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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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reitschaft stunden / ihne bald verstummen heissen. Gegen 9. Uhr Vormittag/ geschahe/ in dem Graben vor dem Löwel/ abermal ein Ausfall/ aber ohne Frucht/ in deme die Käiserlichen/ wegen überhandnehmender Menge der Türken/ sich retiriren müssen. Auf den Abend gegen 7. und 8. Uhr/ hat der Feind/ in dem attaquirten Ravelin/ wiederum eine kleine Mine springen lassen/ und ist darauf angelauffen; nach verspürter mannhafter Resistenz aber/ wieder zuruck gewichen. Wobey ihnen/ von den Käiserlichen 2. Stuck/ und ein Feuer-Mörser vernagelt worden. In diesem Sturm gerieth ein gemeiner Käiserlicher Fuß-Knecht mit einem Türken in einen Zwey-Kampff/ und nach langem Ringen/ nam er demselben sein Schäffelin / und haute ihm den Kopff ab/ visitirte seine Ranzen/ fande darinnen ein schmutziges Regenmäntelein/ in welchem Geld vernehet war/ steckte solches in seine Hosen/ bis nach der Rencontre, er wieder in die Stadt gekommen/ und ein leinen Büntelein aufgeschnitten / da er dann 100. Cremnitzer Ducaten in specie, eines Schlags heraus gelanget: Worüber er vor Freuden fast ausser sich selbst entzuckt/ und gleichsam/ ob er nicht gescheid sey / in der ganzen Stadt bestürtzt herum gelauffen/ bald still gestanden/ sich verwundert / und vor Freuden die Händ in einander geklatscht/ sich einbildend/ als wann er der glückseligste Mensch in der ganzen Welt wäre/ weilen er eine solche Summa Gelds erobert hätte. Wer ihme begegnet/ und seiner Abendtheur verständigt worden/ wünschte ihm Glück / und frischte die andere Soldaten zu gleichmässigem Wolverhalten an/ damit dergleichen göldner Regen auch ihnen in den Schos fallen möchte. Diesen Tag kamen die beede ausgeschickte Rätzen/ Herr Georg Franz Koltschitzky/ und dessen Diener aus dem Käiserlichen Lager/ mit hochverlangter Vergewieserung des unfehlbaren Entsatzes/ von Ihro Hochfürstlichen Durchleucht Herzogen von Lothringen/ wiederum an/ dessen Losungs-Zeichen von St. Stephans Thurn/ durch in die Höhe steigende Raggeten gegeben wurde/ zu mehrer Versicherung aber/ machte man Mittags um 12. Uhr daselbsten einen grossen/ finstern/ schwarzen Rauch. Diese erzählten/ daß nach dem sie neulich den 13. dieses aus der Stadt gelassen worden/ und durch die Wäringer Vorstadt/ neben dem neuen Lazareth vorbey gegangen/ haben sie sich schon an dem Türkischen Läger befunden: Weilen aber ein grosser Regen und Ungewitter eingefallen/ haben sie beede sich zwischen zweyen feindlichen Lägern niedergesetzt/ und der frölichen Morgenröthe erwartet. So bald solche angebrochen/ sahen sie beede aller Orten die unzähliche Mänge der türkischen Gezelt / welche den Koltschitzky zweiffelnd machten/ welchen Weg er durch zu kommen suchen solte? Doch denen häuffig bey ihnen hin- und her reitend- und gehenden Türken allen Argwohn zu benehmen/ hätte er wiewol vom Regen durch und durch befeuchtet/ in Türkischer Sprach ein lustiges Liedlein gesungen/ und damit auf eines vornehmen Aga Gezelt getroffen/ welcher ihn zu sich geruffen/ und wegen seiner nassen Kleider bemitleidende/ gefragt: Woher er käme? Wem er dienete? Und wo er hinaus wolte? Worauf Koltschitzky ihme ganz bedachtsam geantwor-

