Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von der Sonnen. nung der Welt/ behandeln/ und damit den Stand (oder Lauff) entwe-der der Sonnen/ oder deß Erdbodens/ bekräfftigen/ oder verneinen wol- len: sondern vielmehr/ daß die Schrifft allein den Menschen habe er- klären wollen das Wunder/ weiches GOtt dem Josua gemacht. Wenn es nur würcklich geschehen; so ligt nichts daran/ wie es geschehen sey; ob es/ durch Hemmung der Sonnen; oder/ durch die Ruhe und Anhaltung der umlauffenden Erden; oder/ durch den Glantz/ oder einen Schein der Son- nen/ verursachet worden; gleichwie GOtt der HErr erschienen/ in Gestalt deß Feuers/ und einer Feuer-Seulen/ und Wolcken/ wie auch dreyer Männer/ und einer Tauben; und wie das Angesicht Stephani gleich dem Angesichte eines Engels gesehen. Denn solches gilt gleich. (a)(a) Dn. O[t]- to Gerike lib. 1. Ex- periment. Novor. Magdebur- gic. c. 8. Jch schätze aber wol/ diese Erklärung werde dem Herrn Winter- Winterschild. Wofern deß Copernici Beystand nichts Stär- Man muß (vors Erste) freylich dieses/ in gesundem Verstande/Widerle- dennoch S s s s s iij
Von der Sonnen. nung der Welt/ behandeln/ und damit den Stand (oder Lauff) entwe-der der Sonnen/ oder deß Erdbodens/ bekraͤfftigen/ oder verneinen wol- len: ſondern vielmehr/ daß die Schrifft allein den Menſchen habe er- klaͤren wollen das Wunder/ weiches GOtt dem Joſua gemacht. Wenn es nur wuͤrcklich geſchehen; ſo ligt nichts daran/ wie es geſchehen ſey; ob es/ durch Hemmung der Soñen; oder/ durch die Ruhe und Anhaltung der umlauffenden Erden; oder/ durch den Glantz/ oder einen Schein der Son- nen/ verurſachet worden; gleichwie GOtt der HErꝛ erſchienen/ in Geſtalt deß Feuers/ und einer Feuer-Seulen/ und Wolcken/ wie auch dreyer Maͤnner/ und einer Tauben; und wie das Angeſicht Stephani gleich dem Angeſichte eines Engels geſehen. Denn ſolches gilt gleich. (a)(a) Dn. O[t]- to Gerike lib. 1. Ex- periment. Novor. Magdebur- gic. c. 8. Jch ſchaͤtze aber wol/ dieſe Erklaͤrung werde dem Herꝛn Winter- Winterſchild. Wofern deß Copernici Beyſtand nichts Staͤr- Man muß (vors Erſte) freylich dieſes/ in geſundem Verſtande/Widerle- dennoch S s s s s iij
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Von der Sonnen.
nung der Welt/ behandeln/ und damit den Stand (oder Lauff) entwe-
der der Sonnen/ oder deß Erdbodens/ bekraͤfftigen/ oder verneinen wol-
len: ſondern vielmehr/ daß die Schrifft allein den Menſchen habe er-
klaͤren wollen das Wunder/ weiches GOtt dem Joſua gemacht. Wenn
es nur wuͤrcklich geſchehen; ſo ligt nichts daran/ wie es geſchehen ſey; ob
es/ durch Hemmung der Soñen; oder/ durch die Ruhe und Anhaltung der
umlauffenden Erden; oder/ durch den Glantz/ oder einen Schein der Son-
nen/ verurſachet worden; gleichwie GOtt der HErꝛ erſchienen/ in Geſtalt
deß Feuers/ und einer Feuer-Seulen/ und Wolcken/ wie auch dreyer
Maͤnner/ und einer Tauben; und wie das Angeſicht Stephani gleich dem
Angeſichte eines Engels geſehen. Denn ſolches gilt gleich. (a)
(a) Dn. Ot-
to Gerike
lib. 1. Ex-
periment.
Novor.
Magdebur-
gic. c. 8.
Jch ſchaͤtze aber wol/ dieſe Erklaͤrung werde dem Herꝛn Winter-
ſchild ſo wenig gefallen/ und guͤltig fuͤrkommen/ als wie mir.
Winterſchild. Wofern deß Copernici Beyſtand nichts Staͤr-
ckers fuͤrzubringen weiß/ als dieſes; ſo wird die Gewißheit buchſtablichen
Verſtandes dafuͤr wol unangefochten und unentkraͤfftet verbleiben.
Denn die vermeinte Jnconvenientien erfolgen gar nicht daraus/ wenn
man das Mirackel gleich uͤber die Grentzen Gibeon und Ajalon wolte
fortſetzen/ und uͤber den gantzen Kreis Himmels und der Erden.
Man muß (vors Erſte) freylich dieſes/ in geſundem Verſtande/
aufnehmen/ daß die Sonne mitten am Himmel geſtanden ſey/ und
daß ſie ſtill ſtehen ſolte zu Gibeon. Welche Erklaͤrung aber mag doch
wol eine geſuͤndere Farbe haben/ als dieſe/ daß die Sonne noch ſo hoch
geſtanden/ daß man ſie/ uͤber dem Gibeonitiſchen Horizont/ in ihrem noch
vollem Glantze habe leuchten ſehen? Denn das wird/ nach gewoͤhnlicher
Red-Art/ mitten am Himmel genannt/ was unſere Augen/ am offen-
baren Himmel/ erblicken: ob es gleich nicht eben vertical oder Scheitel-
recht/ uͤber uns/ ſtehet: Wenn es nur nicht beym Schluß deß Horizonts/
oder nahe ben dem Geſichts-Ziel unſerer Lands-Gegend ſich befindet.
Wenn ich aber/ nach gebraͤuchlicher Red-Art/ eine Sache ausſpreche;
folget darum gar nicht/ daß die gantze Handlung eine verbluͤmte/ oder gar
andre Bedeutung habe; wie der angezogene Author ſolches zu erzwin-
gen vermeint: es folgt nicht/ ſpreche ich/ daß die Sonne nicht ſtillgeſtan-
den ſey/ am offenbaren freyen Himmel/ in den Augen deß gantzen Gibeo-
nitiſchen Horizonts/ weil ſie vielleicht ſo eben nicht gantz ſchnurgerad mehr
ob dem Scheitel-Punct der Gibeoniter/ oder in der Mittags-Hoͤhe/ ge-
ſtanden. Ob gleich dieſe Worte/ Sonne! ſtehe ſtill/ zu Gibeon/
und dieſe: Alſo ſtund die Sonne mitten am Himmel/ nicht wider-
einander ſtreiten/ ſondern gleiche Meinung haben: ſo entſtehet daraus
dennoch
Widerle-
gung vori-
ger Ein-
wuͤrffe.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/927>, abgerufen am 28.07.2024. |