Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Der ein und zwantzigste Discurs/
meldtem Sperlingio/ in dessen Exercitationibus Physicis (a) dar-
unter sonderlich diese Beweisthümer enthalten: daß alle Sternen/ zu
gewissen Zeiten erscheinen und Kugel - rund seyn; die Kometen aber
nicht; sondern vielmehr geschwäntzt/ oder gebärtet: daß alle Ster-
ne einen gewissen regulirten Lauff; die Kometen aber nicht halten:
Und andre dergleichen mehr: deren etliche gleichwol ziemlich schwach.
Worauf der Gegen-Theil antwortet: man müsse/ zwischen einem gewöhn-
und ungewöhnlichem Stern/ unterscheiden: und es sey falsch/ daß die
Kometen ihres richtigen Lauffs ermangeln: denn einen Kreis-Lauff thun/
sey der Sterne Eigenschafft; solches geschehe aber auch/ von den Kome-
ten: u. s. f.

Sennertus spricht/ es sey ungewiß/ ob ein Komet/ aus natürlichen
Ursachen/ von neuem entstehe/ oder von GOtt/ wunderbarer Weise/ her-
fürgebracht werde/ oder vorher nur verborgen gewesen/ und endlich sich
dem Erdboden ins Gesicht stelle. (b)

Gleichwol will nunmehr fast diese Mutmassung den meisten Zufall
bekommen/ daß die Kometen/ aus den Dünsten deß Gestirns/ zum Theil
auch wol von denen irdischen Dämpffen/ so durch die Sonne bisweilen
gewaltig hoch hinab über den Mond gezogen werden/ ihren Ursprung er-
Unterscheid
der Gestirn-
Dünste.
greiffen. Wiewol die meisten allein die Gestirn-Dünste dasür erken-
nen. Solche himmlische oder Stern-Dünste aber sind nicht gleicher Art/
noch einerley: sondern eine jegliche Himmels-Kugel wirfft/ nach ihrer
Natur und Eigenschafft/ mancherley von sich/ wie unsere Erdkugel thut/
bald feuchte/ bald warme und truckene. Weßwegen auch etliche Dämpf-
fe den andren/ in der Subtilität/ Zartheit/ oder Dicke/ vorgehen. Nach
solchem Unterscheide der Eigenschafften/ vermittelst deren selbige Dünste
entweder gröber/ oder subtiler sind/ entfernen sie sich auch/ von ihrem
Körper weniger/ oder mehr/ und steigen höher oder nidriger nach ihrem
Dunst-Kreise hinauf.

Hiezu stimmen sehr viel fürtreffliche Männer; sonderlich Plutar-
chus (c) Cornelius Gemma (d) Keplerus/ Scheinerus/ Simon Ma-
rius/ Cubaeus/ Soares/ Gassendus/ Kircherus/ Hevelius/ und Weige-
lius/ nebenst vielen andren.

Keiner/ unter diesen/ begehret zu leugnen/ GOtt könne so wol Ko-
meten/ als neue Sterne schaffen/ so offt ihms beliebig; achtet aber dane-
ben für ungereimt/ daß ein Vernunfft-weiser Mensch gleich/ zu der un-

mittel-
(a) Lib. 3. Exercit. 4. Proposit. 4.
(b) Sennert. 2. Physic. 2.
(c) In Lib. de Facie Lunae.
(d) De prodigiosa specie Cometae 1557.

Der ein und zwantzigſte Discurs/
meldtem Sperlingio/ in deſſen Exercitationibus Phyſicis (a) dar-
unter ſonderlich dieſe Beweisthuͤmer enthalten: daß alle Sternen/ zu
gewiſſen Zeiten erſcheinen und Kugel - rund ſeyn; die Kometen aber
nicht; ſondern vielmehr geſchwaͤntzt/ oder gebaͤrtet: daß alle Ster-
ne einen gewiſſen regulirten Lauff; die Kometen aber nicht halten:
Und andre dergleichen mehr: deren etliche gleichwol ziemlich ſchwach.
Worauf der Gegen-Theil antwortet: man muͤſſe/ zwiſchen einem gewoͤhn-
und ungewoͤhnlichem Stern/ unterſcheiden: und es ſey falſch/ daß die
Kometen ihres richtigen Lauffs ermangeln: denn einen Kreis-Lauff thun/
ſey der Sterne Eigenſchafft; ſolches geſchehe aber auch/ von den Kome-
ten: u. ſ. f.

