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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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sicht befohlen/ er solte zu ihnen hinziehen; hat er die Bürger vertröstet/ wann sie redliche Früchte der Busse thäten/ würden sie/ von dieser Theurung/ befreyet werden. Indem sie / solcher Vermahnung gemäs/ einen guten Anfang machen; wird dem H. Severin/ von GOtt / geoffenbart/ eine Wittwe/ Namens Procula/ habe viel Getreids versteckt. Worauf er dieselbe offentlich vorgefordert/ und ihr diesen harten Verweis gegeben: Warum begibst du dich/ die doch eines so hochadelichen Herkommens ist/ deiner unersättlichen Begierde zu einer Magd/ und dem Geitz zu einer Leibeignin/ welcher/ wie der Apostel lehrt/ ein Götzen-Dienst ist? Sihe! der HErr wird/ anch ohne dich/ seinen Dienern schon Rath zu schaffen und sie/ nach seiner Barmherzigkeit/ zu versorgen wissen: Hingegen wirst du nicht wissen/ was du/ mit deinem übel erworbenem Gut/ mögst anfangen; ohn daß du etwan das/ lang vorenthaltene und verweigerte Getreide/ in die Donau werffest/ und die Leutseligkeit den Fischen erweisest/ welche du den Menschen entzogen hast. Darum komm vielmehr dir selbsten (dann du hast Zeit) zu Hülffe/ als den Armen/ von dem/ was du zu behalten/ und aufzuheben/ vermeinst/ in dem Christus Hunger leidet. Uber solcher Rede / ist die Frau gewaltig erschrocken/ und durch diese Bestraffung nicht anders ihr Gemüth gebrochen worden/ als wie eine grosse Dürre/ durch den Blitz unterbrochen/ und in einen fruchtbaren Regen verändert wird: Dann sie hat angefangen/ alsofort den Dürfftigen das Korn mildiglich auszutheilen. Nicht lange hernach/ seynd auch viel Schiffe/ soviel Tage lang/ auf dem Yn-Strom/ im Eys/ arrestirt gelegen/ mit vielem Getreide angeländet; worauf/ zur Stunde die Theurung verschwunden.

Dieses hab ich/ zu mehrer Bescheinigung/ daß der Nam Favianis, gar leicht/ von einem Gothischen Könige/ herstammen könnte/ eingemischt: gleichwie von demselbigen/ auch der Nam Vendebona, und Wien/ entspringen kan. Angemerkt/ die Gothische Könige sich gleichfalls Könige der Wenden geschrieben/ und die Windischen Mark ebenfalls/ von den Wenden (die man auch Winden hieß) ihre Benamsung hat. Wann aber die allerersten Einwohner deß Oesterreichs seynd Wandaler gewesen; und von den Sclavis, einer Scythischen Nation / so man hernach Venedos oder Wenden geheissen/ vertrieben worden (wiewol man nachmals dannoch diese selbst-eingedrungene Völker/ eben so wol auch/ mit dem Namen der Vertriebenen/ nemlich die Wandaler/ genannt) muß der Nam vielmehr/ von selbigen ersten Einwohnern/ weder von denen lang hernach/ nemlich bey geschwächter Macht der Römischen Käiser/ herrschenden Gothischen Königen/ herrühren.

Unterdessen bleibet dannoch unwidersprochen/ daß die Römer ehedessen/ zu Wien/ nemlich nach besagten Wandalern/ Wenden/ oder Sclaven/ ihr Winterlager gehabt: als welches / aus den Römischen Geschicht-Büchern/ erfindlich

Idem cap. 3.

