Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.sellschafft Sigmunds von Weichselburg/ etliche hundert Rätzen bey sich; streiffte/ mit diesen leicht-berittenen Truppen/ denen heraufziehenden Türken/ diß- und jenseits der Donau / entgegen/ verkürtzte sie bald hie/ bald dort/ um etliche Köpfe/ und macht ihnen viel Ungelegenheit/ so wol bey ihrem Anzuge/ als bey Berennung/ und unter währender Belägerung: wie die erzörnte Bienen/ um diejenige Leute/ so ihrem Stock zu nahe kommen wollen/ oder würklich denselben berauben/ herum fliegen/ und jetzt diesem/ jetzt jenem / einen Stich versetzen. Dieses seinem fühnem Sporn-Streich eiferten auch andre frische Wag-Hälse hurtig nach; sonderlich damals/ als die Türkische Vortruppen sich zum ersten mal/ nemlich am Fest Matthäi/ vor Wien blicken liessen; und brachen manchen feindlichen Reuter den Hals/ ehe und bevor die völlige Macht sich recht setzte. Dann drey Tage vor der Berenn- und Sperrung/ waren die Teutsche Völker zu Roß und Fuß / welche die Stadt verfochten haben/ hinein gekommen. Die/ von etlichen auf 18000. von andren auf 20000. Mann geschätzt worden. Ortelius setzet nur 14000. Fußknechte: Welches auch glaublicher. Der Reuter sollen ein paar tausend gewest seyn/ und also der Kriegs-Leute in allem/ 16000. wiewol Jovius/ und andre/ die Zahl vergrösseren/ ja auch jetzo gedachter Ortelius selber nachmals meldet/ daß in allen 20000. zu Fuß/ und 2000. zu Roß/ in der Stadt gelegen. Daraus zu schliessen/ er verstehe/ durch die 14000. nur die jenige allein/ welche der Pfalz-Graf hinein geschafft/ zu den vorigen allbereit anwesenden. Uber diese/ und andre Käiser- und Konigliche Völker/ wider den Erb-Feind/ war/ auf dem Reichs-Tage zu Speyer/ von allen Cur-Fürsten/ Fürsten/ und Ständen deß Römischen Reichs/ zum Generalissimo einhällig erkoren/ Friederich/ Pfalz-Graf bey Rhein/ und Herzog in Bayern; welche hernach/ vor seinem Ende/ noch Cur-Fürst worden. Weil aber der Feind plötzlicher in Oesterreich eingebrochen/ weder man sich eingebildt hatte/ und er nicht mehr in die Stadt hinein kommen kunte/ sondern/ mit seinen Kriegs-Räthen/ und etlichen bey sich führenden Truppen/ zu Crems bleiben muste: Ist das höchste Gebiet über besagte Militz der Stadt auf seinen Vettern/ den Prinzen Philips/ Pfalz-Grafen bey Rhein / gekommen/ welchen der Pfalz-Graf Ruprecht/ mit der Herzogin Elisabeth/ Herzogs Georgs in Bäyern deß Reichen/ Tochter/ ehlich erzeugt hatte. Dieser junge Held/ so damals/ im sechs und zwanzigsten Jahr seines Alters/ blühete/ warff sich/ sonder einige empfangene Ordre/ aus eigener Bewegung seines heroischen Muts/ getrieben durch den glorwürdigen Eyfer für den Christlichen Glauben/ und durch seine preisliche Zuneigung gegen dem Hause Oesterreich/ mit hundert Reutern hinein in die Stadt/ zween Tage zu vor/ ehe dann/ von den feindlichen Truppen/ der Paß war geschlossen; nachdem/ Tags zuvor/ der Rest von vorbemeldten 14. oder 16000. Mann daselbst eilends eingezogen. Da sein allda tapffer-geführtes Ob-Gebiet ihm den ruhmlichen Bey-Namen eines Streitbaren erworben/ und gleichfalls der Nachwelt sein lobwürdiges Nachgedächtniß sellschafft Sigmunds von Weichselburg/ etliche hundert Rätzen bey sich; streiffte/ mit diesen leicht-berittenen Truppen/ denen heraufziehenden Türken/ diß- und jenseits der Donau / entgegen/ verkürtzte sie bald hie/ bald dort/ um etliche Köpfe/ und macht ihnen viel Ungelegenheit/ so wol bey ihrem Anzuge/ als bey Berennung/ und unter währender Belägerung: wie die erzörnte Bienen/ um diejenige Leute/ so ihrem Stock zu nahe kommen wollen/ oder würklich denselben berauben/ herum fliegen/ und jetzt diesem/ jetzt jenem / einen Stich versetzen. Dieses seinem fühnem Sporn-Streich eiferten auch andre frische Wag-Hälse hurtig nach; sonderlich damals/ als die Türkische Vortruppen sich zum ersten mal/ nemlich am Fest Matthäi/ vor Wien blicken liessen; und brachen manchen feindlichen Reuter den Hals/ ehe und bevor die