Sennertus ſpricht/ es ſey ungewiß/ ob ein Komet/ aus natuͤrlichen
Urſachen/ von neuem entſtehe/ oder von GOtt/ wunderbarer Weiſe/ her-
fuͤrgebracht werde/ oder vorher nur verborgen geweſen/ und endlich ſich
dem Erdboden ins Geſicht ſtelle. (b)

Gleichwol will nunmehr faſt dieſe Mutmaſſung den meiſten Zufall
bekommen/ daß die Kometen/ aus den Duͤnſten deß Geſtirns/ zum Theil
auch wol von denen irdiſchen Daͤmpffen/ ſo durch die Sonne bisweilen
gewaltig hoch hinab uͤber den Mond gezogen werden/ ihren Urſprung er-
Unterſcheid
der Geſtirn-
Duͤnſte.
greiffen. Wiewol die meiſten allein die Geſtirn-Duͤnſte daſuͤr erken-
nen. Solche himmliſche oder Stern-Duͤnſte aber ſind nicht gleicher Art/
noch einerley: ſondern eine jegliche Himmels-Kugel wirfft/ nach ihrer
Natur und Eigenſchafft/ mancherley von ſich/ wie unſere Erdkugel thut/
bald feuchte/ bald warme und truckene. Weßwegen auch etliche Daͤmpf-
fe den andren/ in der Subtilitaͤt/ Zartheit/ oder Dicke/ vorgehen. Nach
ſolchem Unterſcheide der Eigenſchafften/ vermittelſt deren ſelbige Duͤnſte
entweder groͤber/ oder ſubtiler ſind/ entfernen ſie ſich auch/ von ihrem
Koͤrper weniger/ oder mehr/ und ſteigen hoͤher oder nidriger nach ihrem
Dunſt-Kreiſe hinauf.

Hiezu ſtimmen ſehr viel fuͤrtreffliche Maͤnner; ſonderlich Plutar-
chus (c) Cornelius Gemma (d) Keplerus/ Scheinerus/ Simon Ma-
rius/ Cubæus/ Soares/ Gaſſendus/ Kircherus/ Hevelius/ und Weige-
lius/ nebenſt vielen andren.

Keiner/ unter dieſen/ begehret zu leugnen/ GOtt koͤnne ſo wol Ko-
meten/ als neue Sterne ſchaffen/ ſo offt ihms beliebig; achtet aber dane-
ben fuͤr ungereimt/ daß ein Vernunfft-weiſer Menſch gleich/ zu der un-

