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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von dem Mercur-Stern.
Venus seine/ von der Sonnen unbeschienene und uns zugewandte/ Sei-
te so hell versilbert habe.

Goldstern. Auch hiermit wird man nicht auslangen. Denn
andrer Nichtigkeiten zu geschweigen/ so könnte je nimmermehr Ve-
nus den Merkur so hell begläntzen/ als wie die Sonne den Mond: doch
gesetzt/ sie könnte; wie möchte denn ein Planet in geliehenem Lichte hel-
ler scheinen/ als die Sonne/ in ihrem natürlichem? Hat doch Venus
selbst nur/ von der Sonnen/ ihren Glantz/ wie kan denn das jenige Licht/
so sie von dem entliehenem dem Merkur (welches doch nichtig ist) borgete/
die Sonne in Klarheit übertreffen; zumal weil solches nur ein secunda-
rium lumen,
oder schwaches Affter-Licht wäre/ gleich dem jenigen/ wel-
ches/ bey den Finsternissen/ dem Mond/ von dem Gegenschein deß Erd-
bodens/ übrig bleibt? Hat derhalben die jenige Stern-kündige Person/
in diesem Stück/ meines Ermessens/ nicht gar zu reifflich/ die Sache erwogen.

Schönwald. Wie wenn es vielleicht ein gantz anderer Planet ge-
wesen wäre? Denn ich erinnere mich/ daß ich einsmals gelesen/ es sey mög-
lich/ daß noch viel Planeten vorhanden/ die uns annoch nicht alle ent-
deckt/ oder nur wunder-selten zu Gesichte kommen.

Goldstern. Es kan seyn/ daß wir annoch nicht alle Planeten ken-
nen/ oder gesehn haben. Massen denn Herr Otto Gerike allerdings die
Flecken und helle Lichtlein in der Sonnen/ für Planeten/ achtet. Aber
gesetzt/ es würde die Sonne/ mit so vielen unbekandten Planeten/ um-
ringet/ welche uns wie Flecken und Fackeln fürkämen: so könte dennoch kei-
ner derselben grössere Klarheit haben denn die Sonne selbst/ noch ausserhalb
ihrer Scheiben gesehen werden. Unlängst habe ich/ mit einem/ in der Stern-
kunst sehr wol erfahrnem/ Manne/ hievon gleichfalls gediscurrit/ welcher/
weil ihm die gute Erfahrenheit gedachter Observanten/ und ihre vielfältige
Ubung in der Sternschau/ gar wol bekandt/ an der Erblickung eines sol-
chen Phaenomeni im geringsten nicht zweifelt; ohnangesehn er selbst/ eben
damals/ auch seine Observation angestellet/ und nichts gefunden. Jst
aber der Meynung/ es müsse das helle Kügelein etwan ein kleines weisses
Wölcklein gewesen seyn/ so sich zwischen das Auge und die Sonne gela-
gert/ und von der Sonnen-Erleuchtung einen überaus hellen Wieder-
Glantz gewonnen. Welche Meynung mir denn nicht übel gefällt/ und
meines Bedunckens leichter zuvermuten/ daß offtgedachte Erscheinung
eine helle Wolcke/ weder eine Sonnen-Fackel/ viel weniger der Merkur
gewesen: zumal weil man sie auch ausser dem Sonnen-Blatt geschauet.
Jedoch stelle ich das rechte Urtheil darüber andren anheim/ die dieser
Wissenschafft erfahrner sind/ als ich. Jmmittelst bleibt doch die Mey-

nung/

Von dem Mercur-Stern.
Venus ſeine/ von der Sonnen unbeſchienene und uns zugewandte/ Sei-
te ſo hell verſilbert habe.

Goldſtern. Auch hiermit wird man nicht auslangen. Denn
andrer Nichtigkeiten zu geſchweigen/ ſo koͤnnte je nimmermehr Ve-
nus den Merkur ſo hell beglaͤntzen/ als wie die Sonne den Mond: doch
geſetzt/ ſie koͤnnte; wie moͤchte denn ein Planet in geliehenem Lichte hel-
ler ſcheinen/ als die Sonne/ in ihrem natuͤrlichem? Hat doch Venus
ſelbſt nur/ von der Sonnen/ ihren Glantz/ wie kan denn das jenige Licht/
ſo ſie von dem entliehenem dem Merkur (welches doch nichtig iſt) borgete/
die Sonne in Klarheit uͤbertreffen; zumal weil ſolches nur ein ſecunda-
rium lumen,
oder ſchwaches Affter-Licht waͤre/ gleich dem jenigen/ wel-
ches/ bey den Finſterniſſen/ dem Mond/ von dem Gegenſchein deß Erd-
bodens/ uͤbrig bleibt? Hat derhalben die jenige Stern-kuͤndige Perſon/
in dieſem Stuͤck/ meines Eꝛmeſſens/ nicht gar zu reifflich/ die Sache eꝛwogẽ.

Schoͤnwald. Wie wenn es vielleicht ein gantz anderer Planet ge-
weſen waͤre? Denn ich erinnere mich/ daß ich einsmals geleſen/ es ſey moͤg-
lich/ daß noch viel Planeten vorhanden/ die uns annoch nicht alle ent-
deckt/ oder nur wunder-ſelten zu Geſichte kommen.

