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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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von dem Mond.
massen die lichte Spitzen/ oder hell-klare Plätz und Bettlein ausserhalb
der Liechts-Grentzen/ in dem sinstern Theil deß zu- oder abnehmenden
Monds gnugsam versichern: als welche anders nichts sind denn/ wie
vor gemeldet/ die Gipffel oder Spitzen hocherhabener Berge: Hernach
dieses; daß je höher die Berge seynd/ je eher sie/ von den Sonnen-Stra-
len/ beleuchtet werden; weswegen auch jetzt besagte Berg-Spitzen hö-
her zu schätzen/ als der übrige Theil deß Monds/ auch darum geschwin-
der/ von der Sonnen/ mit einem güldenem Winck/ begrüsset werden/
als die Thäler/ und andre neben-liegende/ oder flächere Plätze Daraus
man gewiß hat/ daß die höhere Mond-Berge nicht allein das Liecht frü-
her empfahen; sondern auch ferner von dem Gräntz-Mal deß Liechts und
Schattens gesehn werden.

Derhalben/ wenn man so viel weiß/ wie weit/ von der Liechts- und
Schatten-Grentze/ die Berg-Höhen entfernet sind/ entweder nach
Meilen/ oder nach der Proportion gegen dem Diameter deß Monds:
so hat man schon einen Bodem/ darauf man sicher fussen kan.

Schönwald. Jch besorge aber/ ein solcher Boden/ oder Grund/
sey nicht zu bekommen.

Goldstern. Warum denn nicht? Man kan es gar genau und
richtig erfahren/ aus den phasibus, Gesichtern/ oder Gestalten deß
Mond-Liechts/ vorab aus den gevierdten Erscheinungen. Wie wol die wah-
re Distantz der Berg-Höhen/ oder erleuchteten Gipffel nur allein/ um
die Vierungen/ gesehn wird: angeschaut/ sie sich/ zu selbiger Zeit/ besser
einem ins Auge werffen/ als in andren zu- oder abnehmenden Mond-Liech-
tern: weßwegen auch/ bey diesen/ die Distantz nothwendig geringer schei-
nen muß; weil sie schräger/ und unter einem kleinerem Seh-Winckel/
wird geschaut. Die unfehlbare Distantz der illuminirten Berg-Spi-
tzen von der Liechts und Schatten-Grentze/ fürnemlich zur Zeit der Qua-
dratur/ bestehet in einem sechs und zwantzigstem Theil deß gantzen Mond-
Diameters; wenn sie nemlich am allerweitesten abgelegen sind.

Wie viel
Meilen der
Mond-Diameter
halte.

Schönwald. Der Herr mache mirs zu Meilen.

Goldstern. Besagter 1/2 deß Mond-Diameters giebt 19 Teut-
sche Meilen; deren der gantze Mond-Diameter 494 begreifft: wenn
nemlich selbige helle Plätzlein/ am fernesten/ von der Lichts-Grentze seyndWie weit
die kleine
helle Plätze
und klare
Spitzen/
von der
Grentze deß
Lichts.

entlegen. Jedoch finden sich auch noch andre/ die nicht so fern davon/
sondern nur einen dreysigsten Theil deß Diametri/ ja etliche nur gar
Theil/ bisweilen anch noch wol weniger. Nach Beschaffenheit um sol-
cher Abgelegenheit/ seynd etliche Berge höher/ denn andre, gleich wie
die Berge allhie auf Erden. Galilaeus de Galilaeis/ und Andre/ so ihm

gefolgt
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von dem Mond.
maſſen die lichte Spitzen/ oder hell-klare Plaͤtz und Bettlein auſſerhalb
der Liechts-Grentzen/ in dem ſinſtern Theil deß zu- oder abnehmenden
Monds gnugſam verſichern: als welche anders nichts ſind denn/ wie
vor gemeldet/ die Gipffel oder Spitzen hocherhabener Berge: Hernach
dieſes; daß je hoͤher die Berge ſeynd/ je eher ſie/ von den Sonnen-Stra-
len/ beleuchtet werden; weswegen auch jetzt beſagte Berg-Spitzen hoͤ-
her zu ſchaͤtzen/ als der uͤbrige Theil deß Monds/ auch darum geſchwin-
der/ von der Sonnen/ mit einem guͤldenem Winck/ begruͤſſet werden/
als die Thaͤler/ und andre neben-liegende/ oder flaͤchere Plaͤtze Daraus
man gewiß hat/ daß die hoͤhere Mond-Berge nicht allein das Liecht fruͤ-
her empfahen; ſondern auch ferner von dem Graͤntz-Mal deß Liechts und
Schattens geſehn werden.

Derhalben/ wenn man ſo viel weiß/ wie weit/ von der Liechts- und
Schatten-Grentze/ die Berg-Hoͤhen entfernet ſind/ entweder nach
Meilen/ oder nach der Proportion gegen dem Diameter deß Monds:
ſo hat man ſchon einen Bodem/ darauf man ſicher fuſſen kan.

Schoͤnwald. Jch beſorge aber/ ein ſolcher Boden/ oder Grund/
ſey nicht zu bekommen.

