Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der funffzehende Discurs. Namen des-selbigen/ bey den Al- tengenannt/ und beyden Gestirnen der Nam phosphorou oder deß Abendsterns gemein worden. Denn es hieß nicht allein der Venus-Stern also/ son- dern auch der Mond: dannenhero auch deß Euripidis phosphoos Artemis, (a) l. 2. de Natura Deor.vom Cicerone (a) Lucifera Diana, das ist/ die Licht-bringende Diana/ gedolmetschet wird. Mag demnach dieser Planet freylich wol den Namen eines Lieb-Sterns führen: weil er durch seine Funcken/ (wo- durch ich Kräffte verstehe) die Liebe entzündet/ und mit gedeylichen Wür- ckungen begabt. Will ihm aber der Herr solchen Namen auch/ seiner Zier und Schönheit halben/ zurechnen; werde ich ihn daran nicht verhin- dern: in Betrachtung/ daß Schönheit der Liebe Fackel sey. Winterschild. Durch seine Schönheit/ seynd auch die alten Und gewißlich diesen Preis führt er/ mit Ehren: angesehn/ Goldstern. Und überdas haben wir auch deßwegen diesen hell- Forell. Wie weit mag er aber doch wol von uns seyn/ wenn er am Die Weite solcher (*) In Notis ad Venerem Horoxii in Sole visam fol. 144.
Der funffzehende Discurs. Namen deſ-ſelbigen/ bey den Al- tengenannt/ und beyden Geſtirnen der Nam φωσφόρου oder deß Abendſterns gemein worden. Denn es hieß nicht allein der Venus-Stern alſo/ ſon- dern auch der Mond: dannenhero auch deß Euripidis φωσφόος Αρτεμις, (a) l. 2. de Natura Deor.vom Cicerone (a) Lucifera Diana, das iſt/ die Licht-bringende Diana/ gedolmetſchet wird. Mag demnach dieſer Planet freylich wol den Namen eines Lieb-Sterns fuͤhren: weil er durch ſeine Funcken/ (wo- durch ich Kraͤffte verſtehe) die Liebe entzuͤndet/ und mit gedeylichen Wuͤr- ckungen begabt. Will ihm aber der Herꝛ ſolchen Namen auch/ ſeiner Zier und Schoͤnheit halben/ zurechnen; werde ich ihn daran nicht verhin- dern: in Betrachtung/ daß Schoͤnheit der Liebe Fackel ſey. Winterſchild. Durch ſeine Schoͤnheit/ ſeynd auch die alten Und gewißlich dieſen Preis fuͤhrt er/ mit Ehren: angeſehn/ Goldſtern. Und uͤberdas haben wir auch deßwegen dieſen hell- Forell. Wie weit mag er aber doch wol von uns ſeyn/ wenn er am Die Weite ſolcher (*) In Notis ad Venerem Horoxii in Sole viſam fol. 144.
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Der funffzehende Discurs.
genannt/ und beyden Geſtirnen der Nam φωσφόρου oder deß Abendſterns
gemein worden. Denn es hieß nicht allein der Venus-Stern alſo/ ſon-
dern auch der Mond: dannenhero auch deß Euripidis φωσφόος Αρτεμις,
vom Cicerone (a) Lucifera Diana, das iſt/ die Licht-bringende
Diana/ gedolmetſchet wird. Mag demnach dieſer Planet freylich wol
den Namen eines Lieb-Sterns fuͤhren: weil er durch ſeine Funcken/ (wo-
durch ich Kraͤffte verſtehe) die Liebe entzuͤndet/ und mit gedeylichen Wuͤr-
ckungen begabt. Will ihm aber der Herꝛ ſolchen Namen auch/ ſeiner
Zier und Schoͤnheit halben/ zurechnen; werde ich ihn daran nicht verhin-
dern: in Betrachtung/ daß Schoͤnheit der Liebe Fackel ſey.
Namen deſ-
ſelbigen/
bey den Al-
ten
(a) l. 2. de
Natura
Deor.
Winterſchild. Durch ſeine Schoͤnheit/ ſeynd auch die alten
Aegypter bewogen/ ihn Κάλλιστον, den allerſchoͤnſten Planeten/ zu
tituliren: wie das Alexandriniſche Zeit-Buch (b) berichtet. Wiewol
Voſſius beſorget/ dieſer Nam hab ſeinen Urſprung vielmehr genommen/
aus dem Homeriſchen Verſe:
Εσπερος, ὃς κάλλιστ ος ἐν ου᾽ρανῷἵστ αται ἀςήρ. (c)
Der Abendſtern hat/ an dem Kreys.
Deß Himmels/ in der Zier/ den Preis.
Oder: Wer iſt der ſchoͤnſt am Himmels-Kreys?
Der Abendſtern fuͤhrt ſolchen Preis.
(b) Chro-
nic. Alexan-
drin. p. 109.
apud Voſſi-
um.
(c) Homer.
Iliad. X. v.
318.
Und gewißlich dieſen Preis fuͤhrt er/ mit Ehren: angeſehn/
er manchesmal mit einem Glantze ſo ſtarck ſpielt/ daß die Koͤrper/ ſo
er/ bey klaren Naͤchten/ beſcheinet/ einen Schatten geben. Man ſihet
ihn bisweilen auch ſo groß/ daß mancher offt druͤber in den Wahn kom̃t/
es ſey ein Haar-Stern/ oder andres gantz neues Geſtirn.
Goldſtern. Und uͤberdas haben wir auch deßwegen dieſen hell-
glaͤntzenden Planeten/ vor andren/ zu ruͤhmen/ weil er ſich nechſt dem
Mond/ unter allen Planeten/ am meiſten ernidriget/ wenn er den tieff-
ſten Punct ſeines Excentrici beruͤhrt: daher wir auch anjetzt ihn noch vor
dem Merkur/ behandeln/ und hierinn der Tychoniſchen Ordnung folgen
wollen.
Forell. Wie weit mag er aber doch wol von uns ſeyn/ wenn er am
weiteſten/ oder am nechſten iſt?
Goldſtern. Wenn Ricciolus/ unter ſo mancherley Rechnungen/
die er zuſammen geſucht/ die gewiſſeſte und richtigſte getroffen; ſo muß ſei-
ne groͤſſeſte Diſtantz/ von der Erden/ 12919. halbe Erd-Diametros
machen; die mittlere aber/ 7580; und die aller geringſte 2241. Wie wol
Herꝛ Hevelius (*) die kleineſte Diſtantz/ aus dem Ricciolo/ geringer
ſetzt/ nemlich zu 1917. halben Erdd. Die mittlere und groͤſſeſte aber in
ſolcher
Die Weite
deß Abend-
ſterns von
dem Erdbo-
dem/ und
de r Sonnen.
(*) In Notis ad Venerem Horoxii in Sole viſam fol. 144.
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