mittel-
(a) Lib. 3. Exercit. 4. Propoſit. 4.
(b) Sennert. 2. Phyſic. 2.
(c) In Lib. de Facie Lunæ.
(d) De prodigioſa ſpecie Cometæ 1557.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1186" n="1116"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der ein und zwantzig&#x017F;te Discurs/</hi></fw><lb/>
meldtem Sperlingio/ in de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Exercitationibus Phy&#x017F;icis</hi> <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Lib. 3. Exercit. 4. Propo&#x017F;it.</hi> 4.</note> dar-<lb/>
unter &#x017F;onderlich die&#x017F;e Beweisthu&#x0364;mer enthalten: daß alle Sternen/ zu<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Zeiten er&#x017F;cheinen und Kugel - rund &#x017F;eyn; die Kometen aber<lb/>
nicht; &#x017F;ondern vielmehr ge&#x017F;chwa&#x0364;ntzt/ oder geba&#x0364;rtet: daß alle Ster-<lb/>
ne einen gewi&#x017F;&#x017F;en regulirten Lauff; die Kometen aber nicht halten:<lb/>
Und andre dergleichen mehr: deren etliche gleichwol ziemlich &#x017F;chwach.<lb/>
Worauf der Gegen-Theil antwortet: man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ zwi&#x017F;chen einem gewo&#x0364;hn-<lb/>
und ungewo&#x0364;hnlichem Stern/ unter&#x017F;cheiden: und es &#x017F;ey fal&#x017F;ch/ daß die<lb/>
Kometen ihres richtigen Lauffs ermangeln: denn einen Kreis-Lauff thun/<lb/>
&#x017F;ey der Sterne Eigen&#x017F;chafft; &#x017F;olches ge&#x017F;chehe aber auch/ von den Kome-<lb/>
ten: u. &#x017F;. f.</p><lb/>
        <p>Sennertus &#x017F;pricht/ es &#x017F;ey ungewiß/ ob ein Komet/ aus natu&#x0364;rlichen<lb/>
Ur&#x017F;achen/ von neuem ent&#x017F;tehe/ oder von GOtt/ wunderbarer Wei&#x017F;e/ her-<lb/>
fu&#x0364;rgebracht werde/ oder vorher nur verborgen gewe&#x017F;en/ und endlich &#x017F;ich<lb/>
dem Erdboden ins Ge&#x017F;icht &#x017F;telle. <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Sennert. 2. Phy&#x017F;ic.</hi> 2.</note></p><lb/>
        <p>Gleichwol will nunmehr fa&#x017F;t die&#x017F;e Mutma&#x017F;&#x017F;ung den mei&#x017F;ten Zufall<lb/>
bekommen/ daß die Kometen/ aus den Du&#x0364;n&#x017F;ten deß Ge&#x017F;tirns/ zum Theil<lb/>
auch wol von denen irdi&#x017F;chen Da&#x0364;mpffen/ &#x017F;o durch die Sonne bisweilen<lb/>
gewaltig hoch hinab u&#x0364;ber den Mond gezogen werden/ ihren Ur&#x017F;prung er-<lb/><note place="left">Unter&#x017F;cheid<lb/>
der Ge&#x017F;tirn-<lb/>
Du&#x0364;n&#x017F;te.</note>greiffen. Wiewol die mei&#x017F;ten allein die Ge&#x017F;tirn-Du&#x0364;n&#x017F;te da&#x017F;u&#x0364;r erken-<lb/>
nen. Solche himmli&#x017F;che oder Stern-Du&#x0364;n&#x017F;te aber &#x017F;ind nicht gleicher Art/<lb/>
noch einerley: &#x017F;ondern eine jegliche Himmels-Kugel wirfft/ nach ihrer<lb/>
Natur und Eigen&#x017F;chafft/ mancherley von &#x017F;ich/ wie un&#x017F;ere Erdkugel thut/<lb/>
bald feuchte/ bald warme und truckene. Weßwegen auch etliche Da&#x0364;mpf-<lb/>
fe den andren/ in der Subtilita&#x0364;t/ Zartheit/ oder Dicke/ vorgehen. Nach<lb/>
&#x017F;olchem Unter&#x017F;cheide der Eigen&#x017F;chafften/ vermittel&#x017F;t deren &#x017F;elbige Du&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
entweder gro&#x0364;ber/ oder &#x017F;ubtiler &#x017F;ind/ entfernen &#x017F;ie &#x017F;ich auch/ von ihrem<lb/>
Ko&#x0364;rper weniger/ oder mehr/ und &#x017F;teigen ho&#x0364;her oder nidriger nach ihrem<lb/>
Dun&#x017F;t-Krei&#x017F;e hinauf.</p><lb/>
        <p>Hiezu &#x017F;timmen &#x017F;ehr viel fu&#x0364;rtreffliche Ma&#x0364;nner; &#x017F;onderlich Plutar-<lb/>
