Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

erfahrnen Büchsenmeistern in Wienn/ noch kein Mangel vorhanden. Sonsten beobachtete man diesen Tag durch Perspectiv/ daß aus dem türkischen Lager eine starke Anzahl beladener Cameel/ in Begleitung vieler Squadronen türkischer Reuter/ auf Preßburg zugetrieben wurde/ welche muthmäßlich die/ denen Christen bisher geraubte fette Beuten/ in Sicherheit zu bringen / voran gehen solten. Die Nacht hindurch avancirte der Feind weiter nicht/ als seine Mine ihm Gelegenheit gewiesen/ darinnen er sich gleich verbaut. Die Parola war: St. Jacob und Crembs.

Den 27. früh/ und den ganzen Tag hindurch/ canonirte der Feind wenig; hingegen aber / mit Bomben und Stein-werffen/ nach Gewonheit angehalten. Morgens gegen 7. Uhr geschahe von den Käiserlichen ein Ausfall in 200. Mann stark/ in den Graben vor der Burg-Bastey / auf den Feind/ so am Ravelin stark arbeitete. Es schiene aber/ als ob derselbe sich dessen versehen hätte/ in dem seine Kessel am Ravelin/ und Gräben vor der Burg-Pastey / mit Volck häuffig besetzt/ auch alle in würklichem Anschlag waren; und sobald sich die Käiserlichen aus dem heimlichen Ausfall blos herfür begeben/ gab der Feind so wol aus denen Gräben/ als gedachtem Kessel/ ein sehr starckes Salve auf sie/ dadurch gleich einige der unsern blessirt/ auch gar todt geschossen worden. Weilen aber unsere auf mehr gedachten Kessel einen/ in welchem in die 100. Türken waren/ mit Kartätschen / Doppelhacken und Musqueten/ stark und continuirlich Feuer gaben/ daß keiner sich heroben dorffte blicken lassen/ weniger heraus steigen/ auch unablässig nebst etlich Bomben / viel Hand-Granaten einwurffen; wurde endlich der Kessel von denen unsrigen/ so ausgefallen mit des Feindes eigenen Grabschauffeln/ gar zugedeckt/ und also die jenige so darinnen nicht todt geschossen/ oder von Bomben und Granaten umkommen/ lebendig begraben: Daß also muthmäßlich in diesem Ausfall vom Feind über 200. Mann erlegt/ dem Feind aber seine Arbeit also verderbt worden/ daß er wol wieder drey Tag vonnöthen hatte dieselbige in vorigen Stand zu bringen. Wiewol nach Zuruckweichung der Ausgefallenen/ die Türken alsobald wiederum an die Arbeit geloffen/ und damit fortgefahren: Beederseits hat es blutige Köpffe gegeben. Auf Seiten des Feinds blieb ein gar vornehmer/ dessen Leichnam aus dem Graben zu holen/ sich andere über eine Stund lang/ mit grossem Verlust / eiferigst bemühet. Auf Käiserlicher Seiten aber starb den folgenden Tag Herr Baron Spindler/ Fendrich bey dem Souchischen Regiment/ von einem dißinal empfangenen Schuß / 15. Gemeine blieben todt/ und in die 20. wurden blessirt. Nachmittag gegen 5. Uhr hat der Feind zwo Minen springen lassen eine linker Seiten gegen dem attaquirten Ravelin; die andere in der Contrascarpen, vor der rechten Face der Burg-Pastey. Auf die erste kam er gleich angeloffen/ weil solche den Graben zimlich gefüllet/ auch den einen Abschnitt und 12. Soldaten bedeckt hatte/ davon drey wieder los gegraben worden: Es wurden aber die Stürmende glücklich repoussirt/ wobey sich Herr Obrist Scherfenberg wiederum trefflich wol eingefunden. An der andern hat er weiter nichts gericht /

erfahrnen Büchsenmeistern in Wienn/ noch kein Mangel vorhanden. Sonsten beobachtete man diesen Tag durch Perspectiv/ daß aus dem türkischen Lager eine starke Anzahl beladener Cameel/ in Begleitung vieler Squadronen türkischer Reuter/ auf Preßburg zugetrieben wurde/ welche muthmäßlich die/ denen Christen bisher geraubte fette Beuten/ in Sicherheit zu bringen / voran gehen solten. Die Nacht hindurch avancirte der Feind weiter nicht/ als seine Mine ihm Gelegenheit gewiesen/ darinnen er sich gleich verbaut. Die Parola war: St. Jacob und Crembs.

