Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Einfluß deß Gestirns/ Stuffen-Jahren/ etc.
viel Siege geliefert. Die sich/ wie Curtius bezeugt/ mit ihrer Schlacht-
Ordnung/ anders nicht wie eine unbewegliche Maur stelleten/ und de-
ren Nieder-Officierer fast mehr für eine Rahts-Versammlung von lau-
ter grauen klugen Köpffen/ weder für Rotten- und Hauffen-Führer/ o-
der Kriegs-Befehlhaber/ anzusehen waren. Das sind nemlich die Ge-
nii/ und leibliche Stern- Engel/ gewesen/ welche denen/ zu der Zeit hin-
gegen fast weibischen und delicaten Persianern Feld und Reich abgestrit-
ten. Was ist es wol Wunders/ daß Alexander die Menge deß Persi-
schen Magsamens/ mit so scharff-beissenden Macedonischen und Thra-
cischen Pfeffer-Körnern/ hinter sich getrieben/ und zerstreuet hat?

Gleichwol darff Caesar Longinus sich auf die H. Schrifft beruffen/
und das/ was/ beym Propheten Daniel/ von dem Fürsten aus Persien/
und Fürsten aus Griechenland/ gesagt wird/ auf seinen Wahn verdre-
hen: da jedoch der Engel daselbst hiemit den Persischen/ und Griechischen
Hof-Teufel meinet: wie schon/ vor diesem/ bey andrer Gelegenheit/ er-
örtert worden.

Nachmals deutet er auch/ für sich/ den Homerum/ da derselbe tich-
tet/ wie die Götter sich/ in den Streit der Griechen und Trojaner/ ein-
gemenget/ und einer diese/ der andre jene Parthey gewählet; wie A-
pollo/ wider den Neptun/ Pallas wider den Mavors/ Juno wider den
Bogen der Dianen/ und Merkur wider die Latona/ gefochten. Nun
ist zwar nicht ohn/ daß hierunter Homerus einen geheimen natürlichen
Verstand habe versteckt; massen solcher beym Comite/ und andren Ge-
ticht-Erklär ern/ zu finden: wenn aber Homerus hiemit einen Schar-
mitzel der Geburts-Geister beyder Nationen hätte bemercken wollen;
müsste Diomedes auch ein Genius/ oder Planeten-Engel/ gewesen seyn:
weil er der Venus/ Jnhalts solcher Homerischen Fabel/ damals auch ei-
ne Wunde in die Hand versetzt hat: da er doch ein Mensch/ sie aber die
Liebs-Göttinn war. Also wird ihm auch Homerus hierinn schlechten
Beystand leisten: welcher vielleicht eher/ auf seine Seite/ gezogen wer-
den könnte; wenn der Author hiedurch die Trojanische und Griechische
Schutz-Götter/ oder Reichs- und Land-Genios hätte wahrscheinlich zu
machen begehrt.

Bisweilen geschichts aber/ wie er hinzu thut/ daß zwar die Genii o-
der Planeten-Geister/ von Natur/ sich einander widersetzen/ und doch
einer nicht mächtiger ist/ als der ander; sondern beyde einander/ in der
Bosheit/ gnugsam gewachsen. Ja! es kan sich schicken/ daß eines Men-
schen Geburts-Engel deß andren Menschen sein böser Geist sey; und hin-
gegen dieses sein böser Geist/ jenes sein guter oder günstiger Geist. Denn

wir
P p p p p p p p iij

Von dem Einfluß deß Geſtirns/ Stuffen-Jahren/ ꝛc.
viel Siege geliefert. Die ſich/ wie Curtius bezeugt/ mit ihrer Schlacht-
Ordnung/ anders nicht wie eine unbewegliche Maur ſtelleten/ und de-
ren Nieder-Officierer faſt mehr fuͤr eine Rahts-Verſammlung von lau-
ter grauen klugen Koͤpffen/ weder fuͤr Rotten- und Hauffen-Fuͤhrer/ o-
der Kriegs-Befehlhaber/ anzuſehen waren. Das ſind nemlich die Ge-
nii/ und leibliche Stern- Engel/ geweſen/ welche denen/ zu der Zeit hin-
gegen faſt weibiſchen und delicaten Perſianern Feld und Reich abgeſtrit-
ten. Was iſt es wol Wunders/ daß Alexander die Menge deß Perſi-
ſchen Magſamens/ mit ſo ſcharff-beiſſenden Macedoniſchen und Thra-
ciſchen Pfeffer-Koͤrnern/ hinter ſich getrieben/ und zerſtreuet hat?

