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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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manchen Türken übern Hauffen: ruckten auch ungetrennt/ und sondern Hinterlassung einiges Manns/ ohn allein deß Fendrichs/ Antonio Comargo/ mit gewöhnlich- Spannischer Gravität/ unter solcher tapffer- abgetriebenen Anfechtung / wiederum in die Stadt; als Leute/ die viel williger zu sterben/ dann zu lauffen / waren.

An diesem Tage/ da die Unsrigen sich so wol hielten/ theilte der Vitzthum/ Oberster Proviandmeister/ Marx Beck von Leopoldsdorff/ einer jeglichen Rotte einen lebendigen Ochsen zu/ und so viel Salzes/ als die Nothdurfft erforderte. Weins und Brods hatten sie so schon genug/ und also/ an Proviand/ keinen Mangel.

So muste auch/ den 30 sten Sept. ein jeglicher Feldschreiber sein Quartier inventiren: damit man wüste/ wie viel Weins/ Korns/ Mehls/ Fleisches/ Salzes und Schmalzes / vorhanden wäre.

Hierauf fing man an/ am 1. Octobr. einer jedweden Rotte 8. Brod zu geben/ und 15. Maß Weins. Weil aber der Landsknecht deß starken Oesterreichischen Weins ungewohnt/ und darüber leicht einen Rausch bekam/ hernach nicht/ zu rechter Zeit/ erwachen kunte: muste man ihnen/ nach dreyen Tagen/ das Proviand ringern/ und dem Wein fünff Achttheil / dem Brod zwey Pfund/ abbrechen.

Wie nun/ in der Stadt/ gute Fürsorge/ die Soldatesca wol zu unterhalten/ geschahe: also sorgte draussen der Feind dafür/ schier noch mehr wie er sein Fürnehmen zu gewünschtem Ende/ nemlich die Stadt/ durch Verderbung ihrer Besatzung/ in seine Gewalt bringen mögte. Er sahe wol/ daß es/ mit dem Geschütz/ nicht auszurichten wäre/ nachdem er die groben Stücke hatte zurück gelassen: darum stellete er seine Hoffnung/ aufs Miniren/ und Feuerwerke; ließ viel/ mit Schwefel und Pech bestrichene Brand-Pfeile auf die Dächer fliegen; bestellete auch unterschiedliche Mordbrenner/ so die Stadt inwendig / an unterschiedlichen Orten/ anzünden solten; damit er indessen könte/ von aussen / lassen Sturm lauffen. Wozu er denn insonderheit etliche Teutsche Renegaten gebraucht / welche er auf Teutsch/ kleiden ließ/ und zur Stadt hinüber lauffen/ unter dem Vorwand / als sie/ von den Türken/ gefangen und ihnen jetzo wieder entloffen wären Aber daß diese Buben der Götttlichen Rach-Hand nicht entloffen/ werden wir bald hernach erfahren.

Ehe ich/ in den Tag-Geschichten/ weiter gehe/ muß ich gedenken/ daß Isthuanfius berichtet/ es hätten die Türken/ noch vor dem/ am Michaelis Fest geschehenem/ Ausfall / allbereit zwo Minen verfertiget; eine bey dem Kärnter Thor; die zweyte gegen der S. Claren Kirchen; und dieselbe mit Pulver unterlegt; Die Teutsche aber/ als welche sich auf dergleichen Sachen wol verstanden/ hätten Contraminen gemacht/ und selbige mit gewaltig-grossen Baum-Klötzern/ oder Balken/ unterstützt; damit die Mauer/ wann die Türken ihre Mine ansteckten/ mögte

manchen Türken übern Hauffen: ruckten auch ungetrennt/ und sondern Hinterlassung einiges Manns/ ohn allein deß Fendrichs/ Antonio Comargo/ mit gewöhnlich- Spannischer Gravität/ unter solcher tapffer- abgetriebenen Anfechtung / wiederum in die Stadt; als Leute/ die viel williger zu sterben/ dann zu lauffen / waren.

An diesem Tage/ da die Unsrigen sich so wol hielten/ theilte der Vitzthum/ Oberster Proviandmeister/ Marx Beck von Leopoldsdorff/ einer jeglichen Rotte einen lebendigen Ochsen zu/ und so viel Salzes/ als die Nothdurfft erforderte. Weins und Brods hatten sie so schon genug/ und also/ an Proviand/ keinen Mangel.

