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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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auf dem grünen Rasen hinstreckte, die Blätter
flüsterten so lustig mit einander, daß ich in mei-
nem Herzen über die Leute lachen mußte, die an
diesem vergnüglichen Orte irgend etwas Unheim-
liches erwarten konnten. Der Wald soll bald
durchtrabt sein, hin und zurück! sagte ich in be-
haglicher Fröhlichkeit zu mir selbst, und eh' ich
noch daran dachte, war ich tief in die grünenden
Schatten hinein, und nahm nichts mehr von
der hinter mir liegenden Ebne wahr. Da fiel
es mir erst auf's Herz, daß ich mich auch in
dem gewaltigen Forste gar leichtlich verirren kön-
ne, und daß dieses vielleicht die einzige Gefahr
sei, welche den Wandersmann allhier bedrohe.
Ich hielt daher stille, und sah mich nach dem
Stande der Sonne um, die unterdessen etwas
höher gerückt war. Indem ich nun so empor-
blicke, sehe ich ein schwarzes Ding in den Zwei-
gen einer hohen Eiche. Ich denke schon, es ist
ein Bär, und fasse nach meiner Klinge; da sagt
es mit einer Menschenstimme, aber recht rauh
und häßlich, herunter; wenn ich hier oben nicht

auf dem gruͤnen Raſen hinſtreckte, die Blaͤtter
fluͤſterten ſo luſtig mit einander, daß ich in mei-
nem Herzen uͤber die Leute lachen mußte, die an
dieſem vergnuͤglichen Orte irgend etwas Unheim-
liches erwarten konnten. Der Wald ſoll bald
durchtrabt ſein, hin und zuruͤck! ſagte ich in be-
haglicher Froͤhlichkeit zu mir ſelbſt, und eh’ ich
noch daran dachte, war ich tief in die gruͤnenden
Schatten hinein, und nahm nichts mehr von
der hinter mir liegenden Ebne wahr. Da fiel
es mir erſt auf’s Herz, daß ich mich auch in
dem gewaltigen Forſte gar leichtlich verirren koͤn-
ne, und daß dieſes vielleicht die einzige Gefahr
ſei, welche den Wandersmann allhier bedrohe.
Ich hielt daher ſtille, und ſah mich nach dem
Stande der Sonne um, die unterdeſſen etwas
hoͤher geruͤckt war. Indem ich nun ſo empor-
blicke, ſehe ich ein ſchwarzes Ding in den Zwei-
gen einer hohen Eiche. Ich denke ſchon, es iſt
ein Baͤr, und faſſe nach meiner Klinge; da ſagt
es mit einer Menſchenſtimme, aber recht rauh
und haͤßlich, herunter; wenn ich hier oben nicht

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[39/0053] auf dem gruͤnen Raſen hinſtreckte, die Blaͤtter fluͤſterten ſo luſtig mit einander, daß ich in mei- nem Herzen uͤber die Leute lachen mußte, die an dieſem vergnuͤglichen Orte irgend etwas Unheim- liches erwarten konnten. Der Wald ſoll bald durchtrabt ſein, hin und zuruͤck! ſagte ich in be- haglicher Froͤhlichkeit zu mir ſelbſt, und eh’ ich noch daran dachte, war ich tief in die gruͤnenden Schatten hinein, und nahm nichts mehr von der hinter mir liegenden Ebne wahr. Da fiel es mir erſt auf’s Herz, daß ich mich auch in dem gewaltigen Forſte gar leichtlich verirren koͤn- ne, und daß dieſes vielleicht die einzige Gefahr ſei, welche den Wandersmann allhier bedrohe. Ich hielt daher ſtille, und ſah mich nach dem Stande der Sonne um, die unterdeſſen etwas hoͤher geruͤckt war. Indem ich nun ſo empor- blicke, ſehe ich ein ſchwarzes Ding in den Zwei- gen einer hohen Eiche. Ich denke ſchon, es iſt ein Baͤr, und faſſe nach meiner Klinge; da ſagt es mit einer Menſchenſtimme, aber recht rauh und haͤßlich, herunter; wenn ich hier oben nicht

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/53>, abgerufen am 24.11.2024.