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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Menge der Leibes-Erben/ seinen Bluts-Freunden es bevorthäte/ das Regiment in Händen haben sollte: Nachmaln nun die Göttliche Beliebung und gnädiger Will Ihrer Käiserlichen Majestät dißfalls den Vorzug verliehen hätten/ habe es je ein gerechtes und billiges Ansehen/ daß Sie dessen auch einmal geniessen mögten.

Als der Bischoff seine Rede beschlossen; antwortete darauf deß Käisers Bruder/ Herzog Albertus/ in seinem und Herzogs Sigmund Namen/ folgender Meinung: Er und sein Vetter / Erz-Herzog Sigmund/ begehrten zwar/ keines Wegs/ den Freyheiten und Vorrechten deß Käisers Eingriff zu thun/ noch et was zu entziehen; Er wisse um den angezogenen Brauch gar wol; weil aber sein respective Herr und Herr Vetter/ der Käiser/ sich unternommen / vorberührte Länder Ob- und Unter der Ens/ welche anjetzo nicht von dem Vatter/ sondern von ihrem Vettern/ dem verstorbenen Könige Ladislao in Ungarn/ herkämen/ de facto und thätlich an sich zu ziehen; habe es hiemit eine ganz andre Bewandnis/ und erfordre das gemeine Recht aller Völker/ daß er anjetzo/ mit Ihnen/ als gleichen Erben/ solche Länder theilete: weil sie dem eingeruhetem Könige Ladislao/ mit eben so naher Bluts-Verwandnis/ angesippt wären/ als wie der Käiser: Diesem nach könnte/ bey solcher Gelegenheit/ da die Erbschafften nicht von den Eltern/ sondern von den Freunden herflössen/ weder die Fruchtbarkeit an Leibs-Erben/ noch der Vorzug deß Alters/ Staat und Raum gewinnen: Derwegen gelangte/ an die Stände/ ihre Freundliche Bitte/ sie wollten den Handel so lange ruhen/ nnd vollkommlich beyeinander bleiben lassen/ bis der Käiser sich allerdings/ nach ihrem Willen/ mit ihnen hätte verglichen.

Die Stände nahmen/ nach Vernehmung beyderley Vortrags/ und gesuchter Erlaubniß/ einen Abtritt/ und entwichen des auf eine halbe Stunde/ an ein besonders Ort/ um sich untereinander zu bereden und berathen: und hernach/ da sie sich wieder eingefunden / liessen sie sich gegen den Käiserlichen Deputirten/ und denen beyden Fürsten/ anstat einer antwortlichen Erklärung/ mit dieser Entschuldigung/ heraus; es fiele ihnen dieser hochwigtiger Handel zu schwer/ und fast unmöglich/ daß zwischen so hohen/ und sehr widereinander verbitterten Fürsten/ von ihnen/ als derselben Unterthanen/ so geschwind und urplötzlich/ nach eines jedwedern Gefallen/ sollte können geantwortet werden: Es würde längern und reiffern Rathschlagens brauchen/ dis man nechst sattsamer Erörterung / zu einer gründlichen Erklärung schreiten mögte: Derwegen erachteten sie für gut/ daß man den ganzen Tractat/ auf eine andre Versammlung/ verschöbe/ nemlich auf das St. Agnes-Fest; da man/ in dem Augustiner- Kloster/ weiter zusammen kommen solte.

Diesem Verlaß gemäß/ fügte man sich an ernanntem Tage und Ort/ wieder zusammen/ und zwar in viel grösserer Anzahl: Wozu auch König Georg aus Böhmen ein paar Gesandten abschickte/ welche/ auf Seiten deß Käisers/ das

Menge der Leibes-Erben/ seinen Bluts-Freunden es bevorthäte/ das Regiment in Händen haben sollte: Nachmaln nun die Göttliche Beliebung und gnädiger Will Ihrer Käiserlichen Majestät dißfalls den Vorzug verliehen hätten/ habe es je ein gerechtes und billiges Ansehen/ daß Sie dessen auch einmal geniessen mögten.

