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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Tag über/ die Käiserlichen mit dem Feind in der Linien/ an der Burg-Pastey/ mit miniren zusammen kommen/ und haben sich gegen Mittag / so viel rencontrirt/ daß sie ein Loch in des Feinds Mine gemacht/ durch welches sie einander mit verbitterten Gesichtern angesehen/ und Nachmittag mit einander chargirt haben. Die Soldatesca bekam heut einen halben Monat-Sold. Nachmittag flogen vom Galenberg her 8. Störche über die Stadt/ welches man vor ein gut Omen gehalten. Des Abends ward der Feind/ durch sein unermüdetes Graben/ auf dem Burg-Ravelin/ auch an den andern Abschnitt kommen/ welchen man von starken Tielen in höchster Eil gemacht/ und mit Erden ausgefüllet hatte; den suchten sie abzubrennen/ die Käiserlichen aber dämpften solches nach und nach mit Wasser: Da dann die Türken/ weil sie kaum 10. Schritt davon waren/ mit Steinen stark auf die Käiserliche Soldaten wurffen/ welches ihnen aber die Doppelhacken / und gezogene Röhre auf der Burg zeitlich verbotten. Inzwischen wurffen sie Nachmittag schon die Erde über diesen Abschnitt/ sprengten auch mit Pulver ein grosses Theil davon übern Hauffen. Das übrige steckten/ auf Befehl des Hochgräfllichen Herrn Commendanten / die Käiserliche des Nachts selbsten in den Brand/ neben der Blendung und ersten Abschnitt im Graben/ und verliessen also das Ravelin völlig/ welches zu erobern den Feind so viel Blut und saure Arbeit/ so viel lange Wochen her/ gekostet; nachdem vorher Herr Hauptmann Müller/ vom Mannsfeldischen Regiment/ (der sich von Herrn Heistermann vor Gefahr nicht wollen warnen lassen) durch einen Pfeil sein Leben ritterlich darauf beschlossen hatte. Die Parola war: St. Carl und Neapolis.

Den 4. war es des Canonirens halber ganz ruhig/ hingegen wurden viel Stein und einige Bomben eingeworffen. Vormittag war es Regen-Wetter; Nachmittag aber gegen drey Uhr/ ließ der Feind eine Haupt-Mine an der Burg-Pastey springen/ davon nicht allein die halbe Stadt erschütterte und erbebete/ sondern auch ein grosses Stück von der Stadt- und Pastey-Maur / so zum wenigsten 5. Klaffter austruge/ in den Graben gefallen; worauf dann ein grausamer ernstlicher Sturm erfolget/ welcher anderthalb Stund gewähret/ in welchem sich der Feind darinn an den Fuß logirt. Dannoch geschah demselben nicht allein von Ihro Excellenz/ Herrn Grafen von Stahrenberg/ wie auch beeden Herrn Herrn Generaln Wachtmeistern/ als Herrn Graf Taun/ und Herrn Graf Sereni/ ingleichem Herrn Obrist Souches/ Herrn Obrist Scherfenberg/ und andern/ eben zu solcher Zeit der gewöhnlichen Ablösung/ anwesenden hohen Officiren/ ritterlicher Widerstand; sondern es wurden auch die Kartätschen und Canonen nicht gesparet/ dadurch dem Feind auch dieses/ wie alle andere mal/ so oft er gestürmt/ der mehrste Schaden widerfahren ist. Die Soldaten unterliessen nicht/ alsobald die aufgesprengte Lucken/ mit Schranken/ Spanischen Reutern/ (auf Rädern/ welche an statt der Sprüssel gespitzte eiserne Stangen hatten /) Blöcken/ Balken/ Sand- und Grund-Säcken/ wiederum zu verwahren/ daß sich der Feind

