Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der eilffte Discurs/ von der Himmels-Neigung/ und den re sich bald mit der Sonneen/ in seinem Eircul/ bald entferne er sich vonihr gar weit/ bald sey er derselben entgegen gestellt. Wenn er derhal- ben sich mit der Sonnen conjungirt/ oder opponirt/ und seine Krafft-volle Stralen/ nachdem sie mit den Sonnen-Stralen vermischt/ ein Land fein Veneris und Mer- knrii Stra- len was sie würcken für Gaben.gerad anblicken: thun sie/ ohne Zweiffel/ bey disponirten Subjectis/ ei- ne starcke Würckung. Denn der lebhaffte Sonnen-Glantz/ wenn er dem Merkurialischen vermählet wird/ begeistert/ frischet auf/ artet und temperirt die Naturen aufs allergeschickteste. Wo sich aber die Stra- len deß Merkurs/ mit den Venerischen/ conjungiren: schencken sie nicht allein grosse Wissenschafft; sondern auch fürtreffliche Leibes-Schönheit. Und also gehet es gleichfalls/ mit andren Gaben der Natur. Forell. So müste man denn alle natürliche Gaben den Einflüssen der Goldstern. Ohne zweifel. Das Getreide/ das Obst/ alle Men- Wür-
Der eilffte Discurs/ von der Himmels-Neigung/ und den re ſich bald mit der Sonneen/ in ſeinem Eircul/ bald entferne er ſich vonihr gar weit/ bald ſey er derſelben entgegen geſtellt. Wenn er derhal- ben ſich mit der Sonnen conjungirt/ oder opponirt/ und ſeine Krafft-volle Stralen/ nachdem ſie mit den Sonnen-Stralen vermiſcht/ ein Land fein Veneris und Mer- knrii Stra- len was ſie wuͤrcken fuͤr Gaben.gerad anblicken: thun ſie/ ohne Zweiffel/ bey disponirten Subjectis/ ei- ne ſtarcke Wuͤrckung. Denn der lebhaffte Sonnen-Glantz/ wenn er dem Merkurialiſchen vermaͤhlet wird/ begeiſtert/ friſchet auf/ artet und temperirt die Naturen aufs allergeſchickteſte. Wo ſich aber die Stra- len deß Merkurs/ mit den Veneriſchen/ conjungiren: ſchencken ſie nicht allein groſſe Wiſſenſchafft; ſondern auch fuͤrtreffliche Leibes-Schoͤnheit. Und alſo gehet es gleichfalls/ mit andren Gaben der Natur. Forell. So muͤſte man denn alle natuͤrliche Gaben den Einfluͤſſen der Goldſtern. Ohne zweifel. Das Getreide/ das Obſt/ alle Men- Wuͤr-
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Der eilffte Discurs/ von der Himmels-Neigung/ und den
re ſich bald mit der Sonneen/ in ſeinem Eircul/ bald entferne er ſich von
ihr gar weit/ bald ſey er derſelben entgegen geſtellt. Wenn er derhal-
ben ſich mit der Sonnen conjungirt/ oder opponirt/ und ſeine Krafft-volle
Stralen/ nachdem ſie mit den Sonnen-Stralen vermiſcht/ ein Land fein
gerad anblicken: thun ſie/ ohne Zweiffel/ bey disponirten Subjectis/ ei-
ne ſtarcke Wuͤrckung. Denn der lebhaffte Sonnen-Glantz/ wenn er
dem Merkurialiſchen vermaͤhlet wird/ begeiſtert/ friſchet auf/ artet und
temperirt die Naturen aufs allergeſchickteſte. Wo ſich aber die Stra-
len deß Merkurs/ mit den Veneriſchen/ conjungiren: ſchencken ſie nicht
allein groſſe Wiſſenſchafft; ſondern auch fuͤrtreffliche Leibes-Schoͤnheit.
Und alſo gehet es gleichfalls/ mit andren Gaben der Natur.
Veneris
und Mer-
knrii Stra-
len was ſie
wuͤrcken fuͤr
Gaben.
Forell. So muͤſte man denn alle natuͤrliche Gaben den Einfluͤſſen der
Him̃els-Augen/ fuͤrnemlich der Sonnen und deß Merkurs zuſchreiben: da
doch alle gute Gaben von Gott kommen. Denn alle Weisheit iſt von Gott.
Goldſtern. Ohne zweifel. Das Getreide/ das Obſt/ alle Men-
ſchen und Thiere/ alle Kuͤnſte und Wiſſenſchafften/ ſind von Gott/ und
lauter Gaben Gottes; bleiben auch Gottes Gaben: ob er ſie gleich/ durch
natuͤrliche Mittel/ uns beſcheret. Wer Korn begehrt; der muß pfluͤgen/
ſaͤen/ erndten/ und beten/ daß Gott ſeinen Segen/ Regen und Sonnen-
Schein/ und ein danckbares Hertz beſchere. Wilt du Oepffel und Vie-
ren? Feigen/ und Weintrauben? Pflantze Baͤume und ſchuͤttle ſie; ſen-
cke Wein-Reben/ und gebrauch das Reb-Meſſer. Wuͤnſcheſt du Kin-
der? Heirathe/ in der Furcht Gottes: Vieh? Leg dich auf die Viehzucht:
Wildprett? Stelle Netze auf: Kunſt und Gelehrtheit? lerne ſie; Um ein
fleiſſiges Gebet/ und redlichen Fleiß/ iſt es alles feil: wofern gleichwol
auch der Kopff ſolcher Sachen faͤhig iſt. Denn Gott theilet auch die
natuͤrlichen Gaben/ mit unterſchiedlicher Maſſe/ aus; macht den einen
hier/ den andren darzu/ geſchickt: ſoll aber ſolche Geſchicklichkeit/ ſo der
Natur/ von Gott/ eingepflantzet iſt/ wachſen/ bluͤhen/ und fruchten;
ſo muß man die Mittel ergreiffen/ welche Gott dazu verordnet hat. Es
ſind aber theils Gaben natuͤr-theils uͤbernatuͤrlich. Jene ſchenckt Gott
dem Menſchen unmittelbar/ der Jhn fuͤrchtet/ und thut weder der ge-
ſtirnte Einfluß/ noch die materialiſche Bewandniß der Materi/ etwas
dabey: dieſe aber/ mittelbarer Weiſe; in dem er bequeme leibliche Gefaͤſ-
ſer oder Jnſtrumemen/ und ein gutes Temperament/ verleihet/ und ſo-
thane wolgemaͤſſigte Leibes-Dispoſition den himmliſchen Einfluͤſſen der-
maſſen bequemet/ daß bald dieſe/ bald jene Wuͤrckung/ nach Art und
Gelegenheit der einflieſſenden Krafft/ nothwendig erfolgen muß. Wie
wol er darum/ an das Geſtirn nicht gebunden iſt/ und auch wolohn deſſen
Wuͤr-
Die Stern-
Einfluͤſſe
ſind Gottes
Werckzeug/
wodurch
Er/ die leib-
bare Welt
zu regiren/
beliebt.
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