Als der Bischoff seine Rede beschlossen; antwortete darauf deß Käisers Bruder/ Herzog Albertus/ in seinem und Herzogs Sigmund Namen/ folgender Meinung: Er und sein Vetter / Erz-Herzog Sigmund/ begehrten zwar/ keines Wegs/ den Freyheiten und Vorrechten deß Käisers Eingriff zu thun/ noch et was zu entziehen; Er wisse um den angezogenen Brauch gar wol; weil aber sein respective Herr und Herr Vetter/ der Käiser/ sich unternommen / vorberührte Länder Ob- und Unter der Ens/ welche anjetzo nicht von dem Vatter/ sondern von ihrem Vettern/ dem verstorbenen Könige Ladislao in Ungarn/ herkämen/ de facto und thätlich an sich zu ziehen; habe es hiemit eine ganz andre Bewandnis/ und erfordre das gemeine Recht aller Völker/ daß er anjetzo/ mit Ihnen/ als gleichen Erben/ solche Länder theilete: weil sie dem eingeruhetem Könige Ladislao/ mit eben so naher Bluts-Verwandnis/ angesippt wären/ als wie der Käiser: Diesem nach könnte/ bey solcher Gelegenheit/ da die Erbschafften nicht von den Eltern/ sondern von den Freunden herflössen/ weder die Fruchtbarkeit an Leibs-Erben/ noch der Vorzug deß Alters/ Staat und Raum gewinnen: Derwegen gelangte/ an die Stände/ ihre Freundliche Bitte/ sie wollten den Handel so lange ruhen/ nnd vollkommlich beyeinander bleiben lassen/ bis der Käiser sich allerdings/ nach ihrem Willen/ mit ihnen hätte verglichen.

Die Stände nahmen/ nach Vernehmung beyderley Vortrags/ und gesuchter Erlaubniß/ einen Abtritt/ und entwichen des auf eine halbe Stunde/ an ein besonders Ort/ um sich untereinander zu bereden und berathen: und hernach/ da sie sich wieder eingefunden / liessen sie sich gegen den Käiserlichen Deputirten/ und denen beyden Fürsten/ anstat einer antwortlichen Erklärung/ mit dieser Entschuldigung/ heraus; es fiele ihnen dieser hochwigtiger Handel zu schwer/ und fast unmöglich/ daß zwischen so hohen/ und sehr widereinander verbitterten Fürsten/ von ihnen/ als derselben Unterthanen/ so geschwind und urplötzlich/ nach eines jedwedern Gefallen/ sollte können geantwortet werden: Es würde längern und reiffern Rathschlagens brauchen/ dis man nechst sattsamer Erörterung / zu einer gründlichen Erklärung schreiten mögte: Derwegen erachteten sie für gut/ daß man den ganzen Tractat/ auf eine andre Versammlung/ verschöbe/ nemlich auf das St. Agnes-Fest; da man/ in dem Augustiner- Kloster/ weiter zusammen kommen solte.

Diesem Verlaß gemäß/ fügte man sich an ernanntem Tage und Ort/ wieder zusammen/ und zwar in viel grösserer Anzahl: Wozu auch König Georg aus Böhmen ein paar Gesandten abschickte/ welche/ auf Seiten deß Käisers/ das