Tag über/ die Käiserlichen mit dem Feind in der Linien/ an der Burg-Pastey/ mit miniren zusammen kommen/ und haben sich gegen Mittag / so viel rencontrirt/ daß sie ein Loch in des Feinds Mine gemacht/ durch welches sie einander mit verbitterten Gesichtern angesehen/ und Nachmittag mit einander chargirt haben. Die Soldatesca bekam heut einen halben Monat-Sold. Nachmittag flogen vom Galenberg her 8. Störche über die Stadt/ welches man vor ein gut Omen gehalten. Des Abends ward der Feind/ durch sein unermüdetes Graben/ auf dem Burg-Ravelin/ auch an den andern Abschnitt kommen/ welchen man von starken Tielen in höchster Eil gemacht/ und mit Erden ausgefüllet hatte; den suchten sie abzubrennen/ die Käiserlichen aber dämpften solches nach und nach mit Wasser: Da dann die Türken/ weil sie kaum 10. Schritt davon waren/ mit Steinen stark auf die Käiserliche Soldaten wurffen/ welches ihnen aber die Doppelhacken / und gezogene Röhre auf der Burg zeitlich verbotten. Inzwischen wurffen sie Nachmittag schon die Erde über diesen Abschnitt/ sprengten auch mit Pulver ein grosses Theil davon übern Hauffen. Das übrige steckten/ auf Befehl des Hochgräfllichen Herrn Commendanten / die Käiserliche des Nachts selbsten in den Brand/ neben der Blendung und ersten Abschnitt im Graben/ und verliessen also das Ravelin völlig/ welches zu erobern den Feind so viel Blut und saure Arbeit/ so viel lange Wochen her/ gekostet; nachdem vorher Herr Hauptmann Müller/ vom Mannsfeldischen Regiment/ (der sich von Herrn Heistermann vor Gefahr nicht wollen warnen lassen) durch einen Pfeil sein Leben ritterlich darauf beschlossen hatte. Die Parola war: St. Carl und Neapolis.

Den 4. war es des Canonirens halber ganz ruhig/ hingegen wurden viel Stein und einige Bomben eingeworffen. Vormittag war es Regen-Wetter; Nachmittag aber gegen drey Uhr/ ließ der Feind eine Haupt-Mine an der Burg-Pastey springen/ davon nicht allein die halbe Stadt erschütterte und erbebete/ sondern auch ein grosses Stück von der Stadt- und Pastey-Maur / so zum wenigsten 5. Klaffter austruge/ in den Graben gefallen; worauf dann ein grausamer ernstlicher Sturm erfolget/ welcher anderthalb Stund gewähret/ in welchem sich der Feind darinn an den Fuß logirt. Dannoch geschah demselben nicht allein von Ihro Excellenz/ Herrn Grafen von Stahrenberg/ wie auch beeden Herrn Herrn Generaln Wachtmeistern/ als Herrn Graf Taun/ und Herrn Graf Sereni/ ingleichem Herrn Obrist Souches/ Herrn Obrist Scherfenberg/ und andern/ eben zu solcher Zeit der gewöhnlichen Ablösung/ anwesenden hohen Officiren/ ritterlicher Widerstand; sondern es wurden auch die Kartätschen und Canonen nicht gesparet/ dadurch dem Feind auch dieses/ wie alle andere mal/ so oft er gestürmt/ der mehrste Schaden widerfahren ist. Die Soldaten unterliessen nicht/ alsobald die aufgesprengte Lucken/ mit Schranken/ Spanischen Reutern/ (auf Rädern/ welche an statt der Sprüssel gespitzte eiserne Stangen hatten /) Blöcken/ Balken/ Sand- und Grund-Säcken/ wiederum zu verwahren/ daß sich der Feind