reitschaft stunden / ihne bald verstummen heissen. Gegen 9. Uhr Vormittag/ geschahe/ in dem Graben vor dem Löwel/ abermal ein Ausfall/ aber ohne Frucht/ in deme die Käiserlichen/ wegen überhandnehmender Menge der Türken/ sich retiriren müssen. Auf den Abend gegen 7. und 8. Uhr/ hat der Feind/ in dem attaquirten Ravelin/ wiederum eine kleine Mine springen lassen/ und ist darauf angelauffen; nach verspürter mannhafter Resistenz aber/ wieder zuruck gewichen. Wobey ihnen/ von den Käiserlichen 2. Stuck/ und ein Feuer-Mörser vernagelt worden. In diesem Sturm gerieth ein gemeiner Käiserlicher Fuß-Knecht mit einem Türken in einen Zwey-Kampff/ und nach langem Ringen/ nam er demselben sein Schäffelin / und haute ihm den Kopff ab/ visitirte seine Ranzen/ fande darinnen ein schmutziges Regenmäntelein/ in welchem Geld vernehet war/ steckte solches in seine Hosen/ bis nach der Rencontre, er wieder in die Stadt gekommen/ und ein leinen Büntelein aufgeschnitten / da er dann 100. Cremnitzer Ducaten in specie, eines Schlags heraus gelanget: Worüber er vor Freuden fast ausser sich selbst entzuckt/ und gleichsam/ ob er nicht gescheid sey / in der ganzen Stadt bestürtzt herum gelauffen/ bald still gestanden/ sich verwundert / und vor Freuden die Händ in einander geklatscht/ sich einbildend/ als wann er der glückseligste Mensch in der ganzen Welt wäre/ weilen er eine solche Summa Gelds erobert hätte. Wer ihme begegnet/ und seiner Abendtheur verständigt worden/ wünschte ihm Glück / und frischte die andere Soldaten zu gleichmässigem Wolverhalten an/ damit dergleichen göldner Regen auch ihnen in den Schos fallen möchte. Diesen Tag kamen die beede ausgeschickte Rätzen/ Herr Georg Franz Koltschitzky/ und dessen Diener aus dem Käiserlichen Lager/ mit hochverlangter Vergewieserung des unfehlbaren Entsatzes/ von Ihro Hochfürstlichen Durchleucht Herzogen von Lothringen/ wiederum an/ dessen Losungs-Zeichen von St. Stephans Thurn/ durch in die Höhe steigende Raggeten gegeben wurde/ zu mehrer Versicherung aber/ machte man Mittags um 12. Uhr daselbsten einen grossen/ finstern/ schwarzen Rauch. Diese erzählten/ daß nach dem sie neulich den 13. dieses aus der Stadt gelassen worden/ und durch die Wäringer Vorstadt/ neben dem neuen Lazareth vorbey gegangen/ haben sie sich schon an dem Türkischen Läger befunden: Weilen aber ein grosser Regen und Ungewitter eingefallen/ haben sie beede sich zwischen zweyen feindlichen Lägern niedergesetzt/ und der frölichen Morgenröthe erwartet. So bald solche angebrochen/ sahen sie beede aller Orten die unzähliche Mänge der türkischen Gezelt / welche den Koltschitzky zweiffelnd machten/ welchen Weg er durch zu kommen suchen solte? Doch denen häuffig bey ihnen hin- und her reitend- und gehenden Türken allen Argwohn zu benehmen/ hätte er wiewol vom Regen durch und durch befeuchtet/ in Türkischer Sprach ein lustiges Liedlein gesungen/ und damit auf eines vornehmen Aga Gezelt getroffen/ welcher ihn zu sich geruffen/ und wegen seiner nassen Kleider bemitleidende/ gefragt: Woher er käme? Wem er dienete? Und wo er hinaus wolte? Worauf Koltschitzky ihme ganz bedachtsam geantwor-

