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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Araber u. a. m. Ur- und Engel-Welt.
aus der Ursach; weil die Engel/ nach dem Muster der ur-bildlichen Welt/
erschaffen/ und die Haushaltung der grössern Welt verwesen oder verwal-
ten. Welche Verwaltung sie auch/ in ihnen selbsten/ begreiffen; nicht ma-
terialischer/ sondern übertrefflicher und überschwenglicher Weise (modo
eminentiori)
verstehe/ auf Englische Art: wie Jamblichus der Pytha-
gorische Philosophus lehret. Welcher die gantze Geistliche oder Ver-
ständnissen-Welt nemlich wie sie/ nach dieser zweyten Deutung wird ge-
nommen) in zehen Classes oder Sitze/ unterscheidet/ und die erste Residentz
den überweltlich n Göttern zustellet; die andre den Ertz-Engeln; die drit-
te den Engeln; die vierdte den himmlischen Göttern/ so den Uberweltli-
chen aufwarten; die fünffte denen Geistern/ so/ von den heidnischen Scri-
benten/ Daemones, von mir aber/ zum Unterscheide/ Lufft-Geister (wie-
wol Jamblichus sie nicht in der Lufft setzet) und Mittel-Engel (weil die
Heiden dafür hielten/ sie hätten eine Mittel-Natur zwischen den Engeln
und Menschen/ und einen lufftigen Körper) benamset werden: die sechste
Residentz den Helden; die siebende/ den Fürstenthümern; die achte/ den
Fürsten; die neundte/ den Seelen.

Goldstern. Die Syrer und Chaldaeer haben fast dergleichen Mei-Der Syrer
und Chal-
daeer Mei-
nung von
der Engel-
Welt.

nungen. Doch ists vielleicht der Mühe wehrt/ daß wir hierüber insonder-
heit vernehmen den Mor Jsaac: welcher/ im vierdten Hauptstück seiner
Philosophiae also hievon redet.

Die himmlische Orden/ oder Stände/ seynd/ in drey Zünfften (oder
Chöre gestellt: und der erste Orden oder Stand/ in drey Schaaren/ oder
Heere: unter welchen das erste ist der Engel; das andre/ der Ertzengel;"
das dritte/ der Fürstenthümer. Der zweyte Orden/ oder Mittel-Stand/"
war/ vor Alters/ unterschieden/ in Gewaltige/ Kräffte (Virtutes) und"
Herrschafften. Welche wiederum abgetheilt sind in mancherley Orden."
Der dritte Stand begreifft die Thronen/ Seraphim/ Cherubim; die viel"
Augen haben/ und den Thron Göttlicher Glori (oder Majestät) tragen."

Aber die Chöre/ und mancherley Aemter/ beschreibt er anderswo"
gantz redselig/ auf diese Weise:"

Gleichwie GOtt/ seiner Natur nach/ gut/ reich/ und weis ist; also"
hat er/ aus Nichts/ die grosse Welt der verständlichen (intellectualium)"
subtilen/ und geistlichen Naturen erschaffen: welche/ mit der verständli-"
chen Natur/ die von keiner Verändrung/ noch Corruption weiß/ glän-"
tzet/ und die guten seligen Engel beherberget/ die Alles erkennen und erfah-"
ren. Jhre Wirck- und Verrichtungen seynd verborgen/ und ihnen selb-"
sten allein bekandt: denn wie es eigentlich um sie beschaffen/ können wir"
nicht erkennen. Und er hat sie/ in drey Orden/ gestellt: und/ in jeglichem"

solcher

Araber u. a. m. Ur- und Engel-Welt.
aus der Urſach; weil die Engel/ nach dem Muſter der ur-bildlichen Welt/
erſchaffen/ und die Haushaltung der groͤſſern Welt verweſen oder verwal-
ten. Welche Verwaltung ſie auch/ in ihnen ſelbſten/ begreiffen; nicht ma-
terialiſcher/ ſondern uͤbertrefflicher und uͤberſchwenglicher Weiſe (modo
eminentiori)
verſtehe/ auf Engliſche Art: wie Jamblichus der Pytha-
goriſche Philoſophus lehret. Welcher die gantze Geiſtliche oder Ver-
ſtaͤndniſſen-Welt nemlich wie ſie/ nach dieſer zweyten Deutung wird ge-
nommen) in zehen Claſſes oder Sitze/ unterſcheidet/ und die erſte Reſidentz
den uͤberweltlich n Goͤttern zuſtellet; die andre den Ertz-Engeln; die drit-
te den Engeln; die vierdte den himmliſchen Goͤttern/ ſo den Uberweltli-
chen aufwarten; die fuͤnffte denen Geiſtern/ ſo/ von den heidniſchen Scri-
benten/ Dæmones, von mir aber/ zum Unterſcheide/ Lufft-Geiſter (wie-
wol Jamblichus ſie nicht in der Lufft ſetzet) und Mittel-Engel (weil die
Heiden dafuͤr hielten/ ſie haͤtten eine Mittel-Natur zwiſchen den Engeln
und Menſchen/ und einen lufftigen Koͤrper) benamſet werden: die ſechſte
Reſidentz den Helden; die ſiebende/ den Fuͤrſtenthuͤmern; die achte/ den
Fuͤrſten; die neundte/ den Seelen.

Goldſtern. Die Syrer und Chaldæer haben faſt dergleichen Mei-Der Syrer
und Chal-
dæer Mei-
nung von
der Engel-
Welt.

nungen. Doch iſts vielleicht der Muͤhe wehrt/ daß wir hieruͤber inſonder-
heit vernehmen den Mor Jſaac: welcher/ im vierdten Hauptſtuͤck ſeiner
Philoſophiæ alſo hievon redet.

