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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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die zwanzig Mann/ so in ihren Gallerien und Gräben gearbeitet/ mit Erden bedecket worden; unerachtet dessen/ hat sich der Feind über Nacht gleich wieder darein logiret. Herr Gregrowiz, weiland Leutenant unter Heisterischen Regiment/ (welcher vor diesem von den Türken gefangen worden/ nunmehr aber wiederum zu den Christen übergangen war /) wurde diese Nacht um zehen Uhr in türkischen Kleidern/ von Ihro Hochgräfl. Excellenz/ Herrn General Capliers/ und Herrn General von Stahrenberg/ mit Briefen zu Ihro Durchl. Herrn Herzog von Lothringen geschickt/ mit diesem Beding: Daß/ wann er über die Donau/ auf die andere Seiten des vesten Landes/ sicher angelangt wäre/ er/ auf der Höhe des Bisembergs/ ein Feuerzeichen geben/ mit Versicherung/ daß er die erste Compagnie/ so vacant würde/ bey seiner Wiederkunft erlangen solte. Worauf man bis auf den 13. Augusti waren müssen. Die Parola war: St. Thomas und Aquin.

Den 10. fieng der Feind etwas mehr/ als den Tag zuvor/ an zu canoniren/ und Bomben zu werffen/ womit er aber nicht lang angehalten. Um Mittag hat er in der Contrascarpen vor der Spitz des Löwels eine Mine springen lassen/ dadurch zwar drey Käiserliche Soldaten in Lufft geflogen/ aber ohne einige Verletzung/ eben auf den Platz/ wo sie zuvor gestanden waren/ wiederum herunter gefallen; und als man sie gefragt/ wie sie sich befinden? ob ihnen einiger Schaden begegnet? Antworteten sie: Es fehle ihnen nichts/ ausser daß heftig dürsteten. Von den Türken aber sahe man durch diese Mine ihrer viel in der Lufft Capriolen scheiden; weilen das Lauff-Feuer/ wegen übler Verwahrung des Riegels/ seinen Weg zurück / wo es Lufft fande/ genommen/ und auf die Türken selber los gebrochen. Dannoch höreten sie nicht auf zu graben/ wurde auch beederseits mit scharffem Canoniren fortgefahren. Die Belagerten fiengen heut an/ aus zwey grossen Pöllern/ theils Feuer-Ballen/ theils sehr schwere Steine/ kreutzweis in des Feindes Lauffgräben zu werffen/ nicht ohne desselben merklichen Schaden. Nachmittag hat sich auf der Burg-Pastey folgende Denkwürdigkeit zugetragen: Es hat der Feind/ einer auf dem Posto stehenden Quartir-Schlangen/ die Helffte der Mündung abgeschossen/ selbige angezündet und los gebrannt/ eben als der Büchsenmeister hinten auf der Lavetten stunde/ und also mit dem Stuck zurück fiele/ ohne die geringste seine Verletzung. Eine Sache/ so nicht leicht zu glauben wäre/ wann solches nicht von Herrn Obrist Leutenant G'schwind/ neben mehr als hundert Personen / könte bezeuget werden.

Ein Student/ welcher einen Türken für die Stirn geschossen/ und nachdeme er nidergefallen/ denselben mit einem langen Hacken über die Pallisaden hinein gezogen hatte / hieb ihme den Kopf ab/ steckte solchen auf eine Stangen/ und truge denselben in der Stadt herum; nachdem er zuvor des Türken Magen aufgeschnitten/ in welchem er sechs Ducaten beysammen eingewickelt gefunden/ und heraus genommen. Sonsten wurde diesen Tag / ein Jung/ von ungefähr sechzehen Jahren/ so zum Feind durch die Pallisaden gehen wollen / und vorher schon bey demsel-

die zwanzig Mann/ so in ihren Gallerien und Gräben gearbeitet/ mit Erden bedecket worden; unerachtet dessen/ hat sich der Feind über Nacht gleich wieder darein logiret. Herr Gregrowiz, weiland Leutenant unter Heisterischen Regiment/ (welcher vor diesem von den Türken gefangen worden/ nunmehr aber wiederum zu den Christen übergangen war /) wurde diese Nacht um zehen Uhr in türkischen Kleidern/ von Ihro Hochgräfl. Excellenz/ Herrn General Capliers/ und Herrn General von Stahrenberg/ mit Briefen zu Ihro Durchl. Herrn Herzog von Lothringen geschickt/ mit diesem Beding: Daß/ wann er über die Donau/ auf die andere Seiten des vesten Landes/ sicher angelangt wäre/ er/ auf der Höhe des Bisembergs/ ein Feuerzeichen geben/ mit Versicherung/ daß er die erste Compagnie/ so vacant würde/ bey seiner Wiederkunft erlangen solte. Worauf man bis auf den 13. Augusti waren müssen. Die Parola war: St. Thomas und Aquin.

