Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.alles ernstlichen Ladens und Vorforderns/ nicht allein der Erscheinung sich halsstarrig weigerte; sondern auch den Erz-Herzog Albrecht/ zu einem Schutz-Herrn solches seines Frevels/ vorwendete/ ja alle Grenzen daß Gehorsams und unterthäniger Ehr-Furcht so weil überfuhr/ daß er sich erkühnte/ grosse Rauberey zu üben/ und so wol deß Käisers / als deß Bischoffs von Passau/ Dörffer und Höfe/ mit Feuer und Schwert zu verwüsten / am Mark und Tulner-Felde so ungescheut und gräulich mordete/ daß keine Obrigkeit die armen Leute für ihm schützen kunte. Und wiewol dieselbe alle gute Mittel/ deren der gottlose Meutenirer nicht würdig war/ vorkehrte; schlug er doch alles aus: angemerkt/ er sich darauf verließ/ daß Herzog Albrecht ihm die Stangen halten/ und ihn unterdrucken lassen würde. Darinn er auch nicht fehlte. Dann demselben hatte er/ und seines gleichen Zwietracht-Pflanzer/ so viel Gifft und Galle ins Herz geschüttet/ daß er sich deß Fronauers endlich offenbarlich an- und ihn unter seinen Schutz nahm. Jeder ist seines Gleichen hold. Deß Prinzen Albrechts Gemüt war bey weitem so viel Schatzes nicht werth / wie sein hoher Stand und Herkommen; sondern von Natur zu Lastern geneigt. Sein Leben hatte er von Jugen auf/ in Diensten der Uppigkeit und Wollust/ zugebracht. Er war gewohnt / bis in die tieffe Nacht hinein/ mit den Kindern von der Nacht/ das ist/ mit liederlichen/ ruchlosen und Sinn-verkehrten Leuten/ zu zechen. Deß Tags über/ steckte er/ mit seinen Hof-Leuten/ bey den Thieren/ als ein thierischer Fürst/ in den Wäldern / jagte dem Wilde nach/ und war selbst ein Wild/ so täglich/ von seinen eignen bösen Begierden/ wie von Jagt-Hunden/ gehetzt ward. Er verspendirte/ samt der Mässigkeit / und Sittsamkeit/ auch alle seine Sachen gar liederlich von der Hand weg: und fand also viel Sclaven seiner Verschwendung: Angemerkt um sich Vergeudung/ so lange sie noch was zu verschütten hat/ mehr Aufwarter um sich findt/ weder die Sparsamkeit. Die Laster gewinnen gemeiniglich einen häussigern Zulauff/ weder die Tugenden: Wie ein übelriechendes Eyter-fliessendes Aas/ von viel tausend Schmeis-Mucken; hingegen eine wol-riechende Blum/ nur von wenig Bienen/ angeflogen wird. Mit solcher lasterhafften vergeudrichen Leutseligkeit/ fesselte er den mehrern Theil deß Oesterreichischen Adels an sich/ und verruckte selbige Edel-Leute dergestalt von ihrer Pflicht/ daß sie/ mit Hindansetzung ihres/ dem Käiser eidlich - verbundenen/ Gelübds/ von seiner Majestät / schändlich/ Eid- und - Treu-brüchig abfielen/ sich dem Erz-Herzog Albrecht ergaben/ und demselben/ auf ein Neues/ mit einem Eidschwur/ verbanden. Worunter für die vornehmste und ansehnlichste Aufwickler geachtet worden/ Ulrich/ Stephan/ Oswald/ und Sigmund von Eyzingen/ Georg von Eckartsau/ Albrecht und Veit von Ebersdorff/ Georg von Seyseneck / Georg Wolff Reyter/ Albrecht von Pottendorff/ Niclas Truchseß von Starz/ Erhard Doß / Bernhard von Dachenstein/ und Sigmund Fritzendorffer. Auf diese Treu-vergessene/ bauete zwar der Erz - Herzog ein grosse Hoff- alles ernstlichen