Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der IX. Discurs/ die Ordnung der Welt-Theile/ und der lische Festen-Wasser (aquae supercoelestes) Wiederum setzen viele/ überdem Ober-Wasser/ den Feuer-Himmel (empyraeum.) Winterschild. Jch möchte es lieber den Glantz-Himmel heissen. Goldstern. Der Herr nenne ihn/ wie er will: wir wollen deßwegen Schönwald. Man pflegt es Angeln/ und Wirbel/ auch wol bis- Goldstern. Von der Bewegung deß Himmels und der Sternen/ Welt/
Der IX. Discurs/ die Ordnung der Welt-Theile/ und der liſche Feſten-Waſſer (aquæ ſupercœleſtes) Wiederum ſetzen viele/ uͤberdem Ober-Waſſer/ den Feuer-Himmel (empyræum.) Winterſchild. Jch moͤchte es lieber den Glantz-Himmel heiſſen. Goldſtern. Der Herꝛ nenne ihn/ wie er will: wir wollen deßwegen Schoͤnwald. Man pflegt es Angeln/ und Wirbel/ auch wol bis- Goldſtern. Von der Bewegung deß Himmels und der Sternen/ Welt/
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Der IX. Discurs/ die Ordnung der Welt-Theile/ und der
liſche Feſten-Waſſer (aquæ ſupercœleſtes) Wiederum ſetzen viele/ uͤber
dem Ober-Waſſer/ den Feuer-Himmel (empyræum.)
Winterſchild. Jch moͤchte es lieber den Glantz-Himmel heiſſen.
Denn das Wort Feuer-Himmel/ ob es gleich/ in der Bedeutung/ dem
Griechiſchen nachfolget/ dunckt mich zu ungeſchickt/ fuͤr einen ſolchen Him-
mel/ darinn man den Engeln und Auserwehlten keinen heiſſen/ ſondern
nur hellen/ klaren/ und wunder-lieblichen Aufenthalt zuſchreibt.
Goldſtern. Der Herꝛ nenne ihn/ wie er will: wir wollen deßwegen
wol Freunde bleiben. Dieſen Glantz-Himmel ſoll/ wie einige wollen/ der
Apoſtel/ durch den dritten Himmel/ verſtanden haben/ und in Anſe-
hung deß geſtirnten/ als deß andren/ wie auch deß ætheriſchen/ als erſten
Himmels/ ihn den dritten genannt haben. Von dieſem empyræiſchen
Glantz-Himmel und dem uͤberhimmliſchen Gewaͤſſer/ moͤgen die Herren
Geiſtlichen handeln/ und ſich daruͤber vergleichen: mein Fuͤrſatz zielet al-
lein auf den geſtirnten und elementariſchen Theil der Welt. Daß dieſer
rund ſey; haben wir ſchon vorhin beglaubt. Das Centrum dieſer Welt
iſt ein Punct/ ſo unſere vernuͤnfftige Einbildung/ in ihrem Mittel/ ſetzet;
von dannen alle/ nach dem oberſten Umfang deß Stern-Himmels gerade
zuſtreichende/ Linien unter ſich gleich ſind. Die Durchſchnitte der Welt/
oder Diametri ſind ſolche eingebildete Linien/ welche durch ihren Mittel-
Punct paſſiren/ und an dem aͤuſſerſten Umfange deß geſtirnten Himmels/
zu beyden Seiten/ ſich endigen. Die Achs der Welt iſt derſelbige Die-
meter oder Durchſtrich der Welt/ um welchen der Himmel mit dem Ge-
ſtirn (aufs wenigſte/ in unſeren Gedancken) von Morgen gegen Abend/
innerhalb vier und zwantzig Stunden/ aufs allerſchnellſte herumgewaͤl-
tzet wird. Ein Ende dieſes Achſes ſchauet gegen Mitternacht; das andre/
gegen Mittag. Solche beyde Extremitaͤten oder Enden/ an dieſer Welt-
Drehung/ heiſſt man Polos. Wie mans am beſten teutſche/ kan uns unſer
Herꝛ Schoͤnwald lehren.
Die Achs/
oder Wen-
dung der
Welt.
Schoͤnwald. Man pflegt es Angeln/ und Wirbel/ auch wol bis-
weilen Wendungen/ zu nennen: und zwar den jenigen welcher ſich gegen
Mitternacht wendet/ den Nord-Wirbel/ oder Nord-Angel; den an-
dren aber/ ſo den Mittag fuͤr ſich hat/ den Suͤd-Wirbel. Und weil das
Baͤr-Geſtirn deß erſten Nachbar; kan man ihn auch wol den Baͤren-
Wirbel heiſſen.
Goldſtern. Von der Bewegung deß Himmels und der Sternen/
doͤrfften wir vielleicht hernach etwas mehr discurriren: jetzt aber muß ich
zuforderſt dem Begehren deß Herꝛn Winterſchilds nachkommen/ und
die Setzung oder ordentliche Stellung der groſſen Haupt-Theile dieſer
Welt/
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