Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Aber/ bey glaubwürdigen Scribenten/ lautet es anders/ wie folget: Weil die Teutschen nicht/ entgegen zu miniren/ wusten; wurden sie bald kleinmütig und zaghafft: zumal/ da sie sich auch/ mit Stücken/ nicht wehren kunten/ und doch unterdessen wol merkten/ daß ihnen alles Unglück nahe wäre. Derhalben gaben sie dem Feinde ein Zeichen der Ubergabe/ und liessen sich mit ihm in Handlung ein; angemerkt etliche Türken die Teutsche Sprache verstunden. Solches wolte ihnen der Commendant Nadasti wehren/ verbot es/ bey scharffer Straff/ und verwies ihnen ihre Zaheit und Untreu. Jovius meldet/ er habe auch befohlen/ sie solten die Stücke auf den Feind richten: da er doch/ kurz vorhero/ gesagt/ sie hätten sich/ mit Stücken/ nicht wehren können. Derselbige Author schreibt/ Nadasti habe ihnen einen schmählichen Tod gedrohet/ woferrn sie nicht/ wider aller Gefahr/ stand-fest verbleiben/ sondern die Reputation deß Teutschen Namens/ und deß Königs Ferdinandi/ von dem sie albereit den Sold genommen / und noch mildere Vergeltungen zu hoffen hätten/ mit meineidiger Treulosigkeit beschimpfften: aber der Schwefel-Dampf deß/ in den Minen schon angezündeten/ Pulvers sey den Teutschen durch die Nasen gangen/ und überdas/ aus dem Hin- und Wieder-lauffen der Türken/ von ihnen wol gemerket worden/ daß alsofort ein Thurn würde übern Hauffen fallen: Durch die Furcht solcher Gefahr/ wären sie wiederum zu dem Schluß der Accordirung gezogen/ und mehr/ von dem Schrecken für der gegenwärtigen/ oder schier reiffen und augenscheinlich-erwartenden Niederlage/ weder durch Scheuung einer schweren Straffe / oder durch Scham für einem so schändlichen Laster/ oder durch Ehr-Furcht für dem so ansehnlichen Commendanten/ bewegt worden: Weßwegen sie/ als er ihrem Begehren/ mit ernstlichen Worten/ beharrlich widerstanden/ und kurzum nicht drein willigen wollen / ihn angegriffen/ und gebunden; damit ihm hiedurch gleichsam das Maul verbunden würde / und er ihnen ihr Vorhaben nicht vorrucken mögte: worauf sie auch alsofort/ mit den Türken / einen Vergleich sicheren Abzugs/ samt allen ihren Sachen/ geschlossen hätten. Allein/ in dieser Erzehlung deß Jovii/ lautet dieses seltsam/ daß die Teutschen / nachdem sie den Schwefel-Gestank deß/ in den Minen albereit angezündten/ Pulvers gerochen/ noch so viel Zeit solten übirg gehabt haben/ daß sie sich von neuem zum Accord miteinander verknüpffen/ und den Nadasti binden können. Dann wann das Pulver bereits angebrannt/ gibt es auch selbigen Augenblick den Schlag/ und sprengt dasjenige/ was es soll/ übern Hauffen. Isthuanfius ordnet diesen Verlauff besser und glaubwürdiger/ nemlich also: Nachdem die Türken albereit die Mauren gesprengt/ und über den zerfallenen Hauffen heran gedrungen / der Commendant Nadasti aber/ an einer Seiten/ mit einem Theil der Kriegsknechte/ ihnen den Einbruch gedisputirt; an der andren Seiten aber/ die Teutschen/ gegen dem andringenden Feinde einen harten Stand gehabt; hätten die Türken/ mitten unter dem scharffen Gefecht/ den Teutschen zu- Aber/ bey glaubwürdigen Scribenten/ lautet es anders/ wie folget: Weil die Teutschen nicht/ entgegen zu miniren/ wusten; wurden sie bald kleinmütig und zaghafft: zumal/ da sie sich auch/ mit Stücken/ nicht wehren kunten/ und doch unterdessen wol merkten/ daß ihnen alles Unglück nahe wäre. Derhalben gaben sie dem Feinde ein Zeichen der Ubergabe/ und liessen sich mit ihm in Handlung ein; angemerkt etliche Türken die Teutsche Sprache verstunden. Solches wolte ihnen der Commendant Nadasti wehren/ verbot es/ bey scharffer Straff/ und verwies ihnen ihre Zaheit und Untreu. Jovius meldet/ er habe auch befohlen/ sie solten die Stücke auf den Feind richten: da er doch/ kurz vorhero/ gesagt/ sie hätten sich/ mit Stücken/ nicht wehren können. Derselbige Author schreibt/ Nadasti habe ihnen einen schmählichen Tod gedrohet/ woferrn sie nicht/ wider aller Gefahr/ stand-fest verbleiben/ sondern die Reputation deß Teutschen Namens/ und deß Königs Ferdinandi/ von dem sie albereit den Sold genommen / und noch mildere Vergeltungen zu hoffen hätten/ mit