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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Der zehende Discurs/
tem allgemeinem Klumpen der Erden/ jedweden Körpern der Welt eine
solche Materi herfürgelangt und zugefügt/ die zu ihrer Bildung bequem
gewesen: also hat Er gleichfalls/ von dem Chaotischem Gewässer/ jeden
Körpern eine gewisse Portion der Feuchtigkeit deputirt; ohn welche die
Körper weder bestehen/ noch ihre natürliche Kräffte ausüben könnten.
Jst also offenbar/ die Chaotische Feuchtigkeit sey nicht nur in die Erd-
Kugel/ sondern auch in die übrige Welt-Kugeln/ nemlich in die Gestir-
ne/ nach eines jedweden Zustande und Gelegenheit/ eingeführt.

Forell. Unsere Teutsche Bibel könnte hierinn dem Authori noch
besser zu statten kommen: angemerckt/ in derselben/ nicht von einem Ort
gesagt wird; sondern von vielen; weil da stehet: Es sammle sich das
Wasser unter dem Himmel/ an sondere Oerter etc.
Aber es folget
bald hernach/ Gott habe das Truckne genannt Erde/ und die Sam-
lung der Wasser Meer. Weßwegen ich nicht sehe/ wie solche Sammlung
deß Gewässers unter dem Himmel auch für die Gestirne möge gedeutet
werden.

Goldstern. Der Author meinet: weil/ um deß Erdbodens willen/
alle die andre Welt-Kugeln gemacht; als habe die Schrifft hie nur allein
der Erden gedacht/ daß nemlich bey derselben sich das Wasser an besonde-
re Oerter gesammlet; doch aber unterdessen zugleich die übrige Kugeln
der Welt mit darunter verstanden/ daß nemlich denselben das gesammle-
te Wasser gleichfalls ausgetheilet worden.

Forell. Es wird aber ausdrücklich gesagt von dem Wasser unter
dem Himmel; und daß das besonders-gesammlete habe den Namen deß
Meers empfangen. Daß sich/ in der Mittel-Lufft/ auch viel Feuchtig-
keit sammle/ ist ausgemacht; aber das kan man darum nicht Meer nen-
nen: wie viel weniger die jenige Feuchtigkeit/ so etwan den himmlischen
Körpern auch mag eingemischet seyn? Dem Trocknen/ das ist der Er-
den/ sind eben so wol/ und noch vielmehr Feuchtigkeit einvermischet blie-
ben: noch dennoch ist das Trockne deßwegen nicht/ unter der Wasser-
Sammlung/ mit begriffen; sondern vielmehr derselben entgegen gesetzt.
Denn durch die Sammlung der Wasser/ wird eine grosse Anhäuffung
deß Wassers verstanden/ und darum auch Meer geheissen. Wie nun
solcher Wasser-Sammlung das Trockne/ oder die Erde/ entgegen gesetzt/
und von demselben unterschieden wird; also/ und noch vielmehr/ die Kör-
per deß Himmels. Diesem nach kan ich gar nicht fassen/ wie eben so wol
die Gestirne grosse Wasser-Kanäle/ Meere und Seen/ haben solten/ als
der Globus Terraqueus oder wässerigte Erd-Ball. Jch streite nicht/

daß

Der zehende Discurs/
tem allgemeinem Klumpen der Erden/ jedweden Koͤrpern der Welt eine
ſolche Materi herfuͤrgelangt und zugefuͤgt/ die zu ihrer Bildung bequem
geweſen: alſo hat Er gleichfalls/ von dem Chaotiſchem Gewaͤſſer/ jeden
Koͤrpern eine gewiſſe Portion der Feuchtigkeit deputirt; ohn welche die
Koͤrper weder beſtehen/ noch ihre natuͤrliche Kraͤffte ausuͤben koͤnnten.
Jſt alſo offenbar/ die Chaotiſche Feuchtigkeit ſey nicht nur in die Erd-
Kugel/ ſondern auch in die uͤbrige Welt-Kugeln/ nemlich in die Geſtir-
ne/ nach eines jedweden Zuſtande und Gelegenheit/ eingefuͤhrt.

Forell. Unſere Teutſche Bibel koͤnnte hierinn dem Authori noch
beſſer zu ſtatten kommen: angemerckt/ in derſelben/ nicht von einem Ort
geſagt wird; ſondern von vielen; weil da ſtehet: Es ſammle ſich das
Waſſer unter dem Himmel/ an ſondere Oerter ꝛc.
Aber es folget
bald hernach/ Gott habe das Truckne genannt Erde/ und die Sam-
lung der Waſſer Meer. Weßwegen ich nicht ſehe/ wie ſolche Sammlung
deß Gewaͤſſers unter dem Himmel auch fuͤr die Geſtirne moͤge gedeutet
werden.

Goldſtern. Der Author meinet: weil/ um deß Erdbodens willen/
alle die andre Welt-Kugeln gemacht; als habe die Schrifft hie nur allein
der Erden gedacht/ daß nemlich bey derſelben ſich das Waſſer an beſonde-
re Oerter geſammlet; doch aber unterdeſſen zugleich die uͤbrige Kugeln
der Welt mit darunter verſtanden/ daß nemlich denſelben das geſammle-
te Waſſer gleichfalls ausgetheilet worden.

Forell. Es wird aber ausdruͤcklich geſagt von dem Waſſer unter
dem Himmel; und daß das beſonders-geſammlete habe den Namen deß
Meers empfangen. Daß ſich/ in der Mittel-Lufft/ auch viel Feuchtig-
keit ſammle/ iſt ausgemacht; aber das kan man darum nicht Meer nen-
nen: wie viel weniger die jenige Feuchtigkeit/ ſo etwan den himmliſchen
Koͤrpern auch mag eingemiſchet ſeyn? Dem Trocknen/ das iſt der Er-
den/ ſind eben ſo wol/ und noch vielmehr Feuchtigkeit einvermiſchet blie-
ben: noch dennoch iſt das Trockne deßwegen nicht/ unter der Waſſer-
Sammlung/ mit begriffen; ſondern vielmehr derſelben entgegen geſetzt.
Denn durch die Sammlung der Waſſer/ wird eine groſſe Anhaͤuffung
deß Waſſers verſtanden/ und darum auch Meer geheiſſen. Wie nun
ſolcher Waſſer-Sammlung das Trockne/ oder die Erde/ entgegen geſetzt/
und von demſelben unterſchieden wird; alſo/ und noch vielmehr/ die Koͤr-
per deß Himmels. Dieſem nach kan ich gar nicht faſſen/ wie eben ſo wol
die Geſtirne groſſe Waſſer-Kanaͤle/ Meere und Seen/ haben ſolten/ als
der Globus Terraqueus oder waͤſſerigte Erd-Ball. Jch ſtreite nicht/

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/224>, abgerufen am 28.04.2024.