Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zwey und zwantzigste Discurs/ Adlerhaupt. Jn und an uns selbsten/ kan sie seltsamer Bewe- Daß obbe- Schnei- (a) Per accidens. (b) lib. de Cons. Chymic. cum Gal. c. 14. & 18. apud D. Gasp. a Rejes quaest. 23.
Der zwey und zwantzigſte Discurs/ Adlerhaupt. Jn und an uns ſelbſten/ kan ſie ſeltſamer Bewe- Daß obbe- Schnei- (a) Per accidens. (b) lib. de Conſ. Chymic. cum Gal. c. 14. & 18. apud D. Gaſp. à Rejes quæſt. 23.
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Der zwey und zwantzigſte Discurs/
Adlerhaupt. Jn und an uns ſelbſten/ kan ſie ſeltſamer Bewe-
gungen genug erregen/ beydes im Gemuͤt/ und am Leibe; auch wol man-
chesmal/ aus vernuͤnfftigen Leuten/ einbildiſche Narren machen; aber
ihre Wuͤrckungen koͤnnen darum keinem andren eine Aendrung verurſa-
chen; es geſchehe denn mittelbarer Weiſe: nach welcher ſie auch gemein-
lich/ an uns ſelbſten/ den Zuſtand unſeres Leibes bisweilen aͤndert. Denn
daß/ aus ſtarcker Einbildung/ bisweilen jemand entweder geſund/ oder
kranck wird/ ruͤhret nicht von der Einbildung her/ auf unvermittelte Art/
ſondern/ durch Erfriſchung/ oder Schwaͤchung der Lebens-Geiſter/
welche/ durch ſie/ ermuntert/ oder geſchwaͤcht werden. Gleichwie ſie
auch das Gebluͤt/ und die Feuchtigkeiten in unſerem menſchlichem Leibe/
durch dieſe oder jene hefftige Gemuͤts-Regung/ alteriren kan. Als zum
Exempel/ durch Furcht/ Abſcheu/ und Bangigkeit/ vermag ſie wol dem
Menſchen eine Ausfuͤhrung ſolcher Feuchtigkeiten zu verurſachen: und
auf ſolche Art hat ſie vermutlich vorbedeutete Perſonen gepurgirt.
Winterſchild. Das ſind auch meine Gedancken. Die Einbil-
dung mag noch ſo kraͤfftig/ in uns/ wuͤrcken: ſo laufft es doch wider alle
Vernunfft/ daß man ihr/ bey dem Gebrauch erzehlter Characteren/ und
Figuren/ ſolche Wuͤrckungen zueignen will/ welche ſie doch mit nichten
vermag zu leiſten: ſintemal ſie/ weder in ihrem eigenem/ noch in einem
fremden Koͤrper/ etwas/ aus ſelbſteigener Krafft/ oder durch ſich ſelbſten/
ausrichten kan: ſondern allein zufaͤlliger Weiſe. (a) Und wird auch/ zu
dergleichen zufaͤlligen Wuͤrckungen/ kein Gebrauch der Characteren er-
fordert: weil ſie der Einbildung/ die geringſte Krafft nicht ertheilen koͤn-
nen: wie ſolches der Welt-beruͤhmte Sennertus/ (b) weiter erklàret.
Dem Conciliatori, welcher/ mit dem Ptolemœo/ ſolche Figur- und Zei-
chen-Kraͤffte/ vom Himmel herab/ ziehen will/ hat man hierinn wenig
zu glauben. Denn ob man ihm gleich/ etlicher Maſſen/ zugibt/ was er/
in ſeinem Centiloquio, ſetzet/ vultus ſublunarium vultibus cœleſtibus
ſubjectos eſſe, daß die Geſtalten unter dem Mond den himmliſchen Ge-
ſtalten unterworffen ſeyen: ſo hat doch gleichwol ein gemahlter oder gebil-
deter Hund/ oder Scorpion/ mit den himmliſchen Zeichen/ nicht einmal
den Schatten einiger Gemeinſchafft. Und halte ich dafuͤr/ die Sterne
werden/ zu einem ſolchen Einbilder oder Wahnſuͤchtigem/ der ihre Fi-
gur oder Zeichen/ aus einer ſo aberglaubiſchen Urſach/ bey ſich traͤat/ eben
ſo wenig ſtaͤrckere Neigung haben/ oder ihm deßwegen einen kraͤfftigern
Einfluß geben/ als wie ein groſſer Potentat dieſem oder jenem Wirth/
Schnei-
Daß obbe-
ſchriebene
Figuren kei-
ne Krafft
haben.
(a) Per accidens.
(b) lib. de Conſ. Chymic. cum Gal. c. 14. & 18. apud D. Gaſp. à Rejes quæſt. 23.
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