Gleichwol darff Cæſar Longinus ſich auf die H. Schrifft beruffen/
und das/ was/ beym Propheten Daniel/ von dem Fuͤrſten aus Perſien/
und Fuͤrſten aus Griechenland/ geſagt wird/ auf ſeinen Wahn verdre-
hen: da jedoch der Engel daſelbſt hiemit den Perſiſchen/ und Griechiſchen
Hof-Teufel meinet: wie ſchon/ vor dieſem/ bey andrer Gelegenheit/ er-
oͤrtert worden.

Nachmals deutet er auch/ fuͤr ſich/ den Homerum/ da derſelbe tich-
tet/ wie die Goͤtter ſich/ in den Streit der Griechen und Trojaner/ ein-
gemenget/ und einer dieſe/ der andre jene Parthey gewaͤhlet; wie A-
pollo/ wider den Neptun/ Pallas wider den Mavors/ Juno wider den
Bogen der Dianen/ und Merkur wider die Latona/ gefochten. Nun
iſt zwar nicht ohn/ daß hierunter Homerus einen geheimen natuͤrlichen
Verſtand habe verſteckt; maſſen ſolcher beym Comite/ und andren Ge-
ticht-Erklaͤr ern/ zu finden: wenn aber Homerus hiemit einen Schar-
mitzel der Geburts-Geiſter beyder Nationen haͤtte bemercken wollen;
muͤſſte Diomedes auch ein Genius/ oder Planeten-Engel/ geweſen ſeyn:
weil er der Venus/ Jnhalts ſolcher Homeriſchen Fabel/ damals auch ei-
ne Wunde in die Hand verſetzt hat: da er doch ein Menſch/ ſie aber die
Liebs-Goͤttinn war. Alſo wird ihm auch Homerus hierinn ſchlechten
Beyſtand leiſten: welcher vielleicht eher/ auf ſeine Seite/ gezogen wer-
den koͤnnte; wenn der Author hiedurch die Trojaniſche und Griechiſche
Schutz-Goͤtter/ oder Reichs- und Land-Genios haͤtte wahrſcheinlich zu
machen begehrt.

Bisweilen geſchichts aber/ wie er hinzu thut/ daß zwar die Genii o-
der Planeten-Geiſter/ von Natur/ ſich einander widerſetzen/ und doch
einer nicht maͤchtigeꝛ iſt/ als der ander; ſondern beyde einander/ in der
Bosheit/ gnugſam gewachſen. Ja! es kan ſich ſchicken/ daß eines Men-
ſchen Geburts-Engel deß andren Menſchen ſein boͤſer Geiſt ſey; und hin-
gegen dieſes ſein boͤſer Geiſt/ jenes ſein guter oder guͤnſtiger Geiſt. Denn

