Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.Wieder grünen wohl die Buchen, Wieder kommt der Sonne Licht, Aber, Mutter, laß' Dein Suchen, Wieder kommt Dein Liebes nicht. Und wenn Abendlüfte fächeln, Vater heim zum Heerde kehrt, Regt sich's fast in ihm, wie Lächeln Dran doch gleich die Thräne zehrt. Vater weiß, in seinen Zimmern Findet er die Todesruh, Hört nur bleicher Mutter Wimmern, Und kein Kindlein lacht ihm zu. O, um Gott, Undine, wo sind meine Aeltern? Wieder gruͤnen wohl die Buchen, Wieder kommt der Sonne Licht, Aber, Mutter, laß’ Dein Suchen, Wieder kommt Dein Liebes nicht. Und wenn Abendluͤfte faͤcheln, Vater heim zum Heerde kehrt, Regt ſich’s faſt in ihm, wie Laͤcheln Dran doch gleich die Thraͤne zehrt. Vater weiß, in ſeinen Zimmern Findet er die Todesruh, Hoͤrt nur bleicher Mutter Wimmern, Und kein Kindlein lacht ihm zu. O, um Gott, Undine, wo ſind meine Aeltern? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0123" n="109"/> <lg n="3"> <l>Wieder <choice><sic>grunen</sic><corr>gruͤnen</corr></choice> wohl die Buchen,</l><lb/> <l>Wieder kommt der Sonne Licht,</l><lb/> <l>Aber, Mutter, laß’ Dein Suchen,</l><lb/> <l>Wieder kommt Dein Liebes nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und wenn Abendluͤfte faͤcheln,</l><lb/> <l>Vater heim zum Heerde kehrt,</l><lb/> <l>Regt ſich’s faſt in ihm, wie Laͤcheln</l><lb/> <l>Dran doch gleich die Thraͤne zehrt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Vater weiß, in ſeinen Zimmern</l><lb/> <l>Findet er die Todesruh,</l><lb/> <l>Hoͤrt nur bleicher Mutter Wimmern,</l><lb/> <l>Und kein Kindlein lacht ihm zu.</l> </lg> </lg><lb/> <p>O, um Gott, Undine, wo ſind meine Aeltern?<lb/> rief die weinende Bertalda. Du weißt es ge-<lb/> wiß, Du haſt es erfahren, Du wunderſame<lb/> Frau, denn ſonſt haͤtteſt Du mir das Herz nicht<lb/> ſo zerriſſen. Sind ſie vielleicht ſchon hier?<lb/> Waͤr’ es? — Ihr Auge durchflog die glaͤnzende<lb/> Geſellſchaft, und weilte auf einer regierenden<lb/> Herrin, die ihrem Pflegevater zunaͤchſt ſaß. Da<lb/> beugte ſich Undine nach der Thuͤr zuruͤck, ihre<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0123]
Wieder gruͤnen wohl die Buchen,
Wieder kommt der Sonne Licht,
Aber, Mutter, laß’ Dein Suchen,
Wieder kommt Dein Liebes nicht.
Und wenn Abendluͤfte faͤcheln,
Vater heim zum Heerde kehrt,
Regt ſich’s faſt in ihm, wie Laͤcheln
Dran doch gleich die Thraͤne zehrt.
Vater weiß, in ſeinen Zimmern
Findet er die Todesruh,
Hoͤrt nur bleicher Mutter Wimmern,
Und kein Kindlein lacht ihm zu.
O, um Gott, Undine, wo ſind meine Aeltern?
rief die weinende Bertalda. Du weißt es ge-
wiß, Du haſt es erfahren, Du wunderſame
Frau, denn ſonſt haͤtteſt Du mir das Herz nicht
ſo zerriſſen. Sind ſie vielleicht ſchon hier?
Waͤr’ es? — Ihr Auge durchflog die glaͤnzende
Geſellſchaft, und weilte auf einer regierenden
Herrin, die ihrem Pflegevater zunaͤchſt ſaß. Da
beugte ſich Undine nach der Thuͤr zuruͤck, ihre
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