Ladens und Vorforderns/ nicht allein der Erscheinung sich halsstarrig weigerte; sondern auch den Erz-Herzog Albrecht/ zu einem Schutz-Herrn solches seines Frevels/ vorwendete/ ja alle Grenzen daß Gehorsams und unterthäniger Ehr-Furcht so weil überfuhr/ daß er sich erkühnte/ grosse Rauberey zu üben/ und so wol deß Käisers / als deß Bischoffs von Passau/ Dörffer und Höfe/ mit Feuer und Schwert zu verwüsten / am Mark und Tulner-Felde so ungescheut und gräulich mordete/ daß keine Obrigkeit die armen Leute für ihm schützen kunte. Und wiewol dieselbe alle gute Mittel/ deren der gottlose Meutenirer nicht würdig war/ vorkehrte; schlug er doch alles aus: angemerkt/ er sich darauf verließ/ daß Herzog Albrecht ihm die Stangen halten/ und ihn unterdrucken lassen würde. Darinn er auch nicht fehlte. Dann demselben hatte er/ und seines gleichen Zwietracht-Pflanzer/ so viel Gifft und Galle ins Herz geschüttet/ daß er sich deß Fronauers endlich offenbarlich an- und ihn unter seinen Schutz nahm. Jeder ist seines Gleichen hold. Deß Prinzen Albrechts Gemüt war bey weitem so viel Schatzes nicht werth / wie sein hoher Stand und Herkommen; sondern von Natur zu Lastern geneigt. Sein Leben hatte er von Jugen auf/ in Diensten der Uppigkeit und Wollust/ zugebracht. Er war gewohnt / bis in die tieffe Nacht hinein/ mit den Kindern von der Nacht/ das ist/ mit liederlichen/ ruchlosen und Sinn-verkehrten Leuten/ zu zechen. Deß Tags über/ steckte er/ mit seinen Hof-Leuten/ bey den Thieren/ als ein thierischer Fürst/ in den Wäldern / jagte dem Wilde nach/ und war selbst ein Wild/ so täglich/ von seinen eignen bösen Begierden/ wie von Jagt-Hunden/ gehetzt ward. Er verspendirte/ samt der Mässigkeit / und Sittsamkeit/ auch alle seine Sachen gar liederlich von der Hand weg: und fand also viel Sclaven seiner Verschwendung: Angemerkt um sich Vergeudung/ so lange sie noch was zu verschütten hat/ mehr Aufwarter um sich findt/ weder die Sparsamkeit. Die Laster gewinnen gemeiniglich einen häussigern Zulauff/ weder die Tugenden: Wie ein übelriechendes Eyter-fliessendes Aas/ von viel tausend Schmeis-Mucken; hingegen eine wol-riechende Blum/ nur von wenig Bienen/ angeflogen wird. Mit solcher lasterhafften vergeudrichen Leutseligkeit/ fesselte er den mehrern Theil deß Oesterreichischen Adels an sich/ und verruckte selbige Edel-Leute dergestalt von ihrer Pflicht/ daß sie/ mit Hindansetzung ihres/ dem Käiser eidlich - verbundenen/ Gelübds/ von seiner Majestät / schändlich/ Eid- und - Treu-brüchig abfielen/ sich dem Erz-Herzog Albrecht ergaben/ und demselben/ auf ein Neues/ mit einem Eidschwur/ verbanden. Worunter für die vornehmste und ansehnlichste Aufwickler geachtet worden/ Ulrich/ Stephan/ Oswald/ und Sigmund von Eyzingen/ Georg von Eckartsau/ Albrecht und Veit von Ebersdorff/ Georg von Seyseneck / Georg Wolff Reyter/ Albrecht von Pottendorff/ Niclas Truchseß von Starz/ Erhard Doß / Bernhard von Dachenstein/ und Sigmund Fritzendorffer. Auf diese Treu-vergessene/ bauete zwar der Erz - Herzog ein grosse Hoff- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0033" n="25"/> alles ernstlichen