meineidiger Treulosigkeit beschimpfften: aber der Schwefel-Dampf deß/ in den Minen schon angezündeten/ Pulvers sey den Teutschen durch die Nasen gangen/ und überdas/ aus dem Hin- und Wieder-lauffen der Türken/ von ihnen wol gemerket worden/ daß alsofort ein Thurn würde übern Hauffen fallen: Durch die Furcht solcher Gefahr/ wären sie wiederum zu dem Schluß der Accordirung gezogen/ und mehr/ von dem Schrecken für der gegenwärtigen/ oder schier reiffen und augenscheinlich-erwartenden Niederlage/ weder durch Scheuung einer schweren Straffe / oder durch Scham für einem so schändlichen Laster/ oder durch Ehr-Furcht für dem so ansehnlichen Commendanten/ bewegt worden: Weßwegen sie/ als er ihrem Begehren/ mit ernstlichen Worten/ beharrlich widerstanden/ und kurzum nicht drein willigen wollen / ihn angegriffen/ und gebunden; damit ihm hiedurch gleichsam das Maul verbunden würde / und er ihnen ihr Vorhaben nicht vorrucken mögte: worauf sie auch alsofort/ mit den Türken / einen Vergleich sicheren Abzugs/ samt allen ihren Sachen/ geschlossen hätten. Allein/ in dieser Erzehlung deß Jovii/ lautet dieses seltsam/ daß die Teutschen / nachdem sie den Schwefel-Gestank deß/ in den Minen albereit angezündten/ Pulvers gerochen/ noch so viel Zeit solten übirg gehabt haben/ daß sie sich von neuem zum Accord miteinander verknüpffen/ und den Nadasti binden können. Dann wann das Pulver bereits angebrannt/ gibt es auch selbigen Augenblick den Schlag/ und sprengt dasjenige/ was es soll/ übern Hauffen. Isthuanfius ordnet diesen Verlauff besser und glaubwürdiger/ nemlich also: Nachdem die Türken albereit die Mauren gesprengt/ und über den zerfallenen Hauffen heran gedrungen / der Commendant Nadasti aber/ an einer Seiten/ mit einem Theil der Kriegsknechte/ ihnen den Einbruch gedisputirt; an der andren Seiten aber/ die Teutschen/ gegen dem andringenden Feinde einen harten Stand gehabt; hätten die Türken/ mitten unter dem scharffen Gefecht/ den Teutschen zu- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0108" n="100"/> <p>Aber/ bey glaubwürdigen Scribenten/ lautet es anders/ wie folget:</p> <p>Weil die Teutschen nicht/ entgegen zu miniren/ wusten; wurden sie bald kleinmütig und zaghafft: zumal/ da sie sich auch/ mit Stücken/ nicht wehren kunten/ und doch unterdessen wol merkten/ daß ihnen alles Unglück nahe wäre. Derhalben gaben sie dem Feinde ein Zeichen der Ubergabe/ und liessen sich mit ihm in Handlung ein; angemerkt etliche Türken die Teutsche Sprache verstunden. Solches wolte ihnen der Commendant Nadasti wehren/ verbot es/ bey scharffer Straff/ und verwies ihnen ihre Zaheit und Untreu.</p> <p>Jovius meldet/ er habe auch befohlen/ sie solten die Stücke auf den Feind richten: da er doch/ kurz vorhero/ gesagt/ sie hätten sich/ mit Stücken/ nicht wehren können. Derselbige Author schreibt/ Nadasti habe ihnen einen schmählichen Tod gedrohet/ woferrn sie nicht/ wider aller Gefahr/ stand-fest verbleiben/ sondern die Reputation deß Teutschen Namens/ und deß Königs Ferdinandi/ von dem sie albereit den Sold genommen / und noch mildere Vergeltungen zu hoffen hätten/ mit meineidiger Treulosigkeit beschimpfften: aber der Schwefel-Dampf deß/ in den Minen schon angezündeten/ Pulvers sey den Teutschen durch die Nasen gangen/ und überdas/ aus dem Hin- und Wieder-lauffen der Türken/ von ihnen wol gemerket worden/ daß alsofort ein Thurn würde übern Hauffen fallen: Durch die Furcht solcher Gefahr/ wären sie wiederum zu dem Schluß der Accordirung gezogen/ und mehr/ von dem Schrecken für der gegenwärtigen/ oder schier reiffen und augenscheinlich-erwartenden Niederlage/ weder durch Scheuung einer schweren Straffe / oder durch Scham für einem so schändlichen Laster/ oder durch Ehr-Furcht für dem so ansehnlichen Commendanten/ bewegt worden: Weßwegen sie/ als er ihrem Begehren/ mit ernstlichen Worten/ beharrlich widerstanden/ und kurzum nicht drein willigen wollen / ihn angegriffen/ und gebunden; damit ihm hiedurch gleichsam das Maul verbunden würde / und er ihnen ihr Vorhaben nicht vorrucken mögte: worauf sie auch alsofort/ mit den Türken / einen Vergleich sicheren Abzugs/ samt allen ihren Sachen/ geschlossen hätten.