Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.ben gewesen/ ergriffen/ und in Verhaft genommen/ welcher in der ersten Verhör bekennet/ daß ihn sein Herr/ so ein Wasserbrenner auf dem Kohlmarkt wäre/ hinweg gejaget; daher er nicht gewust/ wohin er gehen solle/ demnach ganz desperater Weis zum Türken hinüber gangen. Der Türkhabe ihm alsobald/ wie er ihn bekommen/ viel Geld versprochen/ wann er wiederum in die Stadt herein gehen wolle/ zu sehen: Wie man mit Munition in den Zeug-Häusern versorgt? wie viel noch Stücke im Vorrath? und wie viel auf jeder Pastey oder Ravelin stehen? auch wie viel zu Grund geschossen? was und wie viel Officir und Gemeine schon umkommen? wie stark man in der Stadt noch sey? auch was für Regimenter hierinnen ligen? wohin die Käiserlichen Minen gehen? und ob man mit Proviant noch wol versehen sey? Diesem allen nun habe er in der Stadt fleissigst nachgeforscht/ und wiederum hinüber gehen wollen/ dem Türken alles/ um das ihme verheissene Geld/ was er gehöret und gesehen/ zu relationiren. Auf weitere Befragung aber: Ob er das von sich selbsten gethan? oder ob ihm jemand dazu Gelegenheit gegeben? hat er ein für allemal bekennet: Er habe es für sich allein gethan. Die Parola war: St. Augustin/ und Wienn. Den 11. hat der Feind etwas mehrers/ als den Tag zuvor/ angefangen zu canoniren/ aber bald nachgelassen. Um Mittag ließ er in der Contrascarpe vor dem Löwel eine Mine springen / und Abends gegen 6. Uhr/ eben daselbst noch eine andere/ aber ohne einigen erfolgten Schaden/ nur daß solche ihme die Erd en geöffnet; hat aber dabey weiter nichts vorgenommen. Die Nacht über ist er mehrers als etliche Nächt vorher/ im Feuer gelegen; doch dabey an seiner Arbeit nicht viel avancirt/ ausser in dem Graben vor dem Ravelin / allwo er sich etwas erweitert. Herr General Wachtmeister/ Graf von Taun/ machte Anstalt zu einem Ausfall/ welchen Ihro Hochfürstl. Durchl. Herr Georg Friederich/ Herzog zu Würtemberg selbsten/ um die Zeit/ wann Tag und Nacht sich scheidet/ recht Löwenmüthig angeführet/ und dem Feind (welcher durch eine von den Käiserlichen gesprengte Mine/ und hefftiges Donnern der mit kleinen Kugeln/ Steinen und Kartätschen geladenen Stücke / dergestalt erschreckt/ daß er bis in seinen dritten untersten breiten Lauff-Graben geflohen) nebst des Souchischen Regiments Leutenant/ Herrn Baron von Polheim/ äusserst verfolgt/ und denselben gleichsam mit einem Platzregen von Hand-Granaten bedecket. Wiewol dieser Ausfall die Belagerten gleichwol auf die 40. Mann gekostet/ welche theils geblieben/ theils gequetscht worden. Die Parola war: St. Bernhard und Crems. Den 12. verhielt sich der Feind/ den ganzen Tag über/ mit Canoniren und Bomben werffen / wie den Tag zuvor. Mittags zwischen 12. und 1. Uhr/ liesse er eine Mine am Burg-Ravelin springen/ wodurch die vordere Spitzen oder Eck/ bis an den rechten Abschnitt gesprengt / und die halbe Stadt erschüttert worden; worauf er gleich stark gestürmet/ so zwar/ daß ihrer viel mit Leitern/ auf das Ravelin ankommen/ welche man aber daselbsten mit Stucken und Kartätschen so un- ben gewesen/ ergriffen/ und in Verhaft genommen/ welcher in der ersten Verhör bekennet/ daß ihn sein Herr/ so ein Wasserbrenner auf dem Kohlmarkt wäre/ hinweg gejaget; daher er nicht gewust/ wohin er gehen solle/ demnach ganz desperater Weis zum Türken hinüber gangen. Der Türkhabe ihm alsobald/ wie er ihn bekommen/ viel Geld versprochen/ wann er wiederum in die Stadt herein gehen wolle/ zu sehen: Wie man mit Munition in den Zeug-Häusern versorgt? wie viel noch Stücke im Vorrath? und wie viel auf jeder Pastey oder Ravelin stehen? auch wie viel zu Grund geschossen? was und wie viel Officir und Gemeine schon umkommen? wie stark man in der Stadt noch sey? auch was für Regimenter hierinnen ligen? wohin die Käiserlichen Minen gehen? und ob man mit Proviant noch wol versehen sey? Diesem allen nun habe er in der Stadt fleissigst nachgeforscht/ und wiederum hinüber gehen wollen/ dem Türken alles/ um das ihme verheissene Geld/ was er gehöret und gesehen/ zu relationiren. Auf weitere Befragung aber: Ob er das von sich selbsten