Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der dreyzehende Discurs/ um damit/ Lust halben/ nach dem auf der Thurn-Spitzen sitzenden Hanenzu schauen. Das Gerücht hat solches/ als was Neues/ bald lautbar/ und einen grossen Zulauff von Leuten erregt: welche diß nie erhörte Stücklein/ mit grosser Begier und Entsetzung/ versuchten. Man hat aber bald der Sachen weiter nachgedacht/ und etwas mehr/ als ein blosses Augen- Spiel/ damit zu treiben/ gewünschet/ nicht nur Ergetzung/ sondern auch Nutzen dabey zu schaffen gehoffet. Um selbige Zeit/ hielt sich/ im Gra- ven-Hag/ der Marggraf Spinola auf; um mit den Staten von Nider- land einen Stillstand der Waffen zu tractiren: wie derselbe solches neue Kunst-Jnstrument gesehen/ kauffte und verehrte ers dem Ertzhertzog Al- berto. Unterdessen kommt es vor die Herren Staten: welche den Bril- lenmacher vor sich fordern lassen/ und ihm das andre Perspectiv/ so er her- nach gemacht hatte/ ziemlich-theuer bezahlen; doch mit diesem Bedinge und Verbot/ daß er hinfort dergleichen keines mehr mache/ noch verkauf- fe. Wäre also diß edle Jnstrument verborgen geblieben/ wenn GOtt nicht gewollt/ und es dergestalt gefügt hätte/ daß es allbereit anderswohin verschickt/ und an dem Ertzhertzoglichen Hofe in Brabant bekandt wor- den wäre. Mit andren Umständen aber beschreibt diese Erfindung Sirturus; Adlerhaupt. Adrianus Metius/ ein Mathematicus auf der Ho- Forell. (a) Part. 2. Telesc. c. 1. allegante Liberto Fromondo lib. 3. Meteorologic.
c. 2. art. 3. Der dreyzehende Discurs/ um damit/ Luſt halben/ nach dem auf der Thurn-Spitzen ſitzenden Hanenzu ſchauen. Das Geruͤcht hat ſolches/ als was Neues/ bald lautbar/ und einen groſſen Zulauff von Leuten erregt: welche diß nie erhoͤrte Stuͤcklein/ mit groſſer Begier und Entſetzung/ verſuchten. Man hat aber bald der Sachen weiter nachgedacht/ und etwas mehr/ als ein bloſſes Augen- Spiel/ damit zu treiben/ gewuͤnſchet/ nicht nur Ergetzung/ ſondern auch Nutzen dabey zu ſchaffen gehoffet. Um ſelbige Zeit/ hielt ſich/ im Gra- ven-Hag/ der Marggraf Spinola auf; um mit den Staten von Nider- land einen Stillſtand der Waffen zu tractiren: wie derſelbe ſolches neue Kunſt-Jnſtrument geſehen/ kauffte und verehrte ers dem Ertzhertzog Al- berto. Unterdeſſen kommt es vor die Herren Staten: welche den Bril- lenmacher vor ſich fordern laſſen/ und ihm das andre Perſpectiv/ ſo er her- nach gemacht hatte/ ziemlich-theuer bezahlen; doch mit dieſem Bedinge und Verbot/ daß er hinfort dergleichen keines mehr mache/ noch verkauf- fe. Waͤre alſo diß edle Jnſtrument verborgen geblieben/ wenn GOtt nicht gewollt/ und es dergeſtalt gefuͤgt haͤtte/ daß es allbereit anderswohin verſchickt/ und an dem Ertzhertzoglichen Hofe in Brabant bekandt wor- den waͤre. Mit andren Umſtaͤnden aber beſchreibt dieſe Erfindung Sirturus; Adlerhaupt. Adrianus Metius/ ein Mathematicus auf der Ho- Forell. (a) Part. 2. Teleſc. c. 1. allegante Liberto Fromondo lib. 3. Meteorologic.