Die himmliſche Orden/ oder Staͤnde/ ſeynd/ in drey Zuͤnfften (oder
Choͤre geſtellt: und der erſte Orden oder Stand/ in drey Schaaren/ oder
Heere: unter welchen das erſte iſt der Engel; das andre/ der Ertzengel;„
das dritte/ der Fuͤrſtenthuͤmer. Der zweyte Orden/ oder Mittel-Stand/„
war/ vor Alters/ unterſchieden/ in Gewaltige/ Kraͤffte (Virtutes) und„
Herꝛſchafften. Welche wiederum abgetheilt ſind in mancherley Orden.„
Der dritte Stand begreifft die Thronen/ Seraphim/ Cherubim; die viel„
Augen haben/ und den Thron Goͤttlicher Glori (oder Majeſtaͤt) tragen.„

Aber die Choͤre/ und mancherley Aemter/ beſchreibt er anderswo„
gantz redſelig/ auf dieſe Weiſe:„

Gleichwie GOtt/ ſeiner Natur nach/ gut/ reich/ und weis iſt; alſo„
hat er/ aus Nichts/ die groſſe Welt der verſtaͤndlichen (intellectualium)
ſubtilen/ und geiſtlichen Naturen erſchaffen: welche/ mit der verſtaͤndli-„
chen Natur/ die von keiner Veraͤndrung/ noch Corruption weiß/ glaͤn-„
tzet/ und die guten ſeligen Engel beherberget/ die Alles erkennen und erfah-„
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nicht erkennen. Und er hat ſie/ in drey Orden/ geſtellt: und/ in jeglichem„

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[87/0113] Araber u. a. m. Ur- und Engel-Welt. aus der Urſach; weil die Engel/ nach dem Muſter der ur-bildlichen Welt/ erſchaffen/ und die Haushaltung der groͤſſern Welt verweſen oder verwal- ten. Welche Verwaltung ſie auch/ in ihnen ſelbſten/ begreiffen; nicht ma- terialiſcher/ ſondern uͤbertrefflicher und uͤberſchwenglicher Weiſe (modo eminentiori) verſtehe/ auf Engliſche Art: wie Jamblichus der Pytha- goriſche Philoſophus lehret. Welcher die gantze Geiſtliche oder Ver- ſtaͤndniſſen-Welt nemlich wie ſie/ nach dieſer zweyten Deutung wird ge- nommen) in zehen Claſſes oder Sitze/ unterſcheidet/ und die erſte Reſidentz den uͤberweltlich n Goͤttern zuſtellet; die andre den Ertz-Engeln; die drit- te den Engeln; die vierdte den himmliſchen Goͤttern/ ſo den Uberweltli- chen aufwarten; die fuͤnffte denen Geiſtern/ ſo/ von den heidniſchen Scri- benten/ Dæmones, von mir aber/ zum Unterſcheide/ Lufft-Geiſter (wie- wol Jamblichus ſie nicht in der Lufft ſetzet) und Mittel-Engel (weil die Heiden dafuͤr hielten/ ſie haͤtten eine Mittel-Natur zwiſchen den Engeln und Menſchen/ und einen lufftigen Koͤrper) benamſet werden: die ſechſte Reſidentz den Helden; die ſiebende/ den Fuͤrſtenthuͤmern; die achte/ den Fuͤrſten; die neundte/ den Seelen. Goldſtern. Die Syrer und Chaldæer haben faſt dergleichen Mei- nungen. Doch iſts vielleicht der Muͤhe wehrt/ daß wir hieruͤber inſonder- heit vernehmen den Mor Jſaac: welcher/ im vierdten Hauptſtuͤck ſeiner Philoſophiæ alſo hievon redet. Der Syrer und Chal- dæer Mei- nung von der Engel- Welt. Die himmliſche Orden/ oder Staͤnde/ ſeynd/ in drey Zuͤnfften (oder Choͤre geſtellt: und der erſte Orden oder Stand/ in drey Schaaren/ oder Heere: unter welchen das erſte iſt der Engel; das andre/ der Ertzengel;„ das dritte/ der Fuͤrſtenthuͤmer. Der zweyte Orden/ oder Mittel-Stand/„ war/ vor Alters/ unterſchieden/ in Gewaltige/ Kraͤffte (Virtutes) und„ Herꝛſchafften. Welche wiederum abgetheilt ſind in mancherley Orden.„ Der dritte Stand begreifft die Thronen/ Seraphim/ Cherubim; die viel„ Augen haben/ und den Thron Goͤttlicher Glori (oder Majeſtaͤt) tragen.„ Aber die Choͤre/ und mancherley Aemter/ beſchreibt er anderswo„ gantz redſelig/ auf dieſe Weiſe:„ Gleichwie GOtt/ ſeiner Natur nach/ gut/ reich/ und weis iſt; alſo„ hat er/ aus Nichts/ die groſſe Welt der verſtaͤndlichen (intellectualium)„ ſubtilen/ und geiſtlichen Naturen erſchaffen: welche/ mit der verſtaͤndli-„ chen Natur/ die von keiner Veraͤndrung/ noch Corruption weiß/ glaͤn-„ tzet/ und die guten ſeligen Engel beherberget/ die Alles erkennen und erfah-„ ren. Jhre Wirck- und Verrichtungen ſeynd verborgen/ und ihnen ſelb-„ ſten allein bekandt: denn wie es eigentlich um ſie beſchaffen/ koͤnnen wir„ nicht erkennen. Und er hat ſie/ in drey Orden/ geſtellt: und/ in jeglichem„ ſolcher

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/113>, abgerufen am 23.11.2024.