Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.gefügt; welches er/ aus dem Schloß und der Stadt/ über einen kleinen Arm der Donau/ in eine Au/ zwischen den Wassern gelegt: Wiewol dennoch hiedurch das Türkische Schiffheer nicht habe können gar zurück getrieben werden. So schreibt auch Isthuanfius/ es hätten Johannes Salay/ und Wolff Oeder/ jenseitiges Donau-Ufer/ mit Volk und Stücken besetzt/ und weil die erbfeindliche Flotte gegen den Strom sich mühsam hinauf arbeiten müssen/ etliche Schiffe ihr durchlöchert/ und in Grund gebracht. Zudem haben die Unsrige gar keine Streit-fertige Flotte gehabt/ damit sie der Türkischen hätten können begegnen. Dann ob zwar der König etliche hundert Schiffe ließ verfertigen und ausrüsten; seynd doch die bestellte Italiänische Schiff-Leute ausblieben: weßwegen sie / von den Unsrigen selbsten/ gestaltsam ich/ unten an seinem Ort/ erzehlen werde / ruinirt worden. Wie dem allen/ so scheinet doch auch nicht vermutlich/ daß/ bey zu Grundschiessung etlicher Schiffe/ eben alle diejenige drauf gegangen wären/ darinn die schweren Stücke gewest/ und also gerad alles solches grobes Geschütz darüber verlohren worden: sondern / daß etwan/ etliche daselbst mit versenkt; die übrige aber/ bey Comorra/ hinterlassen seyn; indem Solimannus/ in der festen Einbildung/ vor Wien gezogen/ als ob/ aus Erschreckung für seinem gewaltigen Anzuge/ die Stadt halb davon geloffen/ und von Einwohnern fast leer sich antreffen lassen/ und also gantz willig sich ergeben würde. Massen diß letzte solches/ in der Peslerischen (oder Pesoldischen) Erzehlung/ für die Ursach der ausgebliebenen schweren Stücke/ ausgegeben wird. Mir aber kommt beydes warscheinlich vor; nemlich daß vielleicht etliche/ aber wenige schwere Stücke/ zu Wasser hinauf geführt/ und daselbst/ durch deß Obersten Oeders Canonen zu Grunde gerichtet / die übrige/ und zwar die meisten/ nicht nur bey Comorra/ sondern wol gar bey Adrianopel / oder Constantinopel zurück gelassen worden. Wiewol ich fast lieber sagen wolte/ es wären gar keine/ weder zu Wasser/ noch zu Lande/ mitgenommen. Zu Wasser nicht: weil die Unsrigen die versenkte/ ohne Zweiffel/ hernach wol würden/ nach überstandener Belägerung/ wiederum heraus gezogen haben/ und nach Wien geführt: davon man gleichwol nichts lieset. Zu Lande nicht: weil sie/ durch so böse Wege/ wie der Herbst machet / schwerlich wären fort- und noch schwerer zurück zu bringen gewest: und der Suldan/ wann gleich nicht durch Uberredung deß Groß-Vezirs/ dennoch ohne dem in der festen Einbildung gesteckt/ Wien würde gar leicht/ ohne starke Beschiessung aus schweren Stücken/ sich gegen ihm bequemen; weil/ bey seinem ersten Aufbruch/ noch wenig Völker darinn waren / welches ihm die Kundschaffer ohne Zweifel hinterbracht/ und die meisten Regimenter gar langsam und spat hinein gekommen; also/ daß/ wann ihn die bösen Wegen nicht so aufgehalten/ die Stadt schwerlich sich hätte halten können. Ob nun gleich die Stadt Wien allbereit mehrentheils berennet und gesperrt war; kamen doch noch/ am 25. Sept. die letzte Völker/ nemlich zwo Nürnbergische Compagnien zu Fuß/ in gerüsster gefügt; welches er/ aus dem Schloß und der Stadt/ über einen kleinen Arm der Donau/ in eine Au/ zwischen den Wassern gelegt: Wiewol dennoch hiedurch das Türkische Schiffheer nicht habe können gar zurück getrieben werden. So schreibt auch Isthuanfius/ es hätten Johannes Salay/ und Wolff Oeder/ jenseitiges Donau-Ufer/ mit Volk und Stücken besetzt/ und weil die erbfeindliche Flotte gegen den Strom sich mühsam hinauf arbeiten müssen/ etliche Schiffe ihr durchlöchert/ und in Grund gebracht. Zudem haben die Unsrige gar keine Streit-fertige Flotte gehabt/ damit sie der Türkischen hätten können begegnen. Dann ob zwar der König etliche hundert Schiffe ließ verfertigen und ausrüsten; seynd doch die bestellte Italiänische Schiff-Leute ausblieben: weßwegen sie / von den Unsrigen selbsten/ gestaltsam ich/ unten an seinem Ort/ erzehlen werde / ruinirt worden. Wie dem allen/ so scheinet doch auch nicht vermutlich/ daß/ bey zu Grundschiessung etlicher Schiffe/ eben alle diejenige drauf gegangen wären/ darinn die schweren Stücke gewest/ und also gerad alles