Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.büssen müste (angemerckt/ im Felde/ der Wein / mit dem Tode/ sonst aber nur mit harten Fersen-Streichen/ bestraffet wird) läst sich der geringste Geruch vom Wein/ oder Rausche/ im Lager nicht spühren. Daher bleibt auch viel Unwesens zurück. Man hört kein Geschrey/ noch Zanck und Hader/ daselbst: Es geht alles still und friedlich zu/ und muß keiner eine äusserliche Feindschafft anders blicken lassen/ als wider den allgemeinen Feind. Das Volck wird in ihrem Gebiet/ durch ihren Marsch/ nicht beschweret. Sie kauffen/ und bezahlen alles/ so richtig/ als wie ein Gast/ der im Wirths-Hause zehrt. Man vernimt niemals/ daß etwan/ in ihr Lager/ eine Mutter geloffen käme/ zu klagen/ daß man ihr ihre Tochter entführt/ oder genohtzüchtigt. Man hört niemanden daselbst leichtlich/ um Justitz/ bitten/ wider einige Raub-Vögel/ die ihn geplündert/ oder unterwegs ausgeschüttet/ oder sonst einige Uberlast angethan hätten. Solcher guten Ordre und Kriegs-Zucht wird/ guten/ ja grössern Theils/ der glückliche Fortgang ihrer Feld-Züge / und die Ausbreitung ihrer Herrschafft/ zugemessen. Das Lager wird allezeit sehr sauber und rein gehalten/ (wie auswendig die Schüsseln der Pharisoe er) und nie der geringste Unraht oder Wuhst darinn angetroffen. Nahe bey jedwedem Zelte/ macht man Löcher/ oder kleine Gruben/ um die natürliche Nothdurfft darinn zu verrichten. Diese Löcher oder Gruben seynd/ mit groben Tüchern/ umgeben: Aufdaß man diejenige/ so dahin gehen/ nicht sehn könne. Wenn dieselbe voll sind/ bedeckt man sie / mit Erden/ und macht/ an einer andern Stätte/ neue/ und spannet daselbst eben das vorige Tuch wiederum auf. Mit der Weise/ wird eben so wenig Unreinigkeit und Gestancks in ihrem Lager/ als wie in den allersaubersten Städten/ verspührt. Müssen sie deß Sommers/ bey grosser Hitze/ marschiren; so lassen sie/ ungefehr um sieben Uhr zu Abends/ den Reise-Zeug/ und alles Geräht/ samt/ den Last- und Saum-Thieren/ voraus gehen; aber der Groß-Vezier/ und die Bassen/ ziehen nicht eher fort/ als allererst nach Mitternacht. Da alsdann so viel leuchtender Fackeln vor ihnen her getragen werden/ daß die Nacht gleichsam in Tag verwandelt wird. Zu solchen Fackeln-Trägern/ bedienen sie sich der Araber/ die um Damas und Alepo sonst sich aufhalten: Dann dieselbe seynd geschwinde zu Fuß/ und haben ihren besondern Hauptmann / welchen man Massalagiler-Baschi, das ist/ den Hauptmann der Fackeln-Träger/ nennet. Derselbe hat vollkommenen Gewalt/ sie zu commandiren/ und abzustraffen; aber auch dafür zu antworten/ wann sie sich ungebührlich erzeigen. Die Fackeln aber seynd nicht/ wie die Unsrige; sondern aus einem gewissen Holtze gemacht/ das ölicht/ und voll Hartzes ist. Sie zünden dieselbe an/ in einer Glut-Pfanne/ welche sie vorn/ an einem Stabe/ tragen. Wie hievon beym Della Valle, Tavernier/ Ricaut/ und Thomas Schmied/ umständlichere Nachricht zu lesen. büssen müste (angemerckt/ im Felde/ der Wein / mit dem Tode/ sonst aber nur mit harten Fersen-Streichen/ bestraffet wird) läst sich der geringste Geruch vom Wein/ oder Rausche/ im Lager nicht spühren. Daher bleibt auch viel Unwesens zurück. Man hört kein Geschrey/ noch Zanck und Hader/ daselbst: Es geht alles still und friedlich zu/ und muß keiner eine äusserliche Feindschafft anders blicken lassen/ als wider den allgemeinen Feind. Das Volck wird in ihrem Gebiet/ durch ihren Marsch/ nicht beschweret. Sie kauffen/ und bezahlen alles/ so richtig/ als wie ein Gast/ der im Wirths-Hause zehrt. Man vernimt niemals/ daß etwan/ in ihr Lager/ eine Mutter geloffen käme/ zu klagen/ daß man ihr ihre Tochter entführt/ oder genohtzüchtigt. Man hört niemanden daselbst leichtlich/ um Justitz/ bitten/ wider einige Raub-Vögel/ die ihn geplündert/ oder unterwegs ausgeschüttet/ oder sonst einige Uberlast angethan hätten. Solcher guten Ordre und Kriegs-Zucht wird/ guten/ ja grössern Theils/ der glückliche