sicht befohlen/ er solte zu ihnen hinziehen; hat er die Bürger vertröstet/ wann sie redliche Früchte der Busse thäten/ würden sie/ von dieser Theurung/ befreyet werden. Indem sie / solcher Vermahnung gemäs/ einen guten Anfang machen; wird dem H. Severin/ von GOtt / geoffenbart/ eine Wittwe/ Namens Procula/ habe viel Getreids versteckt. Worauf er dieselbe offentlich vorgefordert/ und ihr diesen harten Verweis gegeben: Warum begibst du dich/ die doch eines so hochadelichen Herkommens ist/ deiner unersättlichen Begierde zu einer Magd/ und dem Geitz zu einer Leibeignin/ welcher/ wie der Apostel lehrt/ ein Götzen-Dienst ist? Sihe! der HErr wird/ anch ohne dich/ seinen Dienern schon Rath zu schaffen und sie/ nach seiner Barmherzigkeit/ zu versorgen wissen: Hingegen wirst du nicht wissen/ was du/ mit deinem übel erworbenem Gut/ mögst anfangen; ohn daß du etwan das/ lang vorenthaltene und verweigerte Getreide/ in die Donau werffest/ und die Leutseligkeit den Fischen erweisest/ welche du den Menschen entzogen hast. Darum komm vielmehr dir selbsten (dann du hast Zeit) zu Hülffe/ als den Armen/ von dem/ was du zu behalten/ und aufzuheben/ vermeinst/ in dem Christus Hunger leidet. Uber solcher Rede / ist die Frau gewaltig erschrocken/ und durch diese Bestraffung nicht anders ihr Gemüth gebrochen worden/ als wie eine grosse Dürre/ durch den Blitz unterbrochen/ und in einen fruchtbaren Regen verändert wird: Dann sie hat angefangen/ alsofort den Dürfftigen das Korn mildiglich auszutheilen. Nicht lange hernach/ seynd auch viel Schiffe/ soviel Tage lang/ auf dem Yn-Strom/ im Eys/ arrestirt gelegen/ mit vielem Getreide angeländet; worauf/ zur Stunde die Theurung verschwunden.

Dieses hab ich/ zu mehrer Bescheinigung/ daß der Nam Favianis, gar leicht/ von einem Gothischen Könige/ herstammen könnte/ eingemischt: gleichwie von demselbigen/ auch der Nam Vendebona, und Wien/ entspringen kan. Angemerkt/ die Gothische Könige sich gleichfalls Könige der Wenden geschrieben/ und die Windischen Mark ebenfalls/ von den Wenden (die man auch Winden hieß) ihre Benamsung hat. Wann aber die allerersten Einwohner deß Oesterreichs seynd Wandaler gewesen; und von den Sclavis, einer Scythischen Nation / so man hernach Venedos oder Wenden geheissen/ vertrieben worden (wiewol man nachmals dannoch diese selbst-eingedrungene Völker/ eben so wol auch/ mit dem Namen der Vertriebenen/ nemlich die Wandaler/ genannt) muß der Nam vielmehr/ von selbigen ersten Einwohnern/ weder von denen lang hernach/ nemlich bey geschwächter Macht der Römischen Käiser/ herrschenden Gothischen Königen/ herrühren.

Unterdessen bleibet dannoch unwidersprochen/ daß die Römer ehedessen/ zu Wien/ nemlich nach besagten Wandalern/ Wenden/ oder Sclaven/ ihr Winterlager gehabt: als welches / aus den Römischen Geschicht-Büchern/ erfindlich