Den 10. fieng der Feind etwas mehr/ als den Tag zuvor/ an zu canoniren/ und Bomben zu werffen/ womit er aber nicht lang angehalten. Um Mittag hat er in der Contrascarpen vor der Spitz des Löwels eine Mine springen lassen/ dadurch zwar drey Käiserliche Soldaten in Lufft geflogen/ aber ohne einige Verletzung/ eben auf den Platz/ wo sie zuvor gestanden waren/ wiederum herunter gefallen; und als man sie gefragt/ wie sie sich befinden? ob ihnen einiger Schaden begegnet? Antworteten sie: Es fehle ihnen nichts/ ausser daß heftig dürsteten. Von den Türken aber sahe man durch diese Mine ihrer viel in der Lufft Capriolen scheiden; weilen das Lauff-Feuer/ wegen übler Verwahrung des Riegels/ seinen Weg zurück / wo es Lufft fande/ genommen/ und auf die Türken selber los gebrochen. Dannoch höreten sie nicht auf zu graben/ wurde auch beederseits mit scharffem Canoniren fortgefahren. Die Belagerten fiengen heut an/ aus zwey grossen Pöllern/ theils Feuer-Ballen/ theils sehr schwere Steine/ kreutzweis in des Feindes Lauffgräben zu werffen/ nicht ohne desselben merklichen Schaden. Nachmittag hat sich auf der Burg-Pastey folgende Denkwürdigkeit zugetragen: Es hat der Feind/ einer auf dem Posto stehenden Quartir-Schlangen/ die Helffte der Mündung abgeschossen/ selbige angezündet und los gebrannt/ eben als der Büchsenmeister hinten auf der Lavetten stunde/ und also mit dem Stuck zurück fiele/ ohne die geringste seine Verletzung. Eine Sache/ so nicht leicht zu glauben wäre/ wann solches nicht von Herrn Obrist Leutenant G'schwind/ neben mehr als hundert Personen / könte bezeuget werden.

Ein Student/ welcher einen Türken für die Stirn geschossen/ und nachdeme er nidergefallen/ denselben mit einem langen Hacken über die Pallisaden hinein gezogen hatte / hieb ihme den Kopf ab/ steckte solchen auf eine Stangen/ und truge denselben in der Stadt herum; nachdem er zuvor des Türken Magen aufgeschnitten/ in welchem er sechs Ducaten beysammen eingewickelt gefunden/ und heraus genommen. Sonsten wurde diesen Tag / ein Jung/ von ungefähr sechzehen Jahren/ so zum Feind durch die Pallisaden gehen wollen / und vorher schon bey demsel-

