Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zwey und zwantzigste Discurs/ Adlerhaupt. Keines Weges. Wiewol wir nicht alle gleiche Goldstern. Das gibt nichts zu bedeuten: Man kan sie probiren/ Schönwald. Man muß ausschliessen/ was nicht gangbar ist. Adlerhaupt. Dieser glimpflichen und bescheidenen Erklärung die
Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/ Adlerhaupt. Keines Weges. Wiewol wir nicht alle gleiche Goldſtern. Das gibt nichts zu bedeuten: Man kan ſie probiren/ Schoͤnwald. Man muß ausſchlieſſen/ was nicht gangbar iſt. Adlerhaupt. Dieſer glimpflichen und beſcheidenen Erklaͤrung die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f1396" n="1320"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/</hi> </fw><lb/> <p><hi rendition="#fr">Adlerhaupt.</hi> Keines Weges. Wiewol wir nicht alle gleiche<lb/> Muͤntze ſteuren doͤrfften.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Goldſtern.</hi> Das gibt nichts zu bedeuten: Man kan ſie probiren/<lb/> mit der Vernunfft und die ſo nicht guͤltig/ oder zu leicht/ durch guten Be-<lb/> weis fuͤr unguͤltig erklaͤren/ und abſetzen. Ein jeder wolle derhalben ſeine<lb/> Einfaͤlle nur beytragen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Schoͤnwald.</hi> Man muß ausſchlieſſen/ was nicht gangbar iſt.<lb/> Viel Gelehrte werden/ durch etlicher Stern-Weiſſager Unverſtand und<lb/> Unwiſſenheit von deß Geſtirns Natur und Wuͤrckung/ ſonderlich aber<lb/> durch ihre unfuͤrſichtige Kuͤnheit von zukuͤnfftigen Dingen/ aus den<lb/> Sternen/ zu urtheilen/ dermaſſen entruͤſtet/ daß ſie alle Sterndeutung<lb/> verwerffen/ derſelben gantze/ dawider geſchriebene/ Buͤcher an den Kopff<lb/> werffen/ und das Land zu enge machen wollen. Gegentheils nehmen et-<lb/> liche alles an/ fuͤr gewiſ was die Sterndeuter weiſſagen/ nachdem ſie er-<lb/> fahren/ daß eines und andres zugetroffen. Darinn ſie denn/ wie mich<lb/> bedunckt/ beyde zu weit gehen. Denn gleichwie ich mir dieſes nicht ein-<lb/> bilden kan/ daß man/ aus dem Geſtirn/ alle zukuͤnfftige Begebenheiten<lb/> erforſchen/ oder auch das Geſtirn unſere gantze Beſchaffenheit deß Leibes<lb/> disponiren koͤnne: alſo laß ich mir doch auch nicht ausbilden/ daß es treff-<lb/> lich viel/ an unſren Leibern/ wuͤrcke/ und man aufs wenigſte den Zuſtand<lb/> der Lufft/ vermittelſt deſſen auch hernach eine und andre Veraͤndrungen/<lb/> allhie auf Erden/ wo nicht eben gewiß vorher wiſſen/ dennoch zuvor ver-<lb/> muten koͤnne.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Adlerhaupt.</hi> Dieſer glimpflichen und beſcheidenen Erklaͤrung<lb/> begehre ich mich nicht zu widerſetzen: wenn man erſtlich/ durch ſolche Ge-<lb/> ſtirne/ hauptſaͤchlich Sonne und Mond verſtehet: als/ durch deren<lb/> Schein und Waͤrme/ ſo wol unſere Koͤrper/ als die Lufft/ freylich viel<lb/> Veraͤndrungen empfinden. Denn wenn das Liecht ſuͤß/ und den Augen<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>) c. 11. v.</hi> 7.</note>lieblich iſt/ die Sonne zu ſehen; wie der Koͤnigliche Prediger <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi> und bey-<lb/> nebſt die taͤgliche Erfahrung/ redet: wie ſolte nicht ſolche Suͤſſigkeit deß<lb/> Liechts unſeren Leibes-Zuſtand ziemlich veraͤndern? Wenn uns auch un-<lb/> ſer eigenes Gefuͤhl bezeuget/ daß bald die Waͤrme/ bald die Kaͤlte/ oder<lb/> Erkuͤhlung/ uns beſſer thue; wie ſolte nicht gleichfalls die Waͤrme deß<lb/> Sonnen- und Mond-Liechts etwas/ an uns wuͤrcken? Hernach/ ſo man<lb/> auch noch etliche Planeten/ in ſo weit/ fuͤr Mitwuͤrcker will erkennen:<lb/> billige ich ſolches gleichfalls weiter nicht/ ohn auf erwehnte Maſſe: doch<lb/> alſo/ daß dem Schein und Liecht/ wie auch Waͤrme der Planeten nur<lb/> eine ſchwache Wuͤrckung/ und keine recht merckliche zugeeignet werde/ als<lb/> wie der Sonnen/ und dem Mond. Von denen Wandelſternen aber/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [1320/1396]
Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/
Adlerhaupt. Keines Weges. Wiewol wir nicht alle gleiche
Muͤntze ſteuren doͤrfften.
