Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der erste Discurs/ von der Natur aller Dinge/ Leuen ziehen. Und hieraus fliest der Uberfluß aller Sachen/ welchen diedrey Reihen oder Zeilen der gefüllten Milch-Brüste gar artlich fürbilden: Denn die grosse Mutter Jsis erquickt/ nähret/ und belebt alles: ihre Mildigkeit/ welche durch die ausgestreckte Hände bemercket wird/ erthei- let den nideren Theilen der Welt alle nothdürfftige Lebens-Mittel mit. Hiernechst folget die Einfassung ihrer Hüfft und Beine mit dem Die Bienen sind ein Zeichen der Königlichen Beschirmung/ womit Die drey Ochsen-Köpffe zielen gleichfalls auf unterschiedliche Fa- Ferner ist solchen dreyen Ochsen-Köpffen/ zu beyden Seiten/ ein sey/
Der erſte Discurs/ von der Natur aller Dinge/ Leuen ziehen. Und hieraus flieſt der Uberfluß aller Sachen/ welchen diedrey Reihen oder Zeilen der gefuͤllten Milch-Bruͤſte gar artlich fuͤrbilden: Denn die groſſe Mutter Jſis erquickt/ naͤhret/ und belebt alles: ihre Mildigkeit/ welche durch die ausgeſtreckte Haͤnde bemercket wird/ erthei- let den nideren Theilen der Welt alle nothduͤrfftige Lebens-Mittel mit. Hiernechſt folget die Einfaſſung ihrer Huͤfft und Beine mit dem Die Bienen ſind ein Zeichen der Koͤniglichen Beſchirmung/ womit Die drey Ochſen-Koͤpffe zielen gleichfalls auf unterſchiedliche Fa- Ferner iſt ſolchen dreyen Ochſen-Koͤpffen/ zu beyden Seiten/ ein ſey/
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Der erſte Discurs/ von der Natur aller Dinge/
Leuen ziehen. Und hieraus flieſt der Uberfluß aller Sachen/ welchen die
drey Reihen oder Zeilen der gefuͤllten Milch-Bruͤſte gar artlich fuͤrbilden:
Denn die groſſe Mutter Jſis erquickt/ naͤhret/ und belebt alles: ihre
Mildigkeit/ welche durch die ausgeſtreckte Haͤnde bemercket wird/ erthei-
let den nideren Theilen der Welt alle nothduͤrfftige Lebens-Mittel mit.
Hiernechſt folget die Einfaſſung ihrer Huͤfft und Beine mit dem
Wuͤrbel-foͤrmigem Kuͤbel/ welches gleichſam durch drey Guͤrtel/ oder
Abſaͤtze/ unterſchieden iſt/ und auf die dreyfache Gelegenheit der niedren
Welt eine Anweiſung giebt. Durch die zwey herfuͤrſtehende Egyptiſche
Goͤtzen-Bildlein/ wird der Natur-Schutz aller wachſenden Dinge be-
merckt. Dieſer Bedeutung wird die groſſe Zeug-Mutter Diana genannt:
(welcher die Alten deßwegen den Hirſch zugeeignet haben. Maſſen ſol-
ches die drey Hirſch-Koͤpffe entdecken: wovon ſie auch die dreykoͤpffige/
und dreyfache wird benamſet) und laͤſſt die Kraͤffte ihrer Herꝛſchafft
flieſſen/ in die Waͤlder/ Wieſen/ und Gaͤrten. Denn Diana beluſtiget
ſich/ beym Homero/ und andren alten Tichtern/ auf den Bergen/ mit
Pfeilen/ Rehen/ und Hirſchen. Einige wollen/ nach der alten Philoſo-
phia/ durch die Pfeile/ ſo auf den Hirſchen loß fliegen/ ſinnbildlicher
Weiſe verſtehen die Sonnen-Stralen/ von deren Wiederglantze der
Mond ſeine Hoͤrner/ nach Gelegenheit deß Orts/ darinn er ſich befindt/
einziehet oder herfuͤrſpitzet: Angemerckt/ auch Lucretius die Sonnen-
Stralen Pfeile nennet/ in dieſem ſeinen Verſe:
Non radii Solis, neque lucida tela diei.
Bedeutung
der Diana.
Die Bienen ſind ein Zeichen der Koͤniglichen Beſchirmung/ womit
Diana alles was waͤchſet/ erhaͤlt und ſchuͤtzt; indem ſie daſſelbe nicht an-
ders beruͤhrt und beſichtiget/ als wie die Bienlein Kraͤuter und Blumen
beſuchen.
Die drey Ochſen-Koͤpffe zielen gleichfalls auf unterſchiedliche Fa-
beln von der Diana: welche auch den Namen Tauriona davon bekom-
men/ weil ſie/ wie die Egypter fuͤrgaben/ in eine Kuhe verwandelt/ un-
ter ſolcher Geſtalt den Menſchen viel nutzliches Dinges/ gewieſen/ als
den Ackerbau/ die Honigbereitung: welches auch die Bienen gnugſam
zeigen. Wiewol mich dunckt/ ſie trage vielmehr ſolchen Namen/ von
der Geſtalt deß Monds/ wenn er gehoͤrnet iſt.
Ferner iſt ſolchen dreyen Ochſen-Koͤpffen/ zu beyden Seiten/ ein
Drach beygemahlt/ als ein Denck-Bild der Wachſamkeit uͤber die anver-
traute Sachen. Welche Drachen Pflicht die Jſis erfuͤllet/ indem ſie
Kraͤuter und Pflantzen/ durch ihre belebende Veywohnung/ ergetzt.
Sonſt deuten Etliche dieſes/ daß der Drach zum Garten-Huͤter geſetzt
ſey/
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