Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Besagter Cassan theilte seine/ ihm untergebene/ fünffzehen/ oder/ wie andre wollen / sechzehen tausend Pferde (etliche dupliren die Zahl/ und machen gar/ wiewol fälschlich / dreyssig tausend daraus) in drey Hauffen; um das Land/ zwischen der Donau und dem Gebirge / desto hurtiger durchzustreiffen. Jedoch verritten sich die Partheyen nicht allzuweit voneinander: Damit sie/ im Nothfall/ einander entsetzen könnten/ und für einen Mann stehn. Darob erhub sich/ im Lande/ sonderlich in den Dörffern/ grosser Jammer / Schrecken/ Flehen und Fliehen/ wiewol vielmals ohne Entfliehen: Dann ihrer viele flohen ihrem Unglück in de Rachen. Also fiel eine grosse Menge Weibs- und Manns-Bilder/ allerley Alters/ jämmerlich durchs Schwert/ und den Blut-Stürtzern in die Hände. Viel gefangene Weiber und Männer wurden/ mit Ketten/ oder Stricken/ an die Pferde gebunden/ und damit gezwungen nachzulauffen/ oder sich schleiffen zu lassen. Die wütende Barbarn haben auch manche Häuser/ darinn viel Kinder gewesen/ ohne alle Barmhertzigkeit/ angezündt/ und samt der schreyenden Unschuld/ grausamst verbrannt. Daher auf viel Meilwegs das Land/ in lauter Jammer/ gleichsam begraben ward. Nachdem nun diese Christen-Würger weit hinauf/ gegen Lintz/ gestreifft/ biß an die Ens / und überall das Land/ was von ihrem Huf-Schlage betroffen worden/ in voller Ruin lag / die Dörffer ausgebrandt/ die Einwohner/ entweder in den Tod/ oder in die Sclaverey / gestürtzt waren; zog Cassan Beg/ mit vielem Raub an Gut/ und Gefangenen wiederum zuruck / in Meynung/ den Suldan Solimann/ unter der Neu-Stadt/ wider anzutreffen/ nicht wissend/ daß derselbe/ mit der Haupt-Armee/ sich allbereit hätte aus dem Staube gemacht. Aber man fuhr ihm gewaltig durch den Sinn. Denn Pfaltzgraf Friedrich/ als Generalissimus deß Römischen Reichs/ hatte allbereit zuvor/ von dem Königlichen Feld-Marschall/ Johann Cazianer/ alle Kundschafften eingenommen/ welcher Gegenden diese streiffende Raub-Rotten vermutlich ihren Durchbruch suchen würden: Weßwegen er ungesäumt seinen Vettern/ Marggrafen Joachim von Brandenburg/ mit etlich Tausenden zu Roß und Fuß / den Türcken nachzugehen/ beordret/ auch selber von Laxenburg/ biß gen Lewersdorff / gerückt; und gleichfalls unterschiedliche andre hohe Officirer/ ihnen nachgecommandirt; als den Grafen Wolff von Montfort/ mit funffzehen hundert Reutern; Marggrafen Joachim von Brandenburg/ den Jüngern/ nebst dem Obersten Conrad von Bömelberg/ mit vier Fähnlein Knechten; Grafen Ludwig von Ladron/ Königlichen Obristen/ mit neun Fähnlein/ samt denen Spanniern/ so zu Wien gelegen; imgleichen die fünff Fähnlein/ so bißhero in der Neu-Stadt gelegen. Diese Truppen/ welche Ordre hatten/ dem Feinde schleunigst nachzueilen/ verlegten demselben/ hin und wider/ die besten Pässe/ und umsetzten ihn dermassen/ daß er/ ohn eine scharffe Rechenschafft/ schwerlich kunte entwischen. Und damit er sich desto unbesorgter/ aus seinem Vortheil/ nemlich aus dem Gebirge / Besagter Cassan theilte seine/ ihm untergebene/ fünffzehen/ oder/ wie andre wollen / sechzehen tausend Pferde (etliche dupliren die Zahl/ und machen gar/ wiewol fälschlich / dreyssig tausend daraus) in drey Hauffen; um das Land/ zwischen der Donau und dem Gebirge / desto hurtiger durchzustreiffen. Jedoch verritten sich die Partheyen nicht allzuweit voneinander: Damit sie/ im Nothfall/ einander entsetzen könnten/ und für einen Mann stehn. Darob erhub sich/ im Lande/ sonderlich in den Dörffern/ grosser Jammer / Schrecken/ Flehen und Fliehen/ wiewol vielmals ohne Entfliehen: Dann ihrer viele flohen ihrem Unglück in de Rachen. Also fiel eine grosse Menge Weibs- und Manns-Bilder/ allerley Alters/ jämmerlich durchs Schwert/ und den Blut-Stürtzern in die Hände. Viel gefangene Weiber und Männer wurden/ mit Ketten/ oder Stricken/ an die Pferde gebunden/ und damit gezwungen nachzulauffen/ oder sich schleiffen zu lassen. Die wütende Barbarn haben auch manche Häuser/ darinn viel Kinder gewesen/ ohne alle Barmhertzigkeit/ angezündt/ und samt der schreyenden Unschuld/ grausamst verbrannt. Daher auf viel Meilwegs das Land/ in lauter Jammer/ gleichsam begraben ward. Nachdem nun diese Christen-Würger weit hinauf/ gegen Lintz/ gestreifft/ biß an die Ens / und überall das Land/ was von ihrem Huf-Schlage betroffen worden/ in voller Ruin lag / die Dörffer ausgebrandt/ die Einwohner/ entweder in den Tod/ oder in die Sclaverey / gestürtzt waren; zog Cassan Beg/ mit vielem Raub an Gut/ und Gefangenen wiederum zuruck / in Meynung/ den Suldan Solimann/ unter der Neu-Stadt/ wider anzutreffen/ nicht wissend/ daß derselbe/ mit der Haupt-Armee/ sich allbereit hätte aus dem Staube gemacht. Aber man fuhr ihm gewaltig durch den Sinn. Denn Pfaltzgraf Friedrich/ als Generalissimus deß Römischen Reichs/ hatte allbereit zuvor/ von dem Königlichen Feld-Marschall/ Johann Cazianer/ alle Kundschafften eingenommen/ welcher Gegenden diese streiffende Raub-Rotten vermutlich ihren Durchbruch suchen würden: Weßwegen er ungesäumt seinen Vettern/ Marggrafen Joachim von Brandenburg/ mit etlich Tausenden zu Roß und Fuß / den Türcken nachzugehen/ beordret/ auch selber von Laxenburg/ biß gen Lewersdorff / gerückt; und gleichfalls unterschiedliche andre hohe Officirer/ ihnen nachgecommandirt; als den Grafen Wolff von Montfort/ mit funffzehen hundert Reutern; Marggrafen Joachim von Brandenburg/ den Jüngern/ nebst dem Obersten Conrad von Bömelberg/ mit vier Fähnlein Knechten; Grafen Ludwig von Ladron/ Königlichen Obristen/ mit neun Fähnlein/ samt denen Spanniern/ so zu Wien gelegen; imgleichen die fünff Fähnlein/ so bißhero in der Neu-Stadt gelegen. Diese Truppen/ welche Ordre hatten/ dem Feinde schleunigst nachzueilen/ verlegten demselben/ hin und wider/ die besten Pässe/ und umsetzten ihn dermassen/ daß er/ ohn eine scharffe Rechenschafft/ schwerlich kunte entwischen. Und damit er sich desto unbesorgter/ aus seinem Vortheil/ nemlich aus dem Gebirge / <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0200" n="192"/> <p>Besagter Cassan theilte seine/ ihm untergebene/ fünffzehen/ oder/ wie andre wollen / sechzehen tausend Pferde (etliche dupliren die Zahl/ und machen gar/ wiewol fälschlich / dreyssig tausend daraus) in drey Hauffen; um das Land/ zwischen der Donau und dem Gebirge / desto hurtiger durchzustreiffen. Jedoch verritten sich die Partheyen nicht allzuweit voneinander: Damit sie/ im Nothfall/ einander entsetzen könnten/ und für einen Mann stehn. Darob erhub sich/ im Lande/ sonderlich in den Dörffern/ grosser Jammer / Schrecken/ Flehen und Fliehen/ wiewol vielmals ohne Entfliehen: Dann ihrer viele flohen ihrem Unglück in de Rachen. Also fiel eine grosse Menge Weibs- und Manns-Bilder/ allerley Alters/ jämmerlich durchs Schwert/ und den Blut-Stürtzern in die Hände. Viel gefangene Weiber und Männer wurden/ mit Ketten/ oder Stricken/ an die Pferde gebunden/ und damit gezwungen nachzulauffen/ oder sich schleiffen zu lassen. Die wütende Barbarn haben auch manche Häuser/ darinn viel Kinder gewesen/ ohne alle Barmhertzigkeit/ angezündt/ und samt der schreyenden Unschuld/ grausamst verbrannt. Daher auf viel Meilwegs das Land/ in lauter Jammer/ gleichsam begraben ward.</p> <p>Nachdem nun diese Christen-Würger weit hinauf/ gegen Lintz/ gestreifft/ biß an die Ens / und überall das Land/ was von ihrem Huf-Schlage betroffen worden/ in voller Ruin lag / die Dörffer ausgebrandt/ die Einwohner/ entweder in den Tod/ oder in die Sclaverey / gestürtzt waren; zog Cassan Beg/ mit vielem Raub an Gut/ und Gefangenen wiederum zuruck / in Meynung/ den Suldan Solimann/ unter der Neu-Stadt/ wider anzutreffen/ nicht wissend/ daß derselbe/ mit der Haupt-Armee/ sich allbereit hätte aus dem Staube gemacht. Aber man fuhr ihm gewaltig durch den Sinn. Denn Pfaltzgraf Friedrich/ als Generalissimus deß Römischen Reichs/ hatte allbereit zuvor/ von dem Königlichen Feld-Marschall/ Johann Cazianer/ alle Kundschafften eingenommen/ welcher Gegenden diese streiffende Raub-Rotten vermutlich