Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.die bei den trüben Worten, wie Schreckenserinnerungen, über sein bleiches Gesicht hinfuhren, und mehr als alles, die Hindeutung auf schamloses Entweihen zarter, geheiligter Unschuld, sprach mit unwiderstehlicher Gewalt zu dem Herzen des Marquis. Das Entsetzen, die Angst, gaben ihm augenblicklich Kraft und Entschluß. Es galt die Ehre seines Hauses, er konnte nicht zögern. So wollte er sich denn aufraffen und seine Töchter retten, die er nicht kannte, an die er seit siebzehn Jahren zum erstenmal in einem einzigen, alles beherrschenden, Gefühle dachte. Er zitterte vor Ungeduld, war ganz Feuer, Muth und That, plötzlich allen bänglichen Rücksichten vorübergeflogen. Er selbst verstand sich nicht, und glaubte, eine unsichtbare Gewalt handle durch ihn, um so mehr, da er sein Vorhaben durch des Köhlers Bereitwilligkeit, dessen Zuhausesein in der jetzigen Welt, seinen wackeren Sinn und thätigen Eifer, unerwartet erleichtert sah. Das Kloster war nicht über funfzehn Stunden vom Schlosse entfernt. Der Köhler ließ sich sogleich willig finden, den Marquis dorthin zu begleiten, der niemand die Sorge für seine Kinder anvertrauen wollte, je furchtbarer der wildeste Aufruhr grade in diesem Zeitpunkte durch ganz Frankreich raste. Vorzüglich erzitterten die südlichen die bei den trüben Worten, wie Schreckenserinnerungen, über sein bleiches Gesicht hinfuhren, und mehr als alles, die Hindeutung auf schamloses Entweihen zarter, geheiligter Unschuld, sprach mit unwiderstehlicher Gewalt zu dem Herzen des Marquis. Das Entsetzen, die Angst, gaben ihm augenblicklich Kraft und Entschluß. Es galt die Ehre seines Hauses, er konnte nicht zögern. So wollte er sich denn aufraffen und seine Töchter retten, die er nicht kannte, an die er seit siebzehn Jahren zum erstenmal in einem einzigen, alles beherrschenden, Gefühle dachte. Er zitterte vor Ungeduld, war ganz Feuer, Muth und That, plötzlich allen bänglichen Rücksichten vorübergeflogen. Er selbst verstand sich nicht, und glaubte, eine unsichtbare Gewalt handle durch ihn, um so mehr, da er sein Vorhaben durch des Köhlers Bereitwilligkeit, dessen Zuhausesein in der jetzigen Welt, seinen wackeren Sinn und thätigen Eifer, unerwartet erleichtert sah. Das Kloster war nicht über funfzehn Stunden vom Schlosse entfernt. Der Köhler ließ sich sogleich willig finden, den Marquis dorthin zu begleiten, der niemand die Sorge für seine Kinder anvertrauen wollte, je furchtbarer der wildeste Aufruhr grade in diesem Zeitpunkte durch ganz Frankreich raste. Vorzüglich erzitterten die südlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="24"/> die bei den trüben Worten, wie Schreckenserinnerungen, über sein bleiches Gesicht hinfuhren, und mehr als alles, die Hindeutung auf schamloses Entweihen zarter, geheiligter Unschuld, sprach mit unwiderstehlicher Gewalt zu dem Herzen des Marquis. Das Entsetzen, die Angst, gaben ihm augenblicklich Kraft und Entschluß. Es galt die Ehre seines Hauses, er konnte nicht zögern. So wollte er sich denn aufraffen und seine Töchter retten, die er nicht kannte, an die er seit siebzehn Jahren zum erstenmal in einem einzigen, alles beherrschenden, Gefühle dachte. Er zitterte vor Ungeduld, war ganz Feuer, Muth und That, plötzlich allen bänglichen Rücksichten vorübergeflogen. Er selbst verstand sich nicht, und glaubte, eine unsichtbare Gewalt handle durch ihn, um so mehr, da er sein Vorhaben durch des Köhlers Bereitwilligkeit, dessen Zuhausesein in der jetzigen Welt, seinen wackeren Sinn und thätigen Eifer, unerwartet erleichtert sah.</p> <p>Das Kloster war nicht über funfzehn Stunden vom Schlosse entfernt. Der Köhler ließ sich sogleich willig finden, den Marquis dorthin zu begleiten, der niemand die Sorge für seine Kinder anvertrauen wollte, je furchtbarer der wildeste Aufruhr grade in diesem Zeitpunkte durch ganz Frankreich raste. Vorzüglich erzitterten die südlichen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0031]
die bei den trüben Worten, wie Schreckenserinnerungen, über sein bleiches Gesicht hinfuhren, und mehr als alles, die Hindeutung auf schamloses Entweihen zarter, geheiligter Unschuld, sprach mit unwiderstehlicher Gewalt zu dem Herzen des Marquis. Das Entsetzen, die Angst, gaben ihm augenblicklich Kraft und Entschluß. Es galt die Ehre seines Hauses, er konnte nicht zögern. So wollte er sich denn aufraffen und seine Töchter retten, die er nicht kannte, an die er seit siebzehn Jahren zum erstenmal in einem einzigen, alles beherrschenden, Gefühle dachte. Er zitterte vor Ungeduld, war ganz Feuer, Muth und That, plötzlich allen bänglichen Rücksichten vorübergeflogen. Er selbst verstand sich nicht, und glaubte, eine unsichtbare Gewalt handle durch ihn, um so mehr, da er sein Vorhaben durch des Köhlers Bereitwilligkeit, dessen Zuhausesein in der jetzigen Welt, seinen wackeren Sinn und thätigen Eifer, unerwartet erleichtert sah.
Das Kloster war nicht über funfzehn Stunden vom Schlosse entfernt. Der Köhler ließ sich sogleich willig finden, den Marquis dorthin zu begleiten, der niemand die Sorge für seine Kinder anvertrauen wollte, je furchtbarer der wildeste Aufruhr grade in diesem Zeitpunkte durch ganz Frankreich raste. Vorzüglich erzitterten die südlichen
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/31>, abgerufen am 16.02.2025. |