Goldſtern. Warum denn nicht? Man kan es gar genau und
richtig erfahren/ aus den phaſibus, Geſichtern/ oder Geſtalten deß
Mond-Liechts/ vorab aus den gevierdten Eꝛſcheinungen. Wie wol die wah-
re Diſtantz der Berg-Hoͤhen/ oder erleuchteten Gipffel nur allein/ um
die Vierungen/ geſehn wird: angeſchaut/ ſie ſich/ zu ſelbiger Zeit/ beſſer
einem ins Auge werffen/ als in andren zu- oder abnehmenden Mond-Liech-
tern: weßwegen auch/ bey dieſen/ die Diſtantz nothwendig geringer ſchei-
nen muß; weil ſie ſchraͤger/ und unter einem kleinerem Seh-Winckel/
wird geſchaut. Die unfehlbare Diſtantz der illuminirten Berg-Spi-
tzen von der Liechts und Schatten-Grentze/ fuͤrnemlich zur Zeit der Qua-
dratur/ beſtehet in einem ſechs und zwantzigſtem Theil deß gantzen Mond-
Diameters; wenn ſie nemlich am allerweiteſten abgelegen ſind.

Wie viel
Meilen der
Mond-Diameter
halte.

Schoͤnwald. Der Herꝛ mache mirs zu Meilen.

Goldſtern. Beſagter ½ deß Mond-Diameters giebt 19 Teut-
ſche Meilen; deren der gantze Mond-Diameter 494 begreifft: wenn
nemlich ſelbige helle Plaͤtzlein/ am ferneſten/ von der Lichts-Grentze ſeyndWie weit
die kleine
helle Plaͤtze
und klare
Spitzen/
von der
Grentze deß
Lichts.

entlegen. Jedoch finden ſich auch noch andre/ die nicht ſo fern davon/
ſondern nur einen dreyſigſten Theil deß Diametri/ ja etliche nur gar
Theil/ bisweilen anch noch wol weniger. Nach Beſchaffenheit um ſol-
cher Abgelegenheit/ ſeynd etliche Berge hoͤher/ denn andre, gleich wie
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gefolgt
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[425/0463] von dem Mond. maſſen die lichte Spitzen/ oder hell-klare Plaͤtz und Bettlein auſſerhalb der Liechts-Grentzen/ in dem ſinſtern Theil deß zu- oder abnehmenden Monds gnugſam verſichern: als welche anders nichts ſind denn/ wie vor gemeldet/ die Gipffel oder Spitzen hocherhabener Berge: Hernach dieſes; daß je hoͤher die Berge ſeynd/ je eher ſie/ von den Sonnen-Stra- len/ beleuchtet werden; weswegen auch jetzt beſagte Berg-Spitzen hoͤ- her zu ſchaͤtzen/ als der uͤbrige Theil deß Monds/ auch darum geſchwin- der/ von der Sonnen/ mit einem guͤldenem Winck/ begruͤſſet werden/ als die Thaͤler/ und andre neben-liegende/ oder flaͤchere Plaͤtze Daraus man gewiß hat/ daß die hoͤhere Mond-Berge nicht allein das Liecht fruͤ- her empfahen; ſondern auch ferner von dem Graͤntz-Mal deß Liechts und Schattens geſehn werden. Derhalben/ wenn man ſo viel weiß/ wie weit/ von der Liechts- und Schatten-Grentze/ die Berg-Hoͤhen entfernet ſind/ entweder nach Meilen/ oder nach der Proportion gegen dem Diameter deß Monds: ſo hat man ſchon einen Bodem/ darauf man ſicher fuſſen kan. Schoͤnwald. Jch beſorge aber/ ein ſolcher Boden/ oder Grund/ ſey nicht zu bekommen. Goldſtern. Warum denn nicht? Man kan es gar genau und richtig erfahren/ aus den phaſibus, Geſichtern/ oder Geſtalten deß Mond-Liechts/ vorab aus den gevierdten Eꝛſcheinungen. Wie wol die wah- re Diſtantz der Berg-Hoͤhen/ oder erleuchteten Gipffel nur allein/ um die Vierungen/ geſehn wird: angeſchaut/ ſie ſich/ zu ſelbiger Zeit/ beſſer einem ins Auge werffen/ als in andren zu- oder abnehmenden Mond-Liech- tern: weßwegen auch/ bey dieſen/ die Diſtantz nothwendig geringer ſchei- nen muß; weil ſie ſchraͤger/ und unter einem kleinerem Seh-Winckel/ wird geſchaut. Die unfehlbare Diſtantz der illuminirten Berg-Spi- tzen von der Liechts und Schatten-Grentze/ fuͤrnemlich zur Zeit der Qua- dratur/ beſtehet in einem ſechs und zwantzigſtem Theil deß gantzen Mond- Diameters; wenn ſie nemlich am allerweiteſten abgelegen ſind. Schoͤnwald. Der Herꝛ mache mirs zu Meilen. Goldſtern. Beſagter ½ deß Mond-Diameters giebt 19 Teut- ſche Meilen; deren der gantze Mond-Diameter 494 begreifft: wenn nemlich ſelbige helle Plaͤtzlein/ am ferneſten/ von der Lichts-Grentze ſeynd entlegen. Jedoch finden ſich auch noch andre/ die nicht ſo fern davon/ ſondern nur einen dreyſigſten Theil deß Diametri/ ja etliche nur gar Theil/ bisweilen anch noch wol weniger. Nach Beſchaffenheit um ſol- cher Abgelegenheit/ ſeynd etliche Berge hoͤher/ denn andre, gleich wie die Berge allhie auf Erden. Galilæus de Galilæis/ und Andre/ ſo ihm gefolgt Wie weit die kleine helle Plaͤtze und klare Spitzen/ von der Grentze deß Lichts. H h h

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/463>, abgerufen am 20.05.2024.