ihren Durchbruch suchen würden: Weßwegen er ungesäumt seinen Vettern/ Marggrafen Joachim von Brandenburg/ mit etlich Tausenden zu Roß und Fuß / den Türcken nachzugehen/ beordret/ auch selber von Laxenburg/ biß gen Lewersdorff / gerückt; und gleichfalls unterschiedliche andre hohe Officirer/ ihnen nachgecommandirt; als den Grafen Wolff von Montfort/ mit funffzehen hundert Reutern; Marggrafen Joachim von Brandenburg/ den Jüngern/ nebst dem Obersten Conrad von Bömelberg/ mit vier Fähnlein Knechten; Grafen Ludwig von Ladron/ Königlichen Obristen/ mit neun Fähnlein/ samt denen Spanniern/ so zu Wien gelegen; imgleichen die fünff Fähnlein/ so bißhero in der Neu-Stadt gelegen.</p> <p>Diese Truppen/ welche Ordre hatten/ dem Feinde schleunigst nachzueilen/ verlegten demselben/ hin und wider/ die besten Pässe/ und umsetzten ihn dermassen/ daß er/ ohn eine scharffe Rechenschafft/ schwerlich kunte entwischen. 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Besagter Cassan theilte seine/ ihm untergebene/ fünffzehen/ oder/ wie andre wollen / sechzehen tausend Pferde (etliche dupliren die Zahl/ und machen gar/ wiewol fälschlich / dreyssig tausend daraus) in drey Hauffen; um das Land/ zwischen der Donau und dem Gebirge / desto hurtiger durchzustreiffen. Jedoch verritten sich die Partheyen nicht allzuweit voneinander: Damit sie/ im Nothfall/ einander entsetzen könnten/ und für einen Mann stehn. Darob erhub sich/ im Lande/ sonderlich in den Dörffern/ grosser Jammer / Schrecken/ Flehen und Fliehen/ wiewol vielmals ohne Entfliehen: Dann ihrer viele flohen ihrem Unglück in de Rachen. Also fiel eine grosse Menge Weibs- und Manns-Bilder/ allerley Alters/ jämmerlich durchs Schwert/ und den Blut-Stürtzern in die Hände. Viel gefangene Weiber und Männer wurden/ mit Ketten/ oder Stricken/ an die Pferde gebunden/ und damit gezwungen nachzulauffen/ oder sich schleiffen zu lassen. Die wütende Barbarn haben auch manche Häuser/ darinn viel Kinder gewesen/ ohne alle Barmhertzigkeit/ angezündt/ und samt der schreyenden Unschuld/ grausamst verbrannt. Daher auf viel Meilwegs das Land/ in lauter Jammer/ gleichsam begraben ward.
Nachdem nun diese Christen-Würger weit hinauf/ gegen Lintz/ gestreifft/ biß an die Ens / und überall das Land/ was von ihrem Huf-Schlage betroffen worden/ in voller Ruin lag / die Dörffer ausgebrandt/ die Einwohner/ entweder in den Tod/ oder in die Sclaverey / gestürtzt waren; zog Cassan Beg/ mit vielem Raub an Gut/ und Gefangenen wiederum zuruck / in Meynung/ den Suldan Solimann/ unter der Neu-Stadt/ wider anzutreffen/ nicht wissend/ daß derselbe/ mit der Haupt-Armee/ sich allbereit hätte aus dem Staube gemacht. Aber man fuhr ihm gewaltig durch den Sinn. Denn Pfaltzgraf Friedrich/ als Generalissimus deß Römischen Reichs/ hatte allbereit zuvor/ von dem Königlichen Feld-Marschall/ Johann Cazianer/ alle Kundschafften eingenommen/ welcher Gegenden diese streiffende Raub-Rotten vermutlich ihren Durchbruch suchen würden: Weßwegen er ungesäumt seinen Vettern/ Marggrafen Joachim von Brandenburg/ mit etlich Tausenden zu Roß und Fuß / den Türcken nachzugehen/ beordret/ auch selber von Laxenburg/ biß gen Lewersdorff / gerückt; und gleichfalls unterschiedliche andre hohe Officirer/ ihnen nachgecommandirt; als den Grafen Wolff von Montfort/ mit funffzehen hundert Reutern; Marggrafen Joachim von Brandenburg/ den Jüngern/ nebst dem Obersten Conrad von Bömelberg/ mit vier Fähnlein Knechten; Grafen Ludwig von Ladron/ Königlichen Obristen/ mit neun Fähnlein/ samt denen Spanniern/ so zu Wien gelegen; imgleichen die fünff Fähnlein/ so bißhero in der Neu-Stadt gelegen.
Diese Truppen/ welche Ordre hatten/ dem Feinde schleunigst nachzueilen/ verlegten demselben/ hin und wider/ die besten Pässe/ und umsetzten ihn dermassen/ daß er/ ohn eine scharffe Rechenschafft/ schwerlich kunte entwischen. Und damit er sich desto unbesorgter/ aus seinem Vortheil/ nemlich aus dem Gebirge /
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/200>, abgerufen am 16.07.2024. |