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reitschaft stunden /            ihne bald verstummen heissen. Gegen 9. Uhr Vormittag/ geschahe/ in dem Graben vor dem            Löwel/ abermal ein Ausfall/ aber ohne Frucht/ in deme die Käiserlichen/ wegen            überhandnehmender Menge der Türken/ sich retiriren müssen. Auf den Abend gegen 7. und 8.            Uhr/ hat der Feind/ in dem attaquirten Ravelin/ wiederum eine kleine Mine springen            lassen/ und ist darauf angelauffen; nach verspürter mannhafter Resistenz aber/ wieder            zuruck gewichen. Wobey ihnen/ von den Käiserlichen 2. Stuck/ und ein Feuer-Mörser            vernagelt worden. In diesem Sturm gerieth ein gemeiner Käiserlicher Fuß-Knecht mit einem            Türken in einen Zwey-Kampff/ und nach langem Ringen/ nam er demselben sein Schäffelin /            und haute ihm den Kopff ab/ visitirte seine Ranzen/ fande darinnen ein schmutziges            Regenmäntelein/ in welchem Geld vernehet war/ steckte solches in seine Hosen/ bis nach            der Rencontre, er wieder in die Stadt gekommen/ und ein leinen Büntelein aufgeschnitten /            da er dann 100. Cremnitzer Ducaten in specie, eines Schlags heraus gelanget: Worüber er            vor Freuden fast ausser sich selbst entzuckt/ und gleichsam/ ob er nicht gescheid sey /            in der ganzen Stadt bestürtzt herum gelauffen/ bald still gestanden/ sich verwundert /            und vor Freuden die Händ in einander geklatscht/ sich einbildend/ als wann er der            glückseligste Mensch in der ganzen Welt wäre/ weilen er eine solche Summa Gelds erobert            hätte. Wer ihme begegnet/ und seiner Abendtheur verständigt worden/ wünschte ihm Glück /            und frischte die andere Soldaten zu gleichmässigem Wolverhalten an/ damit dergleichen            göldner Regen auch ihnen in den Schos fallen möchte. Diesen Tag kamen die beede            ausgeschickte Rätzen/ Herr Georg Franz Koltschitzky/ und dessen Diener aus dem            Käiserlichen Lager/ mit hochverlangter Vergewieserung des unfehlbaren Entsatzes/ von            Ihro Hochfürstlichen Durchleucht Herzogen von Lothringen/ wiederum an/ dessen            Losungs-Zeichen von St. Stephans Thurn/ durch in die Höhe steigende Raggeten gegeben            wurde/ zu mehrer Versicherung aber/ machte man Mittags um 12. Uhr daselbsten einen            grossen/ finstern/ schwarzen Rauch. Diese erzählten/ daß nach dem sie neulich den 13.            dieses aus der Stadt gelassen worden/ und durch die Wäringer Vorstadt/ neben dem neuen            Lazareth vorbey gegangen/ haben sie sich schon an dem Türkischen Läger befunden: Weilen            aber ein grosser Regen und Ungewitter eingefallen/ haben sie beede sich zwischen zweyen            feindlichen Lägern niedergesetzt/ und der frölichen Morgenröthe erwartet. So bald solche            angebrochen/ sahen sie beede aller Orten die unzähliche Mänge der türkischen Gezelt /            welche den Koltschitzky zweiffelnd machten/ welchen Weg er durch zu kommen suchen solte?            Doch denen häuffig bey ihnen hin- und her reitend- und gehenden Türken allen Argwohn zu            benehmen/ hätte er wiewol vom Regen durch und durch befeuchtet/ in Türkischer Sprach ein            lustiges Liedlein gesungen/ und damit auf eines vornehmen Aga Gezelt getroffen/ welcher            ihn zu sich geruffen/ und wegen seiner nassen Kleider bemitleidende/ gefragt: Woher er            käme? Wem er dienete? Und wo er hinaus wolte? Worauf Koltschitzky ihme ganz bedachtsam            geantwor-
