Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.hervor/ nahe ans ebne Feld/ begeben möchte; hat der Pfaltzgraf etliche Tage über/ mit seinem Völckern ein wenig gemach gethan/ und die genaue Beobachtung dieses barbarischen Raub-Gesindes/ unter dem Schatten einer angemasten Unachtsamkeit/ oder Furchtsamkeit / versteckt; unterdessen doch/ nebst den Marggrafen/ Joachim/ überall möglichste Kundschafft angestellt/ und also den Marsch deß raubrischen Mord-Gesinds aufs allerbeste geobservirt. So bald er aber erfahren/ daß der eine streiffende Hauffe sich/ ungefähr eine Meil-Wegs von dem Lager/ in den Marckt zum Bodenstein/ gelagert: Hat er gleich Kriegs-Raht gehalten/ und/ am 14. Sept. (1532.) um sechs Uhren/ gegen Nacht/ den Philipp/ Herrn zu Oberstein/ wie auch den Sebastian Schertlin/ mit neun Fähnlein Knechten/ samt den Hülff-Völckern deß Reichs/ ausgecommandirt/ deß Feindes Lager zu besichtigen/ und / wofern es sich schicken wolte/ demselben einzufallen: Doch also/ daß sie die Stunde deß Einfalls ihm/ dem Pfaltzgrafen/ zeitlich andeuten lassen/ und dabey die Sache dahin richten solten/ daß sie den Feind seinem Kriegs-Volck in die Hände jagten. Diesen Anschlag begünstigte das Glück. Denn die Ausgecommandirte überfielen den Feind gegen bestimmte Tags-Zeit/ hieben bey die Tausend nieder/ und brachten die andern zur Flucht. Vor solchem Angriff aber/ liessen sie dem Pfaltzgrafen wissen/ daß sie anfallen wolten: Daraus urtheilte dieser/ der Feind würde seinen Zug auf Leuersdorff nehmen; machte sich derhalben/ am 19. Sept. vor Tage/ auf/ mit zwey tausend Kürissirern/ und zwölff tausend Fuß-Knechten/ und setzte sich damit/ unter dem Gebirge bey Leuersdorff / woselbst man den feindlichen Durchbruch vermutete: Welche Vermutung auch nicht fehlete. Denn wie es ungefähr um sieben Uhr auf den Tag war; brach der andre Türcken-Hauffe / welchen Cassan Beg selbst führte/ bey dem Starnberger-Thal/ heraus/ und stieß/ wiewol ungern/ auf den Pfaltzgrafen: Der seiner/ in guter Ordnung wartete. Dieser schenckte ihnen/ zum Ersten/ einen unfreundlichen Morgen-Gruß/ aus dem Geschütz: Dagegen ihrer viele sich so tieff bücken musten/ daß sie sich nimmer wider aufrichten kunten/ sondern zur Höllen sancken. Dessen erschracken die übrigen gewaltig: Und damit dergleichen tödtliche Grüsser sie nicht auch treffen möchten; nahmen sie gleich die Flucht nach dem Gebirge zu; musten dennoch eine ziemliche Anzahl/ dem Schwert zur Speise/ hinterlassen. Denn der Pfaltzgraf henckte die Renn-Fahnen deß Reichs/ samt den Schützen/ und denen/ ihnen zugegebenen / Husaren/ wie auch etliche hundert Musquetirer/ behend an sich; und setzte ihnen damit nach/ biß in die vier Meil-Wegs. Unter solchem Nachjagen stiessen ungefähr zu ihnen die voraus gecommandirte Reuter deß Catzianers/ samt Herrn Hanns Ungnad/ dem Land-Hauptmann in Steyer; daher der Feind desto stärcker angegriffen ward. Wie es nun weiter abgelauffen sey/ wollen wir zu forderst/ aus dem Isthuanfio / vernehmen. Dieser berichtet/ der Cassan/ nachdem er/ bey Starenberg / hervor/ nahe ans ebne Feld/ begeben möchte; hat der Pfaltzgraf etliche Tage über/ mit seinem Völckern ein wenig gemach gethan/ und die genaue Beobachtung dieses