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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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In der Leopoldstadt langs der Donau/ vom Ende Herrn Grafen Bertha Garten an/ hat er sich aufwärts/ gegen der abgeworffenen Brücken/ bis an den güldenen Straussen/ und von diesem hinterwarts in der Gassen/ gerad vor der Brücken/ die Land-Straß mit einer Traversen verarbeitet und verschanzet; auch die Nacht über/ ungehindert des starken Feuer- und Granatenwerffens/ so auf Seiten der Belagerten geschehen/ mit seinen Trenchees gegen beede attaquirte Bollwerk avancirt, auch sich in die Breite erweitert / und eine neue Batterie/ unweit des Ravellins des Burg-Thors/ unter und linker Seiten des rothen Hofs angefangen; welche ihm aber zu verfertigen/ gleich den folgenden Tag darauf / als den 19. von der Burg-Pastey verhindert wurde. Eben diesen Tag kam ein übergelauffener Christ/ in der Stadt an/ welcher aber wenig zu berichten muste/ weilen er erst in Berennung der Stadt war gefangen worden. Die Parola war: S. Peter und Rom.

Den 19. früh gieng das Canoniren stärker/ als sonsten/ an währete aber nicht über zwey Stund; ward auch meistens auf die Käiserliche Burg gerichtet/ welche sehr heßlich durchlöchert wurde: auch flogen viel Bomben und Stein in die Stadt. In der Nacht hatte der Erbfeind die Batterie/ welche zu verfertigen er sich den Tag zuvor muste verhindern lassen/ zur Vollkommenheit gebracht/ auch seine Approches gegen beede attaquirte Bollwerk/ nemlich die Burg- und Löwel-Pasteyen/ mit doppelten Communications-Linien angefangen. Wovon ihn abzuhalten die Käiserlichen einen Ausfall gethan/ welchen einer Seits Herr Christoph Samson von Steinbach/ Hauptmann des Mannsfeldischen: ander Seits Herr Guido Graf von Stahrenberg/ Hauptmann des Stahrenbergischen Regiments/ mit guter Courage und Conduite geführet/ und neben denen niedergemachten einem Gefangenen eingebracht haben/ welcher ausgesagt: Daß der Feind über 100000. Mann Combattanten stark sey/ darunter 10000. Janitscharen/ 20000. Voluntiers/ welche Janitscharen zu werden / als gleichsam Candidati, verlangen; der Uber-Rest Cavallerie wäre; Raab würde annoch mit 20000. Janitscharen durch 2. Bassen bloquirt gehalten/ und zweiffle der Groß-Vezier gar nicht/ dieses mal Wienn/ Raab/ und andere Ort noch mehr/ zu emportiren. An Fourage / Munition/ und Vivers/ wäre im Lager kein Mangel/ sondern aller Uberfluß/ sc.

Abends um 6. Uhr entstunde durch vielfältiges feindliches Bomben- und Feuereinwerffen eine Brunst unter dem Land-Haus/ gegen dem Buchheimischen Haus über (wo sonsten der Königliche Spanische Ambassadeur sein gewöhnliches Logiament hatte /) in einem Stall / welches nebst dem Buchheimischen Saal/ unterschiedlicher grosser Herren Marställe hinweg gefressen. Weilen aber Ihre Hochgräfl. Excellenz/ Herr General von Stahrenberg/ mit höchster Vorsichtigkeit/ auf dergleichen sich begebende Fälle/ 250. Mann verordnet / und

In der Leopoldstadt langs der Donau/ vom Ende Herrn Grafen Bertha Garten an/ hat er sich aufwärts/ gegen der abgeworffenen Brücken/ bis an den güldenen Straussen/ und von diesem hinterwarts in der Gassen/ gerad vor der Brücken/ die Land-Straß mit einer Traversen verarbeitet und verschanzet; auch die Nacht über/ ungehindert des starken Feuer- und Granatenwerffens/ so auf Seiten der Belagerten geschehen/ mit seinen Trenchées gegen beede attaquirte Bollwerk avancirt, auch sich in die Breite erweitert / und eine neue Batterie/ unweit des Ravellins des Burg-Thors/ unter und linker Seiten des rothen Hofs angefangen; welche ihm aber zu verfertigen/ gleich den folgenden Tag darauf / als den 19. von der Burg-Pastey verhindert wurde. Eben diesen Tag kam ein übergelauffener Christ/ in der Stadt an/ welcher aber wenig zu berichten muste/ weilen er erst in Berennung der Stadt war gefangen worden. Die Parola war: S. Peter und Rom.