c. 2. art. 3. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0422" n="384"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der dreyzehende Discurs/</hi></fw><lb/> um damit/ Luſt halben/ nach dem auf der Thurn-Spitzen ſitzenden Hanen<lb/> zu ſchauen. Das Geruͤcht hat ſolches/ als was Neues/ bald lautbar/ und<lb/> einen groſſen Zulauff von Leuten erregt: welche diß nie erhoͤrte Stuͤcklein/<lb/> mit groſſer Begier und Entſetzung/ verſuchten. Man hat aber bald der<lb/> Sachen weiter nachgedacht/ und etwas mehr/ als ein bloſſes Augen-<lb/> Spiel/ damit zu treiben/ gewuͤnſchet/ nicht nur Ergetzung/ ſondern auch<lb/> Nutzen dabey zu ſchaffen gehoffet. Um ſelbige Zeit/ hielt ſich/ im Gra-<lb/> ven-Hag/ der Marggraf Spinola auf; um mit den Staten von Nider-<lb/> land einen Stillſtand der Waffen zu tractiren: wie derſelbe ſolches neue<lb/> Kunſt-Jnſtrument geſehen/ kauffte und verehrte ers dem Ertzhertzog Al-<lb/> berto. Unterdeſſen kommt es vor die Herren Staten: welche den Bril-<lb/> lenmacher vor ſich fordern laſſen/ und ihm das andre Perſpectiv/ ſo er her-<lb/> nach gemacht hatte/ ziemlich-theuer bezahlen; doch mit dieſem Bedinge<lb/> und Verbot/ daß er hinfort dergleichen keines mehr mache/ noch verkauf-<lb/> fe. Waͤre alſo diß edle Jnſtrument verborgen geblieben/ wenn GOtt<lb/> nicht gewollt/ und es dergeſtalt gefuͤgt haͤtte/ daß es allbereit anderswohin<lb/> verſchickt/ und an dem Ertzhertzoglichen Hofe in Brabant bekandt wor-<lb/> den waͤre.</p><lb/> <p>Mit andren Umſtaͤnden aber beſchreibt dieſe Erfindung Sirturus;<lb/><note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Part. 2. Teleſc. c. 1. allegante Liberto Fromondo lib. 3. Meteorologic.<lb/> c. 2. art.</hi> 3.</note> nemlich daß ein Hollaͤnder/ oder unter deß Hollaͤnders Geſtalt/ ein<lb/> Engel gekommen ſey/ der zu Mittelburg/ in Seeland/ bey dem Hand-<lb/> wercker/ <hi rendition="#fr">Johann Lipperſein/</hi> ein holes und gewelbtes Glas zu machen<lb/> beſtellet/ und alſo/ im Jahr 1609. das Schaurohr erfunden: Nachdem<lb/> aber der Meiſter in acht genommen/ daß beſagter Hollaͤnder das Schau-<lb/> Glas an die Augen geſetzt/ und wiederum abgezogen/ um den Punct der<lb/> zuſammenlauffenden Seh-Strahlen zu bemercken; habe er alſo fort/<lb/> fuͤr ſich ſelbſt/ dergleichen Glaͤſer mehr verfertigt/ ſich anfangs uͤber dieſes<lb/> ſchoͤne Kunſt-Stuͤck/ verwundert/ und weil er wol gemerckt/ die Glaͤſer<lb/> muͤſten in ein Rohr gefūgt werden/ dem Fuͤrſten Moritz ein Muſter da-<lb/> von gebracht. Hiernechſt habe derſelbige Meiſter noch viel andre Fern-<lb/> Glaͤſer gemacht/ welche die Neuheit bald durch die Laͤnder vertrieben;<lb/> keines aber ſey ihm/ beſſer gerathen/ und bequemer geweſen/ als das erſte/<lb/> wie Sirturus ſolches ſelber beglaubt/ als der es geſehen/ und geprobirt.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Adlerhaupt.</hi> Adrianus Metius/ ein Mathematicus auf der Ho-<lb/> henſchul zu Franecker/ kaͤmpffet darob/ es ſey ſein Bruder Jacob Metz/<lb/> geweſen; welcher/ zu Alkmar/ ein holes mit einem gewoͤlbten Glaſe ge-<lb/> paart/ und damit/ zur Erfindung ſolches neuen Schau-Jnſtruments/ An-<lb/> laß gegeben.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Forell.</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [384/0422]
