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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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sene Kugeln/ sondern auch sonsten Degen-Knöpff/ und allerley anders zerhacktes Eisen und Stein herein geschossen. In der Nacht gegen zehen Uhr / hat der Feind die Angle Saillants der Contrascarpen, vor dem Ravellin des Burg-Thors / wiederum attaquirt, emportirt, und sich in die Conttascarpen logirt; welche/ ob es ihm zwar eine gute Weile disputirt wurde/ also daß er das vierte mal daraus geschlagen / zuruck weichen müssen/ endlich ihme doch hat müssen überlassen werden. Und ist bey dieser Action Herr Obrist Leutenant Kotlinsky/ vom Stahrenbergischen Regiment/ Herr Hauptmann Lornee/ und ein Fendrich von eben diesem Regiment tod geblieben/ Herr Hauptmann Kotlinsky aber blessirt worden. Den Feind sahe man sein Langer verändern/ und theils abbrennen/ auch viel Trouppen wiederum eben diesen Weg marchiren/ den sie hervor kommen waren. So starb auch diesen Tag/ mit allgemeinem grossen Bethauren/ Herr Obrist Lieutenant Rümpler aus Meissen/ der vortreffliche Ingenieur/ theils an seiner Blessur / theils schlecht observirten Diaet. Welcher schon Anno 1676. vor Philippsburg stattliche Proben seiner Wissenschafft erwiesen/ und dannenhero bey Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Prinz Hermann/ Marggrafen zu Baden/ sich dergestalten insinuiret/ daß dieselbe ihr nach Wienn beschrieben/ und in Käiserliche Bestallung aufnehmen lassen.

Demnach auch noch bis dato, sich einige/ zum fechten capable Personen/ hin und wieder in Schlupff-Winkel verkrochen/ und ihre Namen nicht aufschreiben lassen; als wurden dieselbe nochmal/ durch offentlichen Trommelschlag/ und zwar bey Straffe in das Fenster aufgehängt zu werden/ zu den Waffen beruffen/ welche sie nach überstandener Belagerung wieder weg legen/ und nach Belieben ihrer Freyheit pflegen möchten. Darüber sich ihrer sehr viel angemeldet/ derer jeglicher drey Reichsthaler auf die Hand empfangen/ und mit Brod und Wein/ gleich den andern/ versehen wurde. Massen aus Freygebigkeit Ihro Hoch-Fürstlichen Gnaden von Schwarzenberg/ wie auch aus Gutthätigkeit der Ordens-Leute und vermöglichen Bürger/ keinem Soldaten/ wer der auch seyn möchte/ es niemal an Wein gemangelt. So hatten Ihro Hochgräfl. Excellenz/ der Herr General Stahrenberg/ mit Beyhülffe der Stadt-Obrigkeit/ diese Anstalt gemacht; daß die Geistlichen und Ordens-Leute/ Burger und Innwohner/ zu Unterhaltung und Erfrischung der Soldaten / allezeit den hundertesten Eimer Wein auslieffern solten/ welches auch ohne einige Widerspenstigkeit geschehen. Nicht weniger musten der abwesenden Käiserlichen Ministren / und anderer grossen Herren wolgespickte Weinkeller/ ihre milde Hand aufthun/ auch die Paläste und stattliche Gebäue/ zu Bewirthung der Officir sich bequemen. Die Parola war: St. Carl und Madrit.

Den 4. frühe hat man auf Käiserlicher Seiten gleich angefangen/ dem Feind sein Logiament in der Contrascarpen zu ruiniren; wie man dann samt dem Tag/ von allen Orten/ da es geschehen konte/ die Stücke dahin spielen lassen: Es sind ihme auch die Pallisaden angestecket und abgebrennet worden/ also daß er den gan-