</p> <p>Allein/ in dieser Erzehlung deß Jovii/ lautet dieses seltsam/ daß die Teutschen / nachdem sie den Schwefel-Gestank deß/ in den Minen albereit angezündten/ Pulvers gerochen/ noch so viel Zeit solten übirg gehabt haben/ daß sie sich von neuem zum Accord miteinander verknüpffen/ und den Nadasti binden können. Dann wann das Pulver bereits angebrannt/ gibt es auch selbigen Augenblick den Schlag/ und sprengt dasjenige/ was es soll/ übern Hauffen.</p> <p>Isthuanfius ordnet diesen Verlauff besser und glaubwürdiger/ nemlich also: Nachdem die Türken albereit die Mauren gesprengt/ und über den zerfallenen Hauffen heran gedrungen / der Commendant Nadasti aber/ an einer Seiten/ mit einem Theil der Kriegsknechte/ ihnen den Einbruch gedisputirt; an der andren Seiten aber/ die Teutschen/ gegen dem andringenden Feinde einen harten Stand gehabt; hätten die Türken/ mitten unter dem scharffen Gefecht/ den Teutschen zu- </p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0108]
Aber/ bey glaubwürdigen Scribenten/ lautet es anders/ wie folget:
Weil die Teutschen nicht/ entgegen zu miniren/ wusten; wurden sie bald kleinmütig und zaghafft: zumal/ da sie sich auch/ mit Stücken/ nicht wehren kunten/ und doch unterdessen wol merkten/ daß ihnen alles Unglück nahe wäre. Derhalben gaben sie dem Feinde ein Zeichen der Ubergabe/ und liessen sich mit ihm in Handlung ein; angemerkt etliche Türken die Teutsche Sprache verstunden. Solches wolte ihnen der Commendant Nadasti wehren/ verbot es/ bey scharffer Straff/ und verwies ihnen ihre Zaheit und Untreu.
Jovius meldet/ er habe auch befohlen/ sie solten die Stücke auf den Feind richten: da er doch/ kurz vorhero/ gesagt/ sie hätten sich/ mit Stücken/ nicht wehren können. Derselbige Author schreibt/ Nadasti habe ihnen einen schmählichen Tod gedrohet/ woferrn sie nicht/ wider aller Gefahr/ stand-fest verbleiben/ sondern die Reputation deß Teutschen Namens/ und deß Königs Ferdinandi/ von dem sie albereit den Sold genommen / und noch mildere Vergeltungen zu hoffen hätten/ mit meineidiger Treulosigkeit beschimpfften: aber der Schwefel-Dampf deß/ in den Minen schon angezündeten/ Pulvers sey den Teutschen durch die Nasen gangen/ und überdas/ aus dem Hin- und Wieder-lauffen der Türken/ von ihnen wol gemerket worden/ daß alsofort ein Thurn würde übern Hauffen fallen: Durch die Furcht solcher Gefahr/ wären sie wiederum zu dem Schluß der Accordirung gezogen/ und mehr/ von dem Schrecken für der gegenwärtigen/ oder schier reiffen und augenscheinlich-erwartenden Niederlage/ weder durch Scheuung einer schweren Straffe / oder durch Scham für einem so schändlichen Laster/ oder durch Ehr-Furcht für dem so ansehnlichen Commendanten/ bewegt worden: Weßwegen sie/ als er ihrem Begehren/ mit ernstlichen Worten/ beharrlich widerstanden/ und kurzum nicht drein willigen wollen / ihn angegriffen/ und gebunden; damit ihm hiedurch gleichsam das Maul verbunden würde / und er ihnen ihr Vorhaben nicht vorrucken mögte: worauf sie auch alsofort/ mit den Türken / einen Vergleich sicheren Abzugs/ samt allen ihren Sachen/ geschlossen hätten.
Allein/ in dieser Erzehlung deß Jovii/ lautet dieses seltsam/ daß die Teutschen / nachdem sie den Schwefel-Gestank deß/ in den Minen albereit angezündten/ Pulvers gerochen/ noch so viel Zeit solten übirg gehabt haben/ daß sie sich von neuem zum Accord miteinander verknüpffen/ und den Nadasti binden können. Dann wann das Pulver bereits angebrannt/ gibt es auch selbigen Augenblick den Schlag/ und sprengt dasjenige/ was es soll/ übern Hauffen.
Isthuanfius ordnet diesen Verlauff besser und glaubwürdiger/ nemlich also: Nachdem die Türken albereit die Mauren gesprengt/ und über den zerfallenen Hauffen heran gedrungen / der Commendant Nadasti aber/ an einer Seiten/ mit einem Theil der Kriegsknechte/ ihnen den Einbruch gedisputirt; an der andren Seiten aber/ die Teutschen/ gegen dem andringenden Feinde einen harten Stand gehabt; hätten die Türken/ mitten unter dem scharffen Gefecht/ den Teutschen zu-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/108>, abgerufen am 17.02.2025. |