Der dreyzehende Discurs/
um damit/ Luſt halben/ nach dem auf der Thurn-Spitzen ſitzenden Hanen
zu ſchauen. Das Geruͤcht hat ſolches/ als was Neues/ bald lautbar/ und
einen groſſen Zulauff von Leuten erregt: welche diß nie erhoͤrte Stuͤcklein/
mit groſſer Begier und Entſetzung/ verſuchten. Man hat aber bald der
Sachen weiter nachgedacht/ und etwas mehr/ als ein bloſſes Augen-
Spiel/ damit zu treiben/ gewuͤnſchet/ nicht nur Ergetzung/ ſondern auch
Nutzen dabey zu ſchaffen gehoffet. Um ſelbige Zeit/ hielt ſich/ im Gra-
ven-Hag/ der Marggraf Spinola auf; um mit den Staten von Nider-
land einen Stillſtand der Waffen zu tractiren: wie derſelbe ſolches neue
Kunſt-Jnſtrument geſehen/ kauffte und verehrte ers dem Ertzhertzog Al-
berto. Unterdeſſen kommt es vor die Herren Staten: welche den Bril-
lenmacher vor ſich fordern laſſen/ und ihm das andre Perſpectiv/ ſo er her-
nach gemacht hatte/ ziemlich-theuer bezahlen; doch mit dieſem Bedinge
und Verbot/ daß er hinfort dergleichen keines mehr mache/ noch verkauf-
fe. Waͤre alſo diß edle Jnſtrument verborgen geblieben/ wenn GOtt
nicht gewollt/ und es dergeſtalt gefuͤgt haͤtte/ daß es allbereit anderswohin
verſchickt/ und an dem Ertzhertzoglichen Hofe in Brabant bekandt wor-
den waͤre.
Mit andren Umſtaͤnden aber beſchreibt dieſe Erfindung Sirturus;
(a) nemlich daß ein Hollaͤnder/ oder unter deß Hollaͤnders Geſtalt/ ein
Engel gekommen ſey/ der zu Mittelburg/ in Seeland/ bey dem Hand-
wercker/ Johann Lipperſein/ ein holes und gewelbtes Glas zu machen
beſtellet/ und alſo/ im Jahr 1609. das Schaurohr erfunden: Nachdem
aber der Meiſter in acht genommen/ daß beſagter Hollaͤnder das Schau-
Glas an die Augen geſetzt/ und wiederum abgezogen/ um den Punct der
zuſammenlauffenden Seh-Strahlen zu bemercken; habe er alſo fort/
fuͤr ſich ſelbſt/ dergleichen Glaͤſer mehr verfertigt/ ſich anfangs uͤber dieſes
ſchoͤne Kunſt-Stuͤck/ verwundert/ und weil er wol gemerckt/ die Glaͤſer
muͤſten in ein Rohr gefūgt werden/ dem Fuͤrſten Moritz ein Muſter da-
von gebracht. Hiernechſt habe derſelbige Meiſter noch viel andre Fern-
Glaͤſer gemacht/ welche die Neuheit bald durch die Laͤnder vertrieben;
keines aber ſey ihm/ beſſer gerathen/ und bequemer geweſen/ als das erſte/
wie Sirturus ſolches ſelber beglaubt/ als der es geſehen/ und geprobirt.
Adlerhaupt. Adrianus Metius/ ein Mathematicus auf der Ho-
henſchul zu Franecker/ kaͤmpffet darob/ es ſey ſein Bruder Jacob Metz/
geweſen; welcher/ zu Alkmar/ ein holes mit einem gewoͤlbten Glaſe ge-
paart/ und damit/ zur Erfindung ſolches neuen Schau-Jnſtruments/ An-
laß gegeben.
Forell.
(a) Part. 2. Teleſc. c. 1. allegante Liberto Fromondo lib. 3. Meteorologic.
c. 2. art. 3.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |