Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

als ein paar Mann beschädiget/ und zu sich in seine Approchen gezogen/ darüber aber etliche Mann der Seinigen verlohren. Heut hat er wieder angefangen seine Bett-Stunde mit Schiessen zu halten/ welches er schon in die drey Wochen unterlassen; und zwar stärker/ als sonsten: Dahero dann die Belagerten zimlich alart stunden.

Vormittag um zehen Uhr wurden die zween ausgerissene Uberläuffer [vid. die 16. hujus,] auf den neuen Markt/ durch den Strang hingericht/ und beede an einen Galgen gehenkt; Dem jungen Spionen aber/ unter dem Galgen/ der Kopff abgeschlagen. Dieser hatte in seinem Examine mächtig fallirt, und über obiges (den 10. dieses) vorgeben: Sein Vatter sey von hiesiger Stadt-Guardi, lige aber/ samt seiner Mutter/ bey den Türken gefangen/ und müsse in deroselben Approchen arbeiten seine Mutter aber müste Woll-Säck machen: Er sey schon zum dritten mal hierinn gewesen/ und dieses mal sey er bey N. 2. herein kommen. Auf fernere Befragung/ ob er sich dann vor dem Feind nicht förchte? Sagte er nein: Sie kenneten ihn schon/ daß ihn sein Vatter herein schickte/ zu sehen/ wie es hierinnen zugieng? Wie wol er ihnen niemal nichts anders hätte ausgesagt/ dann daß die Stadt schon stark beschossen wäre. Worauf Ihro Hochgräfliche Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ befohlen/ ihn in das Burger-Spital zu bringen/ und alldorten zu verwahren. In währendem Hinführen aber/ ist ihme seine leibliche Mutter begegnet/ welche niemal bey dem Feind gefangen gewesen/ auch der Zeit gar keinen Mann hatte: Diese berichtete alsobald/ daß der Bub ein schlimmer/ durchtriebener Schelm/ und schon vor vier Wochen von ihr hinweg geloffen/ auch 8. Tag ausgeblieben wäre/ ohne daß sie gewust/ wo er sich aufhalte; jetzt aber seye er wiederum 14. Tag von ihr hinweg gewesen. Worauf man ihn gütlich befragt/ wo er dann diese Zeit über gestecket? Antwortete er/ bey dem Feind. Was er da bey dem Feind gethan/ weilen weder sein Vatter noch seine Mutter/ wie er vorgegeben/ bey dem Feind in Verhaft seyen? Bekannte er freywillig/ er wäre vor lange Weil mit einem andern Buben hinaus gegangen; man hätte ihn aber gleich wiederum herein geschickt/ er solle sehen/ wie es hierinnen zugehe? So habe er hierinnen gehört: 1. Daß vier Stuck von denen Unsrigen zu Schanden geschossen wären: 2. Daß wir grossen Mangel am Pulver litten: Wie auch 3. daß die Bäcker wenig Semmel bachten; und daß. 4 Commis-Brod so schwarz gebacken würde/ daß viel Soldaten davon erkrankten: 5. Daß sie auch keinen rechten Lust zum Fechten mehr hätten/ und dergleichen mehr. Dieses habe er dem Feind hinaus gesagt. Als man aber diese/ des Buben seine Aussag/ Ihro Excellenz/ Herrn General von Stahrenberg/ beygebracht/ haben sie alsobalden über so viel befundene Indicia befohlen/ man solle selben dem Stadt-Gericht übergeben/ die sollen ihn auf das genaueste examiniren. 1. Wie er wisse/ was N. 2. sey oder bedeute? 2. Wo er erfahren / daß uns vier Stuck zu Schanden geschoffen worden? 3. Von wem er wisse/ wegen Semmel und Commis-Brod/ oder

als ein paar Mann beschädiget/ und zu sich in seine Approchen gezogen/ darüber aber etliche Mann der Seinigen verlohren. Heut hat er wieder angefangen seine Bett-Stunde mit Schiessen zu halten/ welches er schon in die drey Wochen unterlassen; und zwar stärker/ als sonsten: Dahero dann die Belagerten zimlich alart stunden.

Vormittag um zehen Uhr wurden die zween ausgerissene Uberläuffer [vid. die 16. hujus,] auf den neuen Markt/ durch den Strang hingericht/ und beede an einen Galgen gehenkt; Dem jungen Spionen aber/ unter dem Galgen/ der Kopff abgeschlagen. Dieser hatte in seinem Examine mächtig fallirt, und über obiges (den 10. dieses) vorgeben: Sein Vatter sey von hiesiger Stadt-Guardi, lige aber/ samt seiner Mutter/ bey den Türken gefangen/ und müsse in deroselben Approchen arbeiten seine Mutter aber müste Woll-Säck machen: Er sey schon zum dritten mal hierinn gewesen/ und dieses mal sey er bey N. 2. herein kommen. Auf fernere Befragung/ ob er sich dann vor dem Feind nicht förchte? Sagte er nein: Sie kenneten ihn schon/ daß ihn sein Vatter herein schickte/ zu sehen/ wie es hierinnen zugieng? Wie wol er ihnen niemal nichts anders hätte ausgesagt/ dann daß die Stadt schon stark beschossen wäre. Worauf Ihro Hochgräfliche Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ befohlen/ ihn in das Burger-Spital zu bringen/ und alldorten zu verwahren. In währendem Hinführen aber/ ist ihme seine leibliche Mutter begegnet/ welche niemal bey dem Feind gefangen gewesen/ auch der Zeit gar keinen Mann hatte: Diese berichtete alsobald/ daß der Bub ein schlimmer/ durchtriebener Schelm/ und schon vor vier Wochen von ihr hinweg geloffen/ auch 8. Tag ausgeblieben wäre/ ohne daß sie gewust/ wo er sich aufhalte; jetzt aber seye er wiederum 14. Tag von ihr hinweg gewesen. Worauf man ihn gütlich befragt/ wo er dann diese Zeit über gestecket? Antwortete er/ bey dem Feind. Was er da bey dem Feind gethan/ weilen weder sein Vatter noch seine Mutter/ wie er vorgegeben/ bey dem Feind in Verhaft seyen? Bekannte er freywillig/ er wäre vor lange Weil mit einem andern Buben hinaus gegangen; man hätte ihn aber gleich wiederum herein geschickt/ er solle sehen/ wie es hierinnen zugehe? So habe er hierinnen gehört: 1. Daß vier Stuck von denen Unsrigen zu Schanden geschossen wären: 2. Daß wir grossen Mangel am Pulver litten: Wie auch 3. daß die Bäcker wenig Semmel bachten; und daß. 4 Commis-Brod so schwarz gebacken würde/ daß viel Soldaten davon erkrankten: 5. Daß sie auch keinen rechten Lust zum Fechten mehr hätten/ und dergleichen mehr. Dieses habe er dem Feind hinaus gesagt. Als man aber diese/ des Buben seine Aussag/ Ihro Excellenz/ Herrn General von Stahrenberg/ beygebracht/ haben sie alsobalden über so viel befundene Indicia befohlen/ man solle selben dem Stadt-Gericht übergeben/ die sollen ihn auf das genaueste examiniren. 1. Wie er wisse/ was N. 2. sey oder bedeute? 2. Wo er erfahren / daß uns vier Stuck zu Schanden geschoffen worden? 3. Von wem er wisse/ wegen Semmel und Commis-Brod/ oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0261" n="49"/>
als ein paar Mann beschädiget/ und zu sich in seine Approchen gezogen/ darüber            aber etliche Mann der Seinigen verlohren. Heut hat er wieder angefangen seine Bett-Stunde            mit Schiessen zu halten/ welches er schon in die drey Wochen unterlassen; und zwar            stärker/ als sonsten: Dahero dann die Belagerten zimlich alart stunden.</p>
        <p>Vormittag um zehen Uhr wurden die zween ausgerissene Uberläuffer [vid. die 16. hujus,]            auf den neuen Markt/ durch den Strang hingericht/ und beede an einen Galgen gehenkt; Dem            jungen Spionen aber/ unter dem Galgen/ der Kopff abgeschlagen. Dieser hatte in seinem            Examine mächtig fallirt, und über obiges (den 10. dieses) vorgeben: Sein Vatter sey von            hiesiger Stadt-Guardi, lige aber/ samt seiner Mutter/ bey den Türken gefangen/ und            müsse in deroselben Approchen arbeiten seine Mutter aber müste Woll-Säck machen: Er sey            schon zum dritten mal hierinn gewesen/ und dieses mal sey er bey N. 2. herein kommen. Auf            fernere Befragung/ ob er sich dann vor dem Feind nicht förchte? Sagte er nein: Sie            kenneten ihn schon/ daß ihn sein Vatter herein schickte/ zu sehen/ wie es hierinnen            zugieng? Wie wol er ihnen niemal nichts anders hätte ausgesagt/ dann daß die Stadt schon            stark beschossen wäre. Worauf Ihro Hochgräfliche Excellenz/ Herr General Graf von            Stahrenberg/ befohlen/ ihn in das Burger-Spital zu bringen/ und alldorten zu verwahren.            In währendem Hinführen aber/ ist ihme seine leibliche Mutter begegnet/ welche niemal bey            dem Feind gefangen gewesen/ auch der Zeit gar keinen Mann hatte: Diese berichtete            alsobald/ daß der Bub ein schlimmer/ durchtriebener Schelm/ und schon vor vier Wochen            von ihr hinweg geloffen/ auch 8. Tag ausgeblieben wäre/ ohne daß sie gewust/ wo er sich            aufhalte; jetzt aber seye er wiederum 14. Tag von ihr hinweg gewesen. Worauf man ihn            gütlich befragt/ wo er dann diese Zeit über gestecket? Antwortete er/ bey dem Feind. Was            er da bey dem Feind gethan/ weilen weder sein Vatter noch seine Mutter/ wie er            vorgegeben/ bey dem Feind in Verhaft seyen? Bekannte er freywillig/ er wäre vor lange            Weil mit einem andern Buben hinaus gegangen; man hätte ihn aber gleich wiederum herein            geschickt/ er solle sehen/ wie es hierinnen zugehe? So habe er hierinnen gehört: 1. Daß            vier Stuck von denen Unsrigen zu Schanden geschossen wären: 2. Daß wir grossen Mangel am            Pulver litten: Wie auch 3. daß die Bäcker wenig Semmel bachten; und daß. 4 Commis-Brod so            schwarz gebacken würde/ daß viel Soldaten davon erkrankten: 5. Daß sie auch keinen            rechten Lust zum Fechten mehr hätten/ und dergleichen mehr. Dieses habe er dem Feind            hinaus gesagt. Als man aber diese/ des Buben seine Aussag/ Ihro Excellenz/ Herrn            General von Stahrenberg/ beygebracht/ haben sie alsobalden über so viel befundene            Indicia befohlen/ man solle selben dem Stadt-Gericht übergeben/ die sollen ihn auf das            genaueste examiniren. 1. Wie er wisse/ was N. 2. sey oder bedeute? 2. Wo er erfahren /            daß uns vier Stuck zu Schanden geschoffen worden? 3. Von wem er wisse/ wegen Semmel und            Commis-Brod/ oder
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0261] als ein paar Mann beschädiget/ und zu sich in seine Approchen gezogen/ darüber aber etliche Mann der Seinigen verlohren. Heut hat er wieder angefangen seine Bett-Stunde mit Schiessen zu halten/ welches er schon in die drey Wochen unterlassen; und zwar stärker/ als sonsten: Dahero dann die Belagerten zimlich alart stunden. Vormittag um zehen Uhr wurden die zween ausgerissene Uberläuffer [vid. die 16. hujus,] auf den neuen Markt/ durch den Strang hingericht/ und beede an einen Galgen gehenkt; Dem jungen Spionen aber/ unter dem Galgen/ der Kopff abgeschlagen. Dieser hatte in seinem Examine mächtig fallirt, und über obiges (den 10. dieses) vorgeben: Sein Vatter sey von hiesiger Stadt-Guardi, lige aber/ samt seiner Mutter/ bey den Türken gefangen/ und müsse in deroselben Approchen arbeiten seine Mutter aber müste Woll-Säck machen: Er sey schon zum dritten mal hierinn gewesen/ und dieses mal sey er bey N. 2. herein kommen. Auf fernere Befragung/ ob er sich dann vor dem Feind nicht förchte? Sagte er nein: Sie kenneten ihn schon/ daß ihn sein Vatter herein schickte/ zu sehen/ wie es hierinnen zugieng? Wie wol er ihnen niemal nichts anders hätte ausgesagt/ dann daß die Stadt schon stark beschossen wäre. Worauf Ihro Hochgräfliche Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ befohlen/ ihn in das Burger-Spital zu bringen/ und alldorten zu verwahren. In währendem Hinführen aber/ ist ihme seine leibliche Mutter begegnet/ welche niemal bey dem Feind gefangen gewesen/ auch der Zeit gar keinen Mann hatte: Diese berichtete alsobald/ daß der Bub ein schlimmer/ durchtriebener Schelm/ und schon vor vier Wochen von ihr hinweg geloffen/ auch 8. Tag ausgeblieben wäre/ ohne daß sie gewust/ wo er sich aufhalte; jetzt aber seye er wiederum 14. Tag von ihr hinweg gewesen. Worauf man ihn gütlich befragt/ wo er dann diese Zeit über gestecket? Antwortete er/ bey dem Feind. Was er da bey dem Feind gethan/ weilen weder sein Vatter noch seine Mutter/ wie er vorgegeben/ bey dem Feind in Verhaft seyen? Bekannte er freywillig/ er wäre vor lange Weil mit einem andern Buben hinaus gegangen; man hätte ihn aber gleich wiederum herein geschickt/ er solle sehen/ wie es hierinnen zugehe? So habe er hierinnen gehört: 1. Daß vier Stuck von denen Unsrigen zu Schanden geschossen wären: 2. Daß wir grossen Mangel am Pulver litten: Wie auch 3. daß die Bäcker wenig Semmel bachten; und daß. 4 Commis-Brod so schwarz gebacken würde/ daß viel Soldaten davon erkrankten: 5. Daß sie auch keinen rechten Lust zum Fechten mehr hätten/ und dergleichen mehr. Dieses habe er dem Feind hinaus gesagt. Als man aber diese/ des Buben seine Aussag/ Ihro Excellenz/ Herrn General von Stahrenberg/ beygebracht/ haben sie alsobalden über so viel befundene Indicia befohlen/ man solle selben dem Stadt-Gericht übergeben/ die sollen ihn auf das genaueste examiniren. 1. Wie er wisse/ was N. 2. sey oder bedeute? 2. Wo er erfahren / daß uns vier Stuck zu Schanden geschoffen worden? 3. Von wem er wisse/ wegen Semmel und Commis-Brod/ oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/261
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/261>, abgerufen am 12.05.2024.