Den 19. früh gieng das Canoniren stärker/ als sonsten/ an währete aber nicht über zwey Stund; ward auch meistens auf die Käiserliche Burg gerichtet/ welche sehr heßlich durchlöchert wurde: auch flogen viel Bomben und Stein in die Stadt. In der Nacht hatte der Erbfeind die Batterie/ welche zu verfertigen er sich den Tag zuvor muste verhindern lassen/ zur Vollkommenheit gebracht/ auch seine Approches gegen beede attaquirte Bollwerk/ nemlich die Burg- und Löwel-Pasteyen/ mit doppelten Communications-Linien angefangen. Wovon ihn abzuhalten die Käiserlichen einen Ausfall gethan/ welchen einer Seits Herr Christoph Samson von Steinbach/ Hauptmann des Mannsfeldischen: ander Seits Herr Guido Graf von Stahrenberg/ Hauptmann des Stahrenbergischen Regiments/ mit guter Courage und Conduite geführet/ und neben denen niedergemachten einem Gefangenen eingebracht haben/ welcher ausgesagt: Daß der Feind über 100000. Mann Combattanten stark sey/ darunter 10000. Janitscharen/ 20000. Voluntiers/ welche Janitscharen zu werden / als gleichsam Candidati, verlangen; der Uber-Rest Cavallerie wäre; Raab würde annoch mit 20000. Janitscharen durch 2. Bassen bloquirt gehalten/ und zweiffle der Groß-Vezier gar nicht/ dieses mal Wienn/ Raab/ und andere Ort noch mehr/ zu emportiren. An Fourage / Munition/ und Vivers/ wäre im Lager kein Mangel/ sondern aller Uberfluß/ sc.

Abends um 6. Uhr entstunde durch vielfältiges feindliches Bomben- und Feuereinwerffen eine Brunst unter dem Land-Haus/ gegen dem Buchheimischen Haus über (wo sonsten der Königliche Spanische Ambassadeur sein gewöhnliches Logiament hatte /) in einem Stall / welches nebst dem Buchheimischen Saal/ unterschiedlicher grosser Herren Marställe hinweg gefressen. Weilen aber Ihre Hochgräfl. Excellenz/ Herr General von Stahrenberg/ mit höchster Vorsichtigkeit/ auf dergleichen sich begebende Fälle/ 250. Mann verordnet / und

