Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.himmlischen Würckungen/ am menschlichem Leben. Und dieses verursachte die []beraus grosse Hitze der Sonnen. Etliche/wie wol wenige/ bekamen ein hefftiges Leib-grimmen. Dem der Kopff/ oder der Bauch anfing zu schmertzen/ war innerhalb vier Tagen gemeinig-Thomas- Jnsel will die Hollän- der lieber begraben/ als tragen. lich eine Leiche. Von der Ursache solcher so tödtlichen Seuche und Kranck- heit/ ward nach eines jeden Mutmassung unterschiedlich geurtheilet. Etliche schrieben es der fleischlichen Vermischung mit den Mörinnen zu/ andre der plötzlichen Erkühlung in grosser Hitze/ und dem Schlaffen auf der Erde: wie der andre/ dem übermässigem Gebrauche deß schwartzen Zuckers/ und Safftes aus den Kokos-Nüssen. Es ist zwar nicht zu laug- nen/ daß sich unter dem rauhen Schiff-Volcke/ etliche werden gefunden haben/ welche dureh geile Lust zur Unkeuschheit und Hurerey/ oder durch einen unvorsichtigen Trieb/ sich abzukühlen/ oder aber durch eine unzeiti- ge Begierde/ etwas ungesundes zu essen/ eine so tödtliche Seuche an den Hals bekommen. Aber dieses Ubel soll gleichwol vornemlich dem gifftigen Dampffe/ welcher die Thomas-Jnsel zuweilen überziehet/ zugeschrieben werden: da alsdenn ein jeder sich in seinem Hause halten muß; welches die Holländer/ als dessen unbewust/ zweiffels ohne versaumet. Die Portugisen/ welche auf dieser Jnsel wohneten/ sahen ihnen Zweymal im Jahr/ nemlich im Herbst- und Frühlings-Monat/ Ost- H h iij
himmliſchen Wuͤrckungen/ am menſchlichem Leben. Und dieſes verurſachte die []beraus groſſe Hitze der Sonnen. Etliche/wie wol wenige/ bekamen ein hefftiges Leib-grimmen. Dem der Kopff/ oder der Bauch anfing zu ſchmertzen/ war innerhalb vier Tagen gemeinig-Thomas- Jnſel will die Hollaͤn- der lieber begraben/ als tragen. lich eine Leiche. Von der Urſache ſolcher ſo toͤdtlichen Seuche und Kranck- heit/ ward nach eines jeden Mutmaſſung unterſchiedlich geurtheilet. Etliche ſchrieben es der fleiſchlichen Vermiſchung mit den Moͤrinnen zu/ andre der ploͤtzlichen Erkuͤhlung in groſſer Hitze/ und dem Schlaffen auf der Erde: wie der andre/ dem uͤbermaͤſſigem Gebrauche deß ſchwartzen Zuckers/ und Safftes aus den Kokos-Nuͤſſen. Es iſt zwar nicht zu laug- nen/ daß ſich unter dem rauhen Schiff-Volcke/ etliche werden gefunden haben/ welche dureh geile Luſt zur Unkeuſchheit und Hurerey/ oder durch einen unvorſichtigen Trieb/ ſich abzukuͤhlen/ oder aber durch eine unzeiti- ge Begierde/ etwas ungeſundes zu eſſen/ eine ſo toͤdtliche Seuche an den Hals bekommen. Aber dieſes Ubel ſoll gleichwol vornemlich dem gifftigen Dampffe/ welcher die Thomas-Jnſel zuweilen uͤberziehet/ zugeſchrieben werden: da alsdenn ein jeder ſich in ſeinem Hauſe halten muß; welches die Hollaͤnder/ als deſſen unbewuſt/ zweiffels ohne verſaumet. Die Portugiſen/ welche auf dieſer Jnſel wohneten/ ſahen ihnen Zweymal im Jahr/ nemlich im Herbſt- und Fruͤhlings-Monat/ Oſt- H h iij
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himmliſchen Wuͤrckungen/ am menſchlichem Leben.