Den 27. früh/ und den ganzen Tag hindurch/ canonirte der Feind wenig; hingegen aber / mit Bomben und Stein-werffen/ nach Gewonheit angehalten. Morgens gegen 7. Uhr geschahe von den Käiserlichen ein Ausfall in 200. Mann stark/ in den Graben vor der Burg-Bastey / auf den Feind/ so am Ravelin stark arbeitete. Es schiene aber/ als ob derselbe sich dessen versehen hätte/ in dem seine Kessel am Ravelin/ und Gräben vor der Burg-Pastey / mit Volck häuffig besetzt/ auch alle in würklichem Anschlag waren; und sobald sich die Käiserlichen aus dem heimlichen Ausfall blos herfür begeben/ gab der Feind so wol aus denen Gräben/ als gedachtem Kessel/ ein sehr starckes Salve auf sie/ dadurch gleich einige der unsern blessirt/ auch gar todt geschossen worden. Weilen aber unsere auf mehr gedachten Kessel einen/ in welchem in die 100. Türken waren/ mit Kartätschen / Doppelhacken und Musqueten/ stark und continuirlich Feuer gaben/ daß keiner sich heroben dorffte blicken lassen/ weniger heraus steigen/ auch unablässig nebst etlich Bomben / viel Hand-Granaten einwurffen; wurde endlich der Kessel von denen unsrigen/ so ausgefallen mit des Feindes eigenen Grabschauffeln/ gar zugedeckt/ und also die jenige so darinnen nicht todt geschossen/ oder von Bomben und Granaten umkommen/ lebendig begraben: Daß also muthmäßlich in diesem Ausfall vom Feind über 200. Mann erlegt/ dem Feind aber seine Arbeit also verderbt worden/ daß er wol wieder drey Tag vonnöthen hatte dieselbige in vorigen Stand zu bringen. Wiewol nach Zuruckweichung der Ausgefallenen/ die Türken alsobald wiederum an die Arbeit geloffen/ und damit fortgefahren: Beederseits hat es blutige Köpffe gegeben. Auf Seiten des Feinds blieb ein gar vornehmer/ dessen Leichnam aus dem Graben zu holen/ sich andere über eine Stund lang/ mit grossem Verlust / eiferigst bemühet. Auf Käiserlicher Seiten aber starb den folgenden Tag Herr Baron Spindler/ Fendrich bey dem Souchischen Regiment/ von einem dißinal empfangenen Schuß / 15. Gemeine blieben todt/ und in die 20. wurden blessirt. Nachmittag gegen 5. Uhr hat der Feind zwo Minen springen lassen eine linker Seiten gegen dem attaquirten Ravelin; die andere in der Contrascarpen, vor der rechten Face der Burg-Pastey. Auf die erste kam er gleich angeloffen/ weil solche den Graben zimlich gefüllet/ auch den einen Abschnitt und 12. Soldaten bedeckt hatte/ davon drey wieder los gegraben worden: Es wurden aber die Stürmende glücklich repoussirt/ wobey sich Herr Obrist Scherfenberg wiederum trefflich wol eingefundẽ. An der andern hat er weiter nichts gericht /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0260" n="48"/>
erfahrnen            Büchsenmeistern in Wienn/ noch kein Mangel vorhanden. Sonsten beobachtete man diesen Tag            durch Perspectiv/ daß aus dem türkischen Lager eine starke Anzahl beladener Cameel/ in            Begleitung vieler Squadronen türkischer Reuter/ auf Preßburg zugetrieben wurde/ welche            muthmäßlich die/ denen Christen bisher geraubte fette Beuten/ in Sicherheit zu bringen /            voran gehen solten. Die Nacht hindurch avancirte der Feind weiter nicht/ als seine Mine            ihm Gelegenheit gewiesen/ darinnen er sich gleich verbaut. Die Parola war: St. Jacob und            Crembs.</p>