sene Kugeln/ sondern auch sonsten Degen-Knöpff/ und allerley anders zerhacktes Eisen und Stein herein geschossen. In der Nacht gegen zehen Uhr / hat der Feind die Angle Saillants der Contrascarpen, vor dem Ravellin des Burg-Thors / wiederum attaquirt, emportirt, und sich in die Conttascarpen logirt; welche/ ob es ihm zwar eine gute Weile disputirt wurde/ also daß er das vierte mal daraus geschlagen / zuruck weichen müssen/ endlich ihme doch hat müssen überlassen werden. Und ist bey dieser Action Herr Obrist Leutenant Kotlinsky/ vom Stahrenbergischen Regiment/ Herr Hauptmann Lornee/ und ein Fendrich von eben diesem Regiment tod geblieben/ Herr Hauptmann Kotlinsky aber blessirt worden. Den Feind sahe man sein Langer verändern/ und theils abbrennen/ auch viel Trouppen wiederum eben diesen Weg marchiren/ den sie hervor kommen waren. So starb auch diesen Tag/ mit allgemeinem grossen Bethauren/ Herr Obrist Lieutenant Rümpler aus Meissen/ der vortreffliche Ingenieur/ theils an seiner Blessur / theils schlecht observirten Diaet. Welcher schon Anno 1676. vor Philippsburg stattliche Proben seiner Wissenschafft erwiesen/ und dannenhero bey Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Prinz Hermann/ Marggrafen zu Baden/ sich dergestalten insinuiret/ daß dieselbe ihr nach Wienn beschrieben/ und in Käiserliche Bestallung aufnehmen lassen.

Demnach auch noch bis dato, sich einige/ zum fechten capable Personen/ hin und wieder in Schlupff-Winkel verkrochen/ und ihre Namen nicht aufschreiben lassen; als wurden dieselbe nochmal/ durch offentlichen Trommelschlag/ und zwar bey Straffe in das Fenster aufgehängt zu werden/ zu den Waffen beruffen/ welche sie nach überstandener Belagerung wieder weg legen/ und nach Belieben ihrer Freyheit pflegen möchten. Darüber sich ihrer sehr viel angemeldet/ derer jeglicher drey Reichsthaler auf die Hand empfangen/ und mit Brod und Wein/ gleich den andern/ versehen wurde. Massen aus Freygebigkeit Ihro Hoch-Fürstlichen Gnaden von Schwarzenberg/ wie auch aus Gutthätigkeit der Ordens-Leute und vermöglichen Bürger/ keinem Soldaten/ wer der auch seyn möchte/ es niemal an Wein gemangelt. So hatten Ihro Hochgräfl. Excellenz/ der Herr General Stahrenberg/ mit Beyhülffe der Stadt-Obrigkeit/ diese Anstalt gemacht; daß die Geistlichen und Ordens-Leute/ Burger und Innwohner/ zu Unterhaltung und Erfrischung der Soldaten / allezeit den hundertesten Eimer Wein auslieffern solten/ welches auch ohne einige Widerspenstigkeit geschehen. Nicht weniger musten der abwesenden Käiserlichen Ministren / und anderer grossen Herren wolgespickte Weinkeller/ ihre milde Hand aufthun/ auch die Paläste und stattliche Gebäue/ zu Bewirthung der Officir sich bequemen. Die Parola war: St. Carl und Madrit.

Den 4. frühe hat man auf Käiserlicher Seiten gleich angefangen/ dem Feind sein Logiament in der Contrascarpen zu ruiniren; wie man dann samt dem Tag/ von allen Orten/ da es geschehen konte/ die Stücke dahin spielen lassen: Es sind ihme auch die Pallisaden angestecket und abgebrennet worden/ also daß er den gan-

