Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.he sich postirt hatten/ zieleten/ daß der jenige/ so sich nur ein wenig blicken ließ/ gleich getroffen ward. Selbige Janitscharen seynd/ wie die Pesoldische Beschreibung berichtet/ aus des Sultans Leib-Guarde gewest/ darauf er sein meistes Hertz und Vertrauen gesetzt/ und sie auf Person deßwegen fürnemlich bestellet hat: hoch also/ daß sie täglich abgewechselt/ und ihrer/ ohn Unterlaß/ in die fünff- oder sechstausend/ mit ihren Faust-Röhren/ und Flitsch-Bögen/ sonderlich vorm Kärner - Thor/ hinter den öden verbronnenen Mauren der Vorstadt/ daraus sie ihre Schantzen und Schießlöcher gemacht/ gelegen. Denn an diesem/ nemlich 26 sten Herbst-Tage/ stund nunmehr die völlige Türken-Macht / und ihr höchstes Haupt/ Sultan Solimann selbst/ vor Wien: dahin er sich viel eher gewünscht und bestimmt hatte/ weder das stätige Regen-Wetter/ und die tieffen Wege/ ihm gestatten wollen. er umsetzte die Stadt umher dergestalt/ und schloß sie so enge ein / daß nun kein Mensch mehr/ weder aus noch ein kunnte ungefochten. Sein Feldlager erstreckte sich so weit und breit/ daß mans auf dem S. Stephans - Thurn nicht übersehen kunnte. Alle Felder/ Berge/ und Gegenden/ bey und neben der Stadt/ sahe man/ mit unzehlich-vielen Zelten weit und breit bedeckt: derer/ wann Ortelius keinen Zusatz in die Feder empfangen hat/ fünff- und zwantzigtausend gewest/ und also zehentausend mehr / weder bey jüngster letzten Belägerung/ da man die Gezelte auf funffzehentausend geschätzt. So nun diesesmal ihrer eine solche Menge gewest/ steht gar wol zu glauben / Solimanni Feldlager habe noch zehentausend Zelten mehr gehabt: sintemal selbiges diesem jüngsten (und GOtt gebe allerletztem) in der Stärcke weit vorgegangen/ so wol/ als in der Streitbarkeit. In der Besoldischen Verzeichniß/ findet sich gleiche Anzahl der Gezelte/ mit dem Anhange/ daß dieselbe noch wol höher gestiegen. Diesem nach braucht es keines Verwunderns/ wann etliche schreiben/ daß ihr Lager / rings umher/ bis auf zehen Meilen Landes/ bedeckt habe: zumal/ weil solche Lager-Zelten gleichwol so fern von der Stadt/ gepflanzt worden/ daß man sie mit keiner Stuck-Kugel erreichen/ und die Türken gar bequemlich haben nach Holtz und Futter reiten mögen. Es erstreckten sich solche Gezelte/ vom Wiener Walde an/ bis (ausser einem Stuck - Schuß) zu der Stadt/ drey Meilwegs lang; gegen Preßburg und Ofen zu aber/ auf 4. Meilen; und oberhalb Wien/ bis um den Kalenberg/ mit den Türkischen Reutern/ wie auch denen Ungarischen Husaren/ welche auf deß von Zips Seiten stunden/ die den Donau-Strom eingenommen/ zwo Meilen lang. Indem sich also die Völcker lagerten/ und ihre Gezelte auffschlugen/ auch gewaltige Schanzen auffwarffen; schickte Solimannus alsofort einen in die Stadt/ und ließ ihnen entbieten/ dafern sie sich/ auf ehr- und leidliche Mittel/ würden ergeben/ wolte er ihnen Gnade beweisen: gedächten sie sich aber halsstarrig zu wehren; so solte/ wenn er die Stadt in seinen Gewalt brächte/ keines Menschen he sich postirt hatten/ zieleten/ daß der jenige/ so sich nur ein wenig blicken ließ/ gleich getroffen ward. Selbige Janitscharen seynd/ wie die Pesoldische Beschreibung berichtet/ aus des Sultans Leib-Guarde gewest/ darauf er sein meistes Hertz und Vertrauen gesetzt/ und sie auf Person deßwegen fürnemlich bestellet hat: hoch also/ daß sie täglich abgewechselt/ und ihrer/ ohn Unterlaß/ in die fünff- oder sechstausend/ mit ihren Faust-Röhren/ und Flitsch-Bögen/ sonderlich vorm Kärner - Thor/ hinter den öden verbronnenen Mauren der Vorstadt/ daraus sie ihre Schantzen und Schießlöcher gemacht/ gelegen. Denn an diesem/ nemlich 26 sten Herbst-Tage/ stund nunmehr die völlige Türken-Macht / und ihr höchstes Haupt/ Sultan Solimann selbst/ vor Wien: dahin er sich viel eher gewünscht und bestimmt hatte/ weder das stätige Regen-Wetter/ und die tieffen Wege/ ihm gestatten wollen. er umsetzte die Stadt umher dergestalt/ und schloß sie so enge ein / daß nun kein Mensch mehr/ weder aus noch ein kunnte ungefochten. Sein Feldlager erstreckte sich so weit und breit/ daß mans auf dem S. Stephans - Thurn nicht übersehen kunnte. Alle Felder/ Berge/ und Gegenden/ bey und neben der Stadt/ sahe man/ mit unzehlich-vielen Zelten weit und breit bedeckt: derer/ wann Ortelius keinen Zusatz in die Feder empfangen hat/ fünff- und zwantzigtausend gewest/ und also zehentausend mehr / weder bey jüngster letzten Belägerung/ da man die Gezelte auf funffzehentausend geschätzt. So nun diesesmal ihrer eine solche Menge gewest/ steht gar wol zu glauben / Solimanni Feldlager habe noch zehentausend Zelten mehr gehabt: sintemal selbiges diesem jüngsten (und GOtt gebe allerletztem) in der Stärcke weit vorgegangen/ so wol/ als in der Streitbarkeit. In der Besoldischen Verzeichniß/ findet sich gleiche Anzahl der Gezelte/ mit dem Anhange/ daß dieselbe noch wol höher gestiegen. Diesem nach braucht es keines Verwunderns/ wann etliche schreiben/ daß ihr Lager / rings umher/ bis auf zehen Meilen Landes/ bedeckt habe: zumal/ weil solche Lager-Zelten gleichwol so fern von der Stadt/ gepflanzt worden/ daß man sie mit keiner Stuck-Kugel erreichen/ und die Türken gar bequemlich haben nach Holtz und Futter reiten mögen. Es erstreckten sich solche Gezelte/ vom Wiener Walde an/ bis (ausser einem Stuck - Schuß) zu der Stadt/ drey Meilwegs lang; gegen Preßburg und Ofen zu aber/ auf 4. Meilen; und oberhalb Wien/ bis um den Kalenberg/ mit den Türkischen Reutern/ wie auch denen Ungarischen Husaren/ welche auf deß von Zips Seiten stunden/ die den Donau-Strom eingenommen/ zwo Meilen lang. Indem sich also die Völcker lagerten/ und ihre Gezelte auffschlugen/ auch gewaltige Schanzen auffwarffen; schickte Solimannus alsofort einen in die Stadt/ und ließ ihnen entbieten/ dafern sie sich/ auf ehr- und leidliche Mittel/ würden ergeben/ wolte er ihnen Gnade beweisen: gedächten sie sich aber halsstarrig zu wehren; so solte/ wenn er die Stadt in seinen Gewalt brächte/ keines Menschen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0138" n="130"/> he sich postirt hatten/ zieleten/ daß der jenige/ so sich nur ein wenig blicken ließ/ gleich getroffen ward.</p> <p>Selbige Janitscharen seynd/ wie die Pesoldische Beschreibung berichtet/ aus des Sultans Leib-Guarde gewest/ darauf er sein meistes Hertz und Vertrauen gesetzt/ und sie auf Person deßwegen fürnemlich bestellet hat: hoch also/ daß sie täglich abgewechselt/ und ihrer/ ohn Unterlaß/ in die fünff- oder sechstausend/ mit ihren Faust-Röhren/ und Flitsch-Bögen/ sonderlich vorm Kärner - Thor/ hinter den öden verbronnenen Mauren der Vorstadt/ daraus sie ihre Schantzen und Schießlöcher gemacht/ gelegen.</p> <p>Denn an diesem/ nemlich 26 sten Herbst-Tage/ stund nunmehr die völlige Türken-Macht / und ihr höchstes Haupt/ Sultan Solimann selbst/ vor Wien: dahin er sich viel eher gewünscht und bestimmt hatte/ weder das stätige Regen-Wetter/ und die tieffen Wege/ ihm gestatten wollen. er umsetzte die Stadt umher dergestalt/ und schloß sie so enge ein / daß nun kein Mensch mehr/ weder aus noch ein kunnte ungefochten. Sein Feldlager erstreckte sich so weit und breit/ daß mans auf dem S. Stephans - Thurn nicht übersehen kunnte. Alle Felder/ Berge/ und Gegenden/ bey und neben der Stadt/ sahe man/ mit unzehlich-vielen Zelten weit und breit bedeckt: derer/ wann Ortelius keinen Zusatz in die Feder empfangen hat/ fünff- und zwantzigtausend gewest/ und also zehentausend mehr / weder bey jüngster letzten Belägerung/ da man die Gezelte auf funffzehentausend geschätzt. So nun diesesmal ihrer eine solche Menge gewest/ steht gar wol zu glauben / Solimanni Feldlager habe noch zehentausend Zelten mehr gehabt: sintemal selbiges diesem jüngsten (und GOtt gebe allerletztem) in der Stärcke weit vorgegangen/ so wol/ als in der Streitbarkeit. In der Besoldischen Verzeichniß/ findet sich gleiche Anzahl der Gezelte/ mit dem Anhange/ daß dieselbe noch wol höher gestiegen.</p> <p>Diesem nach braucht es keines Verwunderns/ wann etliche schreiben/ daß ihr Lager / rings umher/ bis auf zehen Meilen Landes/ bedeckt habe: zumal/ weil solche Lager-Zelten gleichwol so fern von der Stadt/ gepflanzt worden/ daß man sie mit keiner Stuck-Kugel erreichen/ und die Türken gar bequemlich haben nach Holtz und Futter reiten mögen.</p> <p>Es erstreckten sich solche Gezelte/ vom Wiener Walde an/ bis (ausser einem Stuck - Schuß) zu der Stadt/ drey Meilwegs lang; gegen Preßburg und Ofen zu aber/ auf 4. Meilen; und oberhalb Wien/ bis um den Kalenberg/ mit den Türkischen Reutern/ wie auch denen Ungarischen Husaren/ welche auf deß von Zips Seiten stunden/ die den Donau-Strom eingenommen/ zwo Meilen lang.</p> <p>Indem sich also die Völcker lagerten/ und ihre Gezelte auffschlugen/ auch gewaltige Schanzen auffwarffen; schickte Solimannus alsofort einen in die Stadt/ und ließ ihnen entbieten/ dafern sie sich/ auf ehr- und leidliche Mittel/ würden ergeben/ wolte er ihnen Gnade beweisen: gedächten sie sich aber halsstarrig zu wehren; so solte/ wenn er die Stadt in seinen Gewalt brächte/ keines Menschen </p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0138]
he sich postirt hatten/ zieleten/ daß der jenige/ so sich nur ein wenig blicken ließ/ gleich getroffen ward.