Goldſtern. Es kan ſeyn/ daß wir annoch nicht alle Planeten ken-
nen/ oder geſehn haben. Maſſen denn Herꝛ Otto Gerike allerdings die
Flecken und helle Lichtlein in der Sonnen/ fuͤr Planeten/ achtet. Aber
geſetzt/ es wuͤrde die Sonne/ mit ſo vielen unbekandten Planeten/ um-
ringet/ welche uns wie Flecken und Fackeln fuͤrkaͤmen: ſo koͤnte dennoch kei-
ner derſelben groͤſſere Klarheit haben denn die Soñe ſelbſt/ noch auſſerhalb
ihrer Scheiben geſehẽ werden. Unlaͤngſt habe ich/ mit einem/ in der Stern-
kunſt ſehr wol erfahrnem/ Mañe/ hievon gleichfalls gediscurrit/ welcher/
weil ihm die gute Erfahrenheit gedachter Obſervanten/ und ihre vielfaͤltige
Ubung in der Sternſchau/ gar wol bekandt/ an der Erblickung eines ſol-
chen Phænomeni im geringſten nicht zweifelt; ohnangeſehn er ſelbſt/ eben
damals/ auch ſeine Obſervation angeſtellet/ und nichts gefunden. Jſt
aber der Meynung/ es muͤſſe das helle Kuͤgelein etwan ein kleines weiſſes
Woͤlcklein geweſen ſeyn/ ſo ſich zwiſchen das Auge und die Sonne gela-
gert/ und von der Sonnen-Erleuchtung einen uͤberaus hellen Wieder-
Glantz gewonnen. Welche Meynung mir denn nicht uͤbel gefaͤllt/ und
meines Bedunckens leichter zuvermuten/ daß offtgedachte Erſcheinung
eine helle Wolcke/ weder eine Sonnen-Fackel/ viel weniger der Merkur
geweſen: zumal weil man ſie auch auſſer dem Sonnen-Blatt geſchauet.
Jedoch ſtelle ich das rechte Urtheil daruͤber andren anheim/ die dieſer
Wiſſenſchafft erfahrner ſind/ als ich. Jmmittelſt bleibt doch die Mey-

nung/
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[647/0693] Von dem Mercur-Stern. Venus ſeine/ von der Sonnen unbeſchienene und uns zugewandte/ Sei- te ſo hell verſilbert habe. Goldſtern. Auch hiermit wird man nicht auslangen. Denn andrer Nichtigkeiten zu geſchweigen/ ſo koͤnnte je nimmermehr Ve- nus den Merkur ſo hell beglaͤntzen/ als wie die Sonne den Mond: doch geſetzt/ ſie koͤnnte; wie moͤchte denn ein Planet in geliehenem Lichte hel- ler ſcheinen/ als die Sonne/ in ihrem natuͤrlichem? Hat doch Venus ſelbſt nur/ von der Sonnen/ ihren Glantz/ wie kan denn das jenige Licht/ ſo ſie von dem entliehenem dem Merkur (welches doch nichtig iſt) borgete/ die Sonne in Klarheit uͤbertreffen; zumal weil ſolches nur ein ſecunda- rium lumen, oder ſchwaches Affter-Licht waͤre/ gleich dem jenigen/ wel- ches/ bey den Finſterniſſen/ dem Mond/ von dem Gegenſchein deß Erd- bodens/ uͤbrig bleibt? Hat derhalben die jenige Stern-kuͤndige Perſon/ in dieſem Stuͤck/ meines Eꝛmeſſens/ nicht gar zu reifflich/ die Sache eꝛwogẽ. Schoͤnwald. Wie wenn es vielleicht ein gantz anderer Planet ge- weſen waͤre? Denn ich erinnere mich/ daß ich einsmals geleſen/ es ſey moͤg- lich/ daß noch viel Planeten vorhanden/ die uns annoch nicht alle ent- deckt/ oder nur wunder-ſelten zu Geſichte kommen. Goldſtern. Es kan ſeyn/ daß wir annoch nicht alle Planeten ken- nen/ oder geſehn haben. Maſſen denn Herꝛ Otto Gerike allerdings die Flecken und helle Lichtlein in der Sonnen/ fuͤr Planeten/ achtet. Aber geſetzt/ es wuͤrde die Sonne/ mit ſo vielen unbekandten Planeten/ um- ringet/ welche uns wie Flecken und Fackeln fuͤrkaͤmen: ſo koͤnte dennoch kei- ner derſelben groͤſſere Klarheit haben denn die Soñe ſelbſt/ noch auſſerhalb ihrer Scheiben geſehẽ werden. Unlaͤngſt habe ich/ mit einem/ in der Stern- kunſt ſehr wol erfahrnem/ Mañe/ hievon gleichfalls gediscurrit/ welcher/ weil ihm die gute Erfahrenheit gedachter Obſervanten/ und ihre vielfaͤltige Ubung in der Sternſchau/ gar wol bekandt/ an der Erblickung eines ſol- chen Phænomeni im geringſten nicht zweifelt; ohnangeſehn er ſelbſt/ eben damals/ auch ſeine Obſervation angeſtellet/ und nichts gefunden. Jſt aber der Meynung/ es muͤſſe das helle Kuͤgelein etwan ein kleines weiſſes Woͤlcklein geweſen ſeyn/ ſo ſich zwiſchen das Auge und die Sonne gela- gert/ und von der Sonnen-Erleuchtung einen uͤberaus hellen Wieder- Glantz gewonnen. Welche Meynung mir denn nicht uͤbel gefaͤllt/ und meines Bedunckens leichter zuvermuten/ daß offtgedachte Erſcheinung eine helle Wolcke/ weder eine Sonnen-Fackel/ viel weniger der Merkur geweſen: zumal weil man ſie auch auſſer dem Sonnen-Blatt geſchauet. Jedoch ſtelle ich das rechte Urtheil daruͤber andren anheim/ die dieſer Wiſſenſchafft erfahrner ſind/ als ich. Jmmittelſt bleibt doch die Mey- nung/

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/693>, abgerufen am 22.12.2024.