barbarischen Raub-Gesindes/ unter dem Schatten einer angemasten Unachtsamkeit/ oder Furchtsamkeit / versteckt; unterdessen doch/ nebst den Marggrafen/ Joachim/ überall möglichste Kundschafft angestellt/ und also den Marsch deß raubrischen Mord-Gesinds aufs allerbeste geobservirt. So bald er aber erfahren/ daß der eine streiffende Hauffe sich/ ungefähr eine Meil-Wegs von dem Lager/ in den Marckt zum Bodenstein/ gelagert: Hat er gleich Kriegs-Raht gehalten/ und/ am 14. Sept. (1532.) um sechs Uhren/ gegen Nacht/ den Philipp/ Herrn zu Oberstein/ wie auch den Sebastian Schertlin/ mit neun Fähnlein Knechten/ samt den Hülff-Völckern deß Reichs/ ausgecommandirt/ deß Feindes Lager zu besichtigen/ und / wofern es sich schicken wolte/ demselben einzufallen: Doch also/ daß sie die Stunde deß Einfalls ihm/ dem Pfaltzgrafen/ zeitlich andeuten lassen/ und dabey die Sache dahin richten solten/ daß sie den Feind seinem Kriegs-Volck in die Hände jagten. Diesen Anschlag begünstigte das Glück. Denn die Ausgecommandirte überfielen den Feind gegen bestimmte Tags-Zeit/ hieben bey die Tausend nieder/ und brachten die andern zur Flucht. Vor solchem Angriff aber/ liessen sie dem Pfaltzgrafen wissen/ daß sie anfallen wolten: Daraus urtheilte dieser/ der Feind würde seinen Zug auf Leuersdorff nehmen; machte sich derhalben/ am 19. Sept. vor Tage/ auf/ mit zwey tausend Kürissirern/ und zwölff tausend Fuß-Knechten/ und setzte sich damit/ unter dem Gebirge bey Leuersdorff / woselbst man den feindlichen Durchbruch vermutete: Welche Vermutung auch nicht fehlete. Denn wie es ungefähr um sieben Uhr auf den Tag war; brach der andre Türcken-Hauffe / welchen Cassan Beg selbst führte/ bey dem Starnberger-Thal/ heraus/ und stieß/ wiewol ungern/ auf den Pfaltzgrafen: Der seiner/ in guter Ordnung wartete. Dieser schenckte ihnen/ zum Ersten/ einen unfreundlichen Morgen-Gruß/ aus dem Geschütz: Dagegen ihrer viele sich so tieff bücken musten/ daß sie sich nimmer wider aufrichten kunten/ sondern zur Höllen sancken. Dessen erschracken die übrigen gewaltig: Und damit dergleichen tödtliche Grüsser sie nicht auch treffen möchten; nahmen sie gleich die Flucht nach dem Gebirge zu; musten dennoch eine ziemliche Anzahl/ dem Schwert zur Speise/ hinterlassen. Denn der Pfaltzgraf henckte die Renn-Fahnen deß Reichs/ samt den Schützen/ und denen/ ihnen zugegebenen / Husaren/ wie auch etliche hundert Musquetirer/ behend an sich; und setzte ihnen damit nach/ biß in die vier Meil-Wegs. Unter solchem Nachjagen stiessen ungefähr zu ihnen die voraus gecommandirte Reuter deß Catzianers/ samt Herrn Hanns Ungnad/ dem Land-Hauptmann in Steyer; daher der Feind desto stärcker angegriffen ward. Wie es nun weiter abgelauffen sey/ wollen wir zu forderst/ aus dem Isthuanfio / vernehmen. Dieser berichtet/ der Cassan/ nachdem er/ bey Starenberg / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0201" n="193"/> hervor/ nahe ans ebne Feld/ begeben möchte; hat der Pfaltzgraf etliche Tage über/ mit seinem Völckern ein wenig gemach gethan/ und die genaue Beobachtung dieses barbarischen Raub-Gesindes/ unter dem Schatten einer angemasten Unachtsamkeit/ oder Furchtsamkeit / versteckt; unterdessen doch/ nebst den Marggrafen/ Joachim/ überall möglichste Kundschafft angestellt/ und also den Marsch deß raubrischen Mord-Gesinds aufs allerbeste geobservirt.