fahren. Da man dann so lang miteinander handelte/ bis ein Vertrag darauf erfolgte; dabey bedungen worden / der König solte alles/ was er/ in diesem Kriege/ dem Käiser/ an Städten/ Schlössern / und andren Oertern/ abgezwungen/ wieder räumen; hingegen der Käiser den Ruckstand der funffzig tausend Gulden/ wo nicht in Baarschafft/ doch aufs wenigst an Kleinodien / erlegen; der gewesene Erz-Bischoff aber von Gran/ von diesem Frieden/ ausgesondert seyn.</p> <p>Zwischen hohen Häuptern/ seynd die Friedens-Schlüsse mehrmalen dem Venedischen Glas nicht ungleich/ welches/ von dem geringsten Anstoß/ in Stücken springt. Solche Gebrechlichkeit fand sich auch/ bey diesem neuen Frieden: und daß derselbe/ wie Glas / zersprang/ verursachte eben der ausgeschlossene neue Erz-Bischoff zu Salzburg. Welcher / weil seine Ländereyen noch/ in deß Königs Gewalt/ waren/ bey dem Käiser so viel auswirkte/ daß er/ mit höchster Ruin seines Landes/ diesem Flüchtlingen den versprochenen Schutz zu leisten/ den Vertrag aufhub/ und den Feindseligkeiten wiederum einen Anfang machte.</p> <p>Aber er hatte schlechtes Glück dabey. Seine Völker wurden/ vor dem belägertem Steyermärkischem Schloß/ weggeschlagen. Nachmals gab der Käiserliche General/ nebst etlichen Reichs-Hauptleuten/ den Ungarn zwar eine ziemliche Schlappen/ und eroberten / bey Bruck/ an der Leyta/ eine Feldschlacht: (im Jahr 1582.) aber König Matthias ersetzte diesen Verlust/ im folgenden 1483 sten Jahr/ durch Einnahme der Städte Haimburg / Seldenheim/ und Dieterichstein.</p> <p>Das Jahr 1484. fiel dem Käiser hart/ und dem Könige sehr günstig. Erstlich erlitten die Käiserlichen eine Niederlage/ auf der Donau; bald darauf/ verlohren sie ein Treffen / bey Korneuburg. Welches hierauf belägert/ und allererst im siebenden Monat/ durch Accord / eingenommen ward. Und dem folgten/ in gleichem Glück/ alle Plätze und Städte um Wien herum. Das bewegte den Käiser/ sich aus Oesterreich hinweg/ nach Grätz/ zu begeben; und zwar/ in seinem ziemlichhohen Alter. Und also stund die Hauptstadt Wien/ nunmehr/ für einen feindlichen Angriff/ unbedeckt. Es schickten zwar die zween Reichs-Augäpfel / Nürnberg und Augspurg/ auf Käiserliches Ersuchen/ jedwede zweenhundert Büchsen- </p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0072]
und auf Margreten-Tag eine Friedens-Handlung ansetzten. Gegen solche Zeit/ schickte dieser leutselige Friedens-Engel / die Königinn/ ihre eigene Leib-Carosse/ welche sie voll Melonen hatte laden lassen / nach Wien: weil ihr nicht unbewust/ daß der Käiser ein sonderlicher Liebhaber dieser Frucht wäre. Bey Präsentirung derselben/ ließ sie bitten/ er möchte belieben/ seine Gesandten auf diesen Wagen sitzen zu lassen/ und mit annehmlichen Friedens-Vorschlägen / nach Preßburg abfertigen.
Melonen machen doch besser Geblüt/ als Canonen/ oder eiserne Stück-Aepffel. Dem Käiser gefiel die Botschafft nicht übel; ließ ihm die Melonen wol schmecken/ theilte auch etliche derselben aus/ unter seine Herren/ die/ vor Andren/ wol bey ihm stunden; und befahl seinen Gesandten/ mit der Königinn Leib-Gutschen/ auf Preßburg zu fahren. Da man dann so lang miteinander handelte/ bis ein Vertrag darauf erfolgte; dabey bedungen worden / der König solte alles/ was er/ in diesem Kriege/ dem Käiser/ an Städten/ Schlössern / und andren Oertern/ abgezwungen/ wieder räumen; hingegen der Käiser den Ruckstand der funffzig tausend Gulden/ wo nicht in Baarschafft/ doch aufs wenigst an Kleinodien / erlegen; der gewesene Erz-Bischoff aber von Gran/ von diesem Frieden/ ausgesondert seyn.
Zwischen hohen Häuptern/ seynd die Friedens-Schlüsse mehrmalen dem Venedischen Glas nicht ungleich/ welches/ von dem geringsten Anstoß/ in Stücken springt. Solche Gebrechlichkeit fand sich auch/ bey diesem neuen Frieden: und daß derselbe/ wie Glas / zersprang/ verursachte eben der ausgeschlossene neue Erz-Bischoff zu Salzburg. Welcher / weil seine Ländereyen noch/ in deß Königs Gewalt/ waren/ bey dem Käiser so viel auswirkte/ daß er/ mit höchster Ruin seines Landes/ diesem Flüchtlingen den versprochenen Schutz zu leisten/ den Vertrag aufhub/ und den Feindseligkeiten wiederum einen Anfang machte.
Aber er hatte schlechtes Glück dabey. Seine Völker wurden/ vor dem belägertem Steyermärkischem Schloß/ weggeschlagen. Nachmals gab der Käiserliche General/ nebst etlichen Reichs-Hauptleuten/ den Ungarn zwar eine ziemliche Schlappen/ und eroberten / bey Bruck/ an der Leyta/ eine Feldschlacht: (im Jahr 1582.) aber König Matthias ersetzte diesen Verlust/ im folgenden 1483 sten Jahr/ durch Einnahme der Städte Haimburg / Seldenheim/ und Dieterichstein.
Das Jahr 1484. fiel dem Käiser hart/ und dem Könige sehr günstig. Erstlich erlitten die Käiserlichen eine Niederlage/ auf der Donau; bald darauf/ verlohren sie ein Treffen / bey Korneuburg. Welches hierauf belägert/ und allererst im siebenden Monat/ durch Accord / eingenommen ward. Und dem folgten/ in gleichem Glück/ alle Plätze und Städte um Wien herum. Das bewegte den Käiser/ sich aus Oesterreich hinweg/ nach Grätz/ zu begeben; und zwar/ in seinem ziemlichhohen Alter. Und also stund die Hauptstadt Wien/ nunmehr/ für einen feindlichen Angriff/ unbedeckt. Es schickten zwar die zween Reichs-Augäpfel / Nürnberg und Augspurg/ auf Käiserliches Ersuchen/ jedwede zweenhundert Büchsen-
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