So muste auch/ den 30 sten Sept. ein jeglicher Feldschreiber sein Quartier inventiren: damit man wüste/ wie viel Weins/ Korns/ Mehls/ Fleisches/ Salzes und Schmalzes / vorhanden wäre.

Hierauf fing man an/ am 1. Octobr. einer jedweden Rotte 8. Brod zu geben/ und 15. Maß Weins. Weil aber der Landsknecht deß starken Oesterreichischen Weins ungewohnt/ und darüber leicht einen Rausch bekam/ hernach nicht/ zu rechter Zeit/ erwachen kunte: muste man ihnen/ nach dreyen Tagen/ das Proviand ringern/ und dem Wein fünff Achttheil / dem Brod zwey Pfund/ abbrechen.

Wie nun/ in der Stadt/ gute Fürsorge/ die Soldatesca wol zu unterhalten/ geschahe: also sorgte draussen der Feind dafür/ schier noch mehr wie er sein Fürnehmen zu gewünschtem Ende/ nemlich die Stadt/ durch Verderbung ihrer Besatzung/ in seine Gewalt bringen mögte. Er sahe wol/ daß es/ mit dem Geschütz/ nicht auszurichten wäre/ nachdem er die groben Stücke hatte zurück gelassen: darum stellete er seine Hoffnung/ aufs Miniren/ und Feuerwerke; ließ viel/ mit Schwefel und Pech bestrichene Brand-Pfeile auf die Dächer fliegen; bestellete auch unterschiedliche Mordbrenner/ so die Stadt inwendig / an unterschiedlichen Orten/ anzünden solten; damit er indessen könte/ von aussen / lassen Sturm lauffen. Wozu er denn insonderheit etliche Teutsche Renegaten gebraucht / welche er auf Teutsch/ kleiden ließ/ und zur Stadt hinüber lauffen/ unter dem Vorwand / als sie/ von den Türken/ gefangen und ihnen jetzo wieder entloffen wären Aber daß diese Buben der Götttlichen Rach-Hand nicht entloffen/ werden wir bald hernach erfahren.

Ehe ich/ in den Tag-Geschichten/ weiter gehe/ muß ich gedenken/ daß Isthuanfius berichtet/ es hätten die Türken/ noch vor dem/ am Michaelis Fest geschehenem/ Ausfall / allbereit zwo Minen verfertiget; eine bey dem Kärnter Thor; die zweyte gegen der S. Claren Kirchen; und dieselbe mit Pulver unterlegt; Die Teutsche aber/ als welche sich auf dergleichen Sachen wol verstanden/ hätten Contraminen gemacht/ und selbige mit gewaltig-grossen Baum-Klötzern/ oder Balken/ unterstützt; damit die Mauer/ wann die Türken ihre Mine ansteckten/ mögte

