Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zwölffte Discurs/ und zwar anders nichts/ als gewisse Stücke ihres himmlischen Kreises/welche dicker und gläntzender/ als die übrige Substantz deß Himmels. Wie ungnädig solches L. Valla aufnehme/ weiß ich wol; sintemal er/ mit diesen Worten/ dawider blitzet: Wer ist so rasend/ daß er das Gestirn dörffe ein dickes Stück deß Himmels/ oder auch einen Theil deß Himmels nennen? gleich/ als ob ein himmlischer Körper könnte (a) L Valla 1. Dial. 11.dick/ und fest seyn. (a) Aber weil er nur schmähet/ und nichts beweiset: bewegt er mich damit sehr wenig. Goldstern. Herr! meiner Rede Trieb ist keine Lust/ ihm zu wider- cken
Der zwoͤlffte Discurs/ und zwar anders nichts/ als gewiſſe Stuͤcke ihres himmliſchen Kreiſes/welche dicker und glaͤntzender/ als die uͤbrige Subſtantz deß Himmels. Wie ungnaͤdig ſolches L. Valla aufnehme/ weiß ich wol; ſintemal er/ mit dieſen Worten/ dawider blitzet: Wer iſt ſo raſend/ daß er das Geſtirn doͤrffe ein dickes Stuͤck deß Himmels/ oder auch einen Theil deß Himmels nennen? gleich/ als ob ein himmliſcher Koͤrper koͤnnte (a) L Valla 1. Dial. 11.dick/ und feſt ſeyn. (a) Aber weil er nur ſchmaͤhet/ und nichts beweiſet: bewegt er mich damit ſehr wenig. Goldſtern. Herꝛ! meiner Rede Trieb iſt keine Luſt/ ihm zu wider- cken
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Der zwoͤlffte Discurs/
und zwar anders nichts/ als gewiſſe Stuͤcke ihres himmliſchen Kreiſes/
welche dicker und glaͤntzender/ als die uͤbrige Subſtantz deß Himmels.
Wie ungnaͤdig ſolches L. Valla aufnehme/ weiß ich wol; ſintemal er/ mit
dieſen Worten/ dawider blitzet: Wer iſt ſo raſend/ daß er das Geſtirn
doͤrffe ein dickes Stuͤck deß Himmels/ oder auch einen Theil deß
Himmels nennen? gleich/ als ob ein himmliſcher Koͤrper koͤnnte
dick/ und feſt ſeyn. (a) Aber weil er nur ſchmaͤhet/ und nichts beweiſet:
bewegt er mich damit ſehr wenig.
(a) L Valla
1. Dial. 11.
Goldſtern. Herꝛ! meiner Rede Trieb iſt keine Luſt/ ihm zu wider-
ſprechen; ſondern allein das Glaubwuͤrdigſte zu vernehmen/ oder ſelbſt
beyzubringen: und dieſe Luſt ſtifftet/ zwiſchen uns beyden/ gleichwie in
theils vorgehenden/ alſo auch in dieſer Frage/ einen unterſchiedlichen Thon.
Mein Hertz bleibt dem Herꝛn beſtaͤndig ergeben; aber nicht allezeit mein
Urtheil und Gedanck. Und wie die Sterne nicht alle einerley Farbe/
noch Glantz/ fuͤhren/ unterdeſſen dennoch gleichwol beyeinander freund-
lich funckeln und ſpielen: alſo ſoll die Einigkeit und beſtaͤndige Vertrau-
lichkeit unſerer Gemuͤter nicht verhindern/ daß wir/ der Warheit zu Liebe/
unſere Sinnen moͤgen theilen/ trennen/ und jeder darinn gleichſam eine
Farbe waͤhlen/ die den Augen ſeiner Vernunfft am beſten gefaͤllt. Jch
bekenne/ daß mir ſolche Meinung gar nicht eingehe/ die uns der Herꝛ/ aus
den Peripateticis/ fuͤrgetragen. Anreichend Platonis falſche Einbil-
dung; halte ich/ er habe dieſelbe nicht von den Sternen ſelbſten gefaſſt;
ſondern allein von der aͤuſſerlichen Geſtalt derer/ ſo uns in die Augen fal-
len; und den Sternen keines weges eine leibliche Subſtantz hiemit abſon-
dern vielmehr ſo viel ſagen/ daß dasjenige/ ſo wir davon ſehen/ nicht der ge-
ſtirnte Koͤrper ſelbſt/ ſondern nur der Widerſchein davon ſey. Denn es
iſt ſonſt gewiß/ daß Plato geurtheilet/ die Sterne waͤren mehrentheils
feurig/ haͤtten doch auch gleichwol/ von andren Elementen/ etwas an ſich:
daraus handgreifflich zu erkennen/ daß er durch gemeldte Einbildung/ das
korpoͤrliche Weſen der Sterne nicht geleugnet. Er iſt/ ohn allen Zweif-
fel/ in Beurtheilung der Sternen Natur/ der Warheit und Vernunfft
viel naͤher gekommen/ als Ariſtoteles: welcher/ aus den Sternen/ dicke
und feſte Stuͤcke deß himmliſchen Koͤrpers machen wollen/ und den mei-
ſten Vernunfft-Lehrern/ ſo vor ihm geweſen/ widerſprochen. Sintemal
dieſelbe ſo wol den Himmel/ als die Sterne/ fuͤr elementariſch/ und zwar
dieſe fuͤr feurig geachtet. Plutarchus verſichert uns (b) Thales habe ſie
zwar irdiſch/ doch aber feurig geſchaͤtzt. Dergleichen liſet man auch beym
Stobæo. Anaxagoras/ und Metrodorus/ meineten/ die Sonne waͤre
eine irdene/ oder eiſerne/ aber gluͤende/ Kugel. Dergleichen Gedan-
cken
(b) l. 2. de
Placit. Phi-
loſ. c. 13.
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