solches grobes Geschütz darüber verlohren worden: sondern / daß etwan/ etliche daselbst mit versenkt; die übrige aber/ bey Comorra/ hinterlassen seyn; indem Solimannus/ in der festen Einbildung/ vor Wien gezogen/ als ob/ aus Erschreckung für seinem gewaltigen Anzuge/ die Stadt halb davon geloffen/ und von Einwohnern fast leer sich antreffen lassen/ und also gantz willig sich ergeben würde. Massen diß letzte solches/ in der Peslerischen (oder Pesoldischen) Erzehlung/ für die Ursach der ausgebliebenen schweren Stücke/ ausgegeben wird. Mir aber kommt beydes warscheinlich vor; nemlich daß vielleicht etliche/ aber wenige schwere Stücke/ zu Wasser hinauf geführt/ und daselbst/ durch deß Obersten Oeders Canonen zu Grunde gerichtet / die übrige/ und zwar die meisten/ nicht nur bey Comorra/ sondern wol gar bey Adrianopel / oder Constantinopel zurück gelassen worden. Wiewol ich fast lieber sagen wolte/ es wären gar keine/ weder zu Wasser/ noch zu Lande/ mitgenommen. Zu Wasser nicht: weil die Unsrigen die versenkte/ ohne Zweiffel/ hernach wol würden/ nach überstandener Belägerung/ wiederum heraus gezogen haben/ und nach Wien geführt: davon man gleichwol nichts lieset. Zu Lande nicht: weil sie/ durch so böse Wege/ wie der Herbst machet / schwerlich wären fort- und noch schwerer zurück zu bringen gewest: und der Suldan/ wann gleich nicht durch Uberredung deß Groß-Vezirs/ dennoch ohne dem in der festen Einbildung gesteckt/ Wien würde gar leicht/ ohne starke Beschiessung aus schweren Stücken/ sich gegen ihm bequemen; weil/ bey seinem ersten Aufbruch/ noch wenig Völker darinn waren / welches ihm die Kundschaffer ohne Zweifel hinterbracht/ und die meisten Regimenter gar langsam und spat hinein gekommen; also/ daß/ wann ihn die bösen Wegen nicht so aufgehalten/ die Stadt schwerlich sich hätte halten können. Ob nun gleich die Stadt Wien allbereit mehrentheils berennet und gesperrt war; kamen doch noch/ am 25. Sept. die letzte Völker/ nemlich zwo Nürnbergische Compagnien zu Fuß/ in gerüsster <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0136" n="128"/> gefügt; welches er/ aus dem Schloß und der Stadt/ über einen kleinen Arm der Donau/ in eine Au/ zwischen den Wassern gelegt: Wiewol dennoch hiedurch das Türkische Schiffheer nicht habe können gar zurück getrieben werden. So schreibt auch Isthuanfius/ es hätten Johannes Salay/ und Wolff Oeder/ jenseitiges Donau-Ufer/ mit Volk und Stücken besetzt/ und weil die erbfeindliche Flotte gegen den Strom sich mühsam hinauf arbeiten müssen/ etliche Schiffe ihr durchlöchert/ und in Grund gebracht.</p> <p>Zudem haben die Unsrige gar keine Streit-fertige Flotte gehabt/ damit sie der Türkischen hätten können begegnen. Dann ob zwar der König etliche hundert Schiffe ließ verfertigen und ausrüsten; seynd doch die bestellte Italiänische Schiff-Leute ausblieben: weßwegen sie / von den Unsrigen selbsten/ gestaltsam ich/ unten an seinem Ort/ erzehlen werde / ruinirt worden.</p> <p>Wie dem allen/ so scheinet doch auch nicht vermutlich/ daß/ bey zu Grundschiessung etlicher Schiffe/ eben alle diejenige drauf gegangen wären/ darinn die schweren Stücke gewest/ und also gerad alles solches grobes Geschütz darüber verlohren worden: sondern / daß etwan/ etliche daselbst mit versenkt; die übrige aber/ bey Comorra/ hinterlassen seyn; indem Solimannus/ in der festen Einbildung/ vor Wien gezogen/ als ob/ aus Erschreckung für seinem gewaltigen Anzuge/ die Stadt halb davon geloffen/ und von Einwohnern fast leer sich antreffen lassen/ und also gantz willig sich ergeben würde. Massen diß letzte solches/ in der Peslerischen (oder Pesoldischen) Erzehlung/ für die Ursach der ausgebliebenen schweren Stücke/ ausgegeben wird. Mir aber kommt beydes warscheinlich vor; nemlich daß vielleicht etliche/ aber wenige schwere Stücke/ zu Wasser hinauf geführt/ und daselbst/ durch deß Obersten Oeders Canonen zu Grunde gerichtet / die übrige/ und zwar die meisten/ nicht nur bey Comorra/ sondern wol gar bey Adrianopel / oder Constantinopel zurück gelassen worden. Wiewol ich fast lieber sagen wolte/ es wären gar keine/ weder zu Wasser/ noch zu Lande/ mitgenommen. Zu Wasser nicht: weil die Unsrigen die versenkte/ ohne