        <p>Den 27. früh/ und den ganzen Tag hindurch/ canonirte der Feind wenig; hingegen aber /            mit Bomben und Stein-werffen/ nach Gewonheit angehalten. Morgens gegen 7. Uhr geschahe            von den Käiserlichen ein Ausfall in 200. Mann stark/ in den Graben vor der Burg-Bastey /            auf den Feind/ so am Ravelin stark arbeitete. Es schiene aber/ als ob derselbe sich            dessen versehen hätte/ in dem seine Kessel am Ravelin/ und Gräben vor der Burg-Pastey /            mit Volck häuffig besetzt/ auch alle in würklichem Anschlag waren; und sobald sich die            Käiserlichen aus dem heimlichen Ausfall blos herfür begeben/ gab der Feind so wol aus            denen Gräben/ als gedachtem Kessel/ ein sehr starckes Salve auf sie/ dadurch gleich            einige der unsern blessirt/ auch gar todt geschossen worden. Weilen aber unsere auf mehr            gedachten Kessel einen/ in welchem in die 100. Türken waren/ mit Kartätschen /            Doppelhacken und Musqueten/ stark und continuirlich Feuer gaben/ daß keiner sich heroben            dorffte blicken lassen/ weniger heraus steigen/ auch unablässig nebst etlich Bomben /            viel Hand-Granaten einwurffen; wurde endlich der Kessel von denen unsrigen/ so            ausgefallen mit des Feindes eigenen Grabschauffeln/ gar zugedeckt/ und also die jenige            so darinnen nicht todt geschossen/ oder von Bomben und Granaten umkommen/ lebendig            begraben: Daß also muthmäßlich in diesem Ausfall vom Feind über 200. Mann erlegt/ dem            Feind aber seine Arbeit also verderbt worden/ daß er wol wieder drey Tag vonnöthen hatte            dieselbige in vorigen Stand zu bringen. Wiewol nach Zuruckweichung der Ausgefallenen/ die            Türken alsobald wiederum an die Arbeit geloffen/ und damit fortgefahren: Beederseits hat            es blutige Köpffe gegeben. Auf Seiten des Feinds blieb ein gar vornehmer/ dessen Leichnam            aus dem Graben zu holen/ sich andere über eine Stund lang/ mit grossem Verlust /            eiferigst bemühet. Auf Käiserlicher Seiten aber starb den folgenden Tag Herr Baron            Spindler/ Fendrich bey dem Souchischen Regiment/ von einem dißinal empfangenen Schuß /            15. Gemeine blieben todt/ und in die 20. wurden blessirt. Nachmittag gegen 5. Uhr hat der            Feind zwo Minen springen lassen eine linker Seiten gegen dem attaquirten Ravelin; die            andere in der Contrascarpen, vor der rechten Face der Burg-Pastey. Auf die erste kam er            gleich angeloffen/ weil solche den Graben zimlich gefüllet/ auch den einen Abschnitt und            12. Soldaten bedeckt hatte/ davon drey wieder los gegraben worden: Es wurden aber die            Stürmende glücklich repoussirt/ wobey sich Herr Obrist Scherfenberg wiederum trefflich            wol eingefunde&#x0303;. An der andern hat er weiter nichts gericht /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0260] erfahrnen Büchsenmeistern in Wienn/ noch kein Mangel vorhanden. Sonsten beobachtete man diesen