gethan? oder ob ihm jemand dazu Gelegenheit gegeben? hat er ein für allemal bekennet: Er habe es für sich allein gethan. Die Parola war: St. Augustin/ und Wienn. Den 11. hat der Feind etwas mehrers/ als den Tag zuvor/ angefangen zu canoniren/ aber bald nachgelassen. Um Mittag ließ er in der Contrascarpe vor dem Löwel eine Mine springen / und Abends gegen 6. Uhr/ eben daselbst noch eine andere/ aber ohne einigen erfolgten Schaden/ nur daß solche ihme die Erd en geöffnet; hat aber dabey weiter nichts vorgenommen. Die Nacht über ist er mehrers als etliche Nächt vorher/ im Feuer gelegen; doch dabey an seiner Arbeit nicht viel avancirt/ ausser in dem Graben vor dem Ravelin / allwo er sich etwas erweitert. Herr General Wachtmeister/ Graf von Taun/ machte Anstalt zu einem Ausfall/ welchen Ihro Hochfürstl. Durchl. Herr Georg Friederich/ Herzog zu Würtemberg selbsten/ um die Zeit/ wann Tag und Nacht sich scheidet/ recht Löwenmüthig angeführet/ und dem Feind (welcher durch eine von den Käiserlichen gesprengte Mine/ und hefftiges Donnern der mit kleinen Kugeln/ Steinen und Kartätschen geladenen Stücke / dergestalt erschreckt/ daß er bis in seinen dritten untersten breiten Lauff-Graben geflohen) nebst des Souchischen Regiments Leutenant/ Herrn Baron von Polheim/ äusserst verfolgt/ und denselben gleichsam mit einem Platzregen von Hand-Granaten bedecket. Wiewol dieser Ausfall die Belagerten gleichwol auf die 40. Mann gekostet/ welche theils geblieben/ theils gequetscht worden. Die Parola war: St. Bernhard und Crems. Den 12. verhielt sich der Feind/ den ganzen Tag über/ mit Canoniren und Bomben werffen / wie den Tag zuvor. Mittags zwischen 12. und 1. Uhr/ liesse er eine Mine am Burg-Ravelin springen/ wodurch die vordere Spitzen oder Eck/ bis an den rechten Abschnitt gesprengt / und die halbe Stadt erschüttert worden; worauf er gleich stark gestürmet/ so zwar/ daß ihrer viel mit Leitern/ auf das Ravelin ankommen/ welche man aber daselbsten mit Stucken und Kartätschen so un- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0245" n="33"/> ben gewesen/ ergriffen/ und in Verhaft genommen/ welcher in der ersten Verhör bekennet/ daß ihn sein Herr/ so ein Wasserbrenner auf dem Kohlmarkt wäre/ hinweg gejaget; daher er nicht gewust/ wohin er gehen solle/ demnach ganz desperater Weis zum Türken hinüber gangen. Der Türkhabe ihm alsobald/ wie er ihn bekommen/ viel Geld versprochen/ wann er wiederum in die Stadt herein gehen wolle/ zu sehen: Wie man mit Munition in den Zeug-Häusern versorgt? wie viel noch Stücke im Vorrath? und wie viel auf jeder Pastey oder Ravelin stehen? auch wie viel zu Grund geschossen? was und wie viel Officir und Gemeine schon umkommen? wie stark man in der Stadt noch sey? auch was für Regimenter hierinnen ligen? wohin die Käiserlichen Minen gehen? und ob man mit Proviant noch wol versehen sey? Diesem allen nun habe er in der Stadt fleissigst nachgeforscht/ und wiederum hinüber gehen wollen/ dem Türken alles/ um das ihme verheissene Geld/ was er gehöret und gesehen/ zu relationiren. Auf weitere Befragung aber: Ob er das von sich selbsten gethan? oder ob ihm jemand dazu Gelegenheit gegeben? hat er ein für allemal bekennet: Er habe es für sich allein gethan. Die Parola war: St. Augustin/ und Wienn.</p> <p>Den 11. hat der Feind etwas mehrers/ als den Tag zuvor/ angefangen zu canoniren/ aber bald nachgelassen. Um Mittag ließ er in der Contrascarpe vor dem Löwel eine Mine springen / und Abends gegen 6. Uhr/ eben daselbst noch eine andere/ aber ohne einigen erfolgten Schaden/ nur daß solche ihme die Erd en geöffnet; hat aber dabey weiter nichts vorgenommen. Die Nacht über ist er mehrers als etliche Nächt vorher/ im Feuer gelegen; doch dabey an seiner Arbeit nicht viel avancirt/ ausser in dem Graben vor dem Ravelin / allwo er sich etwas erweitert. Herr General Wachtmeister/ Graf von Taun/ machte Anstalt zu einem Ausfall/ welchen Ihro Hochfürstl. Durchl. Herr Georg Friederich/ Herzog zu Würtemberg selbsten/ um die Zeit/ wann Tag und Nacht sich scheidet/ recht Löwenmüthig angeführet/ und dem Feind (welcher durch eine von den Käiserlichen gesprengte Mine/ und hefftiges Donnern der mit kleinen Kugeln/ Steinen und Kartätschen geladenen Stücke / dergestalt erschreckt/ daß er bis in seinen dritten untersten breiten Lauff-Graben geflohen) nebst des Souchischen Regiments Leutenant/ Herrn Baron von Polheim/ äusserst verfolgt/ und denselben gleichsam mit einem Platzregen von Hand-Granaten bedecket. Wiewol dieser Ausfall die Belagerten gleichwol auf die 40. Mann gekostet/ welche theils geblieben/ theils gequetscht worden. Die Parola war: St. Bernhard und Crems.