</p> <p>So bald er aber erfahren/ daß der eine streiffende Hauffe sich/ ungefähr eine Meil-Wegs von dem Lager/ in den Marckt zum Bodenstein/ gelagert: Hat er gleich Kriegs-Raht gehalten/ und/ am 14. Sept. (1532.) um sechs Uhren/ gegen Nacht/ den Philipp/ Herrn zu Oberstein/ wie auch den Sebastian Schertlin/ mit neun Fähnlein Knechten/ samt den Hülff-Völckern deß Reichs/ ausgecommandirt/ deß Feindes Lager zu besichtigen/ und / wofern es sich schicken wolte/ demselben einzufallen: Doch also/ daß sie die Stunde deß Einfalls ihm/ dem Pfaltzgrafen/ zeitlich andeuten lassen/ und dabey die Sache dahin richten solten/ daß sie den Feind seinem Kriegs-Volck in die Hände jagten.</p> <p>Diesen Anschlag begünstigte das Glück. Denn die Ausgecommandirte überfielen den Feind gegen bestimmte Tags-Zeit/ hieben bey die Tausend nieder/ und brachten die andern zur Flucht. Vor solchem Angriff aber/ liessen sie dem Pfaltzgrafen wissen/ daß sie anfallen wolten: Daraus urtheilte dieser/ der Feind würde seinen Zug auf Leuersdorff nehmen; machte sich derhalben/ am 19. Sept. vor Tage/ auf/ mit zwey tausend Kürissirern/ und zwölff tausend Fuß-Knechten/ und setzte sich damit/ unter dem Gebirge bey Leuersdorff / woselbst man den feindlichen Durchbruch vermutete: Welche Vermutung auch nicht fehlete. Denn wie es ungefähr um sieben Uhr auf den Tag war; brach der andre Türcken-Hauffe / welchen Cassan Beg selbst führte/ bey dem Starnberger-Thal/ heraus/ und stieß/ wiewol ungern/ auf den Pfaltzgrafen: Der seiner/ in guter Ordnung wartete. Dieser schenckte ihnen/ zum Ersten/ einen unfreundlichen Morgen-Gruß/ aus dem Geschütz: Dagegen ihrer viele sich so tieff bücken musten/ daß sie sich nimmer wider aufrichten kunten/ sondern zur Höllen sancken.</p> <p>Dessen erschracken die übrigen gewaltig: Und damit dergleichen tödtliche Grüsser sie nicht auch treffen möchten; nahmen sie gleich die Flucht nach dem Gebirge zu; musten dennoch eine ziemliche Anzahl/ dem Schwert zur Speise/ hinterlassen. Denn der Pfaltzgraf henckte die Renn-Fahnen deß Reichs/ samt den Schützen/ und denen/ ihnen zugegebenen / Husaren/ wie auch etliche hundert Musquetirer/ behend an sich; und setzte ihnen damit nach/ biß in die vier Meil-Wegs. Unter solchem Nachjagen stiessen ungefähr zu ihnen die voraus gecommandirte Reuter deß Catzianers/ samt Herrn Hanns Ungnad/ dem Land-Hauptmann in Steyer; daher der Feind desto stärcker angegriffen ward.</p> <p>Wie es nun weiter abgelauffen sey/ wollen wir zu forderst/ aus dem Isthuanfio / vernehmen. Dieser berichtet/ der Cassan/ nachdem er/ bey Starenberg / </p> </div> </body> </text> </TEI> [193/0201]
hervor/ nahe ans ebne Feld/ begeben möchte; hat der Pfaltzgraf etliche Tage über/ mit seinem Völckern ein wenig gemach gethan/ und die genaue Beobachtung dieses barbarischen Raub-Gesindes/ unter dem Schatten einer angemasten Unachtsamkeit/ oder Furchtsamkeit / versteckt; unterdessen doch/ nebst den Marggrafen/ Joachim/ überall möglichste Kundschafft angestellt/ und also den Marsch deß raubrischen Mord-Gesinds aufs allerbeste geobservirt.