Fortgang ihrer Feld-Züge / und die Ausbreitung ihrer Herrschafft/ zugemessen. Das Lager wird allezeit sehr sauber und rein gehalten/ (wie auswendig die Schüsseln der Pharisoe er) und nie der geringste Unraht oder Wuhst darinn angetroffen. Nahe bey jedwedem Zelte/ macht man Löcher/ oder kleine Gruben/ um die natürliche Nothdurfft darinn zu verrichten. Diese Löcher oder Gruben seynd/ mit groben Tüchern/ umgeben: Aufdaß man diejenige/ so dahin gehen/ nicht sehn könne. Wenn dieselbe voll sind/ bedeckt man sie / mit Erden/ und macht/ an einer andern Stätte/ neue/ und spannet daselbst eben das vorige Tuch wiederum auf. Mit der Weise/ wird eben so wenig Unreinigkeit und Gestancks in ihrem Lager/ als wie in den allersaubersten Städten/ verspührt. Müssen sie deß Sommers/ bey grosser Hitze/ marschiren; so lassen sie/ ungefehr um sieben Uhr zu Abends/ den Reise-Zeug/ und alles Geräht/ samt/ den Last- und Saum-Thieren/ voraus gehen; aber der Groß-Vezier/ und die Bassen/ ziehen nicht eher fort/ als allererst nach Mitternacht. Da alsdann so viel leuchtender Fackeln vor ihnen her getragen werden/ daß die Nacht gleichsam in Tag verwandelt wird. Zu solchen Fackeln-Trägern/ bedienen sie sich der Araber/ die um Damas und Alepo sonst sich aufhalten: Dann dieselbe seynd geschwinde zu Fuß/ und haben ihren besondern Hauptmann / welchen man Massalagiler-Baschi, das ist/ den Hauptmann der Fackeln-Träger/ nennet. Derselbe hat vollkommenen Gewalt/ sie zu commandiren/ und abzustraffen; aber auch dafür zu antworten/ wann sie sich ungebührlich erzeigen. Die Fackeln aber seynd nicht/ wie die Unsrige; sondern aus einem gewissen Holtze gemacht/ das ölicht/ und voll Hartzes ist. Sie zünden dieselbe an/ in einer Glut-Pfanne/ welche sie vorn/ an einem Stabe/ tragen. Wie hievon beym Della Valle, Tavernier/ Ricaut/ und Thomas Schmied/ umständlichere Nachricht zu lesen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0195" n="187"/> büssen müste (angemerckt/ im Felde/ der Wein / mit dem Tode/ sonst aber nur mit harten Fersen-Streichen/ bestraffet wird) läst sich der geringste Geruch vom Wein/ oder Rausche/ im Lager nicht spühren. Daher bleibt auch viel Unwesens zurück. Man hört kein Geschrey/ noch Zanck und Hader/ daselbst: Es geht alles still und friedlich zu/ und muß keiner eine äusserliche Feindschafft anders blicken lassen/ als wider den allgemeinen Feind.</p> <p>Das Volck wird in ihrem Gebiet/ durch ihren Marsch/ nicht beschweret. Sie kauffen/ und bezahlen alles/ so richtig/ als wie ein Gast/ der im Wirths-Hause zehrt. Man vernimt niemals/ daß etwan/ in ihr Lager/ eine Mutter geloffen käme/ zu klagen/ daß man ihr ihre Tochter entführt/ oder genohtzüchtigt. Man hört niemanden daselbst leichtlich/ um Justitz/ bitten/ wider einige Raub-Vögel/ die ihn geplündert/ oder unterwegs ausgeschüttet/ oder sonst einige Uberlast angethan hätten. Solcher guten Ordre und Kriegs-Zucht wird/ guten/ ja grössern Theils/ der glückliche Fortgang ihrer Feld-Züge / und die Ausbreitung ihrer Herrschafft/ zugemessen.</p> <p>Das Lager wird allezeit sehr sauber und rein gehalten/ (wie auswendig die Schüsseln der Pharisoe er) und nie der geringste Unraht oder Wuhst darinn angetroffen. Nahe bey jedwedem Zelte/ macht man Löcher/ oder kleine Gruben/ um die natürliche Nothdurfft darinn zu verrichten. Diese Löcher oder Gruben seynd/ mit groben Tüchern/ umgeben: Aufdaß man diejenige/ so dahin gehen/ nicht sehn könne. Wenn dieselbe voll sind/ bedeckt man sie / mit Erden/ und macht/ an einer andern Stätte/ neue/ und spannet daselbst eben das vorige Tuch wiederum auf. Mit der Weise/ wird eben so wenig Unreinigkeit und Gestancks in ihrem Lager/ als wie in den allersaubersten Städten/ verspührt.