völlige Macht sich recht setzte. Dann drey Tage vor der Berenn- und Sperrung/ waren die Teutsche Völker zu Roß und Fuß / welche die Stadt verfochten haben/ hinein gekommen. Die/ von etlichen auf 18000. von andren auf 20000. Mann geschätzt worden. Ortelius setzet nur 14000. Fußknechte: Welches auch glaublicher. Der Reuter sollen ein paar tausend gewest seyn/ und also der Kriegs-Leute in allem/ 16000. wiewol Jovius/ und andre/ die Zahl vergrösseren/ ja auch jetzo gedachter Ortelius selber nachmals meldet/ daß in allen 20000. zu Fuß/ und 2000. zu Roß/ in der Stadt gelegen. Daraus zu schliessen/ er verstehe/ durch die 14000. nur die jenige allein/ welche der Pfalz-Graf hinein geschafft/ zu den vorigen allbereit anwesenden. Uber diese/ und andre Käiser- und Konigliche Völker/ wider den Erb-Feind/ war/ auf dem Reichs-Tage zu Speyer/ von allen Cur-Fürsten/ Fürsten/ und Ständen deß Römischen Reichs/ zum Generalissimo einhällig erkoren/ Friederich/ Pfalz-Graf bey Rhein/ und Herzog in Bayern; welche hernach/ vor seinem Ende/ noch Cur-Fürst worden. Weil aber der Feind plötzlicher in Oesterreich eingebrochen/ weder man sich eingebildt hatte/ und er nicht mehr in die Stadt hinein kommen kunte/ sondern/ mit seinen Kriegs-Räthen/ und etlichen bey sich führenden Truppen/ zu Crems bleiben muste: Ist das höchste Gebiet über besagte Militz der Stadt auf seinen Vettern/ den Prinzen Philips/ Pfalz-Grafen bey Rhein / gekommen/ welchen der Pfalz-Graf Ruprecht/ mit der Herzogin Elisabeth/ Herzogs Georgs in Bäyern deß Reichen/ Tochter/ ehlich erzeugt hatte. Dieser junge Held/ so damals/ im sechs und zwanzigsten Jahr seines Alters/ blühete/ warff sich/ sonder einige empfangene Ordre/ aus eigener Bewegung seines heroischen Muts/ getrieben durch den glorwürdigen Eyfer für den Christlichen Glauben/ und durch seine preisliche Zuneigung gegen dem Hause Oesterreich/ mit hundert Reutern hinein in die Stadt/ zween Tage zu vor/ ehe dann/ von den feindlichen Truppen/ der Paß war geschlossen; nachdem/ Tags zuvor/ der Rest von vorbemeldten 14. oder 16000. Mann daselbst eilends eingezogen. 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Dieses seinem fühnem Sporn-Streich eiferten auch andre frische Wag-Hälse hurtig nach; sonderlich damals/ als die Türkische Vortruppen sich zum ersten mal/ nemlich am Fest Matthäi/ vor Wien blicken liessen; und brachen manchen feindlichen Reuter den Hals/ ehe und bevor die völlige Macht sich recht setzte.</p> <p>Dann drey Tage vor der Berenn- und Sperrung/ waren die Teutsche Völker zu Roß und Fuß / welche die Stadt verfochten haben/ hinein gekommen. Die/ von etlichen auf 18000. von andren auf 20000. Mann geschätzt worden. Ortelius setzet nur 14000. Fußknechte: Welches auch glaublicher. Der Reuter sollen ein paar tausend gewest seyn/ und also der Kriegs-Leute in allem/ 16000. wiewol Jovius/ und andre/ die Zahl vergrösseren/ ja auch jetzo gedachter Ortelius selber nachmals meldet/ daß in allen 20000. zu Fuß/ und 2000. zu Roß/ in der Stadt gelegen. Daraus zu schliessen/ er verstehe/ durch die 14000. nur die jenige allein/ welche der Pfalz-Graf hinein geschafft/ zu den vorigen allbereit anwesenden.</p> <p>Uber diese/ und andre Käiser- und Konigliche Völker/ wider den Erb-Feind/ war/ auf dem Reichs-Tage zu Speyer/ von allen Cur-Fürsten/ Fürsten/ und Ständen deß Römischen Reichs/ zum Generalissimo einhällig erkoren/ Friederich/ Pfalz-Graf bey Rhein/ und Herzog in Bayern; welche hernach/ vor seinem Ende/ noch Cur-Fürst worden. Weil aber der Feind plötzlicher in Oesterreich eingebrochen/ weder man sich eingebildt hatte/ und er nicht mehr in die Stadt hinein kommen kunte/ sondern/ mit seinen Kriegs-Räthen/ und etlichen bey sich führenden Truppen/ zu Crems bleiben muste: Ist das höchste Gebiet über besagte Militz der Stadt auf seinen Vettern/ den Prinzen Philips/ Pfalz-Grafen bey Rhein / gekommen/ welchen der Pfalz-Graf Ruprecht/ mit der Herzogin Elisabeth/ Herzogs Georgs in