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        <p>Den 19. früh gieng das Canoniren stärker/ als sonsten/ an währete aber nicht über zwey            Stund; ward auch meistens auf die Käiserliche Burg gerichtet/ welche sehr heßlich            durchlöchert wurde: auch flogen viel Bomben und Stein in die Stadt. In der Nacht hatte der            Erbfeind die Batterie/ welche zu verfertigen er sich den Tag zuvor muste verhindern            lassen/ zur Vollkommenheit gebracht/ auch seine Approches gegen beede attaquirte            Bollwerk/ nemlich die Burg- und Löwel-Pasteyen/ mit doppelten Communications-Linien            angefangen. Wovon ihn abzuhalten die Käiserlichen einen Ausfall gethan/ welchen einer            Seits Herr Christoph Samson von Steinbach/ Hauptmann des Mannsfeldischen: ander Seits            Herr Guido Graf von Stahrenberg/ Hauptmann des Stahrenbergischen Regiments/ mit guter            Courage und Conduite geführet/ und neben denen niedergemachten einem Gefangenen            eingebracht haben/ welcher ausgesagt: Daß der Feind über 100000. Mann Combattanten stark            sey/ darunter 10000. Janitscharen/ 20000. Voluntiers/ welche Janitscharen zu werden /            als gleichsam Candidati, verlangen; der Uber-Rest Cavallerie wäre; Raab würde annoch mit            20000. Janitscharen durch 2. Bassen bloquirt gehalten/ und zweiffle der Groß-Vezier gar            nicht/ dieses mal Wienn/ Raab/ und andere Ort noch mehr/ zu emportiren. An Fourage /            Munition/ und Vivers/ wäre im Lager kein Mangel/ sondern aller Uberfluß/ sc.</p>
        <p>Abends um 6. Uhr entstunde durch vielfältiges feindliches Bomben- und Feuereinwerffen            eine Brunst unter dem Land-Haus/ gegen dem Buchheimischen Haus über (wo sonsten der            Königliche Spanische Ambassadeur sein gewöhnliches Logiament hatte /) in einem Stall /            welches nebst dem Buchheimischen Saal/ unterschiedlicher grosser Herren Marställe hinweg            gefressen. Weilen aber Ihre Hochgräfl. Excellenz/ Herr General von Stahrenberg/ mit            höchster Vorsichtigkeit/ auf dergleichen sich begebende Fälle/ 250. Mann verordnet /              und
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[16/0228] In der Leopoldstadt langs der Donau/ vom Ende Herrn Grafen Bertha Garten an/ hat er sich aufwärts/ gegen der abgeworffenen Brücken/ bis an den güldenen Straussen/ und von diesem hinterwarts in der Gassen/ gerad vor der Brücken/ die Land-Straß mit einer Traversen verarbeitet und verschanzet; auch die Nacht über/ ungehindert des starken Feuer- und Granatenwerffens/ so auf Seiten der Belagerten geschehen/ mit seinen Trenchées gegen beede attaquirte Bollwerk avancirt, auch sich in die Breite erweitert / und eine neue Batterie/ unweit des Ravellins des Burg-Thors/ unter und linker Seiten des rothen Hofs angefangen; welche ihm aber zu verfertigen/ gleich den folgenden Tag darauf / als den 19. von der Burg-Pastey verhindert wurde. Eben diesen Tag kam ein übergelauffener Christ/ in der Stadt an/ welcher aber wenig zu berichten muste/ weilen er erst in Berennung der Stadt war gefangen worden. Die Parola war: S. Peter und Rom. Den 19. früh gieng das Canoniren stärker/ als sonsten/ an währete aber nicht über zwey Stund; ward auch meistens auf die Käiserliche Burg gerichtet/ welche sehr heßlich durchlöchert wurde: auch flogen viel Bomben und Stein in die Stadt. In der Nacht hatte der Erbfeind die Batterie/ welche zu verfertigen er sich den Tag zuvor muste verhindern lassen/ zur Vollkommenheit gebracht/ auch seine Approches gegen beede attaquirte Bollwerk/ nemlich die Burg- und Löwel-Pasteyen/ mit doppelten Communications-Linien angefangen. Wovon ihn abzuhalten die Käiserlichen einen Ausfall gethan/ welchen einer Seits Herr Christoph Samson von Steinbach/ Hauptmann des Mannsfeldischen: ander Seits Herr Guido Graf von Stahrenberg/ Hauptmann des Stahrenbergischen Regiments/ mit guter Courage und Conduite geführet/ und neben denen niedergemachten einem Gefangenen eingebracht haben/ welcher ausgesagt: Daß der Feind über 100000. Mann Combattanten stark sey/ darunter 10000. Janitscharen/ 20000. Voluntiers/ welche Janitscharen zu werden / als gleichsam Candidati, verlangen; der Uber-Rest Cavallerie wäre; Raab würde annoch mit 20000. Janitscharen durch 2. Bassen bloquirt gehalten/ und zweiffle der Groß-Vezier gar nicht/ dieses mal Wienn/ Raab/ und andere Ort noch mehr/ zu emportiren. An Fourage / Munition/ und Vivers/ wäre im Lager kein Mangel/ sondern aller Uberfluß/ sc. Abends um 6. Uhr entstunde durch vielfältiges feindliches Bomben- und Feuereinwerffen eine Brunst unter dem Land-Haus/ gegen dem Buchheimischen Haus über (wo sonsten der Königliche Spanische Ambassadeur sein gewöhnliches Logiament hatte /) in einem Stall / welches nebst dem Buchheimischen Saal/ unterschiedlicher grosser Herren Marställe hinweg gefressen. Weilen aber Ihre Hochgräfl. Excellenz/ Herr General von Stahrenberg/ mit höchster Vorsichtigkeit/ auf dergleichen sich begebende Fälle/ 250. Mann verordnet / und

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/228>, abgerufen am 24.11.2024.