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Tag über/ die Käiserlichen mit dem Feind in der            Linien/ an der Burg-Pastey/ mit miniren zusammen kommen/ und haben sich gegen Mittag /            so viel rencontrirt/ daß sie ein Loch in des Feinds Mine gemacht/ durch welches sie            einander mit verbitterten Gesichtern angesehen/ und Nachmittag mit einander chargirt            haben. Die Soldatesca bekam heut einen halben Monat-Sold. Nachmittag flogen vom Galenberg            her 8. Störche über die Stadt/ welches man vor ein gut Omen gehalten. Des Abends ward der            Feind/ durch sein unermüdetes Graben/ auf dem Burg-Ravelin/ auch an den andern            Abschnitt kommen/ welchen man von starken Tielen in höchster Eil gemacht/ und mit Erden            ausgefüllet hatte; den suchten sie abzubrennen/ die Käiserlichen aber dämpften solches            nach und nach mit Wasser: Da dann die Türken/ weil sie kaum 10. Schritt davon waren/ mit            Steinen stark auf die Käiserliche Soldaten wurffen/ welches ihnen aber die Doppelhacken /            und gezogene Röhre auf der Burg zeitlich verbotten. Inzwischen wurffen sie Nachmittag            schon die Erde über diesen Abschnitt/ sprengten auch mit Pulver ein grosses Theil davon            übern Hauffen. Das übrige steckten/ auf Befehl des Hochgräfllichen Herrn Commendanten /            die Käiserliche des Nachts selbsten in den Brand/ neben der Blendung und ersten Abschnitt            im Graben/ und verliessen also das Ravelin völlig/ welches zu erobern den Feind so viel            Blut und saure Arbeit/ so viel lange Wochen her/ gekostet; nachdem vorher Herr Hauptmann            Müller/ vom Mannsfeldischen Regiment/ (der sich von Herrn Heistermann vor Gefahr nicht            wollen warnen lassen) durch einen Pfeil sein Leben ritterlich darauf beschlossen hatte.            Die Parola war: St. Carl und Neapolis.</p>
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[55/0267] Tag über/ die Käiserlichen mit dem Feind in der Linien/ an der Burg-Pastey/ mit miniren zusammen kommen/ und haben sich gegen Mittag / so viel rencontrirt/ daß sie ein Loch in des Feinds Mine gemacht/ durch welches sie einander mit verbitterten Gesichtern angesehen/ und Nachmittag mit einander chargirt haben. Die Soldatesca bekam heut einen halben Monat-Sold. Nachmittag flogen vom Galenberg her 8. Störche über die Stadt/ welches man vor ein gut Omen gehalten. Des Abends ward der Feind/ durch sein unermüdetes Graben/ auf dem Burg-Ravelin/ auch an den andern Abschnitt kommen/ welchen man von starken Tielen in höchster Eil gemacht/ und mit Erden ausgefüllet hatte; den suchten sie abzubrennen/ die Käiserlichen aber dämpften solches nach und nach mit Wasser: Da dann die Türken/ weil sie kaum 10. Schritt davon waren/ mit Steinen stark auf die Käiserliche Soldaten wurffen/ welches ihnen aber die Doppelhacken / und gezogene Röhre auf der Burg zeitlich verbotten. Inzwischen wurffen sie Nachmittag schon die Erde über diesen Abschnitt/ sprengten auch mit Pulver ein grosses Theil davon übern Hauffen. Das übrige steckten/ auf Befehl des Hochgräfllichen Herrn Commendanten / die Käiserliche des Nachts selbsten in den Brand/ neben der Blendung und ersten Abschnitt im Graben/ und verliessen also das Ravelin völlig/ welches zu erobern den Feind so viel Blut und saure Arbeit/ so viel lange Wochen her/ gekostet; nachdem vorher Herr Hauptmann Müller/ vom Mannsfeldischen Regiment/ (der sich von Herrn Heistermann vor Gefahr nicht wollen warnen lassen) durch einen Pfeil sein Leben ritterlich darauf beschlossen hatte. Die Parola war: St. Carl und Neapolis. Den 4. war es des Canonirens halber ganz ruhig/ hingegen wurden viel Stein und einige Bomben eingeworffen. Vormittag war es Regen-Wetter; Nachmittag aber gegen drey Uhr/ ließ der Feind eine Haupt-Mine an der Burg-Pastey springen/ davon nicht allein die halbe Stadt erschütterte und erbebete/ sondern auch ein grosses Stück von der Stadt- und Pastey-Maur / so zum wenigsten 5. Klaffter austruge/ in den Graben gefallen; worauf dann ein grausamer ernstlicher Sturm erfolget/ welcher anderthalb Stund gewähret/ in welchem sich der Feind darinn an den Fuß logirt. Dannoch geschah demselben nicht allein von Ihro Excellenz/ Herrn Grafen von Stahrenberg/ wie auch beeden Herrn Herrn Generaln Wachtmeistern/ als Herrn Graf Taun/ und Herrn Graf Sereni/ ingleichem Herrn Obrist Souches/ Herrn Obrist Scherfenberg/ und andern/ eben zu solcher Zeit der gewöhnlichen Ablösung/ anwesenden hohen Officiren/ ritterlicher Widerstand; sondern es wurden auch die Kartätschen und Canonen nicht gesparet/ dadurch dem Feind auch dieses/ wie alle andere mal/ so oft er gestürmt/ der mehrste Schaden widerfahren ist. Die Soldaten unterliessen nicht/ alsobald die aufgesprengte Lucken/ mit Schranken/ Spanischen Reutern/ (auf Rädern/ welche an statt der Sprüssel gespitzte eiserne Stangen hatten /) Blöcken/ Balken/ Sand- und Grund-Säcken/ wiederum zu verwahren/ daß sich der Feind

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/267>, abgerufen am 25.11.2024.