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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Der andre Discurs/
beschreibt/ die jenige Krafft/ welche zwar keine informirende/ auch nicht
beyständige Seele/ sondern die jenige Natur ist/ so durch die gantze
Welt sich ausbreitet/ allen und jeden Dingen eingegossen/ als eine Ur-
(a) Kirch.
in Apolo-
get. contra
Censur am
nonnulla-
rum Propo-
sitionum.
sache der Bewegung und Ruhe. (a) Denn es findet sich/ in dem gantzen
Welt-Kreise/ ein gewisser Spiritus/ oder Geist/ der durch alle Oerter
desselben gehet: welchen die Alten irrsamlich die Seele der Welt geheis-
sen; andre aber gar recht und füglich die Natur der Welt. Besagter
Kircherus nennet ihn/ mit einem Worte/ so er vom Aristotele entliehen/
@ntelekheian mundi, eine Perfectionirung der Welt: wie recht oder unrecht
er ihm diesen Namen gebe/ übergebe ich andren zu beurtheilen: unterdessen
Der allge-
meine Welt-
Geist.
kommt mir gleichwol sehr glaubhasst für/ was er von diesem Spiritu der
Welt weiter beyfüget/ wenn er schreibt; derselbe sey anders nichts/ als
der allersubtilste Theil aller Elementen und Himmel/ so in den Centris der
Kugeln zugleich sich vereiniget/ und gleichsam in einen Saamen der Welt
verwandelt: wovon nachmals alles herfür kommt/ was/ in der Welt/
natürlicher Weise/ entstehet/ und nach seiner Entstehung/ auch dadurch
erhalten wird. Die so genannte Welt-Seele/ oder Geist der Welt
ist zweyerley: einer figirt/ (oder gehefftet) der andre volatilisch oder flüch-
tig. Der hafftende hat in dem Grunde der Erden/ und derselben gan-
tzen Körper/ in dem innerstem Centro der Elementen/ seine Herrschafft.
Der flüchtige aber fähret/ durch alle Theile der Welt/ ja durch die ver-
borgneste Hölen und Winckel derselben/ und erfüllet alles miteinander:
damit er allen Sachen der Natur/ die einer immerwährenden Erqui-
ckung/ Unterhalts/ und Nahrung/ bedörfftig sind/ Hülffe schaffe. Die-
Jst/ nach
Kircheri
Meinung/
das erst-er-
schaffene
Liecht.
sen flüchtigen Geist hält der Author für das Liecht/ welches GOtt/ am er-
sten Tage/ erschaffen; und für das principium activum, das ist/ für den
Ur-Grund der natürlichen Würckungen: jenen aber/ nemlich den geheff-
teten Welt-Spiritum/ für die Grund-Feuchte/ so man sonst humidum
radicale,
die Wurtzel-Feuchte/ nennet/ und das principium passi-
vum,
oder die Grund-Ursache der Würckungs Fähigkeit ist.

Solcher Spiritus ist/ wie gesagt/ der allersubtilste/ zarteste Theil
aller Elementen/ und eine apoRRoia oder Ausfliessung in alle innerste Ge-
genden der Welt/ eine Bewegungs-Krafft/ eine Krafft der gantzen Na-
tur/ ein Saamen der Welt: welcher/ nach Gelegenheit jeden Welt-
Körpers/ eines jeglichen Körpers absonderlichem selbst eigenem Saa-
men beygefüget ist/ und in unzehlich-viel Gestalten oder Bildungen der
Dinge/ sich individuiret/ oder vereinzelt. Ob nun gleich jedwedes Ele-
ment allbereit seine eingeborne Saamen-Krafft für sich selbsten besitzt/
als das allerbehendeste Stück seines Körpers: ist es doch/ von dem uni-

