Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Hiebey steht aber zu erinnern/ daß die gerühmte Eingezogenheit und Unschuld im Marschieren/ durch ihre eigene Länder/ gemeiniglich/ nach deß de Revva Bericht/ einen Absatz gewinnt/ wenn sie/ sonderlich die Janitscharen/ an die Hütten der Christen gelangen: sintemal sie dieselbe gern ausrauben/ oder/ aufs Wenigste/ das Beste heraus nehmen: dawider der arme Christ kein Wort reden darff. Wiewol dieses mehrentheils/ von solchen Christlichen Bauren/ zu verstehen/ so in der Türckey wohnen. Als nun Solimann/ nach seiner Wiederkehr/ ersterzehlten Schlags/ drauete/ wie er denen kommen wolte/ die da wieder umsattlen würden; gab König Johannes zu verstehen/ wie so gar ein schlechtes Hertz er zum Irini/ und zum Ertz-Bischof/ hätte; weil er wuste / sie würden schwerlich treu bleiben; weßwegen sie seiner Gnade nicht werth wären: ließ Solimannus diese schöne Antwort/ so man/ von einem barbarischen Fürsten/ wol nicht vermutet hätte/ wie eine wolriechende Lehr-Blume/ fallen: Mein Freund! kan euch auch / in diesem Leben/ grössere Ehre und Wolständigkeit begegnen/ als wann ihr/ durch Clementz/ eine unsterbliche Glori erwerbt; hingegen eure Widerwärtigen einen ewigen Schand-Flecken ihrer Undanckbarkeit und schmählichen Untreu/ auf die Nachkommen verpflantzen? Hiernächst suchte Solimannus Constantinopel; König Johannes aber/ durch den abgefertigten Laski/ beym Könige Ferdinand/ einen Stillstand: welchen dieser auch/ auf ein Jahr lang/ verwilligte; damit indessen von Frieden gehandelt würde. Inzwischen wird deß Venetianischen Hertzogs Bastard/ Ludwig Gritti/ zur Vergeltung seiner/ für den vertriebenen Johannes beym Solimann eingelegten/ Recommendation/ nicht allein zum Palatin/ sondern auch zum Gubernatorn deß Königreichs/ erklärt: ohnangesehen der grössere Theil der Kron-Senatorn solches sehr widerriehten. Diese Erklärung hatte er nicht allein seinem eigenem/ sondern auch deß Laski/ als seines Freunds/ gutem Mundstück zu dancken. Durch die Zunge kan man erhaben/ und gestürtzt werden. Welches Letzte auch dem Gritti zuletzt würcklich widerfahren. Er ward auch gleichwol nur deßblossen Namens solcher hohen Würden würdig/ und nur vom Könige Johannes/ durch ein offentliches Ausschreiben / dafür ausgeruffen: denn die meisten Stände wolten das Königliche Decret nicht bekräfftigen. Also zog Gritti nach Constantinopel/ voll Unmuts und Rachgier. Damit viel Dinges/ so bißhero erzehlet worden/ nicht durch Ausbleibung weiteren Erfolgs / unvollkommen und gestümmelt verbleibe; will ich hiernechst überhaupt/ und gantz kurtz / den weiteren Verlauff der Solimannischen Kriegs Zügen in Ungarn/ vollends ausführen. Jovius & de Revva.
Hiebey steht aber zu erinnern/ daß die gerühmte Eingezogenheit und Unschuld im Marschieren/ durch ihre eigene Länder/ gemeiniglich/ nach deß de Revva Bericht/ einen Absatz gewinnt/ wenn sie/ sonderlich die Janitscharen/ an die Hütten der Christen gelangen: sintemal sie dieselbe gern ausrauben/ oder/ aufs Wenigste/ das Beste heraus nehmen: dawider der arme Christ kein Wort reden darff. Wiewol dieses mehrentheils/ von solchen Christlichen Bauren/ zu verstehen/ so in der Türckey wohnen. Als nun Solimann/ nach seiner Wiederkehr/ ersterzehlten Schlags/ drauete/ wie er denen kommen wolte/ die da wieder umsattlen würden; gab König Johannes zu verstehen/ wie so gar ein schlechtes Hertz er zum Irini/ und zum Ertz-Bischof/ hätte; weil er wuste / sie würden schwerlich treu bleiben; weßwegen sie seiner Gnade nicht werth wären: ließ Solimannus diese schöne Antwort/ so man/ von einem barbarischen Fürsten/ wol nicht vermutet hätte/ wie eine wolriechende Lehr-Blume/ fallen: Mein Freund! kan euch auch / in diesem Leben/ grössere Ehre und Wolständigkeit begegnen/ als wann ihr/ durch Clementz/ eine unsterbliche Glori erwerbt; hingegen eure Widerwärtigen einen ewigen Schand-Flecken ihrer Undanckbarkeit und schmählichen Untreu/ auf die Nachkommen verpflantzen? Hiernächst suchte Solimannus Constantinopel; König Johannes aber/ durch den abgefertigten Laski/ beym Könige Ferdinand/ einen Stillstand: welchen dieser auch/ auf ein Jahr lang/ verwilligte; damit indessen von Frieden gehandelt würde. Inzwischen wird deß Venetianischen Hertzogs Bastard/ Ludwig Gritti/ zur Vergeltung seiner/ für den vertriebenen Johannes beym Solimann eingelegten/ Recommendation/ nicht allein zum Palatin/ sondern auch zum Gubernatorn deß Königreichs/ erklärt: ohnangesehen der grössere Theil der Kron-Senatorn solches sehr widerriehten. Diese Erklärung hatte er nicht allein seinem eigenem/ sondern auch deß Laski/ als seines Freunds/ gutem Mundstück zu dancken. Durch die Zunge kan man erhaben/ und gestürtzt werden. Welches Letzte auch dem Gritti zuletzt würcklich widerfahren. Er ward auch gleichwol nur deßblossen Namens solcher hohen Würden würdig/ und nur vom Könige Johannes/ durch ein offentliches Ausschreiben / dafür ausgeruffen: denn die meisten Stände wolten das Königliche Decret nicht bekräfftigen. Also zog Gritti nach Constantinopel/ voll Unmuts und Rachgier. Damit viel Dinges/ so bißhero erzehlet worden/ nicht durch Ausbleibung weiteren Erfolgs / unvollkommen und gestümmelt verbleibe; will ich hiernechst überhaupt/ und gantz kurtz / den weiteren Verlauff der Solimannischen Kriegs Zügen in Ungarn/ vollends ausführen. Jovius & de Revva.
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Hiebey steht aber zu erinnern/ daß die gerühmte Eingezogenheit und Unschuld im Marschieren/ durch ihre eigene Länder/ gemeiniglich/ nach deß de Revva Bericht/ einen Absatz gewinnt/ wenn sie/ sonderlich die Janitscharen/ an die Hütten der Christen gelangen: sintemal sie dieselbe gern ausrauben/ oder/ aufs Wenigste/ das Beste heraus nehmen: dawider der arme Christ kein Wort reden darff. Wiewol dieses mehrentheils/ von solchen Christlichen Bauren/ zu verstehen/ so in der Türckey wohnen.
Als nun Solimann/ nach seiner Wiederkehr/ ersterzehlten Schlags/ drauete/ wie er denen kommen wolte/ die da wieder umsattlen würden; gab König Johannes zu verstehen/ wie so gar ein schlechtes Hertz er zum Irini/ und zum Ertz-Bischof/ hätte; weil er wuste / sie würden schwerlich treu bleiben; weßwegen sie seiner Gnade nicht werth wären: ließ Solimannus diese schöne Antwort/ so man/ von einem barbarischen Fürsten/ wol nicht vermutet hätte/ wie eine wolriechende Lehr-Blume/ fallen: Mein Freund! kan euch auch / in diesem Leben/ grössere Ehre und Wolständigkeit begegnen/ als wann ihr/ durch Clementz/ eine unsterbliche Glori erwerbt; hingegen eure Widerwärtigen einen ewigen Schand-Flecken ihrer Undanckbarkeit und schmählichen Untreu/ auf die Nachkommen verpflantzen?
Hiernächst suchte Solimannus Constantinopel; König Johannes aber/ durch den abgefertigten Laski/ beym Könige Ferdinand/ einen Stillstand: welchen dieser auch/ auf ein Jahr lang/ verwilligte; damit indessen von Frieden gehandelt würde. Inzwischen wird deß Venetianischen Hertzogs Bastard/ Ludwig Gritti/ zur Vergeltung seiner/ für den vertriebenen Johannes beym Solimann eingelegten/ Recommendation/ nicht allein zum Palatin/ sondern auch zum Gubernatorn deß Königreichs/ erklärt: ohnangesehen der grössere Theil der Kron-Senatorn solches sehr widerriehten. Diese Erklärung hatte er nicht allein seinem eigenem/ sondern auch deß Laski/ als seines Freunds/ gutem Mundstück zu dancken. Durch die Zunge kan man erhaben/ und gestürtzt werden. Welches Letzte auch dem Gritti zuletzt würcklich widerfahren. Er ward auch gleichwol nur deßblossen Namens solcher hohen Würden würdig/ und nur vom Könige Johannes/ durch ein offentliches Ausschreiben / dafür ausgeruffen: denn die meisten Stände wolten das Königliche Decret nicht bekräfftigen. Also zog Gritti nach Constantinopel/ voll Unmuts und Rachgier.
Damit viel Dinges/ so bißhero erzehlet worden/ nicht durch Ausbleibung weiteren Erfolgs / unvollkommen und gestümmelt verbleibe; will ich hiernechst überhaupt/ und gantz kurtz / den weiteren Verlauff der Solimannischen Kriegs Zügen in Ungarn/ vollends ausführen.
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