Tag durch Perspectiv/ daß aus dem türkischen Lager eine starke Anzahl beladener Cameel/ in Begleitung vieler Squadronen türkischer Reuter/ auf Preßburg zugetrieben wurde/ welche muthmäßlich die/ denen Christen bisher geraubte fette Beuten/ in Sicherheit zu bringen / voran gehen solten. Die Nacht hindurch avancirte der Feind weiter nicht/ als seine Mine ihm Gelegenheit gewiesen/ darinnen er sich gleich verbaut. Die Parola war: St. Jacob und Crembs. Den 27. früh/ und den ganzen Tag hindurch/ canonirte der Feind wenig; hingegen aber / mit Bomben und Stein-werffen/ nach Gewonheit angehalten. Morgens gegen 7. Uhr geschahe von den Käiserlichen ein Ausfall in 200. Mann stark/ in den Graben vor der Burg-Bastey / auf den Feind/ so am Ravelin stark arbeitete. Es schiene aber/ als ob derselbe sich dessen versehen hätte/ in dem seine Kessel am Ravelin/ und Gräben vor der Burg-Pastey / mit Volck häuffig besetzt/ auch alle in würklichem Anschlag waren; und sobald sich die Käiserlichen aus dem heimlichen Ausfall blos herfür begeben/ gab der Feind so wol aus denen Gräben/ als gedachtem Kessel/ ein sehr starckes Salve auf sie/ dadurch gleich einige der unsern blessirt/ auch gar todt geschossen worden. Weilen aber unsere auf mehr gedachten Kessel einen/ in welchem in die 100. Türken waren/ mit Kartätschen / Doppelhacken und Musqueten/ stark und continuirlich Feuer gaben/ daß keiner sich heroben dorffte blicken lassen/ weniger heraus steigen/ auch unablässig nebst etlich Bomben / viel Hand-Granaten einwurffen; wurde endlich der Kessel von denen unsrigen/ so ausgefallen mit des Feindes eigenen Grabschauffeln/ gar zugedeckt/ und also die jenige so darinnen nicht todt geschossen/ oder von Bomben und Granaten umkommen/ lebendig begraben: Daß also muthmäßlich in diesem Ausfall vom Feind über 200. Mann erlegt/ dem Feind aber seine Arbeit also verderbt worden/ daß er wol wieder drey Tag vonnöthen hatte dieselbige in vorigen Stand zu bringen. Wiewol nach Zuruckweichung der Ausgefallenen/ die Türken alsobald wiederum an die Arbeit geloffen/ und damit fortgefahren: Beederseits hat es blutige Köpffe gegeben. Auf Seiten des Feinds blieb ein gar vornehmer/ dessen Leichnam aus dem Graben zu holen/ sich andere über eine Stund lang/ mit grossem Verlust / eiferigst bemühet. Auf Käiserlicher Seiten aber starb den folgenden Tag Herr Baron Spindler/ Fendrich bey dem Souchischen Regiment/ von einem dißinal empfangenen Schuß / 15. Gemeine blieben todt/ und in die 20. wurden blessirt. Nachmittag gegen 5. Uhr hat der Feind zwo Minen springen lassen eine linker Seiten gegen dem attaquirten Ravelin; die andere in der Contrascarpen, vor der rechten Face der Burg-Pastey. Auf die erste kam er gleich angeloffen/ weil solche den Graben zimlich gefüllet/ auch den einen Abschnitt und 12. Soldaten bedeckt hatte/ davon drey wieder los gegraben worden: Es wurden aber die Stürmende glücklich repoussirt/ wobey sich Herr Obrist Scherfenberg wiederum trefflich wol eingefundẽ. An der andern hat er weiter nichts gericht /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/260
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/260>, abgerufen am 13.05.2024.