</p> <p>Müssen sie deß Sommers/ bey grosser Hitze/ marschiren; so lassen sie/ ungefehr um sieben Uhr zu Abends/ den Reise-Zeug/ und alles Geräht/ samt/ den Last- und Saum-Thieren/ voraus gehen; aber der Groß-Vezier/ und die Bassen/ ziehen nicht eher fort/ als allererst nach Mitternacht. Da alsdann so viel leuchtender Fackeln vor ihnen her getragen werden/ daß die Nacht gleichsam in Tag verwandelt wird. Zu solchen Fackeln-Trägern/ bedienen sie sich der Araber/ die um Damas und Alepo sonst sich aufhalten: Dann dieselbe seynd geschwinde zu Fuß/ und haben ihren besondern Hauptmann / welchen man Massalagiler-Baschi, das ist/ den Hauptmann der Fackeln-Träger/ nennet. Derselbe hat vollkommenen Gewalt/ sie zu commandiren/ und abzustraffen; aber auch dafür zu antworten/ wann sie sich ungebührlich erzeigen. Die Fackeln aber seynd nicht/ wie die Unsrige; sondern aus einem gewissen Holtze gemacht/ das ölicht/ und voll Hartzes ist. Sie zünden dieselbe an/ in einer Glut-Pfanne/ welche sie vorn/ an einem Stabe/ tragen. Wie hievon beym Della Valle, Tavernier/ Ricaut/ und Thomas Schmied/ umständlichere Nachricht zu lesen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0195]
büssen müste (angemerckt/ im Felde/ der Wein / mit dem Tode/ sonst aber nur mit harten Fersen-Streichen/ bestraffet wird) läst sich der geringste Geruch vom Wein/ oder Rausche/ im Lager nicht spühren. Daher bleibt auch viel Unwesens zurück. Man hört kein Geschrey/ noch Zanck und Hader/ daselbst: Es geht alles still und friedlich zu/ und muß keiner eine äusserliche Feindschafft anders blicken lassen/ als wider den allgemeinen Feind.
Das Volck wird in ihrem Gebiet/ durch ihren Marsch/ nicht beschweret. Sie kauffen/ und bezahlen alles/ so richtig/ als wie ein Gast/ der im Wirths-Hause zehrt. Man vernimt niemals/ daß etwan/ in ihr Lager/ eine Mutter geloffen käme/ zu klagen/ daß man ihr ihre Tochter entführt/ oder genohtzüchtigt. Man hört niemanden daselbst leichtlich/ um Justitz/ bitten/ wider einige Raub-Vögel/ die ihn geplündert/ oder unterwegs ausgeschüttet/ oder sonst einige Uberlast angethan hätten. Solcher guten Ordre und Kriegs-Zucht wird/ guten/ ja grössern Theils/ der glückliche Fortgang ihrer Feld-Züge / und die Ausbreitung ihrer Herrschafft/ zugemessen.
Das Lager wird allezeit sehr sauber und rein gehalten/ (wie auswendig die Schüsseln der Pharisoe er) und nie der geringste Unraht oder Wuhst darinn angetroffen. Nahe bey jedwedem Zelte/ macht man Löcher/ oder kleine Gruben/ um die natürliche Nothdurfft darinn zu verrichten. Diese Löcher oder Gruben seynd/ mit groben Tüchern/ umgeben: Aufdaß man diejenige/ so dahin gehen/ nicht sehn könne. Wenn dieselbe voll sind/ bedeckt man sie / mit Erden/ und macht/ an einer andern Stätte/ neue/ und spannet daselbst eben das vorige Tuch wiederum auf. Mit der Weise/ wird eben so wenig Unreinigkeit und Gestancks in ihrem Lager/ als wie in den allersaubersten Städten/ verspührt.
Müssen sie deß Sommers/ bey grosser Hitze/ marschiren; so lassen sie/ ungefehr um sieben Uhr zu Abends/ den Reise-Zeug/ und alles Geräht/ samt/ den Last- und Saum-Thieren/ voraus gehen; aber der Groß-Vezier/ und die Bassen/ ziehen nicht eher fort/ als allererst nach Mitternacht. Da alsdann so viel leuchtender Fackeln vor ihnen her getragen werden/ daß die Nacht gleichsam in Tag verwandelt wird. Zu solchen Fackeln-Trägern/ bedienen sie sich der Araber/ die um Damas und Alepo sonst sich aufhalten: Dann dieselbe seynd geschwinde zu Fuß/ und haben ihren besondern Hauptmann / welchen man Massalagiler-Baschi, das ist/ den Hauptmann der Fackeln-Träger/ nennet. Derselbe hat vollkommenen Gewalt/ sie zu commandiren/ und abzustraffen; aber auch dafür zu antworten/ wann sie sich ungebührlich erzeigen. Die Fackeln aber seynd nicht/ wie die Unsrige; sondern aus einem gewissen Holtze gemacht/ das ölicht/ und voll Hartzes ist. Sie zünden dieselbe an/ in einer Glut-Pfanne/ welche sie vorn/ an einem Stabe/ tragen. Wie hievon beym Della Valle, Tavernier/ Ricaut/ und Thomas Schmied/ umständlichere Nachricht zu lesen.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/195>, abgerufen am 17.07.2024. |