Zweiffel/ hernach wol würden/ nach überstandener Belägerung/ wiederum heraus gezogen haben/ und nach Wien geführt: davon man gleichwol nichts lieset. Zu Lande nicht: weil sie/ durch so böse Wege/ wie der Herbst machet / schwerlich wären fort- und noch schwerer zurück zu bringen gewest: und der Suldan/ wann gleich nicht durch Uberredung deß Groß-Vezirs/ dennoch ohne dem in der festen Einbildung gesteckt/ Wien würde gar leicht/ ohne starke Beschiessung aus schweren Stücken/ sich gegen ihm bequemen; weil/ bey seinem ersten Aufbruch/ noch wenig Völker darinn waren / welches ihm die Kundschaffer ohne Zweifel hinterbracht/ und die meisten Regimenter gar langsam und spat hinein gekommen; also/ daß/ wann ihn die bösen Wegen nicht so aufgehalten/ die Stadt schwerlich sich hätte halten können. Ob nun gleich die Stadt Wien allbereit mehrentheils berennet und gesperrt war; kamen doch noch/ am 25. Sept. die letzte Völker/ nemlich zwo Nürnbergische Compagnien zu Fuß/ in gerüsster </p> </div> </body> </text> </TEI> [128/0136]
gefügt; welches er/ aus dem Schloß und der Stadt/ über einen kleinen Arm der Donau/ in eine Au/ zwischen den Wassern gelegt: Wiewol dennoch hiedurch das Türkische Schiffheer nicht habe können gar zurück getrieben werden. So schreibt auch Isthuanfius/ es hätten Johannes Salay/ und Wolff Oeder/ jenseitiges Donau-Ufer/ mit Volk und Stücken besetzt/ und weil die erbfeindliche Flotte gegen den Strom sich mühsam hinauf arbeiten müssen/ etliche Schiffe ihr durchlöchert/ und in Grund gebracht.
Zudem haben die Unsrige gar keine Streit-fertige Flotte gehabt/ damit sie der Türkischen hätten können begegnen. Dann ob zwar der König etliche hundert Schiffe ließ verfertigen und ausrüsten; seynd doch die bestellte Italiänische Schiff-Leute ausblieben: weßwegen sie / von den Unsrigen selbsten/ gestaltsam ich/ unten an seinem Ort/ erzehlen werde / ruinirt worden.
Wie dem allen/ so scheinet doch auch nicht vermutlich/ daß/ bey zu Grundschiessung etlicher Schiffe/ eben alle diejenige drauf gegangen wären/ darinn die schweren Stücke gewest/ und also gerad alles solches grobes Geschütz darüber verlohren worden: sondern / daß etwan/ etliche daselbst mit versenkt; die übrige aber/ bey Comorra/ hinterlassen seyn; indem Solimannus/ in der festen Einbildung/ vor Wien gezogen/ als ob/ aus Erschreckung für seinem gewaltigen Anzuge/ die Stadt halb davon geloffen/ und von Einwohnern fast leer sich antreffen lassen/ und also gantz willig sich ergeben würde. Massen diß letzte solches/ in der Peslerischen (oder Pesoldischen) Erzehlung/ für die Ursach der ausgebliebenen schweren Stücke/ ausgegeben wird. Mir aber kommt beydes warscheinlich vor; nemlich daß vielleicht etliche/ aber wenige schwere Stücke/ zu Wasser hinauf geführt/ und daselbst/ durch deß Obersten Oeders Canonen zu Grunde gerichtet / die übrige/ und zwar die meisten/ nicht nur bey Comorra/ sondern wol gar bey Adrianopel / oder Constantinopel zurück gelassen worden. Wiewol ich fast lieber sagen wolte/ es wären gar keine/ weder zu Wasser/ noch zu Lande/ mitgenommen. Zu Wasser nicht: weil die Unsrigen die versenkte/ ohne Zweiffel/ hernach wol würden/ nach überstandener Belägerung/ wiederum heraus gezogen haben/ und nach Wien geführt: davon man gleichwol nichts lieset. Zu Lande nicht: weil sie/ durch so böse Wege/ wie der Herbst machet / schwerlich wären fort- und noch schwerer zurück zu bringen gewest: und der Suldan/ wann gleich nicht durch Uberredung deß Groß-Vezirs/ dennoch ohne dem in der festen Einbildung gesteckt/ Wien würde gar leicht/ ohne starke Beschiessung aus schweren Stücken/ sich gegen ihm bequemen; weil/ bey seinem ersten Aufbruch/ noch wenig Völker darinn waren / welches ihm die Kundschaffer ohne Zweifel hinterbracht/ und die meisten Regimenter gar langsam und spat hinein gekommen; also/ daß/ wann ihn die bösen Wegen nicht so aufgehalten/ die Stadt schwerlich sich hätte halten können. Ob nun gleich die Stadt Wien allbereit mehrentheils berennet und gesperrt war; kamen doch noch/ am 25. Sept. die letzte Völker/ nemlich zwo Nürnbergische Compagnien zu Fuß/ in gerüsster
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/136>, abgerufen am 16.07.2024. |