versal

Der andre Discurs/
beſchreibt/ die jenige Krafft/ welche zwar keine informirende/ auch nicht
beyſtaͤndige Seele/ ſondern die jenige Natur iſt/ ſo durch die gantze
Welt ſich ausbreitet/ allen und jeden Dingen eingegoſſen/ als eine Ur-
(a) Kirch.
in Apolo-
get. contra
Cenſur am
nonnulla-
rum Propo-
ſitionum.
ſache der Bewegung und Ruhe. (a) Denn es findet ſich/ in dem gantzen
Welt-Kreiſe/ ein gewiſſer Spiritus/ oder Geiſt/ der durch alle Oerter
deſſelben gehet: welchen die Alten irrſamlich die Seele der Welt geheiſ-
ſen; andre aber gar recht und fuͤglich die Natur der Welt. Beſagter
Kircherus nennet ihn/ mit einem Worte/ ſo er vom Ariſtotele entliehen/
@ντελέχειαν mundi, eine Perfectionirung der Welt: wie recht oder unrecht
er ihm dieſen Namen gebe/ uͤbergebe ich andren zu beurtheilen: unterdeſſen
Der allge-
meine Welt-
Geiſt.
kommt mir gleichwol ſehr glaubhaſſt fuͤr/ was er von dieſem Spiritu der
Welt weiter beyfuͤget/ wenn er ſchreibt; derſelbe ſey anders nichts/ als
der allerſubtilſte Theil aller Elementen und Himmel/ ſo in den Centris der
Kugeln zugleich ſich vereiniget/ und gleichſam in einen Saamen der Welt
verwandelt: wovon nachmals alles herfuͤr kommt/ was/ in der Welt/
natuͤrlicher Weiſe/ entſtehet/ und nach ſeiner Entſtehung/ auch dadurch
erhalten wird. Die ſo genannte Welt-Seele/ oder Geiſt der Welt
iſt zweyerley: einer figirt/ (oder gehefftet) der andre volatiliſch oder fluͤch-
tig. Der hafftende hat in dem Grunde der Erden/ und derſelben gan-
tzen Koͤrper/ in dem innerſtem Centro der Elementen/ ſeine Herꝛſchafft.
Der fluͤchtige aber faͤhret/ durch alle Theile der Welt/ ja durch die ver-
borgneſte Hoͤlen und Winckel derſelben/ und erfuͤllet alles miteinander:
damit er allen Sachen der Natur/ die einer immerwaͤhrenden Erqui-
ckung/ Unterhalts/ und Nahrung/ bedoͤrfftig ſind/ Huͤlffe ſchaffe. Die-
Jſt/ nach
Kircheri
Meinung/
das erſt-er-
ſchaffene
Liecht.
ſen fluͤchtigen Geiſt haͤlt der Author fuͤr das Liecht/ welches GOtt/ am er-
ſten Tage/ erſchaffen; und fuͤr das principium activum, das iſt/ fuͤr den
Ur-Grund der natuͤrlichen Wuͤrckungen: jenen aber/ nemlich den geheff-
teten Welt-Spiritum/ fuͤr die Grund-Feuchte/ ſo man ſonſt humidum
radicale,
die Wurtzel-Feuchte/ nennet/ und das principium paſſi-
vum,
oder die Grund-Urſache der Wuͤrckungs Faͤhigkeit iſt.

