Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von der Sonnen. dergleichen irgendswo antreffen/ sondern/ nachdem solcher unverglei ch-licher Glantz ihrem Gesichte wiederum entzogen/ nothwendig über dessen Entbehrung ertrauren wurden/ als wie über den Verlust eines unermeß- lichen Schatzes/ und alle andre Sachen ihnen dagegen/ wie Wolcken/ Nebel/ und Nacht fürkommen. Derwegen ihnen kein höhers Glück begeg- nen könnte/ denn in dieser süssen Anschauung/ ihre Augenlieder zu beschlie ssen. Gewißlich! ich finde nichts/ in der gantzen sichtbaren Welt/ das ei- Dannenhero hat GOtt sie auch/ wie einen mächtigen und reich- be- N n n n iij
Von der Sonnen. dergleichen irgendswo antreffen/ ſondern/ nachdem ſolcher unverglei ch-licher Glantz ihrem Geſichte wiederum entzogen/ nothwendig uͤber deſſen Entbehrung ertrauren wurden/ als wie uͤber den Verluſt eines unermeß- lichen Schatzes/ und alle andre Sachen ihnen dagegen/ wie Wolcken/ Nebel/ und Nacht fuͤrkommen. Derwegen ihnen kein hoͤhers Gluͤck begeg- nen koͤnnte/ denn in dieſer ſuͤſſen Anſchauung/ ihre Augenlieder zu beſchlie ſſen. Gewißlich! ich finde nichts/ in der gantzen ſichtbaren Welt/ das ei- Dannenhero hat GOtt ſie auch/ wie einen maͤchtigen und reich- be- N n n n iij
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Von der Sonnen.
dergleichen irgendswo antreffen/ ſondern/ nachdem ſolcher unverglei ch-
licher Glantz ihrem Geſichte wiederum entzogen/ nothwendig uͤber deſſen
Entbehrung ertrauren wurden/ als wie uͤber den Verluſt eines unermeß-
lichen Schatzes/ und alle andre Sachen ihnen dagegen/ wie Wolcken/
Nebel/ und Nacht fuͤrkommen. Derwegen ihnen kein hoͤhers Gluͤck begeg-
nen koͤnnte/ denn in dieſer ſuͤſſen Anſchauung/ ihre Augenlieder zu
beſchlie ſſen.
Gewißlich! ich finde nichts/ in der gantzen ſichtbaren Welt/ das ei-
nes Anblicks wuͤrdiger waͤre/ und denſelben ein herꝛlichers Zeugn iß von
der Allmacht und Groͤſſe unſers groſſen Gottes fuͤrſtellete/ als dieſes aller-
fuͤrtrefflichſte Geſtirn. Die andre Sterne ſtimmen zwar alle ſaͤmtlich/
auf den Ruhm/ und auf die Weisheit deß hoͤchſt-gelobten Schoͤpffers/
mit ein; wie denn allerdings auch die geringſte Erd-Gewaͤchſe uns fuͤr
Zeichen goͤttlicher Guͤte/ Krafft/ und Weisheit/ dienen koͤnnen: aber
unter allen ſolchen Grzehlern ſeiner Ehre/ rufft die Sonne am lauteſten/
daß es ein gewaltig groſſer Herꝛ ſeyn muͤſſe/ der ſie gemacht hat. Denn
wie Chriſtus der ſchoͤnſte/ unter den Menſchen-Kindern: alſo iſt ſie unge-
ſtritten das Schoͤnſte/ unter den Geſtirnen. War Salomo/ in aller
ſeiner Herꝛlichkeit/ (dem aͤuſſerlichen Schmuck und Pracht nach) mit
keiner Feld-Lilien zu vergleichen; wie wird er/ mit dieſer praͤchtigſten
Jmperial-Blumen deß Firmaments/ zu vergleichen ſeyn? Hier iſt der
Brunn/ die rechte Urquell/ und Schatzkammer aller leiblichen oder ſicht-
baren Zierrathen. Denn Glantz und Licht/ ſo bey aller Zier das fuͤr-
nehmſte Stuͤck ſind/ wohnen/ bey dieſer Koͤniginn deß Geſtirns/ in hoͤch-
ſter Vollkommenheit: angemerckt der rechte Kern deß erſterſchaffenen
Lichts/ nach deſſen Zertheilung/ von dem allweiſen Schoͤpffer/ ihr zu ge-
theilet worden: gleichwie man/ zu der Koͤniglichen Kron eines maͤchtigen
Monarchen/ das edelſte Gold/ und die koſtbarſte Edelgeſteine/ nimt.
Daß nicht allein aber die beſten und helleſten Theile deß erſt-gemachten
Lichts/ und die allerhelleſte Klarheit/ ſondern auch die edelſten Natur-
Kraͤffte ihr verliehen worden; empfindet ein jedes korpoͤrliche Geſchoͤpff/
an ihm ſelbſten. Sie wircket mit/ zur Erzeugung aller lebendigen Koͤr-
per/ beydes uͤber und unter der Erden; zeucht/ mit ihren warmen Stra-
len/ auf gewiſſe Art und Maſſe/ ſo wol die Sinn-begabte Blumen/
aus der leiblichen/ als die wachſende aus dem ſchwartzen Schoß der
allgemeinen irdenen Mutter/ herfuͤr; erquickt auch/ und erhaͤlt
dieſelbe auf mancherley Weiſe. So ſind gleichfalls ihre Wuͤr-
ckungen/ unter der Erden/ mit Erzeug- und Bereiffung mancherley
Mineralien und Metallen/ geſchaͤfftig.
Woꝛaus die
Soune ge-
macht.
Dannenhero hat GOtt ſie auch/ wie einen maͤchtigen und reich-
be-
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