Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der drey und zwantzigste Discurs/ VermeinteWürckun- gen Vene- ris und Martis/ am Men- schen/ in der Geburt. Sonst vermutet man insgemein/ von den Planeten/ eine stärckere Jch bekenne/ daß viel Dinges hierunter begriffen/ welches etwas nige/
Der drey und zwantzigſte Diſcurs/ VermeinteWuͤrckun- gen Vene- ris und Martis/ am Men- ſchen/ in der Geburt. Sonſt vermutet man insgemein/ von den Planeten/ eine ſtaͤrckere Jch bekenne/ daß viel Dinges hierunter begriffen/ welches etwas nige/
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Der drey und zwantzigſte Diſcurs/
Sonſt vermutet man insgemein/ von den Planeten/ eine ſtaͤrckere
Wirckung/ weder von den Fixſternen: weil ſie der Erden am naͤchſten.
Derhalben ſo/ bey jemandes Geburt/ Mars und Venus zuſammen
treffen; vermeinet man/ es werde zwar hiedurch deß Menſchen Ver-
ſtand/ zu mancherley Kuͤnſten und Wiſſenſchafften/ ſonderlich zur Artze-
ney-Kunſt/ bequemt; voraus/ wenn die Zuſammenſtoſſung dieſer bey-
den Planeten auf den Widder trifft: hingegen werde ein ſolcher Menſch den
Zunder unmaͤſſiger und unordentlicher Begierden in ihm ſelbſten alsdenn
trefflich wol zu beobachten haben/ daß keine Funcken drein fallen; ſonder-
lich/ wenn beſagte zween Planeten/ im Steinbock/ ſolten zuſammen kom-
men/ und beynebſt der Merkur dabey zugegen ſeyn. Porta ſagt: Wenn
Mars und Venus zuſammen kommen; ſo wird der/ alsdenn geborne/
Menſch halb-roͤtlich/ mit einer zierlichen Weiſſe untermiſcht/ (bluͤhet
gleichſam von Roſen und Lilien untereinander) gewinnet eine mittelmaͤſſi-
ge wolſtaͤndige Leibs-Laͤnge/ halb-rundliches Angeſicht/ ſchoͤne Augen/
welche zwar faſt mehrentheils ſchwartz/ doch nicht unzierlich; iſt nicht gar
zu volleibig; ſein Angeſicht aber friſch und munter. Wenn Mars/ mit
der Venus; Gemeinſchafft hat/ legt er alle ſeine Hitze ab. Hali ver-
meint: Wenn Mars/ mit der Venus/ in gutem Stande/ ſo werde ein
Menſch erzeugt/ der mit den Leuten wol weiß uͤbereinzukommen/ leicht-
glaͤubig ſey/ und auch wol ſeine Freunde betriege/ die Laſter liebe/ und
dabey ein geruhliges Leben/ ſchoͤner Geſtalt ſey/ gerne ſinge und tantze/
ſich leichtlich verliebe/ auch wol mit unzuͤchtiger Liebe beflecke/ dennoch
gleichwol ziemlich gluͤckſelig ſey (eine Zeitlang nemlich) in ſeinen Sachen
behutſam/ betrieglich/ liſtig/ von tieffem Nachdencken/ leicht entruͤſtet/
und ein groſſer Liebs-Eiferer. (a)
(a) Porta
lib. 3. Phy-
ſiogn. cœl.
c. 5.
Jch bekenne/ daß viel Dinges hierunter begriffen/ welches etwas
wunderlich lautet/ und von manchem fuͤr aberglaubiſch angeſehen wer-
den doͤrffte. Gleichwie ich aber nicht alles/ was dem Materno/ Hali
und Porta/ eingefallen/ fuͤr wahr halte: alſo laͤſſt ſich doch auch nicht
eben alles unter die Unwarheiten rechnen. Maſſen ich indeſſen auch die-
ſes gerne geſtehe/ daß das jenige/ welches hierunter einen guten Schein der
Warheit hat/ dennoch fuͤr keine unbetriegliche Gewißheit koͤnne ausgege-
ben werden; ſondern bloß allein/ fuͤr eine vernuͤnfftige Mutmaſſung.
Denn ob ſchon dieſes gantz unfehlbar/ daß die Planeten/ mit ihrem Ein-
fluß/ bey uns etwas wuͤrcken: ſeynd wir doch/ ſo wol der leicht-veraͤnder-
ten Aſpecten/ und andrer Urſachen wegen/ nicht unfehlbarlich verſichert/
ob ſolche Wuͤrckung/ bey dieſer oder jener Geburt/ nicht limitirt/ einge-
ſchraͤnckt/ oder gar verhindert worden. Uberdas bedeutet alles dasje-
nige/
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