Bäyern deß Reichen/ Tochter/ ehlich erzeugt hatte. Dieser junge Held/ so damals/ im sechs und zwanzigsten Jahr seines Alters/ blühete/ warff sich/ sonder einige empfangene Ordre/ aus eigener Bewegung seines heroischen Muts/ getrieben durch den glorwürdigen Eyfer für den Christlichen Glauben/ und durch seine preisliche Zuneigung gegen dem Hause Oesterreich/ mit hundert Reutern hinein in die Stadt/ zween Tage zu vor/ ehe dann/ von den feindlichen Truppen/ der Paß war geschlossen; nachdem/ Tags zuvor/ der Rest von vorbemeldten 14. oder 16000. Mann daselbst eilends eingezogen. Da sein allda tapffer-geführtes Ob-Gebiet ihm den ruhmlichen Bey-Namen eines Streitbaren erworben/ und gleichfalls der Nachwelt sein lobwürdiges Nachgedächtniß </p> </div> </body> </text> </TEI> [110/0118]
sellschafft Sigmunds von Weichselburg/ etliche hundert Rätzen bey sich; streiffte/ mit diesen leicht-berittenen Truppen/ denen heraufziehenden Türken/ diß- und jenseits der Donau / entgegen/ verkürtzte sie bald hie/ bald dort/ um etliche Köpfe/ und macht ihnen viel Ungelegenheit/ so wol bey ihrem Anzuge/ als bey Berennung/ und unter währender Belägerung: wie die erzörnte Bienen/ um diejenige Leute/ so ihrem Stock zu nahe kommen wollen/ oder würklich denselben berauben/ herum fliegen/ und jetzt diesem/ jetzt jenem / einen Stich versetzen. Dieses seinem fühnem Sporn-Streich eiferten auch andre frische Wag-Hälse hurtig nach; sonderlich damals/ als die Türkische Vortruppen sich zum ersten mal/ nemlich am Fest Matthäi/ vor Wien blicken liessen; und brachen manchen feindlichen Reuter den Hals/ ehe und bevor die völlige Macht sich recht setzte.
Dann drey Tage vor der Berenn- und Sperrung/ waren die Teutsche Völker zu Roß und Fuß / welche die Stadt verfochten haben/ hinein gekommen. Die/ von etlichen auf 18000. von andren auf 20000. Mann geschätzt worden. Ortelius setzet nur 14000. Fußknechte: Welches auch glaublicher. Der Reuter sollen ein paar tausend gewest seyn/ und also der Kriegs-Leute in allem/ 16000. wiewol Jovius/ und andre/ die Zahl vergrösseren/ ja auch jetzo gedachter Ortelius selber nachmals meldet/ daß in allen 20000. zu Fuß/ und 2000. zu Roß/ in der Stadt gelegen. Daraus zu schliessen/ er verstehe/ durch die 14000. nur die jenige allein/ welche der Pfalz-Graf hinein geschafft/ zu den vorigen allbereit anwesenden.
Uber diese/ und andre Käiser- und Konigliche Völker/ wider den Erb-Feind/ war/ auf dem Reichs-Tage zu Speyer/ von allen Cur-Fürsten/ Fürsten/ und Ständen deß Römischen Reichs/ zum Generalissimo einhällig erkoren/ Friederich/ Pfalz-Graf bey Rhein/ und Herzog in Bayern; welche hernach/ vor seinem Ende/ noch Cur-Fürst worden. Weil aber der Feind plötzlicher in Oesterreich eingebrochen/ weder man sich eingebildt hatte/ und er nicht mehr in die Stadt hinein kommen kunte/ sondern/ mit seinen Kriegs-Räthen/ und etlichen bey sich führenden Truppen/ zu Crems bleiben muste: Ist das höchste Gebiet über besagte Militz der Stadt auf seinen Vettern/ den Prinzen Philips/ Pfalz-Grafen bey Rhein / gekommen/ welchen der Pfalz-Graf Ruprecht/ mit der Herzogin Elisabeth/ Herzogs Georgs in Bäyern deß Reichen/ Tochter/ ehlich erzeugt hatte. Dieser junge Held/ so damals/ im sechs und zwanzigsten Jahr seines Alters/ blühete/ warff sich/ sonder einige empfangene Ordre/ aus eigener Bewegung seines heroischen Muts/ getrieben durch den glorwürdigen Eyfer für den Christlichen Glauben/ und durch seine preisliche Zuneigung gegen dem Hause Oesterreich/ mit hundert Reutern hinein in die Stadt/ zween Tage zu vor/ ehe dann/ von den feindlichen Truppen/ der Paß war geschlossen; nachdem/ Tags zuvor/ der Rest von vorbemeldten 14. oder 16000. Mann daselbst eilends eingezogen. Da sein allda tapffer-geführtes Ob-Gebiet ihm den ruhmlichen Bey-Namen eines Streitbaren erworben/ und gleichfalls der Nachwelt sein lobwürdiges Nachgedächtniß
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/118>, abgerufen am 18.07.2024. |