Ladens und Vorforderns/ nicht allein der Erscheinung sich halsstarrig weigerte; sondern auch den Erz-Herzog Albrecht/ zu einem Schutz-Herrn solches seines Frevels/ vorwendete/ ja alle Grenzen daß Gehorsams und unterthäniger Ehr-Furcht so weil überfuhr/ daß er sich erkühnte/ grosse Rauberey zu üben/ und so wol deß Käisers / als deß Bischoffs von Passau/ Dörffer und Höfe/ mit Feuer und Schwert zu verwüsten / am Mark und Tulner-Felde so ungescheut und gräulich mordete/ daß keine Obrigkeit die armen Leute für ihm schützen kunte. Und wiewol dieselbe alle gute Mittel/ deren der gottlose Meutenirer nicht würdig war/ vorkehrte; schlug er doch alles aus: angemerkt/ er sich darauf verließ/ daß Herzog Albrecht ihm die Stangen halten/ und ihn unterdrucken lassen würde. Darinn er auch nicht fehlte. Dann demselben hatte er/ und seines gleichen Zwietracht-Pflanzer/ so viel Gifft und Galle ins Herz geschüttet/ daß er sich deß Fronauers endlich offenbarlich an- und ihn unter seinen Schutz nahm. Jeder ist seines Gleichen hold. Deß Prinzen Albrechts Gemüt war bey weitem so viel Schatzes nicht werth / wie sein hoher Stand und Herkommen; sondern von Natur zu Lastern geneigt. Sein Leben hatte er von Jugen auf/ in Diensten der Uppigkeit und Wollust/ zugebracht. Er war gewohnt / bis in die tieffe Nacht hinein/ mit den Kindern von der Nacht/ das ist/ mit liederlichen/ ruchlosen und Sinn-verkehrten Leuten/ zu zechen. Deß Tags über/ steckte er/ mit seinen Hof-Leuten/ bey den Thieren/ als ein thierischer Fürst/ in den Wäldern / jagte dem Wilde nach/ und war selbst ein Wild/ so täglich/ von seinen eignen bösen Begierden/ wie von Jagt-Hunden/ gehetzt ward. Er verspendirte/ samt der Mässigkeit / und Sittsamkeit/ auch alle seine Sachen gar liederlich von der Hand weg: und fand also viel Sclaven seiner Verschwendung: Angemerkt um sich Vergeudung/ so lange sie noch was zu verschütten hat/ mehr Aufwarter um sich findt/ weder die Sparsamkeit. Die Laster gewinnen gemeiniglich einen häussigern Zulauff/ weder die Tugenden: Wie ein übelriechendes Eyter-fliessendes Aas/ von viel tausend Schmeis-Mucken; hingegen eine wol-riechende Blum/ nur von wenig Bienen/ angeflogen wird. Mit solcher lasterhafften vergeudrichen Leutseligkeit/ fesselte er den mehrern Theil deß Oesterreichischen Adels an sich/ und verruckte selbige Edel-Leute dergestalt von ihrer Pflicht/ daß sie/ mit Hindansetzung ihres/ dem Käiser eidlich - verbundenen/ Gelübds/ von seiner Majestät / schändlich/ Eid- und - Treu-brüchig abfielen/ sich dem Erz-Herzog Albrecht ergaben/ und demselben/ auf ein Neues/ mit einem Eidschwur/ verbanden. Worunter für die vornehmste und ansehnlichste Aufwickler geachtet worden/ Ulrich/ Stephan/ Oswald/ und Sigmund von Eyzingen/ Georg von Eckartsau/ Albrecht und Veit von Ebersdorff/ Georg von Seyseneck / Georg Wolff Reyter/ Albrecht von Pottendorff/ Niclas Truchseß von Starz/ Erhard Doß / Bernhard von Dachenstein/ und Sigmund Fritzendorffer.</p> <p>Auf diese Treu-vergessene/ bauete zwar der Erz - Herzog ein grosse Hoff- </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0033]
alles ernstlichen Ladens und Vorforderns/ nicht allein der Erscheinung sich halsstarrig weigerte; sondern auch den Erz-Herzog Albrecht/ zu einem Schutz-Herrn solches seines Frevels/ vorwendete/ ja alle Grenzen daß Gehorsams und unterthäniger Ehr-Furcht so weil überfuhr/ daß er sich erkühnte/ grosse Rauberey zu üben/ und so wol deß Käisers / als deß Bischoffs von Passau/ Dörffer und Höfe/ mit Feuer und Schwert zu verwüsten / am Mark und Tulner-Felde so ungescheut und gräulich mordete/ daß keine Obrigkeit die armen Leute für ihm schützen kunte. Und wiewol dieselbe alle gute Mittel/ deren der gottlose Meutenirer nicht würdig war/ vorkehrte; schlug er doch alles aus: angemerkt/ er sich darauf verließ/ daß Herzog Albrecht ihm die Stangen halten/ und ihn unterdrucken lassen würde. Darinn er auch nicht fehlte. Dann demselben hatte er/ und seines gleichen Zwietracht-Pflanzer/ so viel Gifft und Galle ins Herz geschüttet/ daß er sich deß Fronauers endlich offenbarlich an- und ihn unter seinen Schutz nahm. Jeder ist seines Gleichen hold. Deß Prinzen Albrechts Gemüt war bey weitem so viel Schatzes nicht werth / wie sein hoher Stand und Herkommen; sondern von Natur zu Lastern geneigt. Sein Leben hatte er von Jugen auf/ in Diensten der Uppigkeit und Wollust/ zugebracht. Er war gewohnt / bis in die tieffe Nacht hinein/ mit den Kindern von der Nacht/ das ist/ mit liederlichen/ ruchlosen und Sinn-verkehrten Leuten/ zu zechen. Deß Tags über/ steckte er/ mit seinen Hof-Leuten/ bey den Thieren/ als ein thierischer Fürst/ in den Wäldern / jagte dem Wilde nach/ und war selbst ein Wild/ so täglich/ von seinen eignen bösen Begierden/ wie von Jagt-Hunden/ gehetzt ward. Er verspendirte/ samt der Mässigkeit / und Sittsamkeit/ auch alle seine Sachen gar liederlich von der Hand weg: und fand also viel Sclaven seiner Verschwendung: Angemerkt um sich Vergeudung/ so lange sie noch was zu verschütten hat/ mehr Aufwarter um sich findt/ weder die Sparsamkeit. Die Laster gewinnen gemeiniglich einen häussigern Zulauff/ weder die Tugenden: Wie ein übelriechendes Eyter-fliessendes Aas/ von viel tausend Schmeis-Mucken; hingegen eine wol-riechende Blum/ nur von wenig Bienen/ angeflogen wird. Mit solcher lasterhafften vergeudrichen Leutseligkeit/ fesselte er den mehrern Theil deß Oesterreichischen Adels an sich/ und verruckte selbige Edel-Leute dergestalt von ihrer Pflicht/ daß sie/ mit Hindansetzung ihres/ dem Käiser eidlich - verbundenen/ Gelübds/ von seiner Majestät / schändlich/ Eid- und - Treu-brüchig abfielen/ sich dem Erz-Herzog Albrecht ergaben/ und demselben/ auf ein Neues/ mit einem Eidschwur/ verbanden. Worunter für die vornehmste und ansehnlichste Aufwickler geachtet worden/ Ulrich/ Stephan/ Oswald/ und Sigmund von Eyzingen/ Georg von Eckartsau/ Albrecht und Veit von Ebersdorff/ Georg von Seyseneck / Georg Wolff Reyter/ Albrecht von Pottendorff/ Niclas Truchseß von Starz/ Erhard Doß / Bernhard von Dachenstein/ und Sigmund Fritzendorffer.
Auf diese Treu-vergessene/ bauete zwar der Erz - Herzog ein grosse Hoff-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/33>, abgerufen am 16.07.2024. |