Selbige Janitscharen seynd/ wie die Pesoldische Beschreibung berichtet/ aus des Sultans Leib-Guarde gewest/ darauf er sein meistes Hertz und Vertrauen gesetzt/ und sie auf Person deßwegen fürnemlich bestellet hat: hoch also/ daß sie täglich abgewechselt/ und ihrer/ ohn Unterlaß/ in die fünff- oder sechstausend/ mit ihren Faust-Röhren/ und Flitsch-Bögen/ sonderlich vorm Kärner - Thor/ hinter den öden verbronnenen Mauren der Vorstadt/ daraus sie ihre Schantzen und Schießlöcher gemacht/ gelegen.
Denn an diesem/ nemlich 26 sten Herbst-Tage/ stund nunmehr die völlige Türken-Macht / und ihr höchstes Haupt/ Sultan Solimann selbst/ vor Wien: dahin er sich viel eher gewünscht und bestimmt hatte/ weder das stätige Regen-Wetter/ und die tieffen Wege/ ihm gestatten wollen. er umsetzte die Stadt umher dergestalt/ und schloß sie so enge ein / daß nun kein Mensch mehr/ weder aus noch ein kunnte ungefochten. Sein Feldlager erstreckte sich so weit und breit/ daß mans auf dem S. Stephans - Thurn nicht übersehen kunnte. Alle Felder/ Berge/ und Gegenden/ bey und neben der Stadt/ sahe man/ mit unzehlich-vielen Zelten weit und breit bedeckt: derer/ wann Ortelius keinen Zusatz in die Feder empfangen hat/ fünff- und zwantzigtausend gewest/ und also zehentausend mehr / weder bey jüngster letzten Belägerung/ da man die Gezelte auf funffzehentausend geschätzt. So nun diesesmal ihrer eine solche Menge gewest/ steht gar wol zu glauben / Solimanni Feldlager habe noch zehentausend Zelten mehr gehabt: sintemal selbiges diesem jüngsten (und GOtt gebe allerletztem) in der Stärcke weit vorgegangen/ so wol/ als in der Streitbarkeit. In der Besoldischen Verzeichniß/ findet sich gleiche Anzahl der Gezelte/ mit dem Anhange/ daß dieselbe noch wol höher gestiegen.
Diesem nach braucht es keines Verwunderns/ wann etliche schreiben/ daß ihr Lager / rings umher/ bis auf zehen Meilen Landes/ bedeckt habe: zumal/ weil solche Lager-Zelten gleichwol so fern von der Stadt/ gepflanzt worden/ daß man sie mit keiner Stuck-Kugel erreichen/ und die Türken gar bequemlich haben nach Holtz und Futter reiten mögen.
Es erstreckten sich solche Gezelte/ vom Wiener Walde an/ bis (ausser einem Stuck - Schuß) zu der Stadt/ drey Meilwegs lang; gegen Preßburg und Ofen zu aber/ auf 4. Meilen; und oberhalb Wien/ bis um den Kalenberg/ mit den Türkischen Reutern/ wie auch denen Ungarischen Husaren/ welche auf deß von Zips Seiten stunden/ die den Donau-Strom eingenommen/ zwo Meilen lang.
Indem sich also die Völcker lagerten/ und ihre Gezelte auffschlugen/ auch gewaltige Schanzen auffwarffen; schickte Solimannus alsofort einen in die Stadt/ und ließ ihnen entbieten/ dafern sie sich/ auf ehr- und leidliche Mittel/ würden ergeben/ wolte er ihnen Gnade beweisen: gedächten sie sich aber halsstarrig zu wehren; so solte/ wenn er die Stadt in seinen Gewalt brächte/ keines Menschen
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