chus <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">In Lib. de Facie Lunæ.</hi></note> Cornelius Gemma <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">De prodigio&#x017F;a &#x017F;pecie Cometæ</hi> 1557.</note> Keplerus/ Scheinerus/ Simon Ma-<lb/>
rius/ Cub<hi rendition="#aq">æ</hi>us/ Soares/ Ga&#x017F;&#x017F;endus/ Kircherus/ Hevelius/ und Weige-<lb/>
lius/ neben&#x017F;t vielen andren.</p><lb/>
        <p>Keiner/ unter die&#x017F;en/ begehret zu leugnen/ GOtt ko&#x0364;nne &#x017F;o wol Ko-<lb/>
meten/ als neue Sterne &#x017F;chaffen/ &#x017F;o offt ihms beliebig; achtet aber dane-<lb/>
ben fu&#x0364;r ungereimt/ daß ein Vernunfft-wei&#x017F;er Men&#x017F;ch gleich/ zu der un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mittel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1116/1186] Der ein und zwantzigſte Discurs/ meldtem Sperlingio/ in deſſen Exercitationibus Phyſicis (a) dar- unter ſonderlich dieſe Beweisthuͤmer enthalten: daß alle Sternen/ zu gewiſſen Zeiten erſcheinen und Kugel - rund ſeyn; die Kometen aber nicht; ſondern vielmehr geſchwaͤntzt/ oder gebaͤrtet: daß alle Ster- ne einen gewiſſen regulirten Lauff; die Kometen aber nicht halten: Und andre dergleichen mehr: deren etliche gleichwol ziemlich ſchwach. Worauf der Gegen-Theil antwortet: man muͤſſe/ zwiſchen einem gewoͤhn- und ungewoͤhnlichem Stern/ unterſcheiden: und es ſey falſch/ daß die Kometen ihres richtigen Lauffs ermangeln: denn einen Kreis-Lauff thun/ ſey der Sterne Eigenſchafft; ſolches geſchehe aber auch/ von den Kome- ten: u. ſ. f. Sennertus ſpricht/ es ſey ungewiß/ ob ein Komet/ aus natuͤrlichen Urſachen/ von neuem entſtehe/ oder von GOtt/ wunderbarer Weiſe/ her- fuͤrgebracht werde/ oder vorher nur verborgen geweſen/ und endlich ſich dem Erdboden ins Geſicht ſtelle. (b) Gleichwol will nunmehr faſt dieſe Mutmaſſung den meiſten Zufall bekommen/ daß die Kometen/ aus den Duͤnſten deß Geſtirns/ zum Theil auch wol von denen irdiſchen Daͤmpffen/ ſo durch die Sonne bisweilen gewaltig hoch hinab uͤber den Mond gezogen werden/ ihren Urſprung er- greiffen. Wiewol die meiſten allein die Geſtirn-Duͤnſte daſuͤr erken- nen. Solche himmliſche oder Stern-Duͤnſte aber ſind nicht gleicher Art/ noch einerley: ſondern eine jegliche Himmels-Kugel wirfft/ nach ihrer Natur und Eigenſchafft/ mancherley von ſich/ wie unſere Erdkugel thut/ bald feuchte/ bald warme und truckene. Weßwegen auch etliche Daͤmpf- fe den andren/ in der Subtilitaͤt/ Zartheit/ oder Dicke/ vorgehen. Nach ſolchem Unterſcheide der Eigenſchafften/ vermittelſt deren ſelbige Duͤnſte entweder groͤber/ oder ſubtiler ſind/ entfernen ſie ſich auch/ von ihrem Koͤrper weniger/ oder mehr/ und ſteigen hoͤher oder nidriger nach ihrem Dunſt-Kreiſe hinauf. Unterſcheid der Geſtirn- Duͤnſte. Hiezu ſtimmen ſehr viel fuͤrtreffliche Maͤnner; ſonderlich Plutar- chus (c) Cornelius Gemma (d) Keplerus/ Scheinerus/ Simon Ma- rius/ Cubæus/ Soares/ Gaſſendus/ Kircherus/ Hevelius/ und Weige- lius/ nebenſt vielen andren. Keiner/ unter dieſen/ begehret zu leugnen/ GOtt koͤnne ſo wol Ko- meten/ als neue Sterne ſchaffen/ ſo offt ihms beliebig; achtet aber dane- ben fuͤr ungereimt/ daß ein Vernunfft-weiſer Menſch gleich/ zu der un- mittel- (a) Lib. 3. Exercit. 4. Propoſit. 4. (b) Sennert. 2. Phyſic. 2. (c) In Lib. de Facie Lunæ. (d) De prodigioſa ſpecie Cometæ 1557.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1186
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1186>, abgerufen am 28.07.2024.