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        <p>Wie nun/ in der Stadt/ gute Fürsorge/ die Soldatesca wol zu unterhalten/ geschahe:            also sorgte draussen der Feind dafür/ schier noch mehr wie er sein Fürnehmen zu            gewünschtem Ende/ nemlich die Stadt/ durch Verderbung ihrer Besatzung/ in seine Gewalt            bringen mögte. Er sahe wol/ daß es/ mit dem Geschütz/ nicht auszurichten wäre/ nachdem            er die groben Stücke hatte zurück gelassen: darum stellete er seine Hoffnung/ aufs            Miniren/ und Feuerwerke; ließ viel/ mit Schwefel und Pech bestrichene Brand-Pfeile auf            die Dächer fliegen; bestellete auch unterschiedliche Mordbrenner/ so die Stadt inwendig /            an unterschiedlichen Orten/ anzünden solten; damit er indessen könte/ von aussen /            lassen Sturm lauffen. Wozu er denn insonderheit etliche Teutsche Renegaten gebraucht /            welche er auf Teutsch/ kleiden ließ/ und zur Stadt hinüber lauffen/ unter dem Vorwand /            als sie/ von den Türken/ gefangen und ihnen jetzo wieder entloffen wären Aber daß diese            Buben der Götttlichen Rach-Hand nicht entloffen/ werden wir bald hernach erfahren.</p>
        <p>Ehe ich/ in den Tag-Geschichten/ weiter gehe/ muß ich gedenken/ daß Isthuanfius            berichtet/ es hätten die Türken/ noch vor dem/ am Michaelis Fest geschehenem/ Ausfall           / allbereit zwo Minen verfertiget; eine bey dem Kärnter Thor; die zweyte gegen der S.            Claren Kirchen; und dieselbe mit Pulver unterlegt; Die Teutsche aber/ als welche sich auf            dergleichen Sachen wol verstanden/ hätten Contraminen gemacht/ und selbige mit            gewaltig-grossen Baum-Klötzern/ oder Balken/ unterstützt; damit die Mauer/ wann die            Türken ihre Mine ansteckten/ mögte
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[144/0152] manchen Türken übern Hauffen: ruckten auch ungetrennt/ und sondern Hinterlassung einiges Manns/ ohn allein deß Fendrichs/ Antonio Comargo/ mit gewöhnlich- Spannischer Gravität/ unter solcher tapffer- abgetriebenen Anfechtung / wiederum in die Stadt; als Leute/ die viel williger zu sterben/ dann zu lauffen / waren. An diesem Tage/ da die Unsrigen sich so wol hielten/ theilte der Vitzthum/ Oberster Proviandmeister/ Marx Beck von Leopoldsdorff/ einer jeglichen Rotte einen lebendigen Ochsen zu/ und so viel Salzes/ als die Nothdurfft erforderte. Weins und Brods hatten sie so schon genug/ und also/ an Proviand/ keinen Mangel. So muste auch/ den 30 sten Sept. ein jeglicher Feldschreiber sein Quartier inventiren: damit man wüste/ wie viel Weins/ Korns/ Mehls/ Fleisches/ Salzes und Schmalzes / vorhanden wäre. Hierauf fing man an/ am 1. Octobr. einer jedweden Rotte 8. Brod zu geben/ und 15. Maß Weins. Weil aber der Landsknecht deß starken Oesterreichischen Weins ungewohnt/ und darüber leicht einen Rausch bekam/ hernach nicht/ zu rechter Zeit/ erwachen kunte: muste man ihnen/ nach dreyen Tagen/ das Proviand ringern/ und dem Wein fünff Achttheil / dem Brod zwey Pfund/ abbrechen. Wie nun/ in der Stadt/ gute Fürsorge/ die Soldatesca wol zu unterhalten/ geschahe: also sorgte draussen der Feind dafür/ schier noch mehr wie er sein Fürnehmen zu gewünschtem Ende/ nemlich die Stadt/ durch Verderbung ihrer Besatzung/ in seine Gewalt bringen mögte. Er sahe wol/ daß es/ mit dem Geschütz/ nicht auszurichten wäre/ nachdem er die groben Stücke hatte zurück gelassen: darum stellete er seine Hoffnung/ aufs Miniren/ und Feuerwerke; ließ viel/ mit Schwefel und Pech bestrichene Brand-Pfeile auf die Dächer fliegen; bestellete auch unterschiedliche Mordbrenner/ so die Stadt inwendig / an unterschiedlichen Orten/ anzünden solten; damit er indessen könte/ von aussen / lassen Sturm lauffen. Wozu er denn insonderheit etliche Teutsche Renegaten gebraucht / welche er auf Teutsch/ kleiden ließ/ und zur Stadt hinüber lauffen/ unter dem Vorwand / als sie/ von den Türken/ gefangen und ihnen jetzo wieder entloffen wären Aber daß diese Buben der Götttlichen Rach-Hand nicht entloffen/ werden wir bald hernach erfahren. Ehe ich/ in den Tag-Geschichten/ weiter gehe/ muß ich gedenken/ daß Isthuanfius berichtet/ es hätten die Türken/ noch vor dem/ am Michaelis Fest geschehenem/ Ausfall / allbereit zwo Minen verfertiget; eine bey dem Kärnter Thor; die zweyte gegen der S. Claren Kirchen; und dieselbe mit Pulver unterlegt; Die Teutsche aber/ als welche sich auf dergleichen Sachen wol verstanden/ hätten Contraminen gemacht/ und selbige mit gewaltig-grossen Baum-Klötzern/ oder Balken/ unterstützt; damit die Mauer/ wann die Türken ihre Mine ansteckten/ mögte

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/152>, abgerufen am 09.05.2024.