</p> <p>Den 12. verhielt sich der Feind/ den ganzen Tag über/ mit Canoniren und Bomben werffen / wie den Tag zuvor. Mittags zwischen 12. und 1. Uhr/ liesse er eine Mine am Burg-Ravelin springen/ wodurch die vordere Spitzen oder Eck/ bis an den rechten Abschnitt gesprengt / und die halbe Stadt erschüttert worden; worauf er gleich stark gestürmet/ so zwar/ daß ihrer viel mit Leitern/ auf das Ravelin ankommen/ welche man aber daselbsten mit Stucken und Kartätschen so un- </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0245]
ben gewesen/ ergriffen/ und in Verhaft genommen/ welcher in der ersten Verhör bekennet/ daß ihn sein Herr/ so ein Wasserbrenner auf dem Kohlmarkt wäre/ hinweg gejaget; daher er nicht gewust/ wohin er gehen solle/ demnach ganz desperater Weis zum Türken hinüber gangen. Der Türkhabe ihm alsobald/ wie er ihn bekommen/ viel Geld versprochen/ wann er wiederum in die Stadt herein gehen wolle/ zu sehen: Wie man mit Munition in den Zeug-Häusern versorgt? wie viel noch Stücke im Vorrath? und wie viel auf jeder Pastey oder Ravelin stehen? auch wie viel zu Grund geschossen? was und wie viel Officir und Gemeine schon umkommen? wie stark man in der Stadt noch sey? auch was für Regimenter hierinnen ligen? wohin die Käiserlichen Minen gehen? und ob man mit Proviant noch wol versehen sey? Diesem allen nun habe er in der Stadt fleissigst nachgeforscht/ und wiederum hinüber gehen wollen/ dem Türken alles/ um das ihme verheissene Geld/ was er gehöret und gesehen/ zu relationiren. Auf weitere Befragung aber: Ob er das von sich selbsten gethan? oder ob ihm jemand dazu Gelegenheit gegeben? hat er ein für allemal bekennet: Er habe es für sich allein gethan. Die Parola war: St. Augustin/ und Wienn.
Den 11. hat der Feind etwas mehrers/ als den Tag zuvor/ angefangen zu canoniren/ aber bald nachgelassen. Um Mittag ließ er in der Contrascarpe vor dem Löwel eine Mine springen / und Abends gegen 6. Uhr/ eben daselbst noch eine andere/ aber ohne einigen erfolgten Schaden/ nur daß solche ihme die Erd en geöffnet; hat aber dabey weiter nichts vorgenommen. Die Nacht über ist er mehrers als etliche Nächt vorher/ im Feuer gelegen; doch dabey an seiner Arbeit nicht viel avancirt/ ausser in dem Graben vor dem Ravelin / allwo er sich etwas erweitert. Herr General Wachtmeister/ Graf von Taun/ machte Anstalt zu einem Ausfall/ welchen Ihro Hochfürstl. Durchl. Herr Georg Friederich/ Herzog zu Würtemberg selbsten/ um die Zeit/ wann Tag und Nacht sich scheidet/ recht Löwenmüthig angeführet/ und dem Feind (welcher durch eine von den Käiserlichen gesprengte Mine/ und hefftiges Donnern der mit kleinen Kugeln/ Steinen und Kartätschen geladenen Stücke / dergestalt erschreckt/ daß er bis in seinen dritten untersten breiten Lauff-Graben geflohen) nebst des Souchischen Regiments Leutenant/ Herrn Baron von Polheim/ äusserst verfolgt/ und denselben gleichsam mit einem Platzregen von Hand-Granaten bedecket. Wiewol dieser Ausfall die Belagerten gleichwol auf die 40. Mann gekostet/ welche theils geblieben/ theils gequetscht worden. Die Parola war: St. Bernhard und Crems.
Den 12. verhielt sich der Feind/ den ganzen Tag über/ mit Canoniren und Bomben werffen / wie den Tag zuvor. Mittags zwischen 12. und 1. Uhr/ liesse er eine Mine am Burg-Ravelin springen/ wodurch die vordere Spitzen oder Eck/ bis an den rechten Abschnitt gesprengt / und die halbe Stadt erschüttert worden; worauf er gleich stark gestürmet/ so zwar/ daß ihrer viel mit Leitern/ auf das Ravelin ankommen/ welche man aber daselbsten mit Stucken und Kartätschen so un-
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