Solcher Spiritus iſt/ wie geſagt/ der allerſubtilſte/ zarteſte Theil
aller Elementen/ und eine ἀπὸῤῥοια oder Ausflieſſung in alle innerſte Ge-
genden der Welt/ eine Bewegungs-Krafft/ eine Krafft der gantzen Na-
tur/ ein Saamen der Welt: welcher/ nach Gelegenheit jeden Welt-
Koͤrpers/ eines jeglichen Koͤrpers abſonderlichem ſelbſt eigenem Saa-
men beygefuͤget iſt/ und in unzehlich-viel Geſtalten oder Bildungen der
Dinge/ ſich individuiret/ oder vereinzelt. Ob nun gleich jedwedes Ele-
ment allbereit ſeine eingeborne Saamen-Krafft fuͤr ſich ſelbſten beſitzt/
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[48/0074] Der andre Discurs/ beſchreibt/ die jenige Krafft/ welche zwar keine informirende/ auch nicht beyſtaͤndige Seele/ ſondern die jenige Natur iſt/ ſo durch die gantze Welt ſich ausbreitet/ allen und jeden Dingen eingegoſſen/ als eine Ur- ſache der Bewegung und Ruhe. (a) Denn es findet ſich/ in dem gantzen Welt-Kreiſe/ ein gewiſſer Spiritus/ oder Geiſt/ der durch alle Oerter deſſelben gehet: welchen die Alten irrſamlich die Seele der Welt geheiſ- ſen; andre aber gar recht und fuͤglich die Natur der Welt. Beſagter Kircherus nennet ihn/ mit einem Worte/ ſo er vom Ariſtotele entliehen/ @ντελέχειαν mundi, eine Perfectionirung der Welt: wie recht oder unrecht er ihm dieſen Namen gebe/ uͤbergebe ich andren zu beurtheilen: unterdeſſen kommt mir gleichwol ſehr glaubhaſſt fuͤr/ was er von dieſem Spiritu der Welt weiter beyfuͤget/ wenn er ſchreibt; derſelbe ſey anders nichts/ als der allerſubtilſte Theil aller Elementen und Himmel/ ſo in den Centris der Kugeln zugleich ſich vereiniget/ und gleichſam in einen Saamen der Welt verwandelt: wovon nachmals alles herfuͤr kommt/ was/ in der Welt/ natuͤrlicher Weiſe/ entſtehet/ und nach ſeiner Entſtehung/ auch dadurch erhalten wird. Die ſo genannte Welt-Seele/ oder Geiſt der Welt iſt zweyerley: einer figirt/ (oder gehefftet) der andre volatiliſch oder fluͤch- tig. Der hafftende hat in dem Grunde der Erden/ und derſelben gan- tzen Koͤrper/ in dem innerſtem Centro der Elementen/ ſeine Herꝛſchafft. Der fluͤchtige aber faͤhret/ durch alle Theile der Welt/ ja durch die ver- borgneſte Hoͤlen und Winckel derſelben/ und erfuͤllet alles miteinander: damit er allen Sachen der Natur/ die einer immerwaͤhrenden Erqui- ckung/ Unterhalts/ und Nahrung/ bedoͤrfftig ſind/ Huͤlffe ſchaffe. Die- ſen fluͤchtigen Geiſt haͤlt der Author fuͤr das Liecht/ welches GOtt/ am er- ſten Tage/ erſchaffen; und fuͤr das principium activum, das iſt/ fuͤr den Ur-Grund der natuͤrlichen Wuͤrckungen: jenen aber/ nemlich den geheff- teten Welt-Spiritum/ fuͤr die Grund-Feuchte/ ſo man ſonſt humidum radicale, die Wurtzel-Feuchte/ nennet/ und das principium paſſi- vum, oder die Grund-Urſache der Wuͤrckungs Faͤhigkeit iſt. (a) Kirch. in Apolo- get. contra Cenſur am nonnulla- rum Propo- ſitionum. Der allge- meine Welt- Geiſt. Jſt/ nach Kircheri Meinung/ das erſt-er- ſchaffene Liecht. Solcher Spiritus iſt/ wie geſagt/ der allerſubtilſte/ zarteſte Theil aller Elementen/ und eine ἀπὸῤῥοια oder Ausflieſſung in alle innerſte Ge- genden der Welt/ eine Bewegungs-Krafft/ eine Krafft der gantzen Na- tur/ ein Saamen der Welt: welcher/ nach Gelegenheit jeden Welt- Koͤrpers/ eines jeglichen Koͤrpers abſonderlichem ſelbſt eigenem Saa- men beygefuͤget iſt/ und in unzehlich-viel Geſtalten oder Bildungen der Dinge/ ſich individuiret/ oder vereinzelt. Ob nun gleich jedwedes Ele- ment allbereit ſeine eingeborne Saamen-Krafft fuͤr ſich ſelbſten beſitzt/ als das allerbehendeſte Stuͤck ſeines Koͤrpers: iſt es doch/ von dem uni- verſal

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/74>, abgerufen am 27.11.2024.