So bald er aber erfahren/ daß der eine streiffende Hauffe sich/ ungefähr eine Meil-Wegs von dem Lager/ in den Marckt zum Bodenstein/ gelagert: Hat er gleich Kriegs-Raht gehalten/ und/ am 14. Sept. (1532.) um sechs Uhren/ gegen Nacht/ den Philipp/ Herrn zu Oberstein/ wie auch den Sebastian Schertlin/ mit neun Fähnlein Knechten/ samt den Hülff-Völckern deß Reichs/ ausgecommandirt/ deß Feindes Lager zu besichtigen/ und / wofern es sich schicken wolte/ demselben einzufallen: Doch also/ daß sie die Stunde deß Einfalls ihm/ dem Pfaltzgrafen/ zeitlich andeuten lassen/ und dabey die Sache dahin richten solten/ daß sie den Feind seinem Kriegs-Volck in die Hände jagten.
Diesen Anschlag begünstigte das Glück. Denn die Ausgecommandirte überfielen den Feind gegen bestimmte Tags-Zeit/ hieben bey die Tausend nieder/ und brachten die andern zur Flucht. Vor solchem Angriff aber/ liessen sie dem Pfaltzgrafen wissen/ daß sie anfallen wolten: Daraus urtheilte dieser/ der Feind würde seinen Zug auf Leuersdorff nehmen; machte sich derhalben/ am 19. Sept. vor Tage/ auf/ mit zwey tausend Kürissirern/ und zwölff tausend Fuß-Knechten/ und setzte sich damit/ unter dem Gebirge bey Leuersdorff / woselbst man den feindlichen Durchbruch vermutete: Welche Vermutung auch nicht fehlete. Denn wie es ungefähr um sieben Uhr auf den Tag war; brach der andre Türcken-Hauffe / welchen Cassan Beg selbst führte/ bey dem Starnberger-Thal/ heraus/ und stieß/ wiewol ungern/ auf den Pfaltzgrafen: Der seiner/ in guter Ordnung wartete. Dieser schenckte ihnen/ zum Ersten/ einen unfreundlichen Morgen-Gruß/ aus dem Geschütz: Dagegen ihrer viele sich so tieff bücken musten/ daß sie sich nimmer wider aufrichten kunten/ sondern zur Höllen sancken.
Dessen erschracken die übrigen gewaltig: Und damit dergleichen tödtliche Grüsser sie nicht auch treffen möchten; nahmen sie gleich die Flucht nach dem Gebirge zu; musten dennoch eine ziemliche Anzahl/ dem Schwert zur Speise/ hinterlassen. Denn der Pfaltzgraf henckte die Renn-Fahnen deß Reichs/ samt den Schützen/ und denen/ ihnen zugegebenen / Husaren/ wie auch etliche hundert Musquetirer/ behend an sich; und setzte ihnen damit nach/ biß in die vier Meil-Wegs. Unter solchem Nachjagen stiessen ungefähr zu ihnen die voraus gecommandirte Reuter deß Catzianers/ samt Herrn Hanns Ungnad/ dem Land-Hauptmann in Steyer; daher der Feind desto stärcker angegriffen ward.
Wie es nun weiter abgelauffen sey/ wollen wir zu forderst/ aus dem Isthuanfio / vernehmen. Dieser berichtet/ der Cassan/ nachdem er/ bey Starenberg /
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/201>, abgerufen am 16.07.2024. |