wir
P p p p p p p p iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1483" n="1405"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Einfluß deß Ge&#x017F;tirns/ Stuffen-Jahren/ &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
viel Siege geliefert. Die &#x017F;ich/ wie Curtius bezeugt/ mit ihrer Schlacht-<lb/>
Ordnung/ anders nicht wie eine unbewegliche Maur &#x017F;telleten/ und de-<lb/>
ren Nieder-Officierer fa&#x017F;t mehr fu&#x0364;r eine Rahts-Ver&#x017F;ammlung von lau-<lb/>
ter grauen klugen Ko&#x0364;pffen/ weder fu&#x0364;r Rotten- und Hauffen-Fu&#x0364;hrer/ o-<lb/>
der Kriegs-Befehlhaber/ anzu&#x017F;ehen waren. Das &#x017F;ind nemlich die Ge-<lb/>
nii/ und leibliche Stern- Engel/ gewe&#x017F;en/ welche denen/ zu der Zeit hin-<lb/>
gegen fa&#x017F;t weibi&#x017F;chen und delicaten Per&#x017F;ianern Feld und Reich abge&#x017F;trit-<lb/>
ten. Was i&#x017F;t es wol Wunders/ daß Alexander die Menge deß Per&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Mag&#x017F;amens/ mit &#x017F;o &#x017F;charff-bei&#x017F;&#x017F;enden Macedoni&#x017F;chen und Thra-<lb/>
ci&#x017F;chen Pfeffer-Ko&#x0364;rnern/ hinter &#x017F;ich getrieben/ und zer&#x017F;treuet hat?</p><lb/>
        <p>Gleichwol darff C<hi rendition="#aq">æ</hi>&#x017F;ar Longinus &#x017F;ich auf die H. Schrifft beruffen/<lb/>
und das/ was/ beym Propheten Daniel/ von dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten aus Per&#x017F;ien/<lb/>
und Fu&#x0364;r&#x017F;ten aus Griechenland/ ge&#x017F;agt wird/ auf &#x017F;einen Wahn verdre-<lb/>
hen: da jedoch der Engel da&#x017F;elb&#x017F;t hiemit den Per&#x017F;i&#x017F;chen/ und Griechi&#x017F;chen<lb/>
Hof-Teufel meinet: wie &#x017F;chon/ vor die&#x017F;em/ bey andrer Gelegenheit/ er-<lb/>
o&#x0364;rtert worden.</p><lb/>
        <p>Nachmals deutet er auch/ fu&#x0364;r &#x017F;ich/ den Homerum/ da der&#x017F;elbe tich-<lb/>
tet/ wie die Go&#x0364;tter &#x017F;ich/ in den Streit der Griechen und Trojaner/ ein-<lb/>
gemenget/ und einer die&#x017F;e/ der andre jene Parthey gewa&#x0364;hlet; wie A-<lb/>
pollo/ wider den Neptun/ Pallas wider den Mavors/ Juno wider den<lb/>
Bogen der Dianen/ und Merkur wider die Latona/ gefochten. Nun<lb/>
i&#x017F;t zwar nicht ohn/ daß hierunter Homerus einen geheimen natu&#x0364;rlichen<lb/>
Ver&#x017F;tand habe ver&#x017F;teckt; ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olcher beym Comite/ und andren Ge-<lb/>
ticht-Erkla&#x0364;r ern/ zu finden: wenn aber Homerus hiemit einen Schar-<lb/>
mitzel der Geburts-Gei&#x017F;ter beyder Nationen ha&#x0364;tte bemercken wollen;<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;te Diomedes auch ein Genius/ oder Planeten-Engel/ gewe&#x017F;en &#x017F;eyn:<lb/>
weil er der Venus/ Jnhalts &#x017F;olcher Homeri&#x017F;chen Fabel/ damals auch ei-<lb/>
ne Wunde in die Hand ver&#x017F;etzt hat: da er doch ein Men&#x017F;ch/ &#x017F;ie aber die<lb/>
Liebs-Go&#x0364;ttinn war. Al&#x017F;o wird ihm auch Homerus hierinn &#x017F;chlechten<lb/>
Bey&#x017F;tand lei&#x017F;ten: welcher vielleicht eher/ auf &#x017F;eine Seite/ gezogen wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnte; wenn der Author hiedurch die Trojani&#x017F;che und Griechi&#x017F;che<lb/>
Schutz-Go&#x0364;tter/ oder Reichs- und Land-Genios ha&#x0364;tte wahr&#x017F;cheinlich zu<lb/>
machen begehrt.</p><lb/>
        <p>Bisweilen ge&#x017F;chichts aber/ wie er hinzu thut/ daß zwar die Genii o-<lb/>
der Planeten-Gei&#x017F;ter/ von Natur/ &#x017F;ich einander wider&#x017F;etzen/ und doch<lb/>
einer nicht ma&#x0364;chtige&#xA75B; i&#x017F;t/ als der ander; &#x017F;ondern beyde einander/ in der<lb/>
Bosheit/ gnug&#x017F;am gewach&#x017F;en. Ja! es kan &#x017F;ich &#x017F;chicken/ daß eines Men-<lb/>
&#x017F;chen Geburts-Engel deß andren Men&#x017F;chen &#x017F;ein bo&#x0364;&#x017F;er Gei&#x017F;t &#x017F;ey; und hin-<lb/>
gegen die&#x017F;es &#x017F;ein bo&#x0364;&#x017F;er Gei&#x017F;t/ jenes &#x017F;ein guter oder gu&#x0364;n&#x017F;tiger Gei&#x017F;t. Denn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p p p p p p p iij</fw><fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1405/1483] Von dem Einfluß deß Geſtirns/ Stuffen-Jahren/ ꝛc. viel Siege geliefert. Die ſich/ wie Curtius bezeugt/ mit ihrer Schlacht- Ordnung/ anders nicht wie eine unbewegliche Maur ſtelleten/ und de- ren Nieder-Officierer faſt mehr fuͤr eine Rahts-Verſammlung von lau- ter grauen klugen Koͤpffen/ weder fuͤr Rotten- und Hauffen-Fuͤhrer/ o- der Kriegs-Befehlhaber/ anzuſehen waren. Das ſind nemlich die Ge- nii/ und leibliche Stern- Engel/ geweſen/ welche denen/ zu der Zeit hin- gegen faſt weibiſchen und delicaten Perſianern Feld und Reich abgeſtrit- ten. Was iſt es wol Wunders/ daß Alexander die Menge deß Perſi- ſchen Magſamens/ mit ſo ſcharff-beiſſenden Macedoniſchen und Thra- ciſchen Pfeffer-Koͤrnern/ hinter ſich getrieben/ und zerſtreuet hat? Gleichwol darff Cæſar Longinus ſich auf die H. Schrifft beruffen/ und das/ was/ beym Propheten Daniel/ von dem Fuͤrſten aus Perſien/ und Fuͤrſten aus Griechenland/ geſagt wird/ auf ſeinen Wahn verdre- hen: da jedoch der Engel daſelbſt hiemit den Perſiſchen/ und Griechiſchen Hof-Teufel meinet: wie ſchon/ vor dieſem/ bey andrer Gelegenheit/ er- oͤrtert worden. Nachmals deutet er auch/ fuͤr ſich/ den Homerum/ da derſelbe tich- tet/ wie die Goͤtter ſich/ in den Streit der Griechen und Trojaner/ ein- gemenget/ und einer dieſe/ der andre jene Parthey gewaͤhlet; wie A- pollo/ wider den Neptun/ Pallas wider den Mavors/ Juno wider den Bogen der Dianen/ und Merkur wider die Latona/ gefochten. Nun iſt zwar nicht ohn/ daß hierunter Homerus einen geheimen natuͤrlichen Verſtand habe verſteckt; maſſen ſolcher beym Comite/ und andren Ge- ticht-Erklaͤr ern/ zu finden: wenn aber Homerus hiemit einen Schar- mitzel der Geburts-Geiſter beyder Nationen haͤtte bemercken wollen; muͤſſte Diomedes auch ein Genius/ oder Planeten-Engel/ geweſen ſeyn: weil er der Venus/ Jnhalts ſolcher Homeriſchen Fabel/ damals auch ei- ne Wunde in die Hand verſetzt hat: da er doch ein Menſch/ ſie aber die Liebs-Goͤttinn war. Alſo wird ihm auch Homerus hierinn ſchlechten Beyſtand leiſten: welcher vielleicht eher/ auf ſeine Seite/ gezogen wer- den koͤnnte; wenn der Author hiedurch die Trojaniſche und Griechiſche Schutz-Goͤtter/ oder Reichs- und Land-Genios haͤtte wahrſcheinlich zu machen begehrt. Bisweilen geſchichts aber/ wie er hinzu thut/ daß zwar die Genii o- der Planeten-Geiſter/ von Natur/ ſich einander widerſetzen/ und doch einer nicht maͤchtigeꝛ iſt/ als der ander; ſondern beyde einander/ in der Bosheit/ gnugſam gewachſen. Ja! es kan ſich ſchicken/ daß eines Men- ſchen Geburts-Engel deß andren Menſchen ſein boͤſer Geiſt ſey; und hin- gegen dieſes ſein boͤſer Geiſt/ jenes ſein guter oder guͤnſtiger Geiſt. Denn wir P p p p p p p p iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1483
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1483>, abgerufen am 15.05.2024.