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sene Kugeln/ sondern auch sonsten Degen-Knöpff/ und            allerley anders zerhacktes Eisen und Stein herein geschossen. In der Nacht gegen zehen Uhr           / hat der Feind die Angle Saillants der Contrascarpen, vor dem Ravellin des Burg-Thors /            wiederum attaquirt, emportirt, und sich in die Conttascarpen logirt; welche/ ob es ihm            zwar eine gute Weile disputirt wurde/ also daß er das vierte mal daraus geschlagen /            zuruck weichen müssen/ endlich ihme doch hat müssen überlassen werden. Und ist bey dieser            Action Herr Obrist Leutenant Kotlinsky/ vom Stahrenbergischen Regiment/ Herr Hauptmann            Lornee/ und ein Fendrich von eben diesem Regiment tod geblieben/ Herr Hauptmann            Kotlinsky aber blessirt worden. Den Feind sahe man sein Langer verändern/ und theils            abbrennen/ auch viel Trouppen wiederum eben diesen Weg marchiren/ den sie hervor kommen            waren. So starb auch diesen Tag/ mit allgemeinem grossen Bethauren/ Herr Obrist            Lieutenant Rümpler aus Meissen/ der vortreffliche Ingenieur/ theils an seiner Blessur /            theils schlecht observirten Diaet. Welcher schon Anno 1676. vor Philippsburg stattliche            Proben seiner Wissenschafft erwiesen/ und dannenhero bey Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Prinz            Hermann/ Marggrafen zu Baden/ sich dergestalten insinuiret/ daß dieselbe ihr nach Wienn            beschrieben/ und in Käiserliche Bestallung aufnehmen lassen.</p>
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[27/0239] sene Kugeln/ sondern auch sonsten Degen-Knöpff/ und allerley anders zerhacktes Eisen und Stein herein geschossen. In der Nacht gegen zehen Uhr / hat der Feind die Angle Saillants der Contrascarpen, vor dem Ravellin des Burg-Thors / wiederum attaquirt, emportirt, und sich in die Conttascarpen logirt; welche/ ob es ihm zwar eine gute Weile disputirt wurde/ also daß er das vierte mal daraus geschlagen / zuruck weichen müssen/ endlich ihme doch hat müssen überlassen werden. Und ist bey dieser Action Herr Obrist Leutenant Kotlinsky/ vom Stahrenbergischen Regiment/ Herr Hauptmann Lornee/ und ein Fendrich von eben diesem Regiment tod geblieben/ Herr Hauptmann Kotlinsky aber blessirt worden. Den Feind sahe man sein Langer verändern/ und theils abbrennen/ auch viel Trouppen wiederum eben diesen Weg marchiren/ den sie hervor kommen waren. So starb auch diesen Tag/ mit allgemeinem grossen Bethauren/ Herr Obrist Lieutenant Rümpler aus Meissen/ der vortreffliche Ingenieur/ theils an seiner Blessur / theils schlecht observirten Diaet. Welcher schon Anno 1676. vor Philippsburg stattliche Proben seiner Wissenschafft erwiesen/ und dannenhero bey Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Prinz Hermann/ Marggrafen zu Baden/ sich dergestalten insinuiret/ daß dieselbe ihr nach Wienn beschrieben/ und in Käiserliche Bestallung aufnehmen lassen. Demnach auch noch bis dato, sich einige/ zum fechten capable Personen/ hin und wieder in Schlupff-Winkel verkrochen/ und ihre Namen nicht aufschreiben lassen; als wurden dieselbe nochmal/ durch offentlichen Trommelschlag/ und zwar bey Straffe in das Fenster aufgehängt zu werden/ zu den Waffen beruffen/ welche sie nach überstandener Belagerung wieder weg legen/ und nach Belieben ihrer Freyheit pflegen möchten. Darüber sich ihrer sehr viel angemeldet/ derer jeglicher drey Reichsthaler auf die Hand empfangen/ und mit Brod und Wein/ gleich den andern/ versehen wurde. Massen aus Freygebigkeit Ihro Hoch-Fürstlichen Gnaden von Schwarzenberg/ wie auch aus Gutthätigkeit der Ordens-Leute und vermöglichen Bürger/ keinem Soldaten/ wer der auch seyn möchte/ es niemal an Wein gemangelt. So hatten Ihro Hochgräfl. Excellenz/ der Herr General Stahrenberg/ mit Beyhülffe der Stadt-Obrigkeit/ diese Anstalt gemacht; daß die Geistlichen und Ordens-Leute/ Burger und Innwohner/ zu Unterhaltung und Erfrischung der Soldaten / allezeit den hundertesten Eimer Wein auslieffern solten/ welches auch ohne einige Widerspenstigkeit geschehen. Nicht weniger musten der abwesenden Käiserlichen Ministren / und anderer grossen Herren wolgespickte Weinkeller/ ihre milde Hand aufthun/ auch die Paläste und stattliche Gebäue/ zu Bewirthung der Officir sich bequemen. Die Parola war: St. Carl und Madrit. Den 4. frühe hat man auf Käiserlicher Seiten gleich angefangen/ dem Feind sein Logiament in der Contrascarpen zu ruiniren; wie man dann samt dem Tag/ von allen Orten/ da es geschehen konte/ die Stücke dahin spielen lassen: Es sind ihme auch die Pallisaden angestecket und abgebrennet worden/ also daß er den gan-

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/239>, abgerufen am 27.11.2024.