Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der drey und zwantzigste Discurs/ seinen Leuten/ zumal weil er in der Rüstung steckte/ nicht gerettet werdenkunte/ sondern jämmerlich ertrincken musste. Sein Leichnam ward um- sonst hernach gesucht/ und nicht wieder gefunden. (a) Deß Brac- Königs Petri Aloi- ihn (a) Sabellic. 1. 10. AEneid. & Jovius in vita Magni Sforziae. (b) Teste Surio apud Majolum Colloq. 1. fol. 23.
Der drey und zwantzigſte Diſcurs/ ſeinen Leuten/ zumal weil er in der Ruͤſtung ſteckte/ nicht gerettet werdenkunte/ ſondern jaͤmmerlich ertrincken muſſte. Sein Leichnam ward um- ſonſt hernach geſucht/ und nicht wieder gefunden. (a) Deß Brac- Koͤnigs Petri Aloi- ihn (a) Sabellic. 1. 10. Æneid. & Jovius in vita Magni Sforziæ. (b) Teſte Surio apud Majolum Colloq. 1. fol. 23.
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Der drey und zwantzigſte Diſcurs/
ſeinen Leuten/ zumal weil er in der Ruͤſtung ſteckte/ nicht gerettet werden
kunte/ ſondern jaͤmmerlich ertrincken muſſte. Sein Leichnam ward um-
ſonſt hernach geſucht/ und nicht wieder gefunden. (a)
Sein Feind/ der tapffre Kriegsmann/ Braccio de Montone, hat
aus der Stern-Wahrſagerey/ eben ſo wenig Mittel erhalten/ ſich/ fuͤr
dem vorgedeuteten Ungluͤck/ zu friſten/ und keine andre Fruͤchte davon
eingeſammlet/ als daß er deßwegen nur ſtets in Sorgen leben muͤſſen;
welches aͤrger/ als der Tod ſelbſt. Dieſe Sorge aber vergroͤſſerte ſich al-
lererſt recht/ durch die Zeitung von ſeines Widerſachers Verderben.
Denn da ſich andre deß Falls ihrer Feinde pflegen zu freuen/ ſpuͤhrte man
hingegen/ an ihm/ ſonderbare Traurigkeit/ und viel tieffſinnigere Gedan-
cken/ denn vorhin jemals. Nicht darum/ als ob ihm der Fall ſeines Wi-
derwaͤrtigen ſo tieff zu Hertzen ginge: ſondern weil er/ auf ſein fuͤrwitziges
und luͤſternes Nachforſchen/ von den Sterndeutern/ Bericht erlangt
hatte/ Sforzia wuͤrde vor ihm ſterben/ und zwar eines unnatuͤrlichen To-
des/ er aber auch nicht lange hernach/ gleichfalls ein unſanfftes Ende neh-
men. Alſo hoͤrete er nunmehr den Tod deß Sfortia anders nicht/ als ei-
nen Vorboten deß ſeinigen: gleichwie die Gefangene/ ſo man nacheinan-
der richten will/ zu zittern und zagen beginnen/ wenn ſie vernehmen/ ihr
Vorgaͤnger ſey allbereit peinlich abgethan. Jn ſolcher unruhigen Sorg-
falt verlieffen ihm ungefaͤhr fuͤnff Monat/ vor Aquila/ welches er ſchon
laͤnger/ denn ein gantzes Jahr/ belaͤgert hielt: bis den Belaͤgerten ein
Entſatz zukam. Worauf ſie einen ſtarcken Ausfall thaten/ und deß Brac-
cio Voͤlcker auſſchlugen. Jn dieſem Fall ward er ſelbſt zugleich mit auf-
gerieben/ und von einem Soldaten auf der Stelle nieder gemacht.
Deß Brac-
cio de Mon-
tone pro-
gnoſticir ter
und begeg-
neter Todes-
Fall.
Muleaſſes/ Koͤnig von Tunes/ als er/ im Jahr 1544 zu Neapolis/
in aller Uppigkeit lebte/ und viel Geldes durchbrachte/ legte ſich auch/ auf
die Stern-Weiſſagung/ mit groſſem Eifer/ und machte ſich mit der Zeit
ſo geſchickt und erfahren darinn/ daß er ſein eigenes Gluͤck daraus zu er-
gruͤbeln lernete. Es prophezeyete ihm aber die Kunſt wenig Gutes: ſon-
dern ſagte ihm/ er ſolte vom Reiche verſtoſſen werden/ und noch uͤberdas
ein andres groſſes Ungluͤck erleben. Deſſen iſt ſein eigener Sohn Amida
der Erfuͤller worden/ indem er dieſen alten Wolluͤſtler/ ſeinen leiblichen
Vatter/ vom Thron geſtuͤrtzt/ und blenden laſſen. (b)
Koͤnigs
Muleaſſes
ſelbſteigenes
Prognoſti-
con.
Jſt denn Petrus Aloyſius hiemit/ wider die Ermordung/ gnugſam
verpantzert/ und behuͤtet worden/ daß ihm ſein Vatter/ aus der Stern-
deutung/ zuvor gezeigt/ man wuͤrde ihm nach dem Leben trachten? Hat
ihn
Petri Aloi-
ſii vergebli-
che Vorwiſ-
ſenſchafft.
(a) Sabellic. 1. 10. Æneid. & Jovius in vita Magni Sforziæ.
(b) Teſte Surio apud Majolum Colloq. 1. fol. 23.
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