Und dieſes verurſachte die beraus groſſe Hitze der Sonnen. Etliche/
wie wol wenige/ bekamen ein hefftiges Leib-grimmen. Dem der Kopff/
oder der Bauch anfing zu ſchmertzen/ war innerhalb vier Tagen gemeinig-
lich eine Leiche. Von der Urſache ſolcher ſo toͤdtlichen Seuche und Kranck-
heit/ ward nach eines jeden Mutmaſſung unterſchiedlich geurtheilet.
Etliche ſchrieben es der fleiſchlichen Vermiſchung mit den Moͤrinnen zu/
andre der ploͤtzlichen Erkuͤhlung in groſſer Hitze/ und dem Schlaffen auf
der Erde: wie der andre/ dem uͤbermaͤſſigem Gebrauche deß ſchwartzen
Zuckers/ und Safftes aus den Kokos-Nuͤſſen. Es iſt zwar nicht zu laug-
nen/ daß ſich unter dem rauhen Schiff-Volcke/ etliche werden gefunden
haben/ welche dureh geile Luſt zur Unkeuſchheit und Hurerey/ oder durch
einen unvorſichtigen Trieb/ ſich abzukuͤhlen/ oder aber durch eine unzeiti-
ge Begierde/ etwas ungeſundes zu eſſen/ eine ſo toͤdtliche Seuche an den
Hals bekommen. Aber dieſes Ubel ſoll gleichwol vornemlich dem gifftigen
Dampffe/ welcher die Thomas-Jnſel zuweilen uͤberziehet/ zugeſchrieben
werden: da alsdenn ein jeder ſich in ſeinem Hauſe halten muß; welches die
Hollaͤnder/ als deſſen unbewuſt/ zweiffels ohne verſaumet.
Thomas-
Jnſel will
die Hollaͤn-
der lieber
begraben/
als tragen.
Die Portugiſen/ welche auf dieſer Jnſel wohneten/ ſahen ihnen
ſelbſt nicht aͤhnlich/ ſo ſehr waren ſie durch die uͤberaus groſſe Hitze der
Sonnen verbrandt. Sie bezeugten auch/ daß ihre Lands-Leute allda
nicht lange lebeten. Wenige erreichten das funffzigſte Jahr. Gleichwol
hielten ſie ſich/ an einem ſo ungeſunden Orte/ auf/ weil der Gewinn allda
ungemein groß. Unterſchiedliche hatten zwey ja drey hundert Schwar-
tzen/ in den Zucker-Muͤhlen zu arbeiten. Vor mehr als hundert Jah-
ren/ ließ der Portugalliſche Koͤnig Johannes der Dritte eine Volckpflan-
tzung/ dahin uͤberfuͤhren: welche/ der ungeſunden Lufft wegen/ bald hin
war. Gleichwol ließ der Koͤnig den Muth nicht fallen; ſondern ſchickte
abermal andre neue Einwohner dahin: die ſich erſt eine Zeitlang in Gui-
nee/ darnach auch in Angola/ der fremden Lufft zu gewohnen auf hielten/
und endlich auf die Thomas Jnſel begaben. Auch verkauffte der gemeld-
te koͤnig die Juͤden/ welche ſich weigerten den Koͤmiſch-Catholiſchen Glau-
ben anzunemen/ vor Leibeigene: und ließ derſelben Kinder tauffen; welche
nach der Zeit in groſſer Menge dahin uͤbergebracht wurden/ alſo/ daß von
ihnen die meiſten itzigen Einwohner entſproſſen.
Zweymal im Jahr/ nemlich im Herbſt- und Fruͤhlings-Monat/
ſtehet den Einwohnern mehrgemeldter Thomas-Jnſel/ die Sonne ge-
rade uͤber dem Haupte; alſo daß ſie gantz keinen Schatten giebet. Jedoch
wird die Hitze im Fruͤhling und Herbſte/ durch den Regen/ und im Som-
mer durch den Weſt- und Suͤd-Wind/ ein wenig gebrochen: denn der
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