Idem cap. 3.
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sicht            befohlen/ er solte zu ihnen hinziehen; hat er die Bürger vertröstet/ wann sie redliche            Früchte der Busse thäten/ würden sie/ von dieser Theurung/ befreyet werden. Indem sie /            solcher Vermahnung gemäs/ einen guten Anfang machen; wird dem H. Severin/ von GOtt /            geoffenbart/ eine Wittwe/ Namens Procula/ habe viel Getreids versteckt. Worauf er            dieselbe offentlich vorgefordert/ und ihr diesen harten Verweis gegeben: Warum begibst du            dich/ die doch eines so hochadelichen Herkommens ist/ deiner unersättlichen Begierde zu            einer Magd/ und dem Geitz zu einer Leibeignin/ welcher/ wie der Apostel lehrt/ ein            Götzen-Dienst ist? Sihe! der HErr wird/ anch ohne dich/ seinen Dienern schon Rath zu            schaffen und sie/ nach seiner Barmherzigkeit/ zu versorgen wissen: Hingegen wirst du            nicht wissen/ was du/ mit deinem übel erworbenem Gut/ mögst anfangen; ohn daß du etwan            das/ lang vorenthaltene und verweigerte Getreide/ in die Donau werffest/ und die            Leutseligkeit den Fischen erweisest/ welche du den Menschen entzogen hast. Darum komm            vielmehr dir selbsten (dann du hast Zeit) zu Hülffe/ als den Armen/ von dem/ was du zu            behalten/ und aufzuheben/ vermeinst/ in dem Christus Hunger leidet. Uber solcher Rede /            ist die Frau gewaltig erschrocken/ und durch diese Bestraffung nicht anders ihr Gemüth            gebrochen worden/ als wie eine grosse Dürre/ durch den Blitz unterbrochen/ und in einen            fruchtbaren Regen verändert wird: Dann sie hat angefangen/ alsofort den Dürfftigen das            Korn mildiglich auszutheilen. Nicht lange hernach/ seynd auch viel Schiffe/ soviel Tage            lang/ auf dem Yn-Strom/ im Eys/ arrestirt gelegen/ mit vielem Getreide angeländet;            worauf/ zur Stunde die Theurung verschwunden. <note place="foot">Idem cap. 3.</note></p>
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[8/0016] sicht befohlen/ er solte zu ihnen hinziehen; hat er die Bürger vertröstet/ wann sie redliche Früchte der Busse thäten/ würden sie/ von dieser Theurung/ befreyet werden. Indem sie / solcher Vermahnung gemäs/ einen guten Anfang machen; wird dem H. Severin/ von GOtt / geoffenbart/ eine Wittwe/ Namens Procula/ habe viel Getreids versteckt. Worauf er dieselbe offentlich vorgefordert/ und ihr diesen harten Verweis gegeben: Warum begibst du dich/ die doch eines so hochadelichen Herkommens ist/ deiner unersättlichen Begierde zu einer Magd/ und dem Geitz zu einer Leibeignin/ welcher/ wie der Apostel lehrt/ ein Götzen-Dienst ist? Sihe! der HErr wird/ anch ohne dich/ seinen Dienern schon Rath zu schaffen und sie/ nach seiner Barmherzigkeit/ zu versorgen wissen: Hingegen wirst du nicht wissen/ was du/ mit deinem übel erworbenem Gut/ mögst anfangen; ohn daß du etwan das/ lang vorenthaltene und verweigerte Getreide/ in die Donau werffest/ und die Leutseligkeit den Fischen erweisest/ welche du den Menschen entzogen hast. Darum komm vielmehr dir selbsten (dann du hast Zeit) zu Hülffe/ als den Armen/ von dem/ was du zu behalten/ und aufzuheben/ vermeinst/ in dem Christus Hunger leidet. Uber solcher Rede / ist die Frau gewaltig erschrocken/ und durch diese Bestraffung nicht anders ihr Gemüth gebrochen worden/ als wie eine grosse Dürre/ durch den Blitz unterbrochen/ und in einen fruchtbaren Regen verändert wird: Dann sie hat angefangen/ alsofort den Dürfftigen das Korn mildiglich auszutheilen. Nicht lange hernach/ seynd auch viel Schiffe/ soviel Tage lang/ auf dem Yn-Strom/ im Eys/ arrestirt gelegen/ mit vielem Getreide angeländet; worauf/ zur Stunde die Theurung verschwunden. Dieses hab ich/ zu mehrer Bescheinigung/ daß der Nam Favianis, gar leicht/ von einem Gothischen Könige/ herstammen könnte/ eingemischt: gleichwie von demselbigen/ auch der Nam Vendebona, und Wien/ entspringen kan. Angemerkt/ die Gothische Könige sich gleichfalls Könige der Wenden geschrieben/ und die Windischen Mark ebenfalls/ von den Wenden (die man auch Winden hieß) ihre Benamsung hat. Wann aber die allerersten Einwohner deß Oesterreichs seynd Wandaler gewesen; und von den Sclavis, einer Scythischen Nation / so man hernach Venedos oder Wenden geheissen/ vertrieben worden (wiewol man nachmals dannoch diese selbst-eingedrungene Völker/ eben so wol auch/ mit dem Namen der Vertriebenen/ nemlich die Wandaler/ genannt) muß der Nam vielmehr/ von selbigen ersten Einwohnern/ weder von denen lang hernach/ nemlich bey geschwächter Macht der Römischen Käiser/ herrschenden Gothischen Königen/ herrühren. Unterdessen bleibet dannoch unwidersprochen/ daß die Römer ehedessen/ zu Wien/ nemlich nach besagten Wandalern/ Wenden/ oder Sclaven/ ihr Winterlager gehabt: als welches / aus den Römischen Geschicht-Büchern/ erfindlich Idem cap. 3.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/16>, abgerufen am 25.11.2024.