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die zwanzig Mann/ so in ihren Gallerien und Gräben gearbeitet/ mit Erden            bedecket worden; unerachtet dessen/ hat sich der Feind über Nacht gleich wieder darein            logiret. Herr Gregrowiz, weiland Leutenant unter Heisterischen Regiment/ (welcher vor            diesem von den Türken gefangen worden/ nunmehr aber wiederum zu den Christen übergangen            war /) wurde diese Nacht um zehen Uhr in türkischen Kleidern/ von Ihro Hochgräfl.            Excellenz/ Herrn General Capliers/ und Herrn General von Stahrenberg/ mit Briefen zu            Ihro Durchl. Herrn Herzog von Lothringen geschickt/ mit diesem Beding: Daß/ wann er über            die Donau/ auf die andere Seiten des vesten Landes/ sicher angelangt wäre/ er/ auf der            Höhe des Bisembergs/ ein Feuerzeichen geben/ mit Versicherung/ daß er die erste            Compagnie/ so vacant würde/ bey seiner Wiederkunft erlangen solte. Worauf man bis auf            den 13. Augusti waren müssen. Die Parola war: St. Thomas und Aquin.</p>
        <p>Den 10. fieng der Feind etwas mehr/ als den Tag zuvor/ an zu canoniren/ und Bomben zu            werffen/ womit er aber nicht lang angehalten. Um Mittag hat er in der Contrascarpen vor            der Spitz des Löwels eine Mine springen lassen/ dadurch zwar drey Käiserliche Soldaten in            Lufft geflogen/ aber ohne einige Verletzung/ eben auf den Platz/ wo sie zuvor gestanden            waren/ wiederum herunter gefallen; und als man sie gefragt/ wie sie sich befinden? ob            ihnen einiger Schaden begegnet? Antworteten sie: Es fehle ihnen nichts/ ausser daß heftig            dürsteten. Von den Türken aber sahe man durch diese Mine ihrer viel in der Lufft Capriolen            scheiden; weilen das Lauff-Feuer/ wegen übler Verwahrung des Riegels/ seinen Weg zurück           / wo es Lufft fande/ genommen/ und auf die Türken selber los gebrochen. Dannoch höreten            sie nicht auf zu graben/ wurde auch beederseits mit scharffem Canoniren fortgefahren. Die            Belagerten fiengen heut an/ aus zwey grossen Pöllern/ theils Feuer-Ballen/ theils sehr            schwere Steine/ kreutzweis in des Feindes Lauffgräben zu werffen/ nicht ohne desselben            merklichen Schaden. Nachmittag hat sich auf der Burg-Pastey folgende Denkwürdigkeit            zugetragen: Es hat der Feind/ einer auf dem Posto stehenden Quartir-Schlangen/ die            Helffte der Mündung abgeschossen/ selbige angezündet und los gebrannt/ eben als der            Büchsenmeister hinten auf der Lavetten stunde/ und also mit dem Stuck zurück fiele/ ohne            die geringste seine Verletzung. Eine Sache/ so nicht leicht zu glauben wäre/ wann            solches nicht von Herrn Obrist Leutenant G'schwind/ neben mehr als hundert Personen /            könte bezeuget werden.</p>
        <p>Ein Student/ welcher einen Türken für die Stirn geschossen/ und nachdeme er            nidergefallen/ denselben mit einem langen Hacken über die Pallisaden hinein gezogen hatte           / hieb ihme den Kopf ab/ steckte solchen auf eine Stangen/ und truge denselben in der            Stadt herum; nachdem er zuvor des Türken Magen aufgeschnitten/ in welchem er sechs            Ducaten beysammen eingewickelt gefunden/ und heraus genommen. Sonsten wurde diesen Tag /            ein Jung/ von ungefähr sechzehen Jahren/ so zum Feind durch die Pallisaden gehen wollen           / und vorher schon bey demsel-
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[32/0244] die zwanzig Mann/ so in ihren Gallerien und Gräben gearbeitet/ mit Erden bedecket worden; unerachtet dessen/ hat sich der Feind über Nacht gleich wieder darein logiret. Herr Gregrowiz, weiland Leutenant unter Heisterischen Regiment/ (welcher vor diesem von den Türken gefangen worden/ nunmehr aber wiederum zu den Christen übergangen war /) wurde diese Nacht um zehen Uhr in türkischen Kleidern/ von Ihro Hochgräfl. Excellenz/ Herrn General Capliers/ und Herrn General von Stahrenberg/ mit Briefen zu Ihro Durchl. Herrn Herzog von Lothringen geschickt/ mit diesem Beding: Daß/ wann er über die Donau/ auf die andere Seiten des vesten Landes/ sicher angelangt wäre/ er/ auf der Höhe des Bisembergs/ ein Feuerzeichen geben/ mit Versicherung/ daß er die erste Compagnie/ so vacant würde/ bey seiner Wiederkunft erlangen solte. Worauf man bis auf den 13. Augusti waren müssen. Die Parola war: St. Thomas und Aquin. Den 10. fieng der Feind etwas mehr/ als den Tag zuvor/ an zu canoniren/ und Bomben zu werffen/ womit er aber nicht lang angehalten. Um Mittag hat er in der Contrascarpen vor der Spitz des Löwels eine Mine springen lassen/ dadurch zwar drey Käiserliche Soldaten in Lufft geflogen/ aber ohne einige Verletzung/ eben auf den Platz/ wo sie zuvor gestanden waren/ wiederum herunter gefallen; und als man sie gefragt/ wie sie sich befinden? ob ihnen einiger Schaden begegnet? Antworteten sie: Es fehle ihnen nichts/ ausser daß heftig dürsteten. Von den Türken aber sahe man durch diese Mine ihrer viel in der Lufft Capriolen scheiden; weilen das Lauff-Feuer/ wegen übler Verwahrung des Riegels/ seinen Weg zurück / wo es Lufft fande/ genommen/ und auf die Türken selber los gebrochen. Dannoch höreten sie nicht auf zu graben/ wurde auch beederseits mit scharffem Canoniren fortgefahren. Die Belagerten fiengen heut an/ aus zwey grossen Pöllern/ theils Feuer-Ballen/ theils sehr schwere Steine/ kreutzweis in des Feindes Lauffgräben zu werffen/ nicht ohne desselben merklichen Schaden. Nachmittag hat sich auf der Burg-Pastey folgende Denkwürdigkeit zugetragen: Es hat der Feind/ einer auf dem Posto stehenden Quartir-Schlangen/ die Helffte der Mündung abgeschossen/ selbige angezündet und los gebrannt/ eben als der Büchsenmeister hinten auf der Lavetten stunde/ und also mit dem Stuck zurück fiele/ ohne die geringste seine Verletzung. Eine Sache/ so nicht leicht zu glauben wäre/ wann solches nicht von Herrn Obrist Leutenant G'schwind/ neben mehr als hundert Personen / könte bezeuget werden. Ein Student/ welcher einen Türken für die Stirn geschossen/ und nachdeme er nidergefallen/ denselben mit einem langen Hacken über die Pallisaden hinein gezogen hatte / hieb ihme den Kopf ab/ steckte solchen auf eine Stangen/ und truge denselben in der Stadt herum; nachdem er zuvor des Türken Magen aufgeschnitten/ in welchem er sechs Ducaten beysammen eingewickelt gefunden/ und heraus genommen. Sonsten wurde diesen Tag / ein Jung/ von ungefähr sechzehen Jahren/ so zum Feind durch die Pallisaden gehen wollen / und vorher schon bey demsel-

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/244>, abgerufen am 24.11.2024.