Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von dem Mond. Das grosse Meer wird dadurch/ in die Flut/ und Abflut/ be-wegt: die Feuchtigkeit/ in den Leibern/ vermehrt und erwei- tert; und zwar um so viel stärcker/ je richtiger und gerader besagte Mond-Stralen/ nach dem Erdbodem zielen. (a) nerar. 1. Dialog. 1. c. 2. Itineri[s] in Lunam. Winterschild. Jch gedencke doch gleichwol auch/ daß derselbige Goldstern. Ja wenn die Feuchtigkeit darnach beschaffen. Zwi- Adlerhaupt. Dieses steht leicht zu erachten. Denn je höher die Goldstern. Gleich also muß auch das Feuer viel subtilisirter und Forell. Wie mag aber/ in einem so feuchten Körper/ als wie Goldstern. Warum nicht? findet doch das Feuer/ auch in dieserDas Feuer und L l l iij
Von dem Mond. Das groſſe Meer wird dadurch/ in die Flut/ und Abflut/ be-wegt: die Feuchtigkeit/ in den Leibern/ vermehrt und erwei- tert; und zwar um ſo viel ſtaͤrcker/ je richtiger und gerader beſagte Mond-Stralen/ nach dem Erdbodem zielen. (a) nerar. 1. Dialog. 1. c. 2. Itineri[s] in Lunam. Winterſchild. Jch gedencke doch gleichwol auch/ daß derſelbige Goldſtern. Ja wenn die Feuchtigkeit darnach beſchaffen. Zwi- Adlerhaupt. Dieſes ſteht leicht zu erachten. Denn je hoͤher die Goldſtern. Gleich alſo muß auch das Feuer viel ſubtiliſirter und Forell. Wie mag aber/ in einem ſo feuchten Koͤrper/ als wie Goldſtern. Warum nicht? findet doch das Feuer/ auch in dieſerDas Feuer und L l l iij
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Von dem Mond.
Das groſſe Meer wird dadurch/ in die Flut/ und Abflut/ be-
wegt: die Feuchtigkeit/ in den Leibern/ vermehrt und erwei-
tert; und zwar um ſo viel ſtaͤrcker/ je richtiger und gerader
beſagte Mond-Stralen/ nach dem Erdbodem zielen. (a)
Winterſchild. Jch gedencke doch gleichwol auch/ daß derſelbige
Kircherus ſchreibt/ auf der unerleuchteten Seiten deß Monds ſey eine ſol-
che ſcharffe und durchdringende Kaͤlte/ zu mal um die Zeit deß Voll-
monds/ daß keine ſtrengere zu erſinnen. Wenn denn nun der Mond ſo
voller Feuchtigkeit/ und ſeine feuchte Meerdaͤmpffe ſo wol auf der finſtern/
als lichten Seiten/ vermutlich fallen (wie denn der Herꝛ ſelber allererſt ge-
dachte/ daß die Daͤmpffe/ an der kalten und finſtren Mond-Seiten/ ſich
verdickten/ und wie ein Tau herab fielen) ſo muſte es wunder ſeyn/ daß
weder Wolcken/ noch Schnee/ daraus entſtehen ſolte. Denn wo viel
Feuchtigkeit/ und groſſe Kaͤlte/ zuſammen ſtoſſen; da muß es ja noth-
wendig Schnee und Eys ſetzen.
Goldſtern. Ja wenn die Feuchtigkeit darnach beſchaffen. Zwi-
ſchen unſerer irdiſchen aber/ und der Mond-Feuchtigkeit/ iſt wie mein
Herꝛ allererſt verſtanden/ ein maͤchtiger Unterſcheid. Gefrieren doch nicht
hie/ auf Erden/ alle Feuchtigkeiten/ auch bey der haͤrteſten Kaͤlte; wie ſolte
denn die lunariſche/ zu Eys/ oder Schnee/ beſtehen/ oder die Daͤmpffe
daſelbſt dermaſſen ſich verdicken/ daß ſie Wolcken und Regen gaͤben?
Der Herꝛ muß betrachten/ daß droben zwar alle die vier Elementen vor-
handen; doch alle ſaͤmtlich/ in viel andrer Temperatur/ und einer ſolchen
Subtilitet/ daß die Kaͤlte derſelben keinen ſonderlichen Gewalt zufuͤgen
kan. Die Erde/ und das Waſſer/ ſeynd gantz anders geartet/
denn bey uns. Die Lufft haͤlt eine ſolche Subtilitet in ſich/ daß kein Menſch
darinn wuͤrde leben koͤnnen. Denn ob ſie ſchon/ mit den lunariſchen
Daͤmpffen ſich vermiſchet; wuͤrde er dennoch davon keine Reſpiration ha-
ben/ noch Athem ziehen koͤnnen.
Subtile
Mond-
Lufft.
Adlerhaupt. Dieſes ſteht leicht zu erachten. Denn je hoͤher die
Lufft uͤber dem Erdbodem ſchwebt/ je reiner und ſubtiler iſt ſie.
Goldſtern. Gleich alſo muß auch das Feuer viel ſubtiliſirter und
reiner ſeyn/ als unſere heerd-Glut.
Forell. Wie mag aber/ in einem ſo feuchten Koͤrper/ als wie
der Mond iſt/ ein edlers Feuer Stattfinden/ denn bey uns?
Goldſtern. Warum nicht? findet doch das Feuer/ auch in dieſer
Nider-Welt/ unter dem naſſen Meer-Bodem ſein Lager. Und wenn
ein Schiff in Brand geraͤth/ ſo hilfft kein Retten: weil die Wellen deß
Meers/ wie ein Schwefel/ oder Brandwein/ der Flammen Nahrung/
und
Das Feuer
in dem
Mond.
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