Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der vierzehende Discurs/ schöpff den Menschen/ welchen Gott den Engeln verglichen hat/ übertref-fen? den Menschen sage ich/ das Bild der H. Dreyeinigkeit/ welchem GOtt Alles unter seine Füsse/ oder zu seinem Nutzen nnd Wolstande/ ge- than? Das fällt mir zu schwer/ und zu weit ausser meinen Begriff. Will ja nicht hoffen/ daß hiedurch einige Platonische Daemones, Genii, und Mittel-Naturen zwischen Engeln und Menschen/ verstanden werden. Goldstern. Wenn diese drey Scribenten solche damit meineten/ mögen
Der vierzehende Discurs/ ſchoͤpff den Menſchen/ welchen Gott den Engeln verglichen hat/ uͤbertref-fen? den Menſchen ſage ich/ das Bild der H. Dreyeinigkeit/ welchem GOtt Alles unter ſeine Fuͤſſe/ oder zu ſeinem Nutzen nnd Wolſtande/ ge- than? Das faͤllt mir zu ſchwer/ und zu weit auſſer meinen Begriff. Will ja nicht hoffen/ daß hiedurch einige Platoniſche Dæmones, Genii, und Mittel-Naturen zwiſchen Engeln und Menſchen/ verſtanden werden. Goldſtern. Wenn dieſe drey Scribenten ſolche damit meineten/ moͤgen
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Der vierzehende Discurs/
ſchoͤpff den Menſchen/ welchen Gott den Engeln verglichen hat/ uͤbertref-
fen? den Menſchen ſage ich/ das Bild der H. Dreyeinigkeit/ welchem
GOtt Alles unter ſeine Fuͤſſe/ oder zu ſeinem Nutzen nnd Wolſtande/ ge-
than? Das faͤllt mir zu ſchwer/ und zu weit auſſer meinen Begriff. Will
ja nicht hoffen/ daß hiedurch einige Platoniſche Dæmones, Genii, und
Mittel-Naturen zwiſchen Engeln und Menſchen/ verſtanden werden.
Goldſtern. Wenn dieſe drey Scribenten ſolche damit meineten/
wuͤrden ſie nicht ſprechen/ es moͤchten vielleicht ſolche Dinge droben ſeyn/
die wir uns im geringſten nicht einbildeten. Daß aber Herꝛ Hevelius
inſonderheit ſchreibt/ es ſetze vielleicht droben einige noch wol fuͤrnehmere
oder fuͤrtrefflichere (præclariora) Sachen; obgleich weder Menſchen/
Thiere/ noch Gewaͤchſe allda ſeyen; vermute ich/ ſey nicht eben Verglei-
chungs-Weiſe gemeynt; ſondern nur ſchlechter dings eine Fuͤrtrefflichkeit
dadurch zu verſtehen. Denn mein Herꝛ weiß/ daß man/ in Lateiniſcher
Sprach/ den Comparativum (oder das Vergleichende Wort) offt/ an
Statt deß Poſitivi oder unverglichenen Worts/ ſetzet. Solte es aber je ei-
ne Vergleichung bedeuten; ſo muͤſte es nur/ auf die Thieꝛe und Gewaͤchſe al-
lein gehen/ denen der Author die Geſchoͤpffe im Mond/ und einigen andren
Stern-Kugeln/ vorzeucht. Vielleicht zielet Er auch wol/ auf einen gewiſſen
Orden oder Stand der Engel/ der allda ſein Quartier habe: ob Er gleich
nicht fort dariñ ſolchen Engeln die Regieꝛung der Planeten auch zueignet!
wie zwar Kircherus/ Schottus/ und theils andre Roͤmiſch-Catholiſche
Scribentẽ thun. Er meine nun damit/ welches Er wolle; ſo muͤſſen wir uͤbeꝛ
eines ſo hoch veꝛſtaͤndigẽ Scribentẽ Worte keine ſo ungeſchickte Auslegung
machen/ daß damit dem Menſchen/ und Engeln/ der Fuͤrzug, vor allen andrẽ
Geſchoͤpffẽ wuͤrde benom̃en. Unteꝛdeſſen verhoffe ich/ den Herꝛẽ weꝛde auch/
aus meiner Rede/ kein Mißveꝛſtand erwachſen; indem ich dieſer beꝛuͤhm-
ten Leute Uꝛtheil fuͤr das beſcheidenſte/ und wuͤꝛdigſte eꝛ kañt/ welches bil-
lig/ wo nicht von den meiſten/ doch von den bedachtſamſten Stim̃en/ den
Obſieg/ und Preis/ in verſtandener Streit-Frage/ davon trage. Denn
es will uns die Mond-bewohnung/ fuͤr keine Gewißheit/ aufdringen;
ſondern nur erinnern/ daß wir dieſelbe nicht/ unfuͤrſichtiglich/ und mit
eingebildeter Unfehlbarkeit/ fuͤr unmoͤglich ſollen ausruffen; weil ſie moͤg-
lich ſeyn koͤnte; und es faſt vermutlich ſcheint/ ein ſolcher herꝛlich-groſſer
Him̃els-Koͤrper ſey nicht umſonſt mit ſo vielē Feldern/ Berg- und Thaͤlern/
Jnſeln/ uñ groſſen Meer-Waſſern/ beſetzt. Wiewol ich/ meines ſchwachen
Theils/ hieraus keine Nothwendigkeit/ ſondern allein eine Bequem- und
Moͤglichkeit zur Wohnung einiger lebendigẽ Kreaturẽ/ ſchlieſſe. Wir thun
aber am ſi cherſten dieſe Frage/ ohn gewiſſern Schluß/ auf die Seiten/ und
moͤgen
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