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        <p>Die Stände nahmen/ nach Vernehmung beyderley Vortrags/ und gesuchter Erlaubniß/ einen            Abtritt/ und entwichen des auf eine halbe Stunde/ an ein besonders Ort/ um sich            untereinander zu bereden und berathen: und hernach/ da sie sich wieder eingefunden /            liessen sie sich gegen den Käiserlichen Deputirten/ und denen beyden Fürsten/ anstat            einer antwortlichen Erklärung/ mit dieser Entschuldigung/ heraus; es fiele ihnen dieser            hochwigtiger Handel zu schwer/ und fast unmöglich/ daß zwischen so hohen/ und sehr            widereinander verbitterten Fürsten/ von ihnen/ als derselben Unterthanen/ so geschwind            und urplötzlich/ nach eines jedwedern Gefallen/ sollte können geantwortet werden: Es            würde längern und reiffern Rathschlagens brauchen/ dis man nechst sattsamer Erörterung /            zu einer gründlichen Erklärung schreiten mögte: Derwegen erachteten sie für gut/ daß man            den ganzen Tractat/ auf eine andre Versammlung/ verschöbe/ nemlich auf das St.            Agnes-Fest; da man/ in dem Augustiner- Kloster/ weiter zusammen kommen solte.</p>
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[22/0030] Menge der Leibes-Erben/ seinen Bluts-Freunden es bevorthäte/ das Regiment in Händen haben sollte: Nachmaln nun die Göttliche Beliebung und gnädiger Will Ihrer Käiserlichen Majestät dißfalls den Vorzug verliehen hätten/ habe es je ein gerechtes und billiges Ansehen/ daß Sie dessen auch einmal geniessen mögten. Als der Bischoff seine Rede beschlossen; antwortete darauf deß Käisers Bruder/ Herzog Albertus/ in seinem und Herzogs Sigmund Namen/ folgender Meinung: Er und sein Vetter / Erz-Herzog Sigmund/ begehrten zwar/ keines Wegs/ den Freyheiten und Vorrechten deß Käisers Eingriff zu thun/ noch et was zu entziehen; Er wisse um den angezogenen Brauch gar wol; weil aber sein respective Herr und Herr Vetter/ der Käiser/ sich unternommen / vorberührte Länder Ob- und Unter der Ens/ welche anjetzo nicht von dem Vatter/ sondern von ihrem Vettern/ dem verstorbenen Könige Ladislao in Ungarn/ herkämen/ de facto und thätlich an sich zu ziehen; habe es hiemit eine ganz andre Bewandnis/ und erfordre das gemeine Recht aller Völker/ daß er anjetzo/ mit Ihnen/ als gleichen Erben/ solche Länder theilete: weil sie dem eingeruhetem Könige Ladislao/ mit eben so naher Bluts-Verwandnis/ angesippt wären/ als wie der Käiser: Diesem nach könnte/ bey solcher Gelegenheit/ da die Erbschafften nicht von den Eltern/ sondern von den Freunden herflössen/ weder die Fruchtbarkeit an Leibs-Erben/ noch der Vorzug deß Alters/ Staat und Raum gewinnen: Derwegen gelangte/ an die Stände/ ihre Freundliche Bitte/ sie wollten den Handel so lange ruhen/ nnd vollkommlich beyeinander bleiben lassen/ bis der Käiser sich allerdings/ nach ihrem Willen/ mit ihnen hätte verglichen. Die Stände nahmen/ nach Vernehmung beyderley Vortrags/ und gesuchter Erlaubniß/ einen Abtritt/ und entwichen des auf eine halbe Stunde/ an ein besonders Ort/ um sich untereinander zu bereden und berathen: und hernach/ da sie sich wieder eingefunden / liessen sie sich gegen den Käiserlichen Deputirten/ und denen beyden Fürsten/ anstat einer antwortlichen Erklärung/ mit dieser Entschuldigung/ heraus; es fiele ihnen dieser hochwigtiger Handel zu schwer/ und fast unmöglich/ daß zwischen so hohen/ und sehr widereinander verbitterten Fürsten/ von ihnen/ als derselben Unterthanen/ so geschwind und urplötzlich/ nach eines jedwedern Gefallen/ sollte können geantwortet werden: Es würde längern und reiffern Rathschlagens brauchen/ dis man nechst sattsamer Erörterung / zu einer gründlichen Erklärung schreiten mögte: Derwegen erachteten sie für gut/ daß man den ganzen Tractat/ auf eine andre Versammlung/ verschöbe/ nemlich auf das St. Agnes-Fest; da man/ in dem Augustiner- Kloster/ weiter zusammen kommen solte. Diesem Verlaß gemäß/ fügte man sich an ernanntem Tage und Ort/ wieder zusammen/ und zwar in viel grösserer Anzahl: Wozu auch König Georg aus Böhmen ein paar Gesandten abschickte/ welche/ auf Seiten deß Käisers/ das

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/30>, abgerufen am 24.11.2024.