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[38/0250] reitschaft stunden / ihne bald verstummen heissen. Gegen 9. Uhr Vormittag/ geschahe/ in dem Graben vor dem Löwel/ abermal ein Ausfall/ aber ohne Frucht/ in deme die Käiserlichen/ wegen überhandnehmender Menge der Türken/ sich retiriren müssen. Auf den Abend gegen 7. und 8. Uhr/ hat der Feind/ in dem attaquirten Ravelin/ wiederum eine kleine Mine springen lassen/ und ist darauf angelauffen; nach verspürter mannhafter Resistenz aber/ wieder zuruck gewichen. Wobey ihnen/ von den Käiserlichen 2. Stuck/ und ein Feuer-Mörser vernagelt worden. In diesem Sturm gerieth ein gemeiner Käiserlicher Fuß-Knecht mit einem Türken in einen Zwey-Kampff/ und nach langem Ringen/ nam er demselben sein Schäffelin / und haute ihm den Kopff ab/ visitirte seine Ranzen/ fande darinnen ein schmutziges Regenmäntelein/ in welchem Geld vernehet war/ steckte solches in seine Hosen/ bis nach der Rencontre, er wieder in die Stadt gekommen/ und ein leinen Büntelein aufgeschnitten / da er dann 100. Cremnitzer Ducaten in specie, eines Schlags heraus gelanget: Worüber er vor Freuden fast ausser sich selbst entzuckt/ und gleichsam/ ob er nicht gescheid sey / in der ganzen Stadt bestürtzt herum gelauffen/ bald still gestanden/ sich verwundert / und vor Freuden die Händ in einander geklatscht/ sich einbildend/ als wann er der glückseligste Mensch in der ganzen Welt wäre/ weilen er eine solche Summa Gelds erobert hätte. Wer ihme begegnet/ und seiner Abendtheur verständigt worden/ wünschte ihm Glück / und frischte die andere Soldaten zu gleichmässigem Wolverhalten an/ damit dergleichen göldner Regen auch ihnen in den Schos fallen möchte. Diesen Tag kamen die beede ausgeschickte Rätzen/ Herr Georg Franz Koltschitzky/ und dessen Diener aus dem Käiserlichen Lager/ mit hochverlangter Vergewieserung des unfehlbaren Entsatzes/ von Ihro Hochfürstlichen Durchleucht Herzogen von Lothringen/ wiederum an/ dessen Losungs-Zeichen von St. Stephans Thurn/ durch in die Höhe steigende Raggeten gegeben wurde/ zu mehrer Versicherung aber/ machte man Mittags um 12. Uhr daselbsten einen grossen/ finstern/ schwarzen Rauch. Diese erzählten/ daß nach dem sie neulich den 13. dieses aus der Stadt gelassen worden/ und durch die Wäringer Vorstadt/ neben dem neuen Lazareth vorbey gegangen/ haben sie sich schon an dem Türkischen Läger befunden: Weilen aber ein grosser Regen und Ungewitter eingefallen/ haben sie beede sich zwischen zweyen feindlichen Lägern niedergesetzt/ und der frölichen Morgenröthe erwartet. So bald solche angebrochen/ sahen sie beede aller Orten die unzähliche Mänge der türkischen Gezelt / welche den Koltschitzky zweiffelnd machten/ welchen Weg er durch zu kommen suchen solte? Doch denen häuffig bey ihnen hin- und her reitend- und gehenden Türken allen Argwohn zu benehmen/ hätte er wiewol vom Regen durch und durch befeuchtet/ in Türkischer Sprach ein lustiges Liedlein gesungen/ und damit auf eines vornehmen Aga Gezelt getroffen/ welcher ihn zu sich geruffen/ und wegen seiner nassen Kleider bemitleidende/ gefragt: Woher er käme? Wem er dienete? Und wo er hinaus wolte? Worauf Koltschitzky ihme ganz bedachtsam geantwor-

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/250>, abgerufen am 24.11.2024.