Goldſtern. Das gibt nichts zu bedeuten: Man kan ſie probiren/
mit der Vernunfft und die ſo nicht guͤltig/ oder zu leicht/ durch guten Be-
weis fuͤr unguͤltig erklaͤren/ und abſetzen. Ein jeder wolle derhalben ſeine
Einfaͤlle nur beytragen.
Schoͤnwald. Man muß ausſchlieſſen/ was nicht gangbar iſt.
Viel Gelehrte werden/ durch etlicher Stern-Weiſſager Unverſtand und
Unwiſſenheit von deß Geſtirns Natur und Wuͤrckung/ ſonderlich aber
durch ihre unfuͤrſichtige Kuͤnheit von zukuͤnfftigen Dingen/ aus den
Sternen/ zu urtheilen/ dermaſſen entruͤſtet/ daß ſie alle Sterndeutung
verwerffen/ derſelben gantze/ dawider geſchriebene/ Buͤcher an den Kopff
werffen/ und das Land zu enge machen wollen. Gegentheils nehmen et-
liche alles an/ fuͤr gewiſ was die Sterndeuter weiſſagen/ nachdem ſie er-
fahren/ daß eines und andres zugetroffen. Darinn ſie denn/ wie mich
bedunckt/ beyde zu weit gehen. Denn gleichwie ich mir dieſes nicht ein-
bilden kan/ daß man/ aus dem Geſtirn/ alle zukuͤnfftige Begebenheiten
erforſchen/ oder auch das Geſtirn unſere gantze Beſchaffenheit deß Leibes
disponiren koͤnne: alſo laß ich mir doch auch nicht ausbilden/ daß es treff-
lich viel/ an unſren Leibern/ wuͤrcke/ und man aufs wenigſte den Zuſtand
der Lufft/ vermittelſt deſſen auch hernach eine und andre Veraͤndrungen/
allhie auf Erden/ wo nicht eben gewiß vorher wiſſen/ dennoch zuvor ver-
muten koͤnne.
Adlerhaupt. Dieſer glimpflichen und beſcheidenen Erklaͤrung
begehre ich mich nicht zu widerſetzen: wenn man erſtlich/ durch ſolche Ge-
ſtirne/ hauptſaͤchlich Sonne und Mond verſtehet: als/ durch deren
Schein und Waͤrme/ ſo wol unſere Koͤrper/ als die Lufft/ freylich viel
Veraͤndrungen empfinden. Denn wenn das Liecht ſuͤß/ und den Augen
lieblich iſt/ die Sonne zu ſehen; wie der Koͤnigliche Prediger (a) und bey-
nebſt die taͤgliche Erfahrung/ redet: wie ſolte nicht ſolche Suͤſſigkeit deß
Liechts unſeren Leibes-Zuſtand ziemlich veraͤndern? Wenn uns auch un-
ſer eigenes Gefuͤhl bezeuget/ daß bald die Waͤrme/ bald die Kaͤlte/ oder
Erkuͤhlung/ uns beſſer thue; wie ſolte nicht gleichfalls die Waͤrme deß
Sonnen- und Mond-Liechts etwas/ an uns wuͤrcken? Hernach/ ſo man
auch noch etliche Planeten/ in ſo weit/ fuͤr Mitwuͤrcker will erkennen:
billige ich ſolches gleichfalls weiter nicht/ ohn auf erwehnte Maſſe: doch
alſo/ daß dem Schein und Liecht/ wie auch Waͤrme der Planeten nur
eine ſchwache Wuͤrckung/ und keine recht merckliche zugeeignet werde/ als
wie der Sonnen